An der Hochschule Osnabrück wurde ein Projekt zu Lichtsteuerung im Geflügelstall und digitalen Systemen zur Erfassung von Verhaltensabweichungen gestartet. Die Geflügel-Spezialistin Louisa Reimers referierte dazu anlässlich der EuroTier 2022. Dass Licht das Verhalten von Vögeln beeinflusst ist bekannt, insbesondere flackernde Beleuchtung und unpassende Farbspektren können zu Verhaltensstörungen führen (ausführlich hier).
Im Versuchsstall der Osnabrücker Hochschule wurden für den aktuellen Versuch Braune Legehennen sechs verschiedener Genetiken eingestallt und ihre Ställe mit Deckenkameras und LED-Prototypen mit UV-Chips ausgestattet. Die Hennen der Versuchsgruppe wurden einem Lichtspektrum mit „tageslicht-ähnlichem“ UV-Anteil ausgesetzt und der Stall einer Kontrollgruppe „konventionell warmweiß“ beleuchtet. Eine Gefiederbonitur erfolgte dann sowohl kamerabasiert als auch manuell.
Federpicken erwies sich im Versuch als indirekt messbar. Das digitale System ermöglicht große Stichproben, objektive Bewertung der Herde und eine kontinuierliche 24-Stunden-Datenerfassung. Verdeckte Körperregionen können allerdings nicht automatisch erfasst werden, tiefere Gefiederschäden erkennt eine Kamera nicht. Erst wenn man das Rückengefieder manuell zurückstreicht, wird dort fehlendes Gefieder sichtbar. Auch kleinere Schäden an einzelnen Federn sind automatisch schwer zu erkennen. Grundsätzlich sei die Erfassung von Gefiederverlust per Kamera möglich, der Grad der Abweichung aber noch nicht mathematisch sicher zu ermitteln, führte Louisa Reimers aus. Es bestünde weiterer Forschungsbedarf, um über automatische Lichtmodifikation zukünftig Verhalten steuern zu können.
Jedenfalls zeigten die Hennen unter tageslicht-ähnlichem Lichtspektrum einen besseren Gefiederzustand als die Kontrollgruppe und im Trend auch eine etwas höhere Legeleistung.