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Atemwegserkrankungen: Schutz fängt schon bei Ferkeln an

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Von Apl. Prof. Dr. Isabel Hennig-Pauka, Außenstelle für Epidemiologie (Bakum), TiHo Hannover

Seit Jahrzehnten nimmt der Anteil krankhaft veränderter Schlachtschweinelungen nicht ab. Er bleibt regionsabhängig auf einem hohen Niveau von 37 bis 78 % – trotz wirksamer Impfstoffe. Wie passt das zusammen?

Verminderte Tageszunahmen von geschätzt 37 g je 10 % veränderten Lungengewebes, eine schlechtere Futterverwertung, untergewichtige Schweine und uneinheitlich gewachsene Ferkelpartien – das alles können Folgen von Atemwegserkrankungen sein. Als besonders krankmachend gelten das Influenza- und das PRRS-Virus sowie die bakteriellen Erreger APP (Actinobacillus pleuropneumoniae) und Mycoplasma hyopneumoniae (M.hyo). Viele Betriebe leben mit diesen Erregern, ohne dass Erkrankungen auftreten. In anderen Betrieben erkranken die Tiere oft trotz Impfung. Was unterscheidet sie?

Häufig treten Atemwegserkrankungen erst in der Mast auf, wo plötzliche Todesfälle schwerer Tiere, Fieber und Fressunlust oft nur die Spitze des Eisbergs sind. Hohe Anteile an Lungen- oder auch Brustfellbefunden vom Schlachthof spiegeln dort die schlechte Atemwegsgesundheit wieder. Meist sind mehrere unterschiedliche Faktoren am Krankheitsgeschehen beteiligt. Die Basis für eine gute Tiergesundheit wird schon in der Ferkelerzeugung gelegt. Aber in der Mast können dann Fehler gemacht werden, die eine gute Ausgangssituation wieder zunichtemachen. Bereits Verladung, Transport und Einstallung stellen belastende Stressoren dar. Ein schlechtes Stallklima und das Mischen von Tieren mit unterschiedlichem Lungengesundheitsstatus können Auslöser für einen Krankheitseinbruch sein.

Gezielt behandeln durch Diagnostik
Es gibt unterschiedlich krankmachende Erregervarianten derselben Art. Auch können virale, bakterielle, mitunter auch parasitäre Erreger betriebsindividuell in unterschiedlichen Kombinationen nachgewiesen werden. Aus oft komplexen diagnostischen Befunden muss dann herausgelesen werden, welcher Erreger den wichtigsten Anteil an der Erkrankung hat und wie er zu bekämpfen ist. Bei Behandlung sollten dann die Schlachthof-Befunddaten zu Lungenveränderungen über die Partien verfolgt werden. So kann der wirtschaftliche Einfluss abgeschätzt werden und der Erfolg von Maßnahmen überprüft werden.

Viele Erreger verstärken sich gegenseitig in ihrer krankmachenden Wirkung, wie das PRRS-Virus und Mykoplasmen. Letztere schädigen beispielsweise die Flimmerepithelzellen als wichtige Abwehrstrategie des oberen Atemtraktes. Als Folge können Staub und darin eingebettete Mikroorganismen tief in die Atemwege eindringen. Das PRRS-Virus schädigt dort gezielt die Fresszellen, so dass eine weitere Abwehrbarriere durchbrochen ist. Das Porcine Circovirus 2 (PCV2) zerstört spezifische Abwehrzellen und führt damit allgemein zu einer höheren Anfälligkeit für Infektionserreger. Auch unterschiedliche bakterielle Erreger können sich in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken.

Erreger alleine macht nicht krank
Grundsätzlich müssen drei Bedingungen erfüllt sein, damit es zu einer Erkrankung kommen kann:

• Verbreitung des Keims durch infizierte Trägertiere,
• Kontakt des Keims mit empfänglichen Tieren und
• ausreichend hohe Keimdosen, um eine Infektion auslösen zu können.

In Betrieben, in denen viele Atemwegserreger nachgewiesen sind, die Tiere aber nicht erkranken, sind die drei Bedingungen nicht erfüllt.
Keimvermehrung, -verbreitung und Infektion werden maßgeblich über die Immunität gesteuert. Die sofort wirksame, unspezifische Immunität eines Tieres spielt dabei zunächst die größte Rolle. Sie kann durch gute Haltungsbedingungen und Wohlbefinden gestärkt werden. Bereits die Gesundheit und Immunitätslage der Muttersauen hat darauf einen direkten Einfluss. Über die Biestmilch werden nicht nur spezifische Antikörper weitergegeben, die die Anheftung von Atemwegserregern verringern können. Gestärkt werden auch Darmimmunität und -reife der Ferkel.
Vorgeschaltet sollten also Aufzucht und Eingliederung der Jungsauen optimiert werden. Atemwegserreger können sich in diesen Tieren gut vermehren und in großer Menge in die Sauenherde eingebracht werden. Der Keimdruck auf die Ferkel wird damit weiter erhöht. Jungsauen sollten daher rechtzeitig geimpft werden und sich ausreichend lange vor der Abferkelung mit den betriebsspezifischen Keimen auseinandergesetzt haben. Dazu können gut Kaustricke aus der Ferkelaufzucht genutzt werden. Je nach Erreger sollten sie so früh wie möglich zum Einsatz kommen, da Besiedelung und Ausscheidung vor dem ersten Abferkeln wieder abgeklungen sein sollen. Für Mykoplasmen beispielsweise sollten vier Monate vor der Belegung kalkuliert werden.


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Ziegen mögen Denksport

Wissenschaftler untersuchten in einem Deutsch-Schweizer Projekt die Lernfähigkeit von Ziegen

Eine vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierte Studie zeigt, dass sich Ziegen gerne eine Belohnung mit einer Anstrengung verdienen, auch wenn sie diese einfach so bekommen können. Diese Eigenheit könnte zur Verbesserung der tiergerechten Haltung beitragen.

Die Studie ist Teil eines größeren gemeinsamen Projektes zwischen dem Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf (Deutschland) und Agroscope in Tänikon (Schweiz). Im Projekt werden die Lernfähigkeiten unterschiedlicher Ziegenrassen und die Auswirkungen von langfristiger kognitiver Umweltanreicherung auf die Stressresistenz von Ziegen untersucht. Von Seiten des FBN sind als Projektleiter Dr. Jan Langbein und als Postdoc Dr. Christian Nawroth am Projekt beteiligt. Untersuchungen zum Verhaltensphänomen des sogenannten „Contrafreeloading“ bei Zwergziegen wurden am FBN bereits im Zusammenhang mit dem Lernverhalten der Tiere durchgeführt.

Milchziegen überraschend motiviert
Wenn sie sich mit einer Herausforderung konfrontiert sehen, wenden sich Ziegen nicht ab, sondern reagieren positiv. Im Rahmen eines gemeinsam vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten Projekts wurden Ziegen von zwei Zuchtlinien – Milchziegen und Zwergziegen – gleichzeitig zwei Belohnungsvarianten angeboten: Die eine war frei verfügbar, die andere mussten sie sich mit dem Öffnen einer Tür verdienen.

„In dieser Versuchsanordnung entschieden sich die Ziegen beider Zuchtlinien in knapp der Hälfte der Fälle für die zweite Option. Sie stellen sich also gerne solchen Herausforderungen“, sagten zwei der Studienleiterinnen – Dr. Nina Keil, Spezialistin für tiergerechte Haltung, und Katrina Rosenberger, Doktorandin, beide bei Agroscope. Die Resultate ihrer Arbeit sind jetzt in der Zeitschrift Scientific Reports* erschienen.

Die Forschenden konnten beobachten, dass sich sowohl die Milch- als auch die Zwergziegen bereitwillig am Experiment beteiligten und motiviert waren, mit dem Maul eine Schiebetüre zu öffnen, um eine Belohnung zu erhalten. Von den 57 beobachteten Ziegen haben sich 53 mindestens ein von zehn Mal dafür entschieden, die Belohnung hinter der geschlossenen Tür zu fressen, obwohl die Belohnung auch gleichzeitig frei verfügbar war.

Das Verhalten der beiden Zuchtlinien war im Verlauf des Experiments aber unterschiedlich: Bei den Milchziegen blieb das Interesse an der geschlossenen Tür immer gleich. Insgesamt gingen sie zudem jeweils schneller auf die geschlossene Tür zu als auf die offene, was als Hinweis auf gesteigerte Motivation gewertet werden kann. Die Zwergziegen dagegen wählten erst zögerlich, dann zunehmend häufiger die geschlossene Tür. Das zeigt, dass beide Zuchtlinien anscheinend gern Probleme lösen, die Zwergziegen eventuell aber mehr Zeit brauchen, sich dieser Aufgabe zu stellen.

„Mit dem Interesse der Zwergziegen hatten wir gerechnet, da es bereits bei einem ähnlichen Experiment beobachtet worden war“», erklärte Katrina Rosenberger. Sie bezieht sich auf eine Untersuchung am Institut für Nutztierbiologie in Dummersdorf, dem deutschen Forschungspartner im Projekt. „Überrascht waren wir hingegen von den Milchziegen: Wir hatten erwartet, dass die für hohe Milchleistung gezüchteten Nutztiere ihre Energie sparen und weniger motiviert sein würden, sich für eine Belohnung anzustrengen. Vor allem, wenn dieselbe Belohnung auch ohne Anstrengung zur Verfügung steht.“

„In vorangegangenen Studien am FBN konnten wir anhand eines Lernautomaten bereits zeigen, dass Zwergziegen für eine Ressource arbeiten wollen. Die jetzige Studie liefert nun Hinweise darauf, dass dieses Phänomen auch in einem Futterkontext besteht und Milchziegen – welche ja primär als Nutztiere gehalten werden – ebenfalls motiviert sind, für ihr Futter zu arbeiten, anstatt dieses ohne Aufwand zu erhalten“, betonte auch Jan Langbein.

Kontrolle über die Umwelt befriedigt
Die Resultate basieren auf dem Prinzip des sogenannten contrafreeloading. „Dieser Begriff beschreibt das Verhalten von Tieren, sich lieber anzustrengen, um eine begehrte Ressource zu finden, als sie vorgesetzt zu bekommen“, erklärte Nina Keil. Bekannt ist dieses Phänomen sowohl bei domestizierten Tieren – Kühen, Schweinen, Ziegen und Hühnern – als auch bei wilden Tieren, die zum Beispiel in einem Zoo gehalten werden. Unbekannt ist, ob es auch bei wilden Tieren in freier Natur zu beobachten wäre. „Wir nehmen an“, führte Nina Keil weiter aus, „dass die Tiere diese Verhaltensweise an den Tag legen, weil das Lösen einer Aufgabe und die damit verbundene Kontrolle über ihre Umwelt positive Gefühle auslösen. Sie ziehen daraus wohl eine Befriedigung, die die zusätzliche Anstrengung aufwiegt.“

Sollte diese Form der Befriedigung bei der Haltung der Ziegen berücksichtigt werden? Nina Keil: „Ja, denn eine tiergerechte Haltung sollte auch die kognitiven Bedürfnisse von Tieren berücksichtigen. Unsere Resultate sind ein erster Schritt. Wir müssen das Experiment jetzt unter realen Bedingungen auf einem Bauernhof und über längere Zeit wiederholen, um zu sehen, wie sich die Motivation der Tiere entwickelt.“ Wenn sich dabei zeigt, dass solche Maßnahmen in der Haltung umgesetzt werden sollten, muss natürlich sichergestellt werden, dass sie einfach in den Arbeitsalltag integriert werden können.

Hintergrund – Ziegen wählen zwischen offener oder geschlossener Tür
Für diese Studie wurden 30 Milchziegen, die für eine hohe Milchleistung gezüchtet sind (Saanenziegen und Gämsfarbige Gebirgsziegen sowie Kreuzungen der zwei Rassen), und 27 Zwergziegen, die nicht auf Produktivität gezüchtet sind, bei Agroscope in Tänikon (TG) getestet. Die Tiere hatten freien Zugang zu Nahrung, damit ihr Verhalten beim Experiment nicht durch Hunger beeinflusst wurde. Sie waren durch frühere Experimente zudem bereits daran gewöhnt, eine Schiebetür mit einem Maul zu öffnen. Diese Bewegung korrespondiert auch ihrem natürlichen Verhalten, da Ziegen nicht nur weiden, sondern bevorzugt auch Büsche durchstöbern, um an Blätter zu gelangen.

Die Ziegen wurden jeweils einzeln in einem Raum mit Zugang zu zwei Öffnungen mit Schiebetüren platziert. Eine Tür war offen, die andere geschlossen, dazwischen befand sich eine Trennwand. Hinter beiden Türen lag als Belohnung ein Stück ungekochte Pasta. Um an die Pasta hinter der geschlossenen Tür zu kommen, mussten sie diese mit dem Maul beiseiteschieben. Die geschlossene Tür war abwechselnd zufällig links oder rechts. Bei jeder Ziege wurde das Experiment zehnmal wiederholt.

Die Forschenden haben die Resultate für jedes einzelne Tier aufgeschlüsselt: Nicht mitmachen (wenn das Tier nach 30 Sekunden auf keine der beiden Türen zugegangen war), holen der Belohnung hinter der geschlossenen Schiebetür (gemäß contrafreeloading) oder holen der Belohnung hinter der offenen Schiebetür. Es wurde auch festgehalten, ob sich die Ziegen jeweils schnell oder langsam auf die Türen zubewegt hatten.

Link zum Video zur Studie

Link zur Studie bei Zwergziegen

*Goats work for food in a contrafreeloading task. Scientific Reports (2020)
K. Rosenberger, M. Simmler, C. Nawroth, J. Langbein, N. Keil
https://doi.org/10.1038/s41598-020-78931-w

Quelle: Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN)

Geschlechterbestimmung durch Genomeditierung bei Schweinen gelungen

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Studie zeigt Alternative zur Ferkel- und Immunokastration auf

Am Institut für Nutztiergenetik des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) ist es gelungen, Schweine genetisch so zu modifizieren, dass sie trotz eines männlichen Chromosomensatzes weibliche Geschlechtsmerkmale ausbilden. Dies könnte eine zukünftige Alternative zur Ferkelkastration darstellen, die dem für manche Menschen unangenehmen „Ebergeruch“ des Fleisches unkastrierter männlicher Mastschweine vorbeugen soll.

Die im renommierten Wissenschaftsjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America“ (PNAS) veröffentlichte Studie beschreibt die Generierung genveränderter Schweine, bei denen eine bestimmte Region des Y-Chromosoms ausgeschaltet wurde. Es handelt sich dabei um die „High Mobility Group (HMG) Domäne“, eine zentrale Einheit innerhalb des SRY-Gens, der eine Schlüsselrolle bei der frühembryonalen Geschlechtsbestimmung zukommt. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Björn Petersen verwendete Stefanie Kurtz im Rahmen ihrer PhD-Arbeit das CRISPR/Cas-System, um diese HMG-Domäne auszuschalten. Dies führte zu Schweinen, die einen männlichen Chromosomensatz tragen, aber weibliche Geschlechtsmerkmale aufweisen.

Hierbei zeigte sich, dass die Geschlechtsorgane bei genetisch veränderten neun Monate alten Schweinen im Vergleich zu gleichaltrigen weiblichen Kontrolltieren signifikant kleiner blieben und die Tiere unfruchtbar waren, was die Beteiligung weiterer Gene an der Ausdifferenzierung der Geschlechtsorgane nahelegt. „Die Ergebnisse könnten die Grundlage für eine mögliche Alternative zur chirurgischen Kastration bei der kommerziellen Schweineproduktion zur Verhinderung des Ebergeruchs darstellen. Zudem stellen die Tiere aufgrund der genetischen, physiologischen und anatomischen Ähnlichkeiten zwischen Schweinen und Menschen ein neuartiges Großtiermodell zur Untersuchung der Geschlechterausbildung dar, was neue Forschungsansätze damit verbundener Entwicklungsstörungen auch beim Menschen ermöglicht“, so Dr. Björn Petersen.

In Mäusen konnte bereits gezeigt werden, dass SRY eine wichtige Rolle bei der Ausbildung des männlichen Geschlechts spielt. Es war aber bisher nicht bekannt, welche Bereiche der SRY-Region für die Geschlechtsdeterminierung verantwortlich sind und ob dies auch für andere Säugetiere zutrifft.

Quelle: Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit

Folgen des „Brexit“ – Friedrich-Loeffler-Institut übernimmt Referenzaufgaben der Tierseuchendiagnostik für Nordirland

Im Zuge des Brexits mussten im Vereinigten Königreich auch die Zuständigkeiten im Hinblick auf die nationalen Referenzaufgaben der Tierseuchendiagnostik teilweise neu geregelt werden. Nordirland wird in diesem Kontext wie ein Mitgliedstaat der EU behandelt und benötigt damit zwingend die Designierung entsprechender nationaler Referenzlaboratorien für in der EU anzeigepflichtige Tierseuchen. Auf Anfrage aus Nordirland zur Unterstützung hat das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) zugestimmt, die Aufgaben eines Nationalen Referenzlaboratoriums für die Blauzungenkrankheit, die Klassische sowie die Afrikanische Schweinepest für Nordirland ab dem 1. Januar 2021 zu übernehmen. Die Designierung erfolgte mit Schreiben des nordirischen Chefveterinärs R. J. Huey vom 31. Dezember 2020.

Das FLI ist gemäß § 27 Tiergesundheitsgesetz Nationales Referenzlaboratorium (NRL) für über 70 anzeigepflichtige Tierseuchen und meldepflichtige Tierkrankheiten. Auf dieser gesetzlichen Grundlage können auch Aufgaben eines Referenzlaboratoriums eines anderen Mitgliedstaates der EU, eines Drittlandes oder einer internationalen Organisation wahrgenommen werden. Die Referenzlaboratorien klären Verdachtsfälle ab, beraten die Veterinärbehörden der Bundesländer und führen Ringversuche oder ähnliche Maßnahmen zur Qualitätssicherung der Tierseuchendiagnostik in Deutschland durch. Im Rahmen dieser Tätigkeit veröffentlicht das FLI eine Sammlung amtlicher Verfahren zur Probennahme und Untersuchung auf anzeigepflichtige Tierseuchen (Methodensammlung) sowie den Tiergesundheitsjahresbericht. Alle Referenzlaboratorien sind von der Deutschen Akkreditierungsstelle GmbH (DAkkS) nach ISO/ IEC 17025 akkreditiert.

Weitere Informationen auf der Internetseite des FLI:
Nationale Referenzlabore
Amtliche Methodensammlung
Tiergesundheitsjahresbericht

Quelle: FLI

Mit hohem Aufwand – Teterower Schlachthof unterstützt Forschung auch während der Corona-Pandemie

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Wissenschaftler sind dringend auf tierische Proben angewiesen

Seit vielen Jahren arbeiten die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie in Dummerstorf (FBN) mit dem Teterower Schlachthof zusammen. Dieser gehört zur dänischen Unternehmensgruppe Danish Crown. Das Leibniz-Institut nutzt vor allem Eierstöcke und Eileiter von Kühen, um Fortpflanzungsprobleme zu erforschen. Mittels Zellkulturen aus diesen sogenannten Schlachtnebenprodukten können Tierversuche deutlich reduziert werden.

„Der Aufwand hat sich während der Corona-Pandemie erheblich erhöht. Insofern sind wir sehr dankbar, dass uns das Teterower Unternehmen als Kooperationspartner auch in diesen schwierigen Zeiten weiterhin zur Seite steht“, betonte PD Dr. Jens Vanselow, Leiter des Instituts für Fortpflanzungsbiologie am FBN. „Unser Ziel ist ganz klar, mit alternativen Modellen Tierversuche zur Beantwortung vieler Fragestellungen überflüssig zu machen.“

Vor drei Jahren war es in Dummerstorf erstmalig gelungen, realitätsnahe 3D-Zellkultur-Modelle des tierischen Eileiters zu etablieren, in deren „Eileiterflüssigkeit“ sich sogar Embryonen entwickeln können (Link). In einem weiteren Modell kultivierter Eierstockzellen können Stoffwechselprobleme und Umwelteinflüsse, die in ähnlicher Weise bei Kühen und Menschen auftreten, simuliert werden. Dadurch lassen sich deren Auswirkungen auf die weibliche Fruchtbarkeit sehr gut molekular- und zellbiologisch untersuchen. Mit Hilfe eines solchen Zellkulturmodells wurde kürzlich in der Arbeitsgruppe von Dr. Jens Vanselow herausgefunden, dass erhöhte Fettsäurekonzentrationen im Blut das Zyklusgeschehen und die Eizellreifung beeinflussen*.

„Unser Unternehmen unterstützt seit vielen Jahren das FBN und die Forschung“, sagte Ralf Heisterkamp, Senior Commercial Director. „Das betrifft insbesondere öffentliche Institutionen wie Universitäten und Forschungseinrichtungen, die sich in der Human- und Veterinärmedizin sowie in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses engagieren. Diese Arbeit kommt letztendlich uns allen zugute“, so Heisterkamp.

Schnelltests, Schleusung und hohe Hygieneauflagen
Die Mitarbeiter vom FBN, die die weiblichen Geschlechtsorgane der Kühe in Teterow zu Forschungszecken selbst entnehmen, durchlaufen mehrere Sicherheitsstufen. Das beginnt mit einem wöchentlichen Test auf Coronaviren, der mittlerweile zeitsparend als Schnelltest durchgeführt werden kann. Nach Anlegen des Schutzanzuges muss eine Hygieneschleuse passiert werden. Erst dann gelangen sie in den Schlachthof und können während der laufenden Arbeitsprozesse die tierischen Proben entnehmen und für den Transport vorbereiten. Einmal wöchentlich werden die Schlachtnebenprodukte für das FBN abgeholt. „Wir sind für unsere Untersuchungen auf diese natürlichen Materialien dringend angewiesen“, unterstrich Vanselow.

„Dabei geht es vor allem um Aspekte der Fortpflanzung. Zyklusprobleme und frühembryonale Verluste sind mit die häufigsten reproduktiven Störungen bei Mensch und Tier. Anhand der in Teterow entnommenen Forschungsmaterialien können wir beispielsweise immer bessere Zellkulturmodelle entwickeln. Diese sind dann so realitätsnah, dass wir biologische Prozesse in den Fortpflanzungsorganen außerhalb des tierischen Organismus simulieren und auf Tierversuche weitgehend verzichten können.“

Quelle: Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN)

Frohes Fest!

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Herzlichen Dank an alle Leserinnen und Leser, Autorinnen und Autoren für den fruchtbaren Austausch in diesem Jahr!

Die Themen der E-Magazin Ausgabe 6/2020 und der Sonderausgabe Geflügel finden Sie hier. Ebenso den Link zur Anmeldung für den kostenfreien Bezug des Magazins im PDF-Format ab 2021.

Geflügelpest: Ministerin Otte-Kinast stellt Krisenfall fest

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Referenzlabor bestätigt hochpathogene Variante im Landkreis Oldenburg

Das nationale Referenzlabor des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) hat heute (Dienstag) den Verdacht auf Geflügelpest in einem Mastputenbetrieb im Landkreis Oldenburg bestätigt. Demnach handelt es sich um die hoch ansteckende Variante der Geflügelpest H5N8. Betroffen ist ein Betrieb mit 13.000 Tieren. Der Landkreis hat bereits auf Grundlage der Geflügelpest-Verordnung als Vorsichtsmaßnahme die Tötung der Puten angeordnet. Ein Sperrbezirk mit einem Radius von drei Kilometern um den Seuchenausbruch wurde eingerichtet. Zusätzlich gibt es ein Beobachtungsgebiet mit einem Radius von zehn Kilometern.

Es ist der zweite Fall von Geflügelpest innerhalb dieser Woche in Niedersachsen. Bereits am Montag musste der Landkreis Cloppenburg die Räumung eines Bestandes von 17.000 Puten vollziehen. Auch dort war das aggressive H5N8 Virus nachgewiesen worden.

Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast: „Wir nehmen leider eine große Dynamik wahr. Deshalb habe ich heute den Tierseuchenkrisenfall für Niedersachsen festgestellt, die Aktivierung des Tierseuchenkrisenzentrums in meinem Ministerium und die Errichtung des Krisenkoordinierungsstabes beim LAVES angeordnet.“ Die Ministerin steht dem Landeslenkungsstab vor, der sich aus einem interministeriellen Krisenstab, Verbänden, Kammern und Vertretern der Tierseuchenkasse zusammensetzt. Außerdem wurde das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) einbezogen.

Die aggressive Vogelgrippe ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Eine Übertragung auf Menschen wurde bislang nicht festgestellt. Seit November 2020 ist das Virus in mehreren deutschen Küstenländern aufgetaucht. In vielen niedersächsischen Regionen kam es insgesamt zu 45 Ausbrüchen der Geflügelpest bei Wildvögeln. Deshalb haben viele Landkreise in Niedersachsen bereits ein Aufstallungsgebot für Freilandgeflügel erlassen.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

NEU: Schluckimpfung gegen Ileitis mit Wirkung auf das Mikrobiom kann die Salmonellentiter bei der Schlachtung reduzieren

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Die praktischen Erfahrungen zeigen es schon lange, nun ist es offiziell: Nur die Schluckimpfung gegen Ileitis kann Salmonellen reduzieren. Dieses betrifft mit Lawsonien und Salmonellen co-infizierte Schweine. In Anbetracht von 90 % Lawsonien-positiven Mastbeständen könnte dies für Sie interessant sein. Die Schluckimpfung gegen Ileitis führt zu einer günstigen Veränderung des Darmmikrobioms, was die Grundlage für die Salmonellenreduktion ist.

Die Schluckimpfung gegen Ileitis kann in Beständen die Salmonellenantikörpertiter zum Schlachtzeitpunkt signifikant reduzieren, das heißt den Salmonellen OD-Wert senken. Ergebnisse aus deutschen Mastbetrieben haben gezeigt, dass die Schluckimpfung gegen Ileitis zu einer Salmonellenreduktion sowohl in Kategorie III, wie auch Kat II-oder -I-Betrieben führt.

Nur der orale Lebendimpfstoff gegen Ileitis schützt Schweine also nicht nur vor den Auswirkungen einer Infektion mit Lawsonien (PIA, subklinische Ileitis, PHE), sondern trägt zusätzlich zur Senkung des Salmonellendrucks bei.

Die Schluckimpfung gegen Ileitis reduziert nachweislich:

• Darmläsionen infolge einer Lawsonia intracellularis-Infektion,
• Wachstumsschwankungen und
• krankheitsbedingte Zunahmeverluste
• Salmonellentiter bei der Schlachtung
• und verändert das Darmmikrobiom vorteilhaft.

Noch mehr Informationen unter www.ileitis.de

Quelle: Boehringer Ingelheim

Initiative Tierwohl: So profitieren Schweinehalter von Sonderzahlung durch Lidl und Kaufland

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• Initiative Tierwohl (ITW) erhält eine Sonderzahlung in Höhe von 50 Millionen Euro von Lidl und Kaufland
• Mittel werden dafür genutzt, zusätzliche Anreize für die Teilnahme an der ITW zu setzen und die Einführung der Nämlichkeit zu unterstützen
• Ferkelerzeuger und Schweinmäster erhalten eine Einmalzahlung und eine mittelfristige Erhöhung des Tierwohlentgelts

Die Initiative Tierwohl (ITW) wird Anfang 2021 eine zusätzliche finanzielle Förderung in Höhe von 50 Millionen Euro erhalten. Die Schwarz Gruppe (Lidl und Kaufland) hatte der Initiative Tierwohl diese Mittel vor dem Hintergrund der aktuell äußerst schwierigen Situation der Schweinehalter zur Verfügung gestellt. Mit dem Geld sollen die Schweinehalter unterstützt werden, die in der nächsten Programmphase mitmachen und so zur Steigerung des Tierwohls und der weiteren Verbreitung des ITW-Siegels auf Schweinefleischprodukten beitragen.

Alle an der Programmphase 2021-2023 teilnehmenden schweinehaltenden Betriebe erhalten eine Einmalzahlung von 3.000,- Euro, wenn sie bis spätestens 30. Juni 2021 ein ITW-Audit erfolgreich bestanden haben. Zusätzlich erhalten Ferkelerzeuger über die gesamte Programmlaufzeit eine um 1,- Euro erhöhte Vergütung von dann insgesamt 4,07 Euro pro Tier. Schweinemäster erhalten für jedes Mastschwein, das im Zeitraum 1. Juli 2021 bis 31. Dezember 2021 geschlachtet wird, neben dem bereits festgelegten Tierwohlentgelt in Höhe von 5,28 Euro einen zusätzlichen Aufschlag von 1,- Euro, der direkt aus dem Fonds der ITW an die Tierhalter ausgezahlt wird. Das haben die ITW-Gesellschafter in Abstimmung mit Lidl und Kaufland beschlossen.

Klaus Gehrig (Schwarz Gruppe): „Wir freuen uns, dass die konkrete Umsetzung der Auszahlung so schnell gemeinsam mit der ITW ausgearbeitet und beschlossen werden konnte. Ein gutes Signal für die Landwirte und ein wichtiges Signal für mehr Tierwohl.“

„Die Kennzeichnung von Schweinefleisch mit dem ITW-Siegel ab Juli 2021 und die damit verbundene notwendige Ausweitung der ITW ist eine enorme Herausforderung für die Branche. Insbesondere für die Schweinehalter sind die damit verbundenen strategischen Entscheidungen für ihren Betrieb von großer Tragweite. Wir freuen uns, dass wir durch die Sonderzahlung von Lidl und Kaufland eine zusätzliche finanzielle Unterstützung bei dieser Entscheidung geben können“, erklärt Dr. Alexander Hinrichs, Geschäftsführer der Initiative Tierwohl. „Erst recht in der aktuell angespannten wirtschaftlichen Lage bei den Tierhaltern hilft uns diese zusätzliche Vergütung unserem Ziel näher zu kommen.“

Bislang haben sich bereits 4.416 Schweinehalter für die neue Programmphase ab 2021 angemeldet. In den Ställen der dann teilnehmenden Sauenhalter, Ferkelaufzüchter und Mäster werden ab 2021 nach derzeitigem Stand jährlich rund 24,7 Millionen Schweine gehalten – darunter 14,6 Millionen Mastschweine. Ab Januar 2021 startet dann die nächste Möglichkeit der Registrierung für schweinehaltende Betriebe.

Weitergehende Informationen zur Vergütung werden interessierte Schweinehalter ab Anfang Januar 2021 unter www.initiative-tierwohl.de abrufen können.

Quelle: Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH

Boehringer Ingelheim übergibt Forschungszentrum an TiHo

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• Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover übernimmt Liegenschaften und Einrichtungen für eigene Forschung zum 1. April 2021
• Modernes Forschungszentrum bleibt für Region Hannover erhalten und wird durch die Stiftung Tierärztliche Hochschule für Forschung im Bereich Infektionsmedizin genutzt werden

Am 18. Dezember unterzeichneten Boehringer Ingelheim und die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) einen Vertrag, nach dem die Liegenschaften des vormaligen Forschungszentrums für Tierimpfstoffe im Stadtteil Kirchrode an die TiHo übertragen werden. Zum 1. April 2021 wird die TiHo die Verantwortung für den Standort übernehmen und ihn künftig mit eigenem Personal für die wissenschaftlich-universitäre Arbeit nutzen. Die Forschungsarbeiten von Boehringer Ingelheim wird die TiHo nicht fortführen. Damit hat Boehringer Ingelheim die Suche für eine nachhaltige Nutzung des modernen Forschungszentrums für Tiergesundheit erfolgreich abgeschlossen.

„Wir freuen uns sehr, dass die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover unsere Liegenschaft übernimmt. Damit kann die Hochschule die eigenen Forschungskapazitäten wesentlich erweitern und gleichzeitig bleibt das moderne Forschungszentrum der Region Hannover erhalten“, erklärt Sabine Nikolaus, Landesleiterin Deutschland bei Boehringer Ingelheim. „Die Einigung unterstreicht die gute, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der TiHo.“

„Für die TiHo ist das eine einmalige Gelegenheit, unsere Forschungsstärke in der Infektionsmedizin weiter auszubauen“, sagt TiHo-Präsident Dr. Gerhard Greif. „Klimawandel, Globalisierung und der Verlust von Lebensräumen führen dazu, dass sich Infektionserreger immer besser ausbreiten können. Die Corona-Pandemie zeigt uns sehr schmerzvoll, was das bedeutet und wie wichtig die Infektionsforschung ist. Etwa zwei Drittel der Erreger, die bei Menschen zu Infektionskrankheiten führen können, werden zwischen Tier und Mensch übertragen. Es wird also immer wichtiger bei Infektionserkrankungen nicht nur auf das Tier und nicht nur auf den Menschen zu blicken, sondern das gesamte Infektionsgeschehen zu untersuchen.“

Boehringer Ingelheim wird die eigenen Arbeiten am Standort Hannover Ende 2020 einstellen. Hintergrund ist eine globale Neuausrichtung der Schwerpunkte in der Tiergesundheitssparte. Eine Übernahme der aktuell 129 Mitarbeitenden am Forschungszentrum Hannover ist nicht Teil der Vereinbarung zwischen dem Unternehmen und der TiHo. Wie im Oktober 2020 verkündet, hat Boehringer Ingelheim mit dem Betriebsrat einen Interessenausgleich und Sozialplan verhandelt und umgesetzt. Neben finanzieller Unterstützung bietet das Unternehmen seinen Angestellten Hilfestellung bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz, nach Möglichkeit an anderen Standorten des Unternehmens.

Die künftige Forschung der TiHo auf dem Gelände
Der Standort Campus Bünteweg in Kirchrode gehört seit 1953 zur TiHo. Nach und nach wurden dort seit dieser Zeit Universitätsgebäude errichtet. Dementsprechend sind manche der Gebäude mehrere Jahrzehnte alt und entsprechend sanierungsbedürftig. Für die TiHo bietet der Neuerwerb kurzfristig die günstige Gelegenheit, Entwicklungsflächen für diese Arbeitsbereiche zu schaffen, die von den Sanierungen betroffen sein werden. Dazu zählen die Arbeitsbereiche Virologie, Biochemie oder Pharmakologie. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der molekularen Grundlagenforschung der Wirt-Erreger-Interaktion, Darmerkrankungen, Neuropharmakologie und den Abwehrstrategien des Immunsystems.

Über Infektionsforschung an der TiHo
Die TiHo legt seit Jahren einen Forschungsschwerpunkt auf infektionsmedizinische Themen und seit Jahren baut die TiHo ihre Ressourcen auf diesem Gebiet systematisch aus. Das zeigt sich in dem Bau des hochmodernen Research Centers for Emerging Infections and Zoonoses, in dem Forschungsarbeiten an Infektionserregern unter Bedingungen der Biologischen Sicherheitsstufe 3 möglich sind und am Gewinn erfolgreicher Infektionsforscherinnen und Infektionsforscher. Sehr sichtbar, wie gut sich die TiHo in diesem Bereich aufstellt, war die Vergabe der Alexander von Humboldt-Professur, dem höchstdotierten internationalen Forschungspreis in Deutschland, an die TiHo.

Quelle: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover