Durchfall bei älteren Kälbern – oft sind Kokzidien schuld

Von Dr. Ingrid Lorenz, Tiergesundheitsdienst Bayern e.V.

Kokzidien sind praktisch allen Rinderbetrieben zu finden und können schwere, teils blutige Durchfälle bei Kälbern verursachen. Oft tritt die Erkrankung einige Wochen nach der Umstallung in eine Gruppe auf. Aber auch auf der Weide können sie zum Problem werden. Verluste entstehen nicht nur durch die sichtbare Erkrankung, sondern auch durch Leistungseinbrüche und Kümmern.

Was sind Kokzidien und wie machen sie krank?
Kokzidien sind einzellige Darmparasiten der Gattung Eimeria, die in vielen Unterarten vorkommen. Nicht alle Unterarten verursachen Erkrankungen. In Deutschland gibt es nach momentanem Wissensstand zwei Arten (Eimeria bovis und Eimeria zuernii) die bei Stallhaltung Probleme machen und eine Art (Eimeria alabamensis), die auf der Weide zu Durchfall führt. In der Regel infizieren sich die Kälber, nachdem sie in Gruppen umgestellt wurden, da hier die Gefahr einer Kontamination der Umgebung (v. a. Einstreu) mit der infektiösen Form der Kokzidien (Oozysten) wesentlich größer ist als in der Einzelbox. Kokzidien machen in Darmzellen des Wirtstieres eine recht komplexe Vermehrung in mehreren Phasen durch. Erst die späteren Entwicklungsstadien führen bei starkem Befall zu so schweren Schäden an der Darmschleimhaut, dass Durchfall auftritt. Die Erkrankung kann daher, je nach Kokzidienart, bis zu drei Wochen nach der Infektion auftreten. In dieser Phase scheiden die Tiere hohe Zahlen an Erregern aus, wodurch es wiederum zu einer Kontamination der Stallungen kommt.

Die Schwere der Erkrankung ist abhängig von der Zahl der aufgenommenen Erreger und der Abwehrkraft des Kalbes. Bei leichtem Verlauf setzen die Tiere wässrigen oder dünnbreiigen Kot ab, erholen sich aber nach kurzer Zeit wieder. Bei schwereren Erkrankungen kommt es zu länger anhaltendem oft wässrigem Durchfall mit deutlicher Blutbeimengung. Unter Umständen wird nur noch rötliches Wasser angesetzt. Zudem kann es durch schwere Darmschäden zur Beimengung von Schleimhautfetzen oder Entzündungsprodukten kommen. Auch häufiges Pressen auf Kot mit teilweisem Vorfall der Enddarmschleimhaut ist möglich. Derartig erkrankte Kälber verweigern in der Regel die Futteraufnahme und bauen sehr schnell Kondition ab. Schlimmstenfalls können sie an Auszehrung sterben, bzw. müssen eingeschläfert werden. Selbst wenn sich der Kot nach einiger Zeit wieder normalisiert und die Futteraufnahme wieder zunimmt, bleiben schwer erkrankte Kälber oft Kümmerer. Es ist auch möglich, dass Kälber sich infizieren, ohne dass Durchfall auftritt. Aber auch bei diesen Kälbern kann die Infektion sich negativ auf die Gewichtszunahmen auswirken. Kälber, die sich mit oder ohne Erkrankung mit dem Erreger auseinandergesetzt haben, entwickeln eine Immunität.

Wie kann man eine Kokzidiose diagnostizieren?
Die Arten, die in Stallhaltung Kokzidiose auslösen, haben einen Entwicklungszyklus von etwa drei Wochen, das heißt, erste Durchfälle treten drei Wochen nach der Infektion auf. Daher kann durch die Umstände des Auftretens der Erkrankung eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. In der Regel erkranken die ersten Kälber etwa drei Wochen nach Umstallung in eine Gruppe im Milchviehbetrieb, bzw. drei Wochen nach Einstallung im Mastbetrieb. In dieser Altersgruppe gibt es nur wenige andere Gründe für gruppenweises Auftreten von Durchfall. Die Diagnose kann durch die Untersuchung von Kotproben von mehreren Tieren gesichert werden. Eine negative Einzeltieruntersuchung ist nicht aussagekräftig, da die Parasiten nicht in allen Stadien der Erkrankung ausgeschieden werden. Eine Bestimmung der Kokzidienart ist sinnvoll, um festzustellen, ob es sich um eine krankmachende Art handelt. Ist dies nicht möglich, müssen die Laborbefunde in Zusammenhang mit den klinischen Erscheinungen und der Situation im Bestand interpretiert werden.

Wie kann man kranke Kälber behandeln?
Allen gegen Kokzidien wirksamen Medikamenten ist gemeinsam, dass sie auf frühe Entwicklungsstadien wirken, das heißt, sie müssen zu einem Zeitpunkt eingesetzt werden, zu dem die Tiere noch keinen Durchfall zeigen. Daher sind diese Präparate nur zur prophylaktischen oder metaphylaktischen Anwendung sinnvoll. Zur Behandlung erkrankter Kälber stehen daher nur unterstützende Maßnahmen, wie die Gabe von Schmerzmitteln oder Flüssigkeit und Elektrolyte, zur Verfügung.

Was kann vorbeugend getan werden?


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