Welche Wünsche hat die Bevölkerung an Milchrindhalter?

Foto © Thomas Züchner

Anlässlich des 31. Milchrindtages der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern stellte Dr. Gesa Busch (Universität Göttingen) die Ergebnisse Ihrer aktuellen Repräsentativ-Befragung zu Verbraucher-Erwartungen an die Milchviehhaltung in Deutschland vor. Die wichtigsten Ergebnisse seien hier vorgestellt.

Nur 21,8 % der Befragten halten die Nutztierhaltung insgesamt für akzeptabel, 64,2 % glauben den deutschen Schweinen ginge es schlecht und 31,9 % denken, dies gelte ebenso für Milchkühe. Auch wenn viele angeben eigentlich keine Vorstellung von den Haltungsbedingungen zu haben, schätzen sie Kühe doch, weil sie Nahrungsmittel produzieren. Aber dass Kühe „dauerschwanger“ und überzüchtet sind, nur im Stall gehalten werden, dort auch noch zu wenig Platz haben und Kühe und Kälber früh getrennt werden, tauchte in den Antworten häufig auf.

Wichtige Themen der Milchbranche aus gesellschaftlicher Sicht, so Gesa Busch, seien:
Haltungssysteme, Kuh-/Kalb-Trennung, Umgang mit männlichen Kälbern, Zucht, Tiergesundheit und Medikamenteneinsatz sowie schmerzhafte Eingriffe (Enthornung) und Klimaauswirkungen der Milchviehhaltung.

Bei der Bewertung unterschiedlicher Haltungssysteme schnitt die reine Stallhaltung am schlechtesten und der Stall mit Weidegang am besten ab (und zwar für Kühe ebenso wie für Masthähnchen und Schweine). 27% der Befragten denken, dass Kälber in den meisten konventionellen Betrieben früh von der Kuh getrennt werden; 18,4% geben an, dazu keine Informationen zu haben. Nach dem Hinweis auf die Möglichkeit einer ammengebundenen Aufzucht, sprechen sich 43,4 % für diese Alternative aus – und 30,8 % dagegen.

Immerhin 58,4 % der Befragten haben schon mal gehört, dass männliche Kälber aus der Milchviehhaltung nicht gut für die Mast geeignet seien. Als Lösungsvorschläge wurden präsentiert: Spermasexing, Mast auf dem Herkunftsbetrieb bis 100 kg, Zweinutzungsrassen und eine verlängerte Zwischenkalbezeit. Die Mast wurde hier deutlich besser bewertet als das Spermasexing, die Zweinutzungsrasse dagegen nicht! Ebenso positiv wie Mast schnitt dagegen die längere Zwischenkalbezeit ab.

Auch sollten die Befragten den idealen Betrieb beschreiben und hierzu die Bedeutung von 12 Parametern bewerten. Sehr wichtig/eher wichtig finden hier 93,7% Tierschutz, 84,1% Umweltschutz und 78,0 % Klimaschutz. Könnten die Verbraucher selbst etwas an der Haltung von Milchkühen verbessern, würden 29,4 % den Weidegang an die erste und 22,2% an die zweite Stelle setzen.

Der „ideale Betrieb“ schließlich vereint für 2/3 der Befragten folgende Merkmale auf sich: er produziert traditionell in vielfältigen Betriebszweigen und verarbeitet und vermarktet seine Produkte auch noch selbst.

Auch wenn letzteres stark an „Bullerbü“ (und weniger an das tatsächliche Einkaufsverhalten) erinnert und an einigen Stellen eher nebulöse Vorstellungen zur Milchviehhaltung vorherrschen, zeigt die Befragung, dass „Natur“ (Weidegang) und „Emotion“ (Kuh/Kalb-Trennung) eindeutig affektiv besetzt sind. Sogar wenn man den Probanden erklärte, dass Kuh und Kalb aus gesundheitlichen Gründen getrennt werden, sprachen sie sich mehrheitlich trotzdem gegen diese Praxis aus; Haustierbesitzer waren hier tendenziell am kritischsten.

Für diese, wie für viele andere, Befragung gilt: das sind die Kunden, auf die sich Nutztierhalter einstellen müssen. Ihre laienhaften Vorstellungen lassen sich vielleicht n manchen Stellen korrigieren, ihre Emotionen aber eher nicht verändern.

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