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Schafzüchterverband sieht Bewegung der Politik beim Wolf

Die Vereinigung der Deutschen Landesschafzuchtverbände (VDL) erkennt ernstzunehmende Bewegungen in der deutschen Politik beim Umgang mit dem Problem der Wolfs-Rückkehr.

Im November 2017 hatte die Umweltministerkonferenz der Länder erstmals nicht nur Schiebebeschlüsse bis zur nächsten Konferenz, sondern konkrete Forderungen beschlossen. So wurde zum Beispiel der Bund aufgefordert, zusätzliche finanzielle Mittel bereitzustellen, „mit denen eine zweckgebundene Beteiligung des Bundes an den Kosten für Maßnahmen der Schadensprävention beim Wolf abgesichert werden kann.“ Außerdem solle der Bund die Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK) für Maßnahmen des Wolfsmanagements öffnen. Wichtig sei, so die VDL, auch die Forderung nach einem bundesweit einheitlichen Vorgehen beim Umgang mit auffälligen Wölfen sowie die jährliche Einschätzung des Erhaltungszustandes der Wölfe in Deutschland.

„Die Anträge verschiedener Fraktionen und die Debatte im Bundestag in der letzten Woche zeigen, dass die Probleme der Schafhalter endlich auch auf Bundesebene angekommen sind,“ so der VDL-Vorsitzende, Jürgen Lückhoff. Allerdings hätten die Weidetierhalter es lieber gesehen, wenn die weiteren Beratungen dem Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft federführend zugewiesen worden wären, da hier die Interessen der vom Wolf bedrohten Weidetierhaltung und damit der Landwirtschaft in Deutschland vertreten werden müssen. Lückhoff: „Vom Umweltausschuss erwarte ich da eher eine unzureichende Berücksichtigung unserer Probleme, insbesondere vom Bundesumweltministerium, das nach meinem Eindruck immer noch stark die Position der SPD prägt.“

Hoffnungen machen auch die ersten Verlautbarungen zum Entwurf der Koalitionsvereinbarung auf Bundesebene. Die VDL hatte sich, wie zuvor schon an die Jamaika-Runde, an die Vertreter der möglichen GroKo gewandt und eine Aufnahme der Problematik in die Koalitionsvereinbarung gefordert, da nur so eine echte Chance bestehe, dass in den nächsten vier Jahren eine Entschärfung der Bedrohung der Schafhaltung durch den Wolf in Angriff genommen wird.

VDL-Vorsitzender Jürgen Lückhoff: „Die Schafhaltung in Deutschland ist von der Ausbreitung des Wolfes in so starkem Maße betroffen, dass etliche Betriebe an Aufgabe denken. Die flächendeckende Ausbreitung und das rasante Wachstum der Wolfspopulation mit 30 Prozent jährlich stellt die Weidetierhaltung von Schafen und Ziegen, aber auch von Rindern, Pferden und Gehegewild im Grundsatz in Frage. Die wirtschaftliche Situation der deutschen Schafthaltung ist mehr als angespannt. Sie verliert ihre Perspektive vollständig, wenn das Management rund um den Wolf nicht umgehend verbessert wird.“

Quelle: Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände e.V.

ISN lädt zur Mitgliederversammlung am 19. Februar nach Osnabrück „Preisfindung am Schweinemarkt: gestern – heute – morgen“

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In der nun 30-jährigen Geschichte der ISN – Interessengemeinschaft der Schweinehalter e.V. stand und steht der Schweinemarkt immer zentral im Vordergrund aller Aktivitäten. Was liegt also näher, als die Mitgliederversammlung zum runden Geburtstag dem Schweinemarkt und der Preisbildung zu widmen?

Die ISN lädt alle Mitglieder und alle Interessierten herzlich ein zur diesjährigen Mitgliederversammlung am Montag, 19.02.2018 um 14 Uhr in der OsnabrückHalle in Osnabrück.

Hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis – und nicht die Kosten! Diese marktwirtschaftliche Grundregel war und ist nach wie vor gültig. Nicht umsonst sprechen wir vom Schweinezyklus. Doch in 30 Jahren hat sich auch viel verändert.

Funktioniert der Schweinemarkt heute noch wie früher? Wie bildet sich morgen der Schweinepreis im Angesicht der hohen Komplexität in Produktion und Vermarktung? Wie werden Tierwohl- und andere Anforderungen zukünftig über den Marktzugang entscheiden? Diesen und weiteren Fragen stellen sich Matthias Frieß (Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch), Steen Sönnichsen (Westfleisch), Frans Stortelder (Vion) und Andreas Stärk (ISW) im Rahmen einer Podiumsdiskussion. Moderiert wird die Veranstaltung von Dr. Ludger Schulze Pals (top agrar). Freuen Sie sich auf interessante Fakten und starke Statements.

Bevor es zu der spannenden Podiumsdiskussion kommt, wird der offizielle Teil abgehalten, u.a. mit den Berichten des Vorsitzenden und der Geschäftsführer zu den vielfältigen Tätigkeiten der ISN im vergangenen Jahr und auch in den bevorstehenden Monaten.

Zum geselligen Ausklang der Veranstaltung sind alle Teilnehmer zu einem Imbiss und Meinungsaustausch in zwangloser Atmosphäre eingeladen.

Quelle: ISN

Messe für Milchviehhalter in Haus Düsse

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„Aus der Praxis – für die Praxis“ lautet das Thema der Düsser Milchviehtage der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, die am Mittwoch und Donnerstag, 21. und 22. Februar, im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Düsse stattfinden. Gezeigt werden aktuelle Entwicklungen und neueste Produkte aus den Bereichen Bauen, Melken, Fütterung, Zucht, Haltung, Technik und Management. Die vielseitigen Technikvorführungen in den Düsser Milchviehställen machen dabei einen wesentlichen Bestandteil dieses praxisorientierten Messekonzeptes aus. Die Düsser Milchviehtage sind am Mittwoch von 10 bis 17 Uhr und am Donnerstag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. An beiden Tagen finden durchgehend Vorführungen, praktische Demonstrationen sowie Besichtigungen der Messe- und Technikausstellung statt.

Mehr als 170 Firmen werden auf mehr als 15 000 Quadratmetern ihre Produkte rund um die Milchviehhaltung vorstellen und vieles im praktischen Einsatz zeigen. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen gibt es hier.

Quelle: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Wettbewerbsfähigkeit bleibt zentrales Ziel

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„Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht der einzelne Milchviehhalter und dessen Wettbewerbsfähigkeit. Wenn unsere Milchbauern die nicht erreichen, können sie ihre Höfe nicht weiterbewirtschaften. Das wollen wir möglichst vermeiden.“ Das sind nach Aussage von Jan Heusmann, Vorsitzender des Milchausschusses im Landvolk Niedersachsen, die Beweggründe zur Erarbeitung eines Grundlagenpapieres mit milchpolitischen Zielsetzungen. Die vom Ausschuss erarbeitete Vorlage hat der Vorstand des Landvolkes Niedersachsen auf seiner jüngsten Sitzung verabschiedet. In acht Punkten hat der Milchausschuss des Verbandes Forderungen und Grundsatzpositionen aufgelistet, die er für eine starke Milcherzeugung als unverzichtbar einstuft.

In kurzen Abständen haben die Milchviehhalter heftige Preiskrisen erleben müssen, sagte Heusmann zu den Inhalten des Papiers. Die Aufarbeitung setze jedes Mal  neu an, es bewege sich zu wenig. Das habe den Ausschuss bewogen, einige Rahmenbedingungen und Positionen, die bereits abgestimmt sind, festzuhalten. Nach Einschätzung des Landvolkes haben die Landwirte haben auf den Milchmarkt einen großen Einfluss, und zwar über die genossenschaftlichen Milchverarbeitungsunternehmen. Diese sind in der Hand aktiver Landwirte, aber auch die privaten Unternehmen sind wichtig. Ein Eingreifen des Staates in den Markt oder auch die Lieferbeziehungen ist daher aus Sicht des Verbandes nicht notwendig. Gleichwohl sieht er Verbesserungsmöglichkeiten in der Kommunikation zwischen Milchbauern und Molkereien. „Eine engere Abstimmung kann nicht allein über den Preis erfolgen, die Marktsignale müssen noch frühzeitiger kommuniziert und auch beachtet werden“, sagte dazu Heusmann. Der Milchbauer solle vorab Klarheit darüber erhalten, welchen Preis er für die gelieferte Milch bekommen wird. Daneben gewinne die Absicherung z.B. über die Börse an Bedeutung, dies sei wichtig und primär Aufgabe der Molkereien. Für die Landwirte setze sich das Landvolk weiter für die Optimierung der steuerlichen Tarifglättung ein. Sie soll einen einkommenswirksamen Ausgleich zwischen Hoch- und Tiefpreisphasen herbeizuführen.

Heusmann bezeichnete offene Märkte als „gelebte Selbstverständlichkeit“, dazu passe keine Abschottungspolitik. Nationale und auch regionale Märkte blieben die wichtigsten Abnehmer. Daneben müsse auch die internationale Nachfrage bedient werden, dabei erwarte der Verband die Unterstützung der Politik zur Erschließung neuer Exportziele. Das gesamte Grundlagenpapier für milchpolitische Zielsetzungen steht unter www.landvolk.net.

Quelle: Landvolk Niedersachsen

Neues Online-Portal für mehr Bestäubung: Bienen, Landwirte und Imker profitieren

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Das neue Portal bienenwanderung.de bringt Landwirte und Obstbauern mit Imker aus ganz Deutschland zusammen. Das Ziel ist es, die Bestäubungsleistung der Bienen weiter publik zu machen, vor allem auch unter Landwirten, die dieses Potential für ihre Feldfrüchte oft noch gar nicht umfassend erkannt haben. Der Vernetzungsservice ist kostenlos. Die Möglichkeit, Bienen für eine zusätzliche Bestäubungsleistung einzusetzen, ist in Deutschland noch so gut wie ungenutzt. In anderen großen Agrarländern hingegen werden heute schon mehr Bienenvölker angefordert, als zur Verfügung stehen. Nach aktuellen Forschungsergebnissen sind Ertragssteigerungen von 30 % bei Raps, 75 % bei Buchweizen und bis zu 170 % bei Sonnenblumen möglich.

Zusätzlich bietet die Internetseite Informationen und Wissen rund um die möglichen Bestäubungsleistungen.

Quelle: www.bienenwanderung.de

Buntbarsche: Blasser im Angesicht des Feindes

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Buntbarsch-Männchen, die sich ständig von Fressfeinden bedroht fühlen, wachsen schneller und bleiben länger unauffällig gefärbt. Das zeigt eine Studie von Biologen der Universität Bonn. Die Tiere verringern so ihr Risiko, zur Beute zu werden. Auf dem Höhepunkt ihrer Geschlechtsreife geben die Tiere ihre Tarnung jedoch auf: Auch unter risikoreichen Bedingungen buhlen sie dann in prächtigen Farben um mögliche Sexualpartnerinnen. Der Artikel erscheint in der Zeitschrift „The American Naturalist“.

Der afrikanische Smaragd-Prachtbarsch Pelvicachromis taeniatus trägt seinen Namen zu Recht: Bei den Weibchen signalisiert ein violetter Bauch und ein blaugrün schimmernder Seitenstreifen das Einsetzen der Geschlechtsreife. Die Männchen dagegen machen potenzielle Sexualpartnerinnen mit leuchtenden Orange- und Gelbtönen auf sich aufmerksam.

Die auffällige Färbung (Evolutionsbiologen sprechen auch von „Ornamenten“) hat einen bedeutenden Nachteil: Sie fällt auch potenziellen Fressfeinden ins Auge. Biologen der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Theo C. M. Bakker am Institut für Evolutionsbiologie und Zooökologie der Universität Bonn haben daher untersucht, wie sich die Anwesenheit von Räubern auf das Aussehen der Fische auswirkt.

Dazu zogen sie zwei Gruppen von Smaragd-Prachtbarschen heran und beobachteten sie über einen Zeitraum von zwei Jahren. Bei einer der beiden Gruppen gaben sie regelmäßig einen Extrakt ins Wasser, der aus toten Artgenossen gewonnen worden war. „Wenn Buntbarsche einem Fressfeind zum Opfer fallen, werden dabei Alarmstoffe frei“, erklärt Dr. Denis Meuthen, der inzwischen an die Universität Saskatchewan in Kanada gewechselt ist. „Diese warnen Artgenossen vor der drohenden Gefahr. Auch der von uns verwandte Fisch-Extrakt enthielt derartige Alarmstoffe.“

Körpergröße und Blässe als Lebensversicherung

Ansonsten wurden die Fische unter exakt identischen Bedingungen gehalten. Zu sechs verschiedenen Zeitpunkten fertigten die Forscher nun Fotos von den Barschen an und verglichen diese miteinander. Dabei zeigten sich zwischen beiden Gruppen einige Unterschiede: So wuchsen die Männchen in vermeintlicher Anwesenheit von Fressfeinden schneller. Sie hatten zudem größere Augen, und auch die Stacheln ihrer Rückenflossen waren länger.

„Wir nehmen an, dass die Tiere so ihr Risiko verringern, im Magen eines Fressfeindes zu enden“, erklärt Dr. Timo Thünken diese Beobachtung. „Raubfische können größere Beutetiere mit stacheligen Flossen schwerer erbeuten und haben Probleme, diese zu verschlingen. Zudem helfen große Augen möglicherweise dabei, Räuber schneller zu entdecken.“

Dazu kam eine weitere Entdeckung: Die Männchen waren zu Beginn ihrer Geschlechtsreife deutlich dezenter gefärbt als ihre Geschlechtsgenossen aus den Becken ohne Alarmsignale. Auch das war vermutlich eine Anpassung an die vermeintlich erhöhte Gefahr, gefressen zu werden.

Erstaunlicherweise betrafen die Unterschiede jedoch nur die Männchen. Der Grund dafür mag in der Lebensweise dieser Buntbarsch-Art zu finden sein: Die Weibchen legen ihre Eier in Bruthöhlen ab und pflegen diese intensiv. Die Männchen halten sich dagegen eher außerhalb der Höhlen auf und verteidigen das Revier gegen Rivalen und Eiräuber. „Sie sind daher weitaus exponierter und können einem Feind leichter zum Opfer fallen“, erklärt Thünken.

Die Balz-Färbung setzte bei den Männchen allerdings nur verzögert ein. Nach einem guten Jahr leuchteten die Tiere aus beiden Becken gleich kräftig. „Die Ornamente sind wichtige soziale Signale“, erläutert Meuthen. „So ist eine kräftige Färbung gegenüber dem eigenen Geschlecht ein Zeichen der Dominanz. Gleichzeitig wirkt sie auf paarungsbereite Weibchen besonders attraktiv.“ Anders gesagt: Unscheinbare Männchen leben möglicherweise länger – sie bleiben dafür aber öfter Single.

Die Studie wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt.

Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Vitamin A für Rinder könnte positiver Faktor gegen Kuhmilchallergie sein

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Kleinkinder können eine Kuhmilchallergie entwickeln, die bis zum Erwachsenenalter zwar meist abklingt, aber das Risiko weiterer Allergieerkrankungen erhöht. Die allergische Reaktion kann jedoch bereits durch das gute Zusammenspiel zweier Milchbestandteile verhindert werden. Das zeigte eine in Scientific Reports veröffentlichte Studie des interuniversitären Messerli Forschungsinstitutes der Vetmeduni Wien, der MedUni Wien und der Universität Wien. Verbinden sich das wichtige Milch-Protein Bos d 5, auch beta-Lactoglobulin, und das Vitamin A Stoffwechselprodukt Retinsäure in der Kuhmilch, wird das Immunsystem nicht gegen das Eiweiß aktiv.

Eine echte Milchallergie kommt bei etwa drei bis fünf Prozent der Kinder in Europa, seltener bei Erwachsenen vor. Im Gegensatz zur mit der Erkrankung häufig verwechselten Laktoseintoleranz, bei der durch das fehlende Enzym Laktat lediglich Milchzucker schlecht verdaut wird, reagiert in diesem Fall das Immunsystem selbst mit einem Abwehrmechanismus gegen Milchproteine. Es kommt zur Bildung von speziellen Immunzellen, die Antikörper gegen die Milcheiweiße produzieren und damit eine potentiell viel gefährlichere allergische Reaktion auslösen.

Dass das die Bestandteile der Kuhmilch selbst unterbinden können, zeigte nun eine Untersuchung des interuniversitären Messerli Forschungsinstitutes der Vetmeduni Vienna, der Meduni Wien und der Universität Wien. Der Schlüssel ist, dass sich das für allergische Reaktionen relevante Milchprotein beta-Lactoglobulin die Retinsäure, ein Stoffwechselprodukt von Vitamin A, quasi in die Tasche steckt. Dafür muss allerdings die ausreichende Versorgung der Kühe mit dem Vitamin, etwa durch viel Grünfutter, gewährleistet sein.

Beladung mit Retinsäure verwandelt potentielles Milchallergen in ein Milch-Tolerogen

Erkranken Kleinkinder an einer Allergie gegen Kuhmilch, so bilden sich in ihrem Körper mit Th2-Lymphozyten spezielle Immunzellen, die Antikörper produzieren, die als körpereigene Abwehr gegen Milchproteine gerichtet sind. Eines der wichtigsten dieser sogenannten Milchallergene ist das Eiweiß Bos d 5 oder beta-Laktoglobulin. Dieses gehört zur Proteinfamilie der Lipokaline. „Diese spezielle Eiweißfamilie besitzt molekulare Taschen die kleine Moleküle, wie eben die Retinsäure, die ein Stoffwechselprodukt von Vitamins A ist, aufnehmen können“, erklärt Erstautorin Dr. Karin Hufnagl.

„Unsere Untersuchungen zeigten, dass das „leere“ Milchprotein die Aktivierung von Th2-Lymphozyten unterstützt und damit eine allergische Reaktionskette in Gang setzt“, so Hufnagl. Steckt es sich jedoch die Retinsäure sozusagen in die Tasche, dann reagieren die Immunzellen moderat, ohne allergische Immunreaktion. „Eine adäquate Beladung des Milchproteins könnte damit verhindern, dass sich Kleinkinder oder auch Erwachsene sensibilisieren und eine Milchallergie ausprägen“, resumiert Studienleiterin Erika Jensen-Jarolim.

Keine künstliche Ergänzung: Ansatz sollte die Milchproduktion sein

Milch und vor allem Kuhmilch ist ein für die meisten Menschen zwar prinzipiell essentielles Nahrungsmittel. Für Allergiker stellt sie jedoch ein Risiko dar, da sie neben Mund- oder Schleimhautschwellungen, Durchfälle oder die Verschlechterung einer Neurodermitis verursachen und in seltenen Fällen sogar einen allergischen Schock hervorrufen kann. Außerdem birgt eine Kuhmilchallergie das Risiko auf weitere allergische Erkrankungen, wie ein atopisches Ekzem oder allergisches Asthma „Eine ausreichende Versorgung der Milchproduzenten, sprich der Kühe, mit Vitamin A könnte diesem Effekt, ein harmloses Nahrungsmittel-Protein womöglich in ein Milch-Allergen umzuwandeln, entgegenwirken“, sagt Hufnagl. Fraglich ist jedoch, ob der in der Studie gezeigte positive Effekt von Vitamin A, auch durch Nahrungsmittelzusätze erwirkt werden kann. „Die Künstliche Ergänzung der Nahrung mit Vitaminen erzielt womöglich nicht die gleiche Wirkung wie natürliche Wirkstoffe und hat wahrscheinlich eine inadäquate Beladung des Milch-Allergens zur Folge. Es gilt daher Vitamin A schon bei der Haltung oder Fütterung den Tieren in einem entsprechenden Ausmaß zuzuführen. Das kann etwa durch vermehrte Gabe von Grünfutter erreicht werden. Entsprechende Folgestudien müssen allerdings noch durchgeführt werden“, so die Forscherin.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

Wie geht es weiter mit der Antibiotika-Reduktion?

Seit Beginn des Antibiotika-Monitorings in der Tiermedizin, wurde die Gesamtmenge verkaufter Antibiotika um etwa 50% gesenkt. Ein Erfolg, auf den wir in der Humanmedizin noch warten. Aber: lässt sich der Antibiotika-Einsatz noch weiter senken oder werden die Mengen in Zukunft in etwa gleich bleiben? Dieser Frage geht der neueste Podcast von „Radio Randwirtschaft“ nach und fördert – zumindest für Laien – überraschende Erkenntnisse zutage.

Dr. Michael Schmaußer, Rinderpraktiker aus Freising in Obernbayern, hält eine merkliche Reduktion in der Kälbermast für möglich. Vorausgesetzt, die Tiere würden bereits im Herkunftsbetrieb geimpft und könnten so einen wirksamen Schutz aufbauen, bevor sie mit fremden Artgenossen abtransportiert und als Fresser eingestallt werden. Für diese frühestmögliche Impfung fehle aber heute noch die gesetzliche Grundlage.

Auch beim Milchvieh, dessen Halter noch nicht am Monitoring teilnehmen, sieht der Fachtierarzt für Rinder durchaus Möglichkeiten, neuere Wirkstoffe etwa durch Penicillin zu ersetzen. In seiner Praxis hat er damit bereits Erfolg und auch die Landwirte seien bereit, eine um vier Tage längere Wartezeit in Kauf zu nehmen, wenn z. B. eine Dermatitis digitalis behandelt werden muss.

Das Problem stellt sich dabei an ganz anderer Stelle: die Menge an Penicillin, die für den  regelmäßigen Ersatz nötig wäre, ist am Markt gar nicht verfügbar! Die Notwendigkeit sogenannte „Reserveantibiotika“ einzusetzen, sieht Michael Schmaußer beim Milchvieh nur in Ausnahmefällen, in der Rindermast fehlten allerdings schlicht die Alternativen.

Dr. Maria Gellermann, Projektleiterin bei „aniplus“ und Fachtierärztin für Schweine, sieht sowohl Chancen für eine weitere Reduktion, als auch Faktoren, die dem entgegenwirken. Von differenzierten Impfstrategien bis zum schlichten Rückgang der Bestandszahlen auf der einen und dem vermehrten Bau von Außenklimaställen auf der anderen Seite, weil diese z. B. den Eintrag von Salmonellen und Leptospiren begünstigten.

Den Einsatz von Penicillin beim Schwein, speziell in der Mast, hält die Tierärztin für illusorisch, gelten für den Wirkstoff doch 50 bis 70 Tage Wartezeit. Wie ihr bayerischer Kollege, verweist auch sie auf die mangelhafte Verfügbarkeit verschiedener Wirkstoffe. Die gleichfalls zu den „alten“ Wirkstoffen zählenden Sulfonamid-Trimethoprime würden wiederum unter Umweltgesichtspunkten sehr negativ beurteilt. Ein Verbot von Colistin für die Tiermedizin schließlich, würde in vielen Fällen zwingend zum Einsatz von Fluorchinolonen führen – was aber kaum im Sinne des Erfinders sein dürfte.

Insgesamt plädiert die aniplus-Expertin für den Erhalt einer möglichst breiten Wirkstoff-Palette und auch deren flächendeckende Verfügbarkeit. Vor allem aber müssten Zielkonflikte zwischen Tierwohl, Umweltschutz und Antibiotika-Minimierung angesprochen und diskutiert werden.

Hier geht es zum vollständigen Podcast.

Bundestierärztekammer kritisiert TÄHAV: Viel Bürokratie ohne Mehrwert

Am 2. Februar hat der Bundesrat einer zweiten Verordnung zur Änderung der Verordnung über tierärztliche Hausapotheken zugestimmt. Ziel der Verordnung ist die Reduktion von Antibiotikaresistenzen. Geplant ist, dass Tierärzte noch intensiver daran mitwirken müssen, die Wirksamkeit von besonders wichtigen Antibiotika zu erhalten, z. B. durch zusätzliche Labortests (Erregernachweis und Resistenztest). Dazu erklärte Dr. Uwe Tiedemann, Präsident der Bundestierärztekammer (BTK):

 „Die Tierärzteschaft unterstützt das Ziel, Antibiotikaresistenzen zu minimieren, uneingeschränkt“. Nicht ohne Grund hat die BTK schon im Jahre 2000 freiwillige Leitlinien zum sorgfältigen Umgang mit Antibiotika entwickelt. Auch vor dem Hintergrund, dass die Menge der in der Tiermedizin verwendeten Antibiotika in den letzten Jahren um mehr als die Hälfte gesunken ist, bedeutet die nun getroffene Regelung eine so nicht notwendige bürokratische Belastung für Tierärzte und eine finanzielle Belastung für Tierbesitzer.“

Kranke Tiere müssten behandelt werden, das gebiete der Tierschutz. Die Wirksamkeit einiger Wirkstoffe gegen manche dieser Krankheiten habe  in den letzten Jahren in bedenklichem Ausmaß nachgelassen, schreibt die Kammer. Um dem Resistenzproblem entgegenzuwirken, sei es unerlässlich, dass künftig weniger Krankheiten auftreten, die einer Behandlung mit Antibiotika bedürfen. Mensch und Tier müssten gesünder werden.

Die Tierärzte empfehlen vor allem vorbeugende Maßnahmen wie Impfungen, gutes Futter, gute Haltungsbedingungen und tierärztliche Beratung – z. B. im Rahmen der tierärztlichen Bestandsbetreuung.

Die Zustimmung des Bundesrates zur Empfehlung des Ausschusses, eine Entschließung zu verabschieden, kommentiert Tiedemann mit den Worten: „Die dort angesprochene Möglichkeit der Rabattierung wurde gerade vom Ministerium durch das sog. Rabattgutachten überprüft, mit dem Ergebnis, dass Rabatte nicht dafür verantwortlich sind, ob Tiere mehr oder weniger oft behandelt werden. Auch die im Entschließungsantrag geforderte Auflistung der antibiotischen Wirkstoffe, die ausschließlich der Behandlung des Menschen vorbehalten sein sollen, ist nicht zielführend. Gerade die Einschränkungen bei der Anwendung bestimmter Antibiotika durch Tierärzte sind wesentlicher Inhalt der geänderten TÄHAV. Mit der in der Entschließung gewünschten Vorgehensweise würde man sie ad absurdum führen, die Behandlung von Tieren unmöglich machen und der Bekämpfung von Resistenzen noch nicht einmal nützen.“

Quelle: BTK

Produktionsökonomie im Milchviehbetrieb

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Prof. Dr. Johannes Holzner lehrt Produktionsökonomie an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und ist selbst Besitzer eines mittelgroßen Milchviehbetriebes. Mit ihm sprachen wir über die „ideale Betriebsgröße“ für die Milchviehhaltung. Ist klein machbar oder gibt es einen Zwang zur Größe?