Biosicherheit in der Schweinehaltung #Bioland Schweinefachtagung 2022

Biosicherheit ist, wie jeder weiß, essentiell in der Schweinehaltung. Und doch schleichen sich in der alltäglichen Arbeit immer wieder Fehler ein und deswegen ist es wichtig immer wieder mögliche Schwachstellen zu benennen. Dies tat Dr. Hendrik Nienhoff, Leiter des Schweinegesundheitsdienstes Niedersachsen, auf vorbildliche Weise anlässlich der diesjährigen Schweinefachtagung.

Wie Krankheitserreger in den Bestand kommen können, ist hinlänglich bekannt: durch Menschen, Tiere und einfach über die Luft. Die Details jedoch sind schon (be-)merkenswert! Bei Übertragungsversuchen in den USA überbrückten das Atemwegsbakterium M. hyo und das PRRS-Virus sage und schreibe 9 km Luftweg. Bei Influenza kann es sogar noch mehr sein. Im Ebersperma können sich Brucellose, Schweinepest, Parvo, PRRS und Aujetzky halten; dazu noch Chlamydien, Coli, Circo und Leptospirose.

Mäuse haben meist nur ein Revier von wenigen Quadratmetern, den Rest machen sie durch ihre Zahl wett. Ratten bewegen sich in einem Radius von ca. 800 m – wenn das Futterangebot ausreicht – können jedoch bei der Futtersuche auch 1,5 km zurücklegen. Fliegen schaffen sogar 3 km und werden nur von mangelhaft gereinigten Transportfahrzeugen übertroffen.

Und natürlich bringt der Mensch ganz leicht Erreger mit: in Kleidung und Haaren, an den Händen oder auch in den Atemwegen. Deswegen sind Einduschen und Kleidungswechsel so wichtig – auch für Betriebsleiter. Und erst recht für Handwerker, die nur das notwendige Werkzeug mit in den Stall nehmen sollten und nicht ihr Essen oder Handy.

Gelangen aber Erreger in den Stall, halten sie sich dort unterschiedlich lange: HPS (die „Transportkrankheit“) nur wenige Stunden, Influenza-Viren schon 24-28 Stunden, APP in organischem Material ein paar Tage, M. hyo eine ganze Woche und PRRS 11 Tage in Wasser und 3 Wochen in organischem Material.

Zwei Punkte hob Nienhoff in seinem Vortrag besonders hervor: 1) die Jungsauen-Eingliederung und das 2) Versetzen von Ferkeln.

1) Mindestanforderungen an den Eingliederungsstall:
– mindestens separates Stallabteil, besser separates Gebäude
– separater Zugang von außen
– getrennte Entlüftung und Entmistung
– separate Overalls, Stiefel und Geräte
– Platzbedarf je Tier min. 1,5qm/Tier
– nur 5-6 Tier pro Bucht, bei Stroheinstreu mehr
– Extrabucht für Kontaktiere, Jungeber
– eine Tränke für je 5 Tiere
– ausreichende Beleuchtung

Die Jungsauen-Eingliederung sollte dann in vier Phasen erfolgen:

14 Tage Isolierung mit baldigen Impfungen, Gewöhnung an den Menschen und Notieren der ersten Rausche.

14 Tage Adaption mit Zustallung von Läufern im Verhältnis 3:1 bis 5:1 und Wiederholungsimpfungen

14 Tage Erholung und ab dem 40 Tag Wechsel ins Deckzentrum

14 Tage Eingliederung mit Rauschekontrolle und Dokumentation. Ab der 8. Woche ist dann eine Belegung möglich.

2) Das Versetzen von Ferkeln kann Sinn machen, sollte aber so wenig wie möglich praktiziert werden. Wenn, dann möglichst innerhalb eines Abteils und innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach den Geburten. Verschiedene Altersgruppen sollten nicht gemischt werden und alle Tiere farbige Ohrmarken bekommen. Risikotiere gehörten nach Nienhoff gleich in kleine Abteilungen.

Besonders Augenmerk schließlich verdienen immer auch Verladerampe, LKW und Kadaverlager!

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