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Nicole Kemper mit Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geehrt

Nicole Kemper erhält die mit 25.000 dotierte Auszeichnung für ihre wissenschaftlichen Arbeiten zur Haltung von Schweinen.

Professorin Dr. Nicole Kemper, Leiterin des Instituts für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), erhält für ihr wissenschaftliches Lebenswerk zur tiergerechten Schweinehaltung den Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis 2023. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. „Die Auszeichnung ist eine große Ehre und zugleich weiterer Ansporn für mich. Ich hoffe, dass sie hilft, auf den Tierschutz in der Schweinehaltung aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass eine zukunftsfähige Haltung machbar ist“, sagt Kemper.

Kemper forscht seit Jahren an unterschiedlichen Aspekten der Schweinehaltung, um die Lebensbedingungen der Tiere zu verbessern und den Tierschutz in der Schweinehaltung voranzutreiben. Die Jury würdigte besonders, dass es ein wichtiges Prinzip all ihrer Projekte ist, Lösungen zu erarbeiten, die in der Praxis gut umsetzbar sind, da ein hoher Tierschutz-Standard nur gemeinsam mit den Tierhaltenden erreicht werden kann. Die meisten ihrer Projekte sind interdisziplinär, indem sie Beteiligte aus Agrarwissenschaften, Veterinärmedizin und Wirtschaft zusammenbringt. Das begünstigt ihr Ziel, ihre Ergebnisse in der Praxis umzusetzen. Außerdem würdigte die Jury, dass Kemper in den vergangenen Jahren zahlreiche Drittmittelprojekte einwarb, etliche interdisziplinäre Forschungsprojekte durchführte, zahlreiche Nachwuchsforschende anleitete und in vielen Gremien mitwirkte. Ihr hohes Engagement zeige sich unter anderem in der Vielzahl international und national publizierter Forschungsergebnisse. Alle ihre Forschungsarbeiten zielten laut Jury darauf ab, die verschiedenen Anforderungen, die das Schwein an seine Haltungsumwelt stellt, abzudecken und das Wohlbefinden der Tiere zu steigern. In der Begründung für die Preisvergabe heißt es abschließend: Durch die Breite und Tiefe ihrer Forschungsarbeiten liefert Frau Kemper einen außerordentlichen Beitrag zur Verbesserung des Tierschutzes in der Schweinehaltung auf wissenschaftlicher Basis.

Werdegang
Professorin Dr. Nicole Kemper leitet seit 2013 das Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie der TiHo. Nach ihrem Tiermedizinstudium in Leipzig und ihrer Dissertation über das Vorkommen relevanter Zoonose-Erreger in der finnischen Rentierhaltung begann sie ihre intensiven Forschungsarbeiten zur Nutztierhaltung. Zunächst war sie am Institut für Tierzucht und Tierhaltung an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel als PostDoc und Nachwuchsgruppenleiterin tätig. Dort habilitierte sie sich, absolvierte die Weiterbildung zur Fachtierärztin für Mikrobiologie und zur Fachtierärztin für Tierhygiene sowie zum Diplomate of the European College of Porcine Health Management (ECPHM). Anschließend war sie von 2010 bis zu ihrem Ruf nach Hannover Professorin für Hygiene und Reproduktionsphysiologie der Nutztierhaltung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Ihre Forschungsarbeiten haben stets im Fokus, Tierhaltungen zukunftsorientiert, nachhaltig und tiergerecht zu gestalten. Insbesondere der wissenschaftlich basierte Tierschutz bei Schweinen ist ihr ein großes Anliegen.

Der Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis
Die Tierärztliche Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München vergibt den Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis in der Regel alle zwei Jahre für hervorragende, experimentelle und innovative wissenschaftliche Arbeiten. Das Ziel bzw. Ergebnis der ausgezeichneten Arbeiten muss es sein, Tierversuche zu ersetzen oder einzuschränken, den Tierschutz generell zu fördern, die Gesundheit und tiergerechte Unterbringung von Versuchs-, Heim- und Nutztieren zu gewährleisten oder die Grundlagenforschung zur Verbesserung des Tierschutzes zu unterstützen. Der Preis ist mit maximal 30.000 Euro dotiert.

Felix Wankel entwickelte Abdichtungen von Motoren und konstruierte Drehkolbenmaschinen. Seine bekannteste Erfindung ist der Kreiskolbenmotor, besser bekannt als „Wankelmotor“. Felix Wankel war ein innovativer Techniker und Erfinder, sein privates Leben aber bestimmte die Liebe zum Tier. Darum stiftete er den ersten deutschen Tierschutz-Forschungspreis, der 1972 zum ersten Mal verliehen wurde.

Weitere Informationen: www.felix-wankel-forschungspreis.de

Quelle: TiHo

Neues Produkt gegen Kryptosporidien beim Kalb

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Mit dem neuen Produkt gegen Kryptosporidien bietet das Veterinärmedizin-Unternehmen Ceva Tiergesundheit seit Dezember 2022 ein Medikament, das gegen Kryptosporidiose und Kolibazillose beim Kalb zugelassen ist. Die einzelligen Parasiten, die Kryptosporidiose bei Saugkälbern verursachen können, sind allein oder als Mischinfektion für bis zu 57 % der Durchfälle in den ersten vier Lebenswochen von neugeborenen Kälbern verantwortlich. Und noch immer ist Durchfall in diesem Zeitraum mit 28 % Anteil die häufigste Todesursache bei den Kälbern. Durch die neue Zulassung ist es jetzt möglich, bei der Behandlung dieser schweren Erkrankung neue Wege zu gehen.

Bisher war für die Behandlung einer Kryptosporidien-Infektion und zur Vorbeugung und Verminderung des Durchfalls nur ein Antiprotozo ikum verfügbar. Das jetzt zugelassene Medikament ist damit ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Tiergesundheit, denn:

• Das Medikament beruht auf dem Antibiotikum Paromomycin. Dieser Wirkstoff ist gut einsetzbar, da er nicht zu den Reserveantibiotika gehört.

• Darüber hinaus hat Paromomycin eine hohe therapeutische Breite und eine deutlich bessere Verträglichkeit als das bisher eingesetzte Halofuginon, das bei Überdosierung Vergiftungserscheinungen hervorrufen kann und nicht bei geschwächten Tieren eingesetzt werden sollte.

• Im Gegensatz dazu ist das neue Produkt viel verträglicher, selbst bei versehentlicher leichter Überdosierung oder verlängerter BehandlungsdauerEs kann auch geschwächten Tieren bedenkenlos verabreicht werden.

• Der Einsatzbereich beschränkt sich nicht nur auf die Kryptosporidiose, sondern es ist auch zur Behandlung der Kolibazillose bei Saugkälbern geeignet und kann auch in der Schweinehaltung bei Ferkeln eingesetzt werden. Beim Saugkalb beträgt die Behandlungsdauer bei Kryptosporidiose nur 5 Tage.

Das neue Medikament überzeugt auch in der Praxis durch seine flexible und einfache Anwendbarkeit. Es ist aufgrund der flüssigen Formulierung sofort einsatzbereit. Es ist anwendbar in Wasser, Milch oder im Milchaustauscher und kann direkt oral verabreicht werden. Durch den neutralen Geschmack erzielt das Medikament eine gute Akzeptanz bei den Tieren und erleichtert die Verabreichung. Erhältlich ist das Produkt in drei verschiedenen Packungsgrößen in 250-, 500- und 1000-ml-Flaschen.

Weitere Informationen unter www.ceva.de

Quelle: Ceva Tiergesundheit

E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 1/2023 steht zum kostenfreien Abruf bereit

Liebe Leserinnen und Leser!

„Der Hoftierarzt“ Ausgabe 1/2023 steht für Sie zum Abruf bereit und bietet folgende Themen:

• Einflussfaktoren und Managementmaßnahmen auf Eutergesundheit und Milchqualität
• Aktuelles Interview: Neues Tierarzneimittelgesetz & Kälbertransport-VO: Mehr Augenmerk auf die Kälber
• Kokzidien schwächen vor allem die Ferkel
• Interview: Arbeitsersparnis und hohe Zunahmen durch Kombipräparat
• Tierbeobachtung und Hygiene wichtig bei Ferkelbeifütterung
• Einfluss der Mauser auf das Immunsystem der Legehenne
• Verlängerung der Legeperiode durch eine induzierte Legepause
• Aktuelles Interview: Durchfall – wann steckt wirklich der Wurm drin?
• Imkertipp: USA lässt Impfung gegen amerikanische Faulbrut zu

Das Tiergesundheits-Magazin für Nutztierhalter erscheint alle zwei Monate im praktischen PDF-Format. Jetzt einfach hier registrieren, 1 x in der Bestätigungs-Mail klicken und dann gleich kostenfrei downloaden!

„Beenovation“: Auftaktveranstaltung für Projekte zu Vielfalt und Schutz von Bestäuberinsekten

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In der Vernetzungs- und Transfermaßnahme „Beenovation“ fördert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) 16 Verbundprojekte, die den Schutz von Bestäuberinsekten in der Agrarlandschaft verbessern. Diese wurden in der Auftaktveranstaltung am 01. März 2023 in Berlin Vertreterinnen und Vertretern aus Landwirtschaft, Wirtschaft, Forschung und Politik vorgestellt. Expertinnen und Experten diskutierten außerdem innovative Wege zu gesünderen Wild- und Honigbienenbeständen.

Die adressierten Forschungsfragen der Verbundprojekte reichen von Produkten und Dienstleistungen zur Vorbeugung, Behandlung und dem Nachweis von Bienenkrankheiten, über neue imkerliche Betriebsweisen bis hin zur Entwicklung innovativer Sensorik für die Bienenhaltung und -zucht. Zudem werden Verfahren für den Pflanzenbau und Pflanzenschutz entwickelt, um den Bestäuberschutz als Teil einer nachhaltigen Landwirtschaft zu fördern. Weiter werden Maßnahmen in Agrarlandschaften erprobt, die durch ein verbessertes Nahrungsangebot, aber auch durch Strukturierung von Lebensräumen, dabei helfen, die Biodiversität von Bestäuberinsekten zu erhalten und zu steigern.

Mit insgesamt 11,6 Millionen Euro fördert das BMEL die 16 „Beenovation“-Verbundprojekte. Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Dr. Christine Natt, Vizepräsidentin der BLE, betonte in ihrer Begrüßungsrede, dass der Austausch zwischen und die Vernetzung von Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Praxis und Politik unerlässlich sei, um Forschungsergebnisse breit in die Praxis zu tragen. „Wichtig ist dabei, auch die erarbeiteten Ergebnisse der Projekte zu evaluieren und den Handlungsbedarf für alle relevanten Zielgruppen wie Landwirte, Imker, Wissenschaft und Politik herauszuarbeiten.“

Fördern diverse Landschaften die Gesundheit von Bienen?
Professorin Sara Diana Leonhardt von der TU München stellte in ihrem Vortrag heraus, wie bedeutend die Vielfalt von Nahrungsressourcen für die Gesundheit von Wild- und Honigbienen ist. Gleichzeitig thematisierte sie die Auswirkungen intensiv genutzter Agrarlandschaften auf Bestäuberinsekten.

Podiumsdiskussion „Innovative Wege für gesündere Wild- und Honigbienen in Deutschland“
Die Parlamentarische Staatssekretärin im BMEL, Dr. Ophelia Nick, wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass der Schutz von Bestäuberinsekten wichtig sei, um eine nachhaltige Landwirtschaft in unserer sich wandelnden Umwelt sicherzustellen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion tauschten sich die Teilnehmenden beispielsweise darüber aus, wie und ob Wild- und Honigbiene in Konkurrenz zueinanderstehen. Einigkeit darüber bestand, dass die Verbesserung des Nahrungsangebots durch mehr Blühpflanzen in Kombination mit der Verbesserung der Lebensräume für Wildbienen beiden Gruppen hilft.
Abschließend wurde festgestellt, dass sowohl ein Mehr an praxisgerechter Förderung, aber genauso auch die Motivation und das Engagement aller Akteure notwendig sind, um eine Vereinbarkeit von Bestäuberschutz und Landwirtschaft zu realisieren.

Ziele der Nachhaltigkeitsstrategie nur durch gemeinsames Handeln erreichbar
In der Diskussion wurde des Weiteren deutlich, dass sich die Ziele der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie für ein wirksames Engagement für Insekten sowie die Vorhaben des Aktionsprogramms Insektenschutz nur durch ein synergistisches Zusammenwirken aller Beteiligten aus Landwirtschaft, Imkerei und Naturschutz erreichen lassen: Dialoge müssen geführt und die Einwände der jeweiligen Interessensgruppen gehört werden – seien sie noch so gegensätzlich. Die aktuellen Herausforderungen für Bestäuberinsekten können nur gemeinsam bewältigt werden.

Weitere Informationen zur Vernetzungs- und Transfermaßnahme „Beenovation“ und den einzelnen Verbundprojekten unter http://www.beenovation.de.

Quelle: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Neue Infoseite zu ökologischer und konventioneller Landwirtschaft

Was unterscheidet die ökologische von der konventionellen Landwirtschaft, wann ist eine Ware eigentlich bio und wie geht es den Tieren auf Bio-Höfen? Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universität Göttingen hat im Projekt „Authentizität und Vertrauen bei Bio-Lebensmitteln“ untersucht, wo bei Verbraucherinnen und Verbrauchern Wissens- und Vertrauenslücken zu Bioprodukten im Lebensmittelhandel bestehen. Eine neue Internetseite gibt nun vielseitige Einblicke in den Alltag der Produzierenden und ergänzende Informationen aus wissenschaftlichen Studien, die die Fragen der Konsumentinnen und Konsumenten beantworten.

In Befragungen und Workshops mit Akteurinnen und Akteuren haben die Forschenden zunächst untersucht, welche Fragen und Unsicherheiten bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern bestehen. „Viele möchten wissen, was genau denn eigentlich Bio ausmacht im Vergleich zu konventioneller Agrikultur“, berichtet Prof. Dr. Regina Bendix, Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie. „Weitere Fragen betreffen das Tierwohl in der Biolandwirtschaft oder den Verlauf von Kontrollen.“ Ihr Kollege Dr. Torsten Näser ergänzt weitere Aspekte: „Große Unsicherheit besteht dabei, Labels wie ,Bio‘ und ,regional‘ trennscharf zu beurteilen oder mit dem gefühlten Gegensatz von Bioprodukten im Discounter, die womöglich noch verpackt sind, umzugehen. Zu den blinden Flecken der Vorstellung, wie und was Bio alles sein kann, gehört auch, dass Bio und quasiindustrielle Verarbeitung kein Widerspruch sind.“

Die Ergebnisse der empirischen Studie haben das Projektteam dann beim Aufbau der Internetseite geleitet, die in folgenden Rubriken gegliedert ist: Was macht Früchte und Gemüse bio? Was haben Tiere von Bio? Was macht Bio nachhaltig? Wie wird Bio kontrolliert? Und: Was kann Bio außer Rohkost? In jeder Rubrik kommen Akteurinnen und Akteure der gesamten Produktionskette sowie der Kontrolle zu Wort, geben Einblick in ihre Arbeit und Motivation. Die Filme werden ergänzt durch Fotos, Grafiken und Kurztexte sowie weiterführende Informationen und Verweise auf relevante Studien. Die Internetseite ist unter http://www.biokompetent.de zu finden.

In dem Projekt haben Forschende der Agrarökonomie, der Kulturanthropologie und der Hochschuldidaktik der Universität Göttingen mit dem Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen zusammengearbeitet. Es wurde von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gefördert. Weitere Informationen zum Projekt sind hier zu finden.

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen

Zusatz soll Gülle klimafreundlicher machen

Bei der Nutztierhaltung entstehen große Mengen Treibhausgase, vor allem das besonders klimaschädliche Methan. Es entweicht unter anderem bei der Lagerung der Tierexkremente, der Gülle. Eine Studie der Universität Bonn zeigt nun, dass sich die Methan-Emission mit einfachen und kostengünstigen Mitteln um 99 Prozent reduzieren lässt. Die Methode könnte einen wichtigen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten. Die Ergebnisse sind jetzt in der Zeitschrift Waste Management erschienen.

Klimagase wirken wie eine Schicht Fensterglas in der Atmosphäre: Sie verhindern, dass Wärme von der Erdoberfläche in das Weltall abgestrahlt wird. Methan macht das 28mal so effektiv wie Kohlendioxid – es ist (um im Bild zu bleiben) eine Art unsichtbare Doppelverglasung.

In den letzten 200 Jahren hat sich die Methankonzentration in der Atmosphäre mehr als verdoppelt. Das liegt vor allem am menschlichen Fleischkonsum: Einerseits erzeugen Kühe und andere Wiederkäuer bei der Verdauung Methan. Eine weitere wichtige Quelle sind zudem die Exkremente der Tiere. „Ein Drittel des menschgemachten Methans weltweit stammt aus der Tierhaltung“, erklärt Felix Holtkamp, der im INRES-Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz der Universität Bonn promoviert. „Nach Schätzungen entstehen bis zu 50 Prozent davon durch Gärungsprozesse in der Gülle.“

Rund um den Globus suchen Forschende daher nach Möglichkeiten, diese Prozesse zu unterbinden. Holtkamp, sein wissenschaftlicher Betreuer Dr. Manfred Trimborn vom Institut für Landtechnik der Universität Bonn sowie Dr. Joachim Clemens vom Düngemittel-Hersteller SF-Soepenberg GmbH haben für das Problem nun eine vielversprechende Lösung vorgestellt. „Wir haben Gülle von einem Bauernhof im Labor mit Kalkstickstoff versetzt, einer Chemikalie, die seit mehr als 100 Jahren als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt wird“, sagt Holtkamp. „Dadurch kam die Methanproduktion fast vollständig zum Erliegen.“

Emissionen sanken um 99 Prozent
Insgesamt sanken die Emissionen um 99 Prozent. Dieser Effekt begann bereits eine knappe Stunde nach der Zugabe und hielt bis zum Ende des Experiments ein halbes Jahr später an. Die lange Wirksamkeit ist wichtig, da Gülle nicht einfach entsorgt wird. Stattdessen wird sie bis zum Beginn der folgenden Vegetations-Periode gelagert und dann als wertvoller Dünger auf die Felder ausgebracht. Monatelange Lagerzeiten sind daher durchaus üblich.

In dieser Zeit wird die Gülle von Bakterien und Pilzen umgebaut: Sie zerlegen unverdautes organisches Material zu immer kleineren Molekülen. Am Ende dieser Prozesse entsteht Methan. „Kalkstickstoff unterbricht diese Kette chemischer Umwandlungen, und zwar gleichzeitig an verschiedenen Stellen, wie wir bei der chemischen Analyse der entsprechend behandelten Gülle sehen konnten“, erklärt Holtkamp. „Die Substanz unterdrückt den mikrobiellen Abbau von kurzkettigen Fettsäuren, einem Zwischenprodukt der Kette, und deren Umwandlung in Methan. Wie dies genau geschieht, ist noch unbekannt.“

Die Substanz hat aber noch weitere Vorteile: Sie reichert die Gülle mit Stickstoff an und verbessert so ihre Düngewirkung. Außerdem verhindert sie die Entstehung sogenannter Schwimmschichten – das sind Ablagerungen organischen Materials, die auf der Gülle eine harte Kruste bilden und den Gasaustausch behindern. Normalerweise muss diese Kruste regelmäßig zerkleinert und untergerührt werden.

Auch für die Tiere selbst hat das Verfahren Vorteile: Oft werden sie auf sogenannten Spaltenböden gehalten. Ihre Exkremente fallen dabei durch Öffnungen im Boden in einen großen Behälter. Durch die mikrobielle Umsetzung kann das Kot-Urin-Gemisch mit der Zeit aufschäumen und durch die Spalten wieder nach oben steigen. „Die Tiere stehen dann in ihren eigenen Ausscheidungen“, sagt Holtkamp. „Kalkstickstoff unterbindet diese Aufschäumung.“ Die Kosten sind zudem überschaubar – sie liegen für die Rinderhaltung bei etwa 0,3 bis 0,5 Cent pro Liter Milch.

Gülle-„Reinheitsgebot“ verhindert momentan den Einsatz
Unklar ist noch, wie sich die Methode auf die Ammoniak-Freisetzung aus der Gülle auswirkt. Ammoniak ist ein giftiges Gas, dass zwar selbst nicht klimaschädlich ist, aber zu gefährlichen Treibhausgasen umgesetzt werden kann. „Wir haben erste Hinweise darauf, dass sich die Ammoniak-Menge langfristig ebenfalls reduziert“, sagt Dr. Manfred Trimborn vom Institut für Landtechnik der Universität Bonn. „Ganz sicher können wir das momentan aber noch nicht sagen.“

In Deutschland verhindert momentan übrigens ein Umweltgesetz den Zusatz von Kalkstickstoff: Für konventionell gelagerte Gülle gilt aktuell ein strenges Reinheitsgebot.

Beteiligte Institutionen und Förderung:
An der Studie war neben der Universität Bonn die Firma SF-Soepenberg GmbH in Hünxe beteiligt. Die Studie wurde durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und die Alzchem Group AG in Trostberg gefördert.

Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Finanzielle Entlastung für Aquakulturunternehmen

Fischereiministerin Miriam Staudte: Auswirkungen der Energiekrise abmildern

Niedersachsens Landesregierung entlastet Unternehmen der Aquakultur und Karpfenteichwirtschaft, denen aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine betriebliche Mehrkosten entstanden sind. Die Europäische Kommission hat mit der Änderung des Operationellen Programms des Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) die Voraussetzungen dafür geschaffen, Mittel des EMFF und des Landes Niedersachsen entsprechend zu nutzen.

Die Unterbrechung der Handelsströme und Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe hat zu erheblichen Preisanstiegen bei relevanten Betriebsmitteln der Aquakultur – etwa bei Futtermitteln und Sauerstoff – geführt. „Mit den Ausgleichszahlungen können wir die wirtschaftlichen Auswirkungen der Energiekrise abmildern“, so die Niedersächsische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Miriam Staudte. Die Maßnahme soll die nachhaltige Sicherung der Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen, regional produzierten fischwirtschaftlichen Erzeugnissen unterstützen.

Ab sofort können erwerbsmäßige Unternehmen der Aquakultur, die in Produktionssystemen wie Teichen, Rinnen, Netzgehegen oder Kreislaufanlagen Fische oder andere aquatische Organismen für den menschlichen Konsum erzeugen, sowie Karpfenteichwirtschaften, die erwerbsmäßig Karpfen und Nebenfische in naturnah bewirtschafteten Warmwasserteichen produzieren, und ihren Sitz in Niedersachsen haben, die Förderung beim Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) beantragen.

Grundlage hierfür ist die Richtlinie über die Gewährung von Billigkeitsleistungen zum Ausgleich erheblicher Kostensteigerungen im Jahr 2022 an Unternehmen der Aquakultur und Karpfenteichwirtschaften. Weitergehende Information wie beispielsweise den Richtlinientext und das Antragsformular sind unter siesem Link.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Neue AVA-Workshops und Kurse für Rinder- und Schweinehalter

1.Klauenorthopädie und Klauenpflege – am 19. April 2023 in der Nähe von NEA (Bayern)
Im neu strukturierten AVA-Klauenworkshop für Tierärzte und Landwirte arbeitet die AVA mit dem Geschäftsführer und tierärztlichen Leiter der Höchstädter Klauenpflege GmbH, Tierarzt Mag. Hubert Reßler, zusammen. Der Kollege Hubert Reßler beschäftigt sich seit mehr als 25 Jahren und seit 2010 ausschließlich mit der Klauengesundheit. Für die praktischen Übungen am Nachmittag stehen Kuhfüße zur Verfügung, und jeder Teilnehmer/Teilnehmerin hat genügend Möglichkeiten, unter Anleitung, Schritt für Schritt, die Arbeitsgänge zu üben, um später im landwirtschaftlichen Betrieb mit jedem professionellen Klauenpfleger, auf Augenhöhe, zum Wohle des Landwirts und des Tieres, zu kommunizieren.

Hier gibt es Infos zur Veranstaltung.

2.Workshop: Abdomen des Rindes – Süddeutschland (Nähe NEA) – Der Workshop für Rinderpraktiker*innen – vom 05. bis 07. Juni 2023
Besonders der Situs ist das Highlight innerhalb dieser Fortbildung. Hier wird erklärt und geübt; es werden OP-Empfehlungen gegeben und verschiedene Situationen dargestellt. Es bleibt keine Frage offen (jedenfalls was dieses Themengebiet angeht).

Hier der Link mit den Infos.

Zwei Online-Vorträge für Schweinepraktiker/-innen am 07.03. 19.00 – 21.30 Uhr
1. Vortrag: Fehler im Stallklima und die Folgen für das Tierwohl – wichtige Facts für Tierärzte-/innen, Produktionsleiter/-innen und Berater/-innen
2. Vortrag: Hitzestress bei Schweinen – was kann der Praktiker tun?
Referent: Wilfried Brede, Serviceteam Alsfeld GmbH, Schweinespezialberater.

Hier die Infos zum Online-Seminar.

2.Besamungsmanagement – Spermaqualität und Handling im Fokus
Nicht erst bei Fertilitätsstörungen im Sauenbetrieb ist das Besamungsmanagement zu „controllen“. Dabei müssen auch die Spermaqualität und das Spermahandling im besonderen Maße berücksichtigt werden.

In diesem AVA-Onlinekurs werden die Teilnehmer upgedatet, was sowohl Tierärzten, Landwirten und Beratern die Sicherheit gibt, im Controlling des Besamungsmanagements auf dem neuesten und aktuellsten Stand zu sein.

Alle weiteren Infos zum “Gemeinsamen Online-Seminar“ für TÄ, LW und Berater erfahren Sie hier.

Fütterungscontrolling – Der wichtige Baustein des Fütterungserfolgs im Milchviehbetrieb –vom 29. Bis 30. März 2023 in der Agrar- und Veterinär-Akademie (AVA) in Steinfurt
Tierarzt/-in, Landwirt/-in (Herdenmanager/-in) und Fütterungsberater/-in diskutieren gemeinsam auf Augenhöhe, um Tiergesundheit, Tierleistung, Tierwohl, Tierschutz, Tier-fütterung…. zum Wohle der Tiere, der Verbraucher und zum Wohle der Ökonomie des Betriebes zu managen. Dieses zweitägige intensive AVA-Seminar ist weder langweilig noch zu theoretisch aufgebaut. Kursleiter, Dr. Wolfram Richardt, Leiter des Untersuchungswesens der LKS Lichtenwalde, leitet dieses Seminar, und wer den Experten bereits kennt (gemeinsame Fütterungs-seminare mit Prof. Dr. Manfred Hoffmann), weiß, dass hier ein eng mit der Praxis verbundener und profunder Kenner der Tierernährung spricht.

Hier gibt es Infos zur Veranstaltung „Fütterungscontrolling“.

Blütenmuster machen Hummeln effizienter

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Die Suche nach Nektar kostet Insekten viel Energie, sie müssen also möglichst effizient vorgehen. Bunte Muster auf den Blütenblättern helfen dabei kräftig mit.

Ob Malven, Fingerhut oder Vergissmeinnicht: Viele Blüten tragen auffällige Muster, die in der Biologie als Saftmale bezeichnet werden. Denn es wird angenommen, dass die bunten Muster den bestäubenden Insekten den kürzesten Weg zum Nektar zeigen. Das würde die Effizienz der Insekten bei der Nahrungssuche erhöhen und die Pollenausbreitung der Pflanze verbessern.

Ein Team vom Biozentrum der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hat jetzt erstmals die einzelnen Schritte entschlüsselt, über die Blütenmuster die Effizienz von Erdhummeln (Bombus terrestris) zu steigern. Insgesamt reduzieren Saftmale die Zeit, die für die gesamte Interaktion mit einer Blüte gebraucht wird, um bis zu 30 Prozent – vom Anflug über das Finden des Nektars bis hin zum Abflug.

Was die Blütenmuster bewirken
Überraschenderweise verkürzen die Blütenmuster nicht die eigentliche Nektarsuche: Nach der Landung auf einer gemusterten Blüte finden die Hummeln nicht schneller zum Nektar als auf einer Blüte ohne Muster. Die Blütenmustermachen aber den Anflug effizienter und sorgen für eine strategisch günstigere Landeposition. Sie wirken wie Markierungen auf einer Landebahn und helfen den Hummeln, ihren Anflug zu koordinieren. Das berichtet das Team um Anna Stöckl und Johannes Spaethe im Journal Functional Ecology.

Die Muster verkürzen auch die Zeit bis zum Abflug: Auf gemusterten Blüten halten sich die Insekten nach dem Nektarsammeln deutlich kürzer auf. „Sehr oft laufen Hummeln für den Abflug an den Rand der Blütenblätter“, erklärt Johannes Spaethe. Womöglich finden sie diesen Startplatz schneller, wenn sie sich an einem Muster orientieren können.

Diese Nachweise gelangen mit Videotracking. Dabei wurden die Besuche von Hummeln auf künstlichen Blüten im Labor analysiert. Die Blüten trugen unterschiedliche Muster oder gar keine; alle waren mit Nektar bestückt.

So geht die Forschung weiter
Als nächstes will das Forschungsteam untersuchen, wie der Glanzeffekt, der bei manchen Blüten auftritt, das Wechselspiel mit bestäubenden Insekten beeinflusst.

Diese Arbeiten laufen in Kooperation mit Casper van der Kooi, der zurzeit als Stipendiat der Humboldt-Stiftung am Biozentrum forscht. Auch Anna Stöckl, die vor kurzem an die Universität Konstanz gewechselt ist und dort eine Emmy-Noether-Nachwuchsgruppe aufbaut, bleibt als Kooperationspartnerin erhalten.

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Zukunftsfähige internationale Forschungsinfrastrukturen für die Nutztierhaltung gesucht

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FBN-Wissenschaftlerin übernimmt Koordinierung eines zweiten EU-Projektes – Kick-off für EuroFAANG am 27. Februar in Berlin

Das Forschungsinstitut für Nutztierbiologie Dummerstorf (FBN) wird in den kommenden drei Jahren im Rahmen eines von der EU (Horizon Europe) finanzierten Infrastrukturprojekts standardisierte Prozesse für die internationale Nutztierforschung entwickeln. Für das Projekt unter Leitung der FBN-Wissenschaftlerin Professorin Christa Kühn stehen 2,65 Millionen Euro Fördergelder zur Verfügung. Das Kick-off-Meeting findet am 27. Februar in Berlin statt. Es ist aktuell neben dem Rinderforschungsnetzwerk BovReg* das zweite große EU-Projekt, das unter Federführung des FBN und Prof. Dr. Christa Kühn koordiniert wird.

„Die Nutztierhaltung in einer globalisierten Welt nachhaltig und zukunftsfähig zu entwickeln, ist eine herausfordernde Aufgabe. Ressourceneffizienz unter Berücksichtigung lokaler und globaler Umwelt‐ und Klimawirkungen stehen dabei genauso im Fokus wie das Wohlergehen und die Gesundheit der Tiere sowie die Sicherheit der aus ihnen gewonnenen Lebensmittel“, betonte Professorin Christa Kühn. „Wir freuen uns, in verantwortlicher Position zentrale Eckwerte einer dafür notwendigen Forschungslandschaft mitgestalten zu können.“

Forschungsinfrastruktur soll effizienter aufgestellt werden
Das FBN ist Koordinator des europäischen Infrastrukturprojekts EuroFAANG (Accelerating genome to phenome research for farmed animals in Europe/https://eurofaang.eu/), das gemeinschaftlich in einem Konsortium von sieben Institutionen aus Universitäten (Wageningen University & Research/Niederlande, University of Edinburgh/Großbritannien), Forschungsinstituten (National Research Institute for Agriculture, Food and Environment/Frankreich, FBN/Deutschland, EMBL’s European Bioinformatics Institute/Großbritannien) und dem Tierzucht-Interessenverband European Forum of Farm Animal Breeders/Belgien aus ganz Europa bearbeitet wird.

Ziel der zu etablierenden EuroFAANG‐Infrastruktur ist es, für die Genotyp‐Phänotyp‐Forschung bei terrestrischen und aquatischen Nutztieren interdisziplinäre Kompetenzen zusammenzuführen und eine faire und standardisierte Nutzung von Forschungsdaten zu gewährleisten. Zu diesem Zweck wird EuroFAANG Konzepte entwickeln, um nationale Einrichtungen auf gesamteuropäischer Ebene in den Bereichen Phänotypisierung und Züchtung sowie Tiergesundheit und Biodiversität als neue transnational agierende Infrastruktur innerhalb der ESFRI-Roadmap zusammenzuführen.

Das 2002 gegründete Europäische Strategieforum ESFRI (European Strategy Forum on Research Infrastructures, ESFRI) ist ein strategisches Instrument zur Entwicklung der wissenschaftlichen Integration Europas und zur Stärkung seiner internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Der transparente und offene Zugang zu hochwertigen Forschungsinfrastrukturen wird für alle wissenschaftlichen Fachdisziplinen in sogenannten Roadmaps definiert und organisiert. ESFRI hat 2021 Lücken innerhalb der langfristig angelegten Europäischen Forschungsinfrastruktur speziell in Bezug auf die Nutztierforschung identifiziert.

„Diese von der ESFRI identifizierte Lücke wollen wir mit dem jetzt starteten Projekt angehen. Die Ergebnisse von EuroFAANG werden zu einer verbesserten Gestaltung europäischer Forschungsinfrastrukturen für die Förderung exzellenter Nutztierwissenschaften und innovativer Forschung im Bereich Genotypisierung und Phänotypisierung in Europa und weltweit führen“, betonte Professorin Christa Kühn. „Unser gemeinsames Ziel sind nachhaltige Ressourcen für die Nutztierforschung als wichtige Grundlage für die Zukunft der europäischen Tierhaltung.“

Weitere Informationen unter www.esfri.eu
Quelle: FBN