Von Dr. Sebastian Hoppe, VBZL Haus Riswick, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Leistungsfähige Milchkühe mit gutem Durchhaltevermögen, guter Fruchtbarkeit und Gesundheit und daraus resultierend hohen Lebenstagleistungen sind die Grundlage einer wirtschaftlichen Milchproduktion. Unbestritten aus heutiger Sicht ist, dass der Grundstein hierfür bereits beim Kalb gelegt wird. Aus aktuellen Kälberaufzuchtversuchen im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick können einige wichtige Konsequenzen für die Praxis abgeleitet werden.
Optimierung der Tränkeintensität
Häufig wird anstelle von Vollmilch eine Milchaustauscher-Tränke (MAT) in der Kälberaufzucht verwendet. Vor dem Hintergrund des auf die Verdauung von Vollmilch ausgerichteten Enzymsystems der Kälber geht die derzeitige Empfehlung hin zum Einsatz von hochwertigen MAT mit etwa 40 % Magermilchpulver-Anteil. Versuche mit Aufzuchtkälbern ab der 2. Lebenswoche in Gruppenhaltung am Tränkeautomaten haben gezeigt, dass eine Anhebung der Tränkekonzentration von 125 g MAT/l Wasser auf 160 g MAT/l Wasser zu einer Steigerung der täglichen Zunahmen um ca. 100 g je Tier führt. Über die 5-wöchige Haupttränkephase (6 Liter Tränke täglich) hinaus war eine bessere Entwicklung der Kälber zu beobachten. Noch deutlicher waren die Effekte einer höheren Tränkemenge von 10 Litern täglich im Vergleich zu 6 Litern, jeweils mit der Konzentration von 160 g MAT/l Wasser. Am Tränkeautomaten konnten hierdurch bei Kälbern von Beginn der 2. Lebenswoche an über 5 Wochen bis zum Beginn des Abtränkens die täglichen Zunahmen um 200 g auf etwa 750 g verbessert werden. Es bleibt also festzustellen, dass eine gesteigerte Versorgung mit MAT zu höheren tierischen Leistungen führt. Von besonderer Bedeutung ist dieser Aspekt immer dann, wenn die Kälber erhöhten Belastungen ausgesetzt sind, wie z.B. einer Umstallung in die Gruppe, einem Wechsel des Tränkesystems oder auch durch das Enthornen. Einige Richtwerte zur Energieversorgung von Aufzuchtkälbern für verschiedene Zunahmeniveaus sind in Tabelle 1 dargestellt.
Beifütterung und Kontrolle des Absetzzeitpunkts
Neben einer optimalen Entwicklung durch passende Tränkeversorgung ist es Ziel der Kälberaufzucht in den ersten Lebenswochen, bei dem Jungtier den Übergang vom Monogastrier zum Wiederkäuer optimal zu fördern. Grundsätzlich muss den Kälbern ab dem 8. Lebenstag nach den Vorgaben der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung Grobfutter oder sonstiges rohfaserreiches, strukturwirksames Futter angeboten werden. Je nach Verfügbarkeit bieten sich im Betrieb verschiedene Futtermittel an. Aufgrund der geringen Futteraufnahmen in den ersten Lebenswochen und der Anfälligkeit für Nacherwärmung sollte mit der Fütterung hygienisch einwandfreier Silagen (Gras und Mais) erst in der zweiten Hälfte der Tränkephase begonnen werden.
Im Versuchsbetrieb Haus Riswick wurden verschiedene Fragestellungen zur Beifütterung der Kälber bearbeitet. In früheren Versuchen erfolgte die Beifütterung in der Regel über Kuhmischrationen, die auf etwa 25 kg Milch ausgelegt waren. Gegenüber dieser Kontrolle wurden wiederholt Trockenmischrationen aus Stroh und pelletiertem Kälberkraftfutter getestet, die nach Volumen im Verhältnis 1:1 gemischt waren. In diesen Mischungen liegt nach Gewicht der Schwerpunkt auf dem Kraftfutter. Die Trockenmischration wurde von jungen Kälbern früher akzeptiert und in höheren Tagesmengen aufgenommen. Bis zum 70. Versuchstag lagen die Trockenmasseaufnahmen aus Trockenmischration um 3 kg je Tier und Tag und damit etwa 0,5 kg höher als bei den mit Kuhration gefütterten Kälbern (Abb. oben).
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