Was erwarten Handel und Verarbeiter von den Nutztierhaltern? #Expertise2018

Fiona Hofmann (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf) stellte im Rahmen der „Expertise 2018“ die Ergebnisse Ihrer Befragungen von Verantwortlichen in Verarbeitungs- und Schlachtbetrieben sowie im Lebensmittel-Einzel- und Lebensmittel–Großhandel vor.

Gefragt hatte sie nach der Bedeutung des Tierwohls in den diversen Produktionsstufen (Diagramm rechts): Ferkelerzeugung (Abferkelbucht, Kastenstand), Aufzucht (Kastration, Schwanzkupieren, Hornanlagen), Mast (Platzangebot, Beschäftigung), Transport (Entfernung, Wartezeit), Schlachtung (Zutrieb, Betäubung) und nach den Verantwortlichkeiten der verschiedenen Akteure für eine artgerechte Tierhaltung (Diagramm oben).

Beim Thema Tierwohl fällt auf, dass die Befragten bei der Schlachtung die höchste (Eigen-) Verantwortlichkeit sehen. Für eine artgerechte Haltung ist natürlich der Landwirt an erster Stelle verantwortlich. Direkt gefolgt vom Endverbraucher!

Als beispielhafte Aussagen zur Tierhaltung (Diagramm oben) nannte Fiona Hofmann:

– Der Landwirt hat die längste  aktive Einwirkung aufs Tier.
– Der LEH beeinflusst über die Preise die Kaufentscheidung.
– Der Endverbraucher entscheidet zwar schlussendlich über seinen Konsum, hat aber zu geringes Wissen über die Produktion von Lebensmitteln.
– Dem Tierarzt kommt die Rolle des Kontrolleurs und Beraters zu.
– Und der Verarbeitungsbetrieb ist nur ein schwaches Zwischenglied.

Zum Komplex „Hygiene“ waren den Befragten sehr wichtig und wichtig:

– Vermeidung von Arzneimittelrückständen im Fleisch (81%)
– Antibiotikaminimierung (74%) und
– strenge Futtermittelkontrollen (61%).

Bei der „Prophylaxe“ waren ihnen sehr wichtig und wichtig:

– Hygienemanagement (83%)
– Antibiotikaminimierung (74%)
– Vermeidung nicht-Kurativer Eingriffe (59%)
– Impfmanagement (48%)

Immer wieder sind es Arzneimittel und hier speziell Antibiotika, deren Einsatz kritisch gesehen wird. Auch bei den Unternehmenszielen im Bereich Tiergesundheit, wurde dies deutlich. Von 50 Befragten nannten 33 die Verhinderung von Fremdkörpern im Fleisch (z. B. Impfkanülen), 27 fordern stärkere Prophylaxe, 23 weniger medikamentöse Therapien und 10 auch weniger Metaphylaxe. Dann aber auch 6 die Verwendung von Medikamenten mit kurzer Wartezeit, was – im Rahmen der Diskussion um Reserveantibiotika – in Zukunft durchaus schwierig werden könnte.

Bei der Frage nach den Zukunftstrends der Tierproduktion stehen Regionalität (42), schonende Schlachtmethoden (32), höherer Bio-Anteil im Angebot (27) und die lückenlose Rück-verfolgbarkeit (27) ganz oben. Aber auch hier wünschen sich fast die Hälfte (25) der Befragten einen weitest gehenden Verzicht auf Medikamente (Diagramm links).

Zusätzlich zur Online-Befragung führte Frau Hofmann noch vier Experteninterviews, mit zwei Verantwortlichen aus der Fleischverarbeitung und je einem aus einem Schlachtbetrieb und einem unabhängigen Verein der Ernährungswirtschaft.

Diese Experten sehen den größten Handlungsbedarf in der Fleischproduktion in einer besseren Ausbildung (in der Landwirtschaft und Schlachtbetrieben) sowie in der Steigerung des Qualitätsbewusstseins. Chancen zur Reduktion des Arzneimitteleinsatzes liegen für sie in der Anpassung der Tierhaltung, bei Impfungen als Krankheits-Prophylaxe, statt Metaphylaxe und auch hier spielen wieder Rückverfolgbarkeit und öffentliche Kommunikation eine zentrale Rolle.

Fiona Hofmann HSWT

Zusammenfassen ließen sich die zukünftigen Anforderungen an die Landwirtschaft in fünf Punkten:

Verbesserung des Hygienemanagements,
Antibiotikaminimierung,
Reduktion von Medikamentenrückständen,
Vermeidung nicht-kurativer Eingriffe am Tier,
Rückverfolgbarkeit auf allen Ebenen.

Hintergrund „Expertise 2018“:

Auf Einladung der MSD Tiergesundheit hatten 600 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Ende Oktober über zwei Tage Gelegenheit aus Vorträgen von 38 Referenten aus dem In- und Ausland zu wählen. Drei Themenblöcke (Rind, Schwein, allgemeine Themen) wurden parallel angeboten. Eine Podiumsdiskussion, eine Posterausstellung mit 20 wissenschaftliche MSD AH Veröffentlichungen aus den letzten beiden Jahren (originalveröffentlicht auf den internationalen Rinder- und Schweinekongressen) sowie eine kleine Industrieausstellung der MSD Tiergesundheit mit Beteiligung von Henke Sass Wolf, dem Hersteller von IDAL und der MSD Geflügelvakzinatoren, rundeten die Veranstaltung ab.

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