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ZDG-Resolution 27. November 2019: Mehr Rückgrat. Mehr Realismus.

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Der reale Weg in eine sichere Zukunft der deutschen Geflügelwirtschaft und der deutschen Nutztierhaltung – Ein Weckruf an Politik, Medien und Gesellschaft anlässlich des von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel undB Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner initiierten Landwirtschaftsdialogs am 2. Dezember 2019.

Die deutsche Geflügelwirtschaft als fortschrittliche und leistungsstarke Branche steht für eine tierwohlorientierte und nachhaltige Erzeugung von Geflügelfleisch und Eiern. Wir bekennen uns zum Standort Deutschland und zu unseren hohen Erzeugungsstandards. Auch in Zukunft wollen wir einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Menschen mit sicheren und qualitativ hochwertigen Lebensmitteln leisten.

Ausdrücklich begrüßen wir die Initiative von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zu einem Landwirtschaftsdialog. Wir müssen reden. Denn für unsere Arbeit sind wir auf einen leistungsfähigen und zukunfts-orientierten Geflügel-Standort Deutschland angewiesen, der unseren landwirtschaftli-chen Familienbetrieben ebenso wie den international agierenden Unternehmen der Branche Planungssicherheit und Entwicklungsperspektiven bietet. Diesen Geflügel-Standort Deutschland aber sehen wir in großer Gefahr, wenn sich die Politik nicht nach-haltig ändert.

Die deutsche Geflügelwirtschaft stellt fest:

• Die deutsche Politik arbeitet im europäischen Kontext nicht engagiert genug daran, die hohen deutschen Standards auch auf EU-Ebene zu etablieren und so einheitliche Wettbewerbsvoraussetzungen zu schaffen.
• Zugleich fokussiert sich die Politik in Deutschland auf immer wieder einseiti-ge Verschärfungen nationaler Vorschriften, auch bürokratischer Vorgaben, welche der Branche die Luft zum Atmen nehmen.
• Und wir erleben heute eine Politik, die sich von einer ideologisch geprägten gesellschaftspolitischen Diskussion treiben lässt und dabei wissenschaftliche Fakten oft außer Acht lässt.

Damit der Geflügel-Standort Deutschland Zukunft hat, brauchen wir die Unterstützung der Politik und einen Paradigmenwechsel im Politikstil. Wir fordern:

• mehr Wertschätzung für die deutschen Geflügelhalter und Nutztierhalter
• mehr Weitsicht in politischen Entscheidungen, auch für ökonomische Folgen und den ländlichen Raum
• mehr Rückgrat, wenn es darum geht, die richtigen politischen Entscheidun-gen mit Augenmaß zu treffen
• mehr Realismus und einen stärkeren Bezug zu wissenschaftlichen Daten und Fakten
• mehr Sachlichkeit statt Ideologie

1. Unsere Verantwortung
Die deutsche Geflügelwirtschaft übernimmt Verantwortung, hat hohe Eigenansprüche und setzt laufend Verbesserungen um.

• Wir sind die Geflügelrepublik Deutschland. Wir wollen das beste Geflügel-land der Welt sein.
Auf diesen hohen Anspruch haben wir uns mit der Geflügel-Charta verpflichtet. Dieses Selbstverständnis leben wir täglich. Und auf diesem Weg haben wir schon viel erreicht: Bereits heute arbeitet die deutsche Geflügelwirtschaft laut einer Studie des Handelsblatt Research Institutes nach weltweit höchsten Standards.

• Um dem Ziel „Bestes Geflügelland“ gerecht zu werden, haben wir in den ver-gangenen Jahren aus eigenem Antrieb zahlreiche Verbesserungen für mehr Tierschutz und Verbraucherschutz angestoßen und umgesetzt. Dazu zählen:

• Freiwilliger Ausstieg aus dem Kürzen der Schnäbel bei Legehennen seit Anfang 2017
• Aktives Engagement bei der Initiative Tierwohl zur Komplettumstellung des deutschen Geflügelfleisch-Sortiments im beteiligten Lebensmittelein-zelhandel auf die Standards der Initiative Tierwohl (Nämlichkeit)
• Umsetzung einer deutlich geringeren Besatzdichte im Rahmen der Initia-tive Tierwohl, beispielhaft für Hähnchen:
Durch die Breitenwirkung der ITW sind in Deutschland mittlerweile 35 kg/m2 Branchenstandard, was deutlich über gesetzliche nationale Vorgaben (39 kg/m2) und EU-Vorgaben (42 kg/m2) hinausgeht.
• Initiierung eines Antibiotikamonitorings auf QS-Ebene bereits im Jahr 2012
• Umsetzung eines breit angelegten Forschungsverbundes zur stufenüber-greifenden Minimierung von Antibiotikaresistenzen beim Mastgeflügel als Hauptwirtschaftspartner (EsRAM)
• Deutschlandweit einheitliche Regeln für die Putenhaltung durch die „Bundeseinheitlichen Eckwerte für eine freiwillige Vereinbarung zur Hal-tung von Mastputen“ im Zusammenwirken mit Wissenschaft, Behörden und Tierschutz
• Erzeugung von Geflügelfleisch und Eier mit nicht gentechnisch veränder-tem Futter (GVO-frei)
• Etablierung von tierwohlgerechten Geflügelzuchtprogrammen mit Fokus auf Fitness, Robustheit und Vitalität der Tiere

• Ein kontinuierlich gelebter Fortschrittsgedanke ist im Selbstverständnis der deutschen Geflügelwirtschaft fest verankert. Auf dem Erreichten ausruhen werden wir uns nicht! Derzeit arbeiten wir an einem Aktionsplan zur Mini-mierung des Antibiotikaeinsatzes und zum Verzicht auf Reserveantibiotika und an einem Stufenplan zum praktikablen Ausstieg aus dem Töten männli-cher Eintagsküken.

2. Unsere Forderungen
Statt Ideologie und Zeitgeist mehr Realismus und Sachlichkeit in der Politik – damit die deutsche Geflügelwirtschaft Zukunft hat.
• Fortschritt im Tierschutz ist eine permanente und komplexe Aufgabe. Dieser Aufgabe nimmt sich die deutsche Geflügelwirtschaft proaktiv an.

• Wir brauchen mehr Realismus und mehr Ehrlichkeit in der Politik.
Um echte Fortschritte in der Breite umsetzen zu können, brauchen wir Partner in der Politik, die einen faktenorientierten Realismus und einen ehrlichen Lösungs-willen mitbringen. Eine ideologisch begründete Zeitgeist-Orientierung auf ver-meintlich schnelle Erfolge ohne wissenschaftliche Basis ist gefährlich!

• Das gilt für die aktuell diskutierten Themen, konkret den Ausstieg aus dem Töten männlicher Eintagsküken und die Reduzierung des Antibi-otikaeinsatzes.
Es braucht einen realen Zeitplan mit praktikabler Umsetzung. Ein gesetz-liches Verbot des Kükentötens allein in Deutschland würde völlig ins Lee-re laufen. Es braucht eine europäische Regelung und bis dahin einen Stu-fenplan auf nationaler Ebene.

• Auch bei der Diskussion um einen Ausstieg aus dem Schnabelkürzen bei Puten müssen wissenschaftliche Erkenntnisse Grundlage für die politische Entscheidung sein.
Die derzeit vorliegenden Erkenntnisse, unter anderem auf Basis der mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium getroffenen Vereinbarung zum Verzicht auf das Schnabelkürzen, geben Hinweise, dass ein zeitnaher Aus-stieg aus derzeitiger Perspektive nicht machbar erscheint.

• Diesem Anspruch muss auch die Nationale Nutztierstrategie konse-quent gerecht werden.
Dazu gehört eine angemessene Honorierung der Tierwohlleistungen. Oh-ne eine Tierwohlprämie, die den Haltern auf 10 bis 15 Jahre Planungssi-cherheit bietet, und eine Lösung der Zielkonflikte im Bereich des Bau- und Immissionsschutzrechts kann es kein Tierwohlkennzeichen geben. Und wir brauchen eine realistische Ausgestaltung des Tierwohlkennzei-chens mit Kriterien, die für Tierhalter kurzfristig praktikabel und für Ver-braucher bezahlbar sind. Die Kriterien der Initiative müssen zur Eingangs-stufe eines staatlichen Tierwohlkennzeichens werden.

• Die deutsche Politik muss konsequent EU-Rechtsvorgaben in nationales Recht überführen und stärker auf EU-weit einheitliche Vorgaben hinwirken. Hier sollte die Politik die deutsche EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halb-jahr 2020 aktiv nutzen:

• Putenhaltung: Deutsche Eckwerte als Vorbild für EU-weite Regelung!
Die deutsche Geflügelwirtschaft fordert die Politik auf, für die Etablie-rung EU-weiter Regelungen für die Putenhaltung im Rahmen der europä-ischen Tierschutzpolitik nach dem Vorbild der deutschen Puten-Eckwerte zu sorgen.

• Herkunftskennzeichnung von Geflügelfleisch auch in der Gastronomie – damit hohe Standards nicht durch Billigimporte unterlaufen werden
Rund 65 Prozent des deutschen Geflügelfleisches werden über den Groß-verbrauchermarkt abgesetzt – anders als Lebensmitteleinzelhandel fehlt hier aber eine Kennzeichnung zur Herkunft der Ware. Wir brauchen eine Herkunftskennzeichnung, damit Billigimporte aus Osteuropa nicht die ho-hen Standards der heimischen Erzeugung unterlaufen! Und eine ver-pflichtende Herkunftskennzeichnung entspricht dem klaren Verbraucher-willen: 86 Prozent der Deutschen wollen wissen, woher das Geflügel-fleisch in der Gastronomie kommt.

• Die Politik muss den Unternehmen der deutschen Geflügelwirtschaft Luft zum Atmen lassen:

• Auflagenflut beeinträchtigt aktuell massiv die Wettbewerbsfähigkeit und Investitionsbereitschaft
• Verunsicherung statt Planungssicherheit führt zum verstärkten Höfester-ben und zum nicht gewollten Strukturwandel
• Der von der Bundesregierung eingeschlagene Weg zur Lösung der Ziel-konflikte zwischen Tierwohl und Umweltschutz muss mit Nachdruck zum Erfolg geführt werden. Die TA Luft braucht eine Öffnungsklausel, damit Tierwohlverbesserungsgenehmigungen für Stallumbauten und -neubauten möglich werden.
• Das Agrarpaket ist ganzheitlich zu sehen. Ackerbau und Nutztierhaltung sind Teil der einen Landwirtschaft und gehören zusammen.
• Es braucht die politische Anerkennung, dass der Export von Geflügelpro-dukten wichtiger Bestandteil des Wirtschaftens der deutschen Geflügel-wirtschaft ist.

Verabschiedet von der Mitgliederversammlung des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. am 27. November 2019 in Stuttgart. Unterzeichnet von den Mitgliedern des Vorstandes des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V.

Bienenforschung der Uni Ulm ausgezeichnet: BienABest ist Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt

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Das Bienenschutzvorhaben BienABest ist als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet worden. Die Projektpartner Professor Manfred Ayasse von der Universität Ulm und Kolleginnen des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) nahmen die Auszeichnung in dieser Woche entgegen. Im Projekt erforschen die Biologinnen und Biologen den idealtypischen Lebensraum für Wildbienen und sie erfassen die Entwicklung der Bienenpopulation mit bestandschonenden Verfahren. Ihre Erkenntnisse zu den gefährdeten Bestäubern werden in VDI-Richtlinien umgesetzt.

Hohe Auszeichnung für das Insektenschutzprojekt „BienABest“: Das Forschungsvorhaben der Universität Ulm und des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) ist als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgewählt worden. Seit 2017 ergründen Ulmer Forschende um Professor Manfred Ayasse die genauen Ursachen des Bienensterbens. Darüber hinaus legen sie Wildbienenweiden und Nistgelegenheiten an, um ideale Lebensbedingungen für Wildbienen zu schaffen und letztlich Bestände zu sichern.

Denn nach wie vor wird den Bestäubern das Überleben auf dem Land und in der Stadt nicht leicht gemacht: Trotz zahlreicher Schlagzeilen und Petitionen sind die Insekten nach wie vor Pestiziden auf Agrarflächen ausgesetzt. Weiterhin erschweren ihnen Monokulturen oder städtische Steingärten die Nahrungssuche. Dabei erfüllen Wildbienen eine wichtige Rolle im Ökosystem und bei der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte: Wird dem Sterben der Bestäuber kein Einhalt geboten, müssen wir künftig auf viele Obst- und Gemüsesorten verzichten.

Damit es nicht so weit kommt, erforschen die Biologinnen und Biologen im Projekt BienABest idealtypische Bienenhabitate und Blühstreifen. Auf Untersuchungsflächen im ländlichen Raum erfassen und bestimmen sie die Insekten mit bestandschonenden Verfahren und können so die Entwicklung der Bienenpopulation nachvollziehen. Zu diesem Zweck werden Wildbienensachverständige ausgebildet und Projektergebnisse in so genannte VDI-Richtlinien übersetzt.

Die Vereinten Nationen haben 2011 bis 2020 zur UN-Dekade für die Biologische Vielfalt erklärt. Ziel der Dekade ist es, den Rückgang der Biodiversität zu stoppen. Vorbildliche Forschungsvorhaben oder weitere Beiträge werden als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt gewürdigt. In den Jahren 2019 und 2020 liegt der Schwerpunkt auf dem Thema „Insekten schützen – gemeinsam für die Vielfalt der Natur“.

Quelle: Universität Ulm

Die Chemie: ein aktiver Klimaschützer

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Der Klimawandel erfordert über alle Wirtschaftsbereiche hinweg Maßnahmen zum Klimaschutz. Die deutsche Chemieindustrie hat ihren Treibhausgasausstoß seit 1990 trotz erheblicher Produktionssteigerungen bereits massiv reduziert. Noch wichtiger: Mit ihren innovativen Lösungen ermöglicht es die Chemie auch anderen Branchen, ihre CO2-Emissionen zu senken. Dies gilt nicht nur für die Entwicklung neuer Energietechnologien oder beim Fahrzeugbau, sondern auch für den Agrarsektor.

Die chemisch pharmazeutische Industrie entwickelt Tierarzneimittel für die landwirtschaftliche Nutztierhaltung, die als klimaschädlich kritisiert wird. Tierarzneimittel unterstützen nicht nur die Landwirte dabei, sichere und hochwertige Lebensmittel zu erzeugen. Sie helfen, die Tiere gesund zu erhalten. Gesunde Tiere verbrauchen weniger Ressourcen wie Futter, Wasser und damit Fläche mit der Folge, dass weniger Gülle und Emissionen anfallen. Je intensiver die Haltung und je gesünder die Tiere, desto stärker werden die Einspareffekte.

Das macht ein Beispiel deutlich: Anfang des Jahrhunderts benötigte ein Schwein fast eine halbe Tonne Futter, um 125 Kilogramm zuzunehmen. Ein modernes, gesundes Tier braucht dazu heute nur noch die Hälfte (der Menge). Durch die Intensivierung verringerte sich der Viehbestand insgesamt, bezogen auf das Lebendgewicht, in Deutschland von 1913 bis heute ebenfalls um die Hälfte.

Tierkrankheiten vermeiden
Laut der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE), führen Krankheiten in Nutztierbeständen noch immer zu großen Verlusten. Die OIE beziffert diese mit bis zu 20 Prozent. Verbesserungen im Gesundheitsbereich, entwickelt von der chemischen Industrie, senken die Verluste, erfüllen somit in besonderem Maße die Anforderungen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise und dienen außerdem dem Tierschutz.

Quelle: Bundesverband für Tiergesundheit e.V. (BfT)

Ketose: Der Stoffwechsel streikt

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Nach der Kalbung steigt die Futteraufnahme nicht der Milchleistung entsprechend an, eine negative Energiebilanz ist die Folge. Jetzt sind Hochleistungskühe besonders anfällig für Ketose. Nicht immer zeigt sich die Ketose mit klinischen Symptomen, meistens tritt sie subklinisch als Bestandsproblem auf. Ketosekühe bauen aufgrund ihres Energiemangels verstärkt Körperfett ab, wodurch freie Fettsäuren und Ketonkörper in die Blutbahn gelangen. Als Folge dessen wird die Futteraufnahme gebremst. Bei sehr intensivem Abbau von Körperfettreserven folgt eine massive Auffüllung der Leberzellen mit Fett (Fettlebersyndrom). Eine verfettete Leber kann ihrer Funktion als Entgiftungsorgan nicht mehr gerecht werden: die körpereigenen Abwehrkräfte nehmen ab und die Anfälligkeit der Tiere für Infektionen und für nachfolgende Fruchtbarkeitsstörungen nimmt zu. Zur Vorbeugung vor Ketose sollte schon im letzten Drittel der Laktation und in der frühen Trockenstehphase das Haltungs- und Fütterungsmanagement der Kuh angepasst werden, um eine Verfettung zu vermeiden. Die erste und wichtigste Maßnahme ist daher die Stabilisierung des Energiestoffwechsels. Dies wird erreicht durch die Gabe von konzentrierten Energieträgern wie Propylenglycol oder Propionat. Unter deren Einfluss – in der ersten Woche nach der Geburt verabreicht – werden nicht nur die Bildung von Ketonkörpern wirksam reduziert, sondern auch der Fettabbau gebremst und dadurch ein Anstieg der Leberverfettung verhindert. Mit den Ketoseschnelltests kann selbst subklinische Ketose schnell erkannt und behandelt werden.

Mehr zur Gesundheit von Nutztieren gibt es per Abo. Kostenfrei als E-Magazin.

Weiterhin hohe Campylobacter-Raten bei Masthähnchen

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Prozesshygienekriterium zeigt noch nicht erhoffte Wirkung
Die Nachweisraten von Campylobacter spp. bei Masthähnchen liegen unverändert auf einen hohem Niveau. Knapp die Hälfte der Halshautproben von Masthähnchenschlachtkörpern (46,3 %) und der Proben von frischem Hähnchenfleisch (47,8 %) wurde im Rahmen des Zoonosen-Monitoring 2018 positiv auf Campylobacter getestet. Knapp ein Viertel der Schlachtkörper wies Campylobacter-Keimzahlen von über 1.000 KbE/g auf. Das zum vergangenen Jahr eingeführte Prozesshygienekriterium hat somit noch nicht zu einer nennenswerten Senkung der Campylobacter-Belastung bei Masthähnchen geführt, wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin mitteilte.
Das Prozesshygienekriterium von 1.000 koloniebildenden Einheiten pro Gramm (KbE/g) für Schlachtkörper von Masthähnchen wurde EU-weit eingeführt, um das Vorkommen von Campylobacter spp. in der Geflügelfleischkette zu senken. Seit 1. Januar 2018 müssen Betriebe, die die Anforderungen der EU-Verordnung nicht erfüllen, geeignete Maßnahmen zur Sicherstellung der Prozesshygiene einleiten.

2017, vor Einführung des Prozesshygienekriteriums, hatten 22,7 % der Schlachtkörper den besagten Wert überschritten. Im vergangenen Jahr blieb die Quote mit 22,6 % nahezu unverändert. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, dass in diesem Bereich weitere Anstrengungen unternommen werden müssen, um die Schlachthygiene zu verbessern.
Salmonellen

In Halshautproben von Mastputenschlachtkörpern wurden Salmonellen zu 22,7 % und damit fast doppelt so häufig nachgewiesen wie im Zoonosen-Monitoring 2016 (11,9 % positive Proben). Die Tiere selbst waren dagegen nur selten Träger von Salmonellen (0,2 % positive Proben von Blinddarminhalt). Die Nachweisrate von Salmonellen in Proben von frischem konventionell erzeugtem Putenfleisch lag bei 4,0 % und damit ebenfalls etwas höher als im vorherigen Untersuchungsjahr (2,6 %). Steigende Kontaminationsraten von Schlachtkörpern bei geringer Belastung der Tiere verdeutlichen, dass Verbesserungen der Hygienepraktiken bei der Geflügelschlachtung notwendig sind, da es offenbar zu Kreuzkontaminationen bzw. einer Verschleppung von Keimen aus der Schlachtumgebung auf die Schlachtkörper kommt.

Listeria monocytogenes
In 3,4 % der Proben von streichfähigen oder schnittfesten Rohwürsten aus Hähnchen- und/oder Putenfleisch wurden Listeria monocytogenes nachgewiesen. Allerdings waren die Keimzahlen gering, da in keiner Probe Listerien oberhalb der Nachweisgrenze von 10 KbE/g mit der quantitativen Methode nachgewiesen wurden. Im Vergleich hierzu wurden in streichfähigen Rohwürsten aus Schweinefleisch im Zoonosen-Monitoring 2017 in einzelnen Proben Keimgehalte an L. monocytogenes gemessen, die eine potenzielle Gesundheitsgefahr für den Menschen darstellen (220 KbE/g und 550 KbE/g).

ESBL/AmpC-bildende E. coli
ESBL/AmpC-bildende E. coli wurden in etwa der Hälfte der untersuchten Kotproben aus konventionellen Mastputenbetrieben (51,8 % positive Proben) und in 37,6 % der Proben von konventionell erzeugtem Putenfleisch nachgewiesen. Im Vergleich hierzu waren Kotproben aus ökologisch wirtschaftenden Mastputenbetrieben und insbesondere Proben von ökologisch erzeugtem Putenfleisch mit Nachweisraten von 36,8 % bzw. 12,2 % deutlich seltener positiv für ESBL/AmpC-bildende E. coli. ESBL/AmpC-bildende Bakterien zeichnen sich dadurch aus, dass sie Enzyme bilden, die die Wirksamkeit von Penicillinen und Cephalosporinen herabsetzen bzw. aufheben können, sodass die Bakterien unempfindlich gegenüber diesen Antibiotika sind. Der häufige Nachweis von ESBL/AmpC-bildenden E. coli bei Nutztieren ist aufgrund der besonderen Bedeutung der Cephalosporine der 3. und 4. Generation für die Therapie des Menschen besorgniserregend, zumal nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand davon auszugehen ist, dass diese resistenten Keime auch über Lebensmittel auf den Menschen übertragen werden können.
Antibiotika-Resistenzlage

Die Ergebnisse der Antibiotikaresistenzuntersuchungen zeigen, dass die Resistenzraten in den Lebensmittelketten Masthähnchen und Mastpute unter den Nutztieren am höchsten sind, was den im Vergleich zu Rindern und Schweinen häufigeren Einsatz von Antibiotika bei dieser Tiergruppe widerspiegelt. Auffallend ist, dass E.-coli-Isolate aus ökologischen Mastputenbetrieben und aus ökologisch erzeugtem Putenfleisch insgesamt deutlich niedrigere Resistenzraten (48,2 %) aufwiesen als die entsprechenden Isolate aus der konventionellen Produktion (77,3 %). Außerdem traten bei Isolaten aus der ökologischen Produktion seltener Multiresistenzen gegen drei oder mehr Substanzklassen auf als bei Isolaten aus Mastputenbetrieben und Putenfleisch der konventionellen Produktionsform (17,7 % vs. 42,9 %). Diese Unterschiede, die bereits im Zoonosen-Monitoring 2016 bei den Untersuchungen von konventionellen und ökologischen Masthähnchenbetrieben beobachtet wurden, stehen vermutlich mit der im Vergleich zu konventionellen Tierhaltungen geringeren Therapiehäufigkeit mit Antibiotika in ökologischen Betrieben im Zusammenhang. Die hohen Resistenzraten von zum Teil über 50 % der Bakterien-Isolate von Masthähnchen und Mastputen gegenüber Fluorchinolonen verdeutlichen, dass insbesondere der Einsatz dieser Antibiotikaklasse beim Geflügel reduziert werden muss, da sie als besonders wichtig für die antibiotische Behandlung beim Menschen gilt.

Bei der Interpretation der Ergebnisse der Resistenzuntersuchungen muss beachtet werden, dass die minimalen Hemmkonzentrationen (MHK) anhand der epidemiologischen Cut-Off-Werte bewertet wurden. Diese bestimmen den Anteil mikrobiologisch resistenter Isolate und geben frühzeitig Hinweise auf eine beginnende Resistenzentwicklung, erlauben aber keine unmittelbare Aussage über die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges mit einem Antibiotikum.

Zoonosen-Monitoring 2018
Für das Zoonosen-Monitorings 2018 haben die Überwachungsbehörden der Bundesländer insgesamt 5.974 Proben auf allen Ebenen der Lebensmittelkette genommen und auf das Vorkommen der wichtigsten über Lebensmittel übertragbaren Erreger untersucht. Dabei wurden 3.356 Bakterien-Isolate gewonnen und in den Nationalen Referenzlaboratorien am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weitergehend charakterisiert und auf ihre Resistenz gegen ausgewählte Antibiotika untersucht.
Der vollständige Bericht zum Zoonosen-Monitoring 2018 ist online abrufbar unter: http://www.bvl.bund.de/ZoonosenMonitoring

Verbrauchertipps zum Schutz gegen lebensmittelbedingte Infektionen sind dargestellt unter: http://www.bvl.bund.de/lebensmittelhygiene

Hintergrund
Zoonosen sind Krankheiten bzw. Infektionen, die auf natürlichem Weg direkt oder indirekt zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Zoonoseerreger können von Nutztieren zum Beispiel während der Schlachtung und Weiterverarbeitung auf das Fleisch übertragen werden. Mit Zoonoseerregern kontaminierte Lebensmittel stellen eine wichtige Infektionsquelle für den Menschen dar. Häufige Erreger lebensmittelbedingter Infektionen sind Campylobacter spp. und Salmonella spp. Infektionen mit Listeria monocytogenes oder verotoxinbildende E. coli (VTEC) treten seltener auf. Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) und ESBL/AmpC-bildende E. coli sind weltweit verbreitete Erreger von zum Teil schwerwiegenden Krankenhausinfektionen. Bei Nutztieren hat sich ein spezifischer Typ von MRSA ausgebreitet. Eine Besiedlung des Menschen mit diesen „Nutztier-assoziierten“ MRSA-Stämmen scheint jedoch nur in seltenen Fällen zu schweren Krankheitserscheinungen führen.

Basierend auf der Richtlinie 2003/99/EG zur Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern, sind alle EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, repräsentative und vergleichbare Daten über das Auftreten von Zoonosen und Zoonoseerregern sowie diesbezüglicher Antibiotikaresistenzen in Lebensmitteln, Futtermitteln und lebenden Tieren zu erfassen, auszuwerten und zu veröffentlichen, um so Aufschluss über Entwicklungstendenzen und Quellen von Zoonosen und Zoonoseerregern zu erhalten. Dabei werden vor allem diejenigen Zoonoseerreger überwacht, die eine besondere Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen. Das Zoonosen-Monitoring wird von den Ländern seit dem Jahr 2009 auf Grundlage einer Verwaltungsvorschrift bundesweit einheitlich jährlich im Rahmen der amtlichen Lebensmittel- und Veterinärüberwachung durchgeführt. Die von den Ländern erhobenen Untersuchungsergebnisse werden vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gesammelt, ausgewertet und zusammen mit den Ergebnissen der Typisierung und Resistenztestung sowie der Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im Bericht über die Ergebnisse des jährlichen Zoonosen-Monitorings veröffentlicht. Das BfR übermittelt die Ergebnisse gemäß den Bestimmungen des Artikels 9 der Richtlinie 2003/99/EG an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA).

Im Zoonosen-Monitoring werden repräsentative Daten zum Vorkommen von Zoonoseerregern bei den wichtigsten Lebensmittel liefernden Tierarten und ihren Produkten sowie anderen Lebensmitteln und Futtermitteln gewonnen. Diese ermöglichen es, die Exposition der Verbraucher gegenüber den Zoonoseerregern abzuschätzen. Die Resistenzuntersuchungen tragen dazu bei, Beziehungen zwischen dem Antibiotikaeinsatz in der Tierproduktion und der Entwicklung von Antibiotikaresistenzen besser analysieren zu können.

Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

WEDA errichtet innovatives Buchtenkonzept für Ökobetrieb

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Der niedersächsische Spezialist für die Schweinehaltung WEDA hat den ‚Arche Wilhelminenhof‘ mit neuen Be.Well-Buchten ausgerüstet. Das Be.WellKonzept steht für Produkte, die das Wohlbefinden und die Gesundheit der Schweine in den Fokus rücken und zugleich ein wirtschaftliches und sicheres Arbeiten ermöglichen. Der Auftrag für den Ökobetrieb aus Bakum umfasst den Neubau der Buchten in einem offenen Holzstall mit Außenauslauf.

Höchste Hygienestandards
„Die einzelnen Buchten sind durch Gatter getrennt. Für deren Reinigung haben wir sie so konstruiert, dass man die Gatter seitlich öffnen und an der Wand befestigen kann“, erläutert WEDAEntwicklungsleiter Ralf Meyer. „Mit einer speziellen Türangel lassen sich die Türen leicht aus dem Stroh heben und in beide Richtungen öffnen und schließen. Anschließend kann der Mist in einem Rutsch abgeschoben werden“, ergänzt Meyer. Der Tierbereich ist aus Edelstahl und Kunststoff, sodass die Bucht gut zu reinigen ist und höchsten Hygienestandards entspricht.

Offene, übersichtliche Gestaltung
Die Abferkelbucht ist offen und übersichtlich gestaltet, mit Ferkelnest und Trog am Gang. Wenn nötig, kann die Sau zu Behandlungszwecken kurzzeitig fixiert werden, ohne dass die Mitarbeiter den Sauenbereich betreten müssen. Das Gitter, mit dem die Sau kurzzeitig fixiert werden kann, dient im geöffneten Zustand zur Abtrennung des Ferkelnests. Weiterhin ermöglicht die Bucht auch eine kurzzeitige Festsetzung der Sau, um die Ferkel versorgen zu können. Der Clou: Die Sau kann trotzdem den Außenauslauf und den Fressbereich nutzen.

Trog in Bodennähe
Der Futtertrog ist so konstruiert, daß er im Notfall sogar als Wassertränke genutzt werden kann. Er ist auf dem Boden installiert, damit auch die Ferkel ihr Futter dort aufnehmen können. „Unsere Tiere haben sich sofort wohl gefühlt, und wir können sehr gut in der Bucht arbeiten“, sagt Angelika Balz vom Wilhelminenhof. „Vor allem lassen sich die Tiere umwelt- und artgerecht halten, sodass wir unseren Werten und Prinzipien treu bleiben“, bilanziert sie.

Für alle Haltungsformen geeignet
Mit dem neuen Be.Well-Konzept reagiert WEDA auf die Forderungen der Branche nach Produktlösungen, die das Tierwohl und den Tierschutz sicherstellen. Entsprechend eignen sich die Produkte gleichermaßen gut für die konventionelle und ökologische Tierhaltung. Der ‚Arche Wilhelminenhof‘ wird nach Demeter-Richtlinien und dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) betrieben. Neben der Schweinezucht unterhält der Familienbetrieb einen eigenen Hofladen und baut zudem Obst und Gemüse an.

Quelle: WEDA Dammann & Westerkamp GmbH

Aquakultur: Neues Analyseinstrument für mehr Tierwohl

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Mithilfe einer Excel-Anwendung können Fischhalter künftig betriebsindividuell einen Tierwohlindex mit Indikatoren wie Ernährungszustand, Schwimmverhalten oder Sauerstoffgehalt im Wasser ermitteln. Anwendbar ist das neue Instrument für die Regenbogenforelle und den europäischen Zander.

Umwelt, Individuum und Fischbestand: Diese drei Kategorien können Fischhalter ab sofort mit einem neuen Excel-Tool bewerten, das Wissenschaftler vom Institut für Binnenfischerei e.V., Potsdam-Sacrow, in Zusammenarbeit mit dem Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg, Fischereiforschungsstelle (FFS) Langenargen, unter Praxisbedingungen entwickelt haben.

Mit überschaubarem zeitlichem Aufwand werden je Kategorie Werte für einzelne Indikatoren eingetragen und anhand der wissenschaftlichen Referenzwerte Indizes ermittelt. „Der Fischhalter sieht damit sofort, an welcher Stelle noch optimiert werden kann“, so Dr. Andreas Müller-Belecke. Unter den „Umweltbedingungen“ lassen sich beispielsweise der pH-Wert oder der Ammoniakanteil im Wasser bewerten. Im Bereich „Individuum“ können Ernährungs-, Kiemen- oder Flossenzustand untersucht werden. Die Kategorie „Fischbestand“ gibt Auskunft über Futteraufnahme, Schwimmverhalten oder Mortalität.

Das Analyseinstrument bietet für den Fischhalter selbst, aber auch für Fischerei- und Veterinärbehörden sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Möglichkeit zur Beurteilung der Tiergerechtheit in der Fischhaltung, die auf einer international eingesetzten, methodisch einheitlichen, objektiv erfassten Datengrundlage fußt. Damit lässt sich die Berücksichtigung von Tierwohlaspekten bei der Fischhaltung in Deutschland zukünftig weiter fördern. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat das Projekt im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums als Projektträger betreut.

Das Analysetool kann beim Institut für Binnenfischerei e.V. angefordert werden (Kontakt: Dr. Andreas Müller-Belecke; 033201 406-13

Quelle: BLE

ZDG zum Kükentöten: „Die Debatte braucht mehr Ehrlichkeit, mehr Realismus – und weniger populistische Forderungen“

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In der Diskussion um den Ausstieg aus dem Töten männlicher Eintagsküken mahnt die deutsche Geflügelwirtschaft „mehr Ehrlichkeit, mehr Realismus, mehr echten Lösungs-willen“ aller Beteiligten an und fordert im Sinne des Tierschutzes eine gesamteuropäi-sche Regelung. „Wir brauchen in der Debatte um den von allen Beteiligten gewollten Ausstieg viel mehr Ehrlichkeit und viel weniger populistische Forderungen“, sagt Fried-rich-Otto Ripke, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG). Zwei zentrale Aspekte stellt er klar:

• „Ein sofortiger Ausstieg ist nicht machbar, weder in Deutschland noch sonstwo auf der Welt. Wer den sofortigen Ausstieg fordert, handelt unver-antwortlich, unehrlich und verkennt bewusst die Tatsachen.“

• „Ein rein deutsches Gesetz würde die bloße Verlagerung des Tierschutz-Problems ins Ausland bedeuten. Durch ein solches Gesetz würde nicht ein einziges Küken weniger getötet.“

„Unser Bekenntnis gilt: Wir wollen aus dem Kükentöten aussteigen – und zwar so schnell wie möglich“, betont ZDG-Präsident Ripke. Das Problem in der öffentlichen Diskussion sei aber, dass beim Bekenntnis „so schnell wie möglich“ allzu oft nur das „schnell“ ge-sehen werde, nicht das „möglich“. Ripke fordert eine lösungsorientierte Rückbesinnung auf die wissenschaftlich belegten Fakten zur Machbarkeit und weist Vorwürfe, die Ge-flügelwirtschaft spiele auf Zeit, mit Entschiedenheit zurück. „Wir haben dem Ministeri-um konkrete Lösungsansätze unterbreitet, die eine klare Perspektive auf dem Weg zum Ausstieg aus dem Kükentöten aufzeigen“, sagt er. Durch eine Kombination verschiede-ner Ansätze – konkret durch die Geschlechtsbestimmung im Ei mittels Hyperspektral- und Hormonanalyse, durch die Aufzucht der Bruderhähne und durch die Haltung von Zweinutzungshühnern – sei es das ambitionierte, aber machbare Ziel der Branche, die Anzahl getöteter Hahnenküken bis 2022 um die Hälfte zu verringern.

Rein deutsches Gesetz würde nur Brüterei-Standort Deutschland abwickeln
„Einen anderen Weg als die Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Wissenschaft gibt es nicht“; betont Ripke. Ein rein deutsches Gesetz mit einem Verbot des Kükentötens in Deutschland hätte nicht zur Folge, dass auch nur ein einziges Küken weniger getötet würde – die weiblichen Legehennenküken oder Junghennen kämen dann einfach aus dem Ausland, wo deren Brüder weiter getötet würden. Ripke: „Ein solches Gesetz würde komplett ins Leere laufen und nur den Brüterei-Standort Deutschland abwickeln. Wir brauchen hier eine europaweite Regelung.“
„Realpolitik mit realistischen Umsetzungsplänen ist gefragt!“

Aus Sicht der deutschen Geflügelwirtschaft müssen alle Verantwortungsbereiten ge-meinsam umsetzbare Lösungen zügig vorantreiben. Dazu gehören die Geflügelwirt-schaft, die Wissenschaft, der Markt bzw. die Verbraucher mit einer nötigen höheren Akzeptanz für „Bruderhahn“-Erzeugnisse – und schließlich und vor allem auch die Poli-tik. „Realpolitik mit realistischen Umsetzungsplänen ist gefragt!“, fordert Ripke. „Die von Bundesministerin Klöckner angekündigte Zusammenarbeit mit Frankreich wäre ein guter Schritt und könnte am Ende ganz Europa mitnehmen.“

Quelle: ZDG Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V.

Antibiotika: „Die Veterinärmedizin hat viel erreicht“

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Im Sommer hat die Bundesregierung den Evaluierungsbericht zum Antibiotikaminimierungskonzept der 16. Arzneimittel-Novelle (AMG-Novelle) vorgelegt. Das Konzept ging im Jahr 2014 mit drei Zielen an den Start: Der Antibiotikaeinsatz bei Masttieren sollte reduziert, die sorgfältigere Anwendung mit Blick auf das Resistenzrisiko gefördert und die effektive Kontrolle der einzelbetrieblichen Verbrauchsmengen ermöglicht werden. Die Erfolgsbilanz in deutschen Ställen kann sich sehen lassen.

Mit der 16. AMG-Novelle wurde das Bundeslandwirtschaftsministerium verpflichtet, die Wirksamkeit der getroffenen Maßnahmen fünf Jahre nach ihrem Inkrafttreten zu evaluieren. Der Evaluierungsbericht liegt nun vor. Er zeigt, dass die mit der Novelle eingeführte Bestimmung des Therapiehäufigkeitsindex die seit einigen Jahren bereits rückläufige Anwendung von Antibiotika bei Nutztieren noch einmal deutlich forciert hat. Im Jahr 2014 allein kam es zu einem Rückgang der oralen Verabreichung um fast 30 Prozent. Seit 2011 ging laut der offiziellen Mengenerfassung die Anwendung von Antibiotika insgesamt um fast 60 Prozent zurück.

Reduktion über alle Wirkstoffklassen …
Der Rückgang konnte über alle Wirkstoffklassen erreicht werden. Die humanmedizinisch als wichtig eingestuften Stoffklassen Fluorchinolone und Cephalosporine der 3. und 4. Generation haben nur einen geringen Anteil an der Gesamtverbrauchsmenge. Auch die Menge der lang wirkenden Präparate liegt bei lediglich unter einem Prozent des Gesamtverbrauchs. Da der Evaluierungsbericht nur die Datenlage bis zur 2. Hälfte 2017 erfasst, sind Effekte weiterer Maßnahmen zur Antibiogrammpflicht und zulassungskonformen Anwendung von Antibiotika beim Tier, die mit der Anpassung der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung zu Beginn 2018 eingeführt wurden, noch nicht berücksichtigt. Neue Zahlen zu den Abgabemengen an Tierärzte für 2018 zeigen, dass sich die sinkenden Trends fortsetzen.

… und bei allen Tierarten
Der Einsatz von Antibiotika konnte bei allen erfassten Tierarten (Mastschweine, Masthühner, Mastputen, Mastkälber und Mastrinder) reduziert werden. Die Kennzahlen (Therapiehäufigkeit, Therapieindex) sind mit Ausnahme bei Masthühnern kontinuierlich rückläufig oder stagnieren. Die Geflügelbranche will eine Strategie erarbeiten, um die Anwendung von Antibiotika deutlich weiter zu reduzieren. In einem Forschungsvorhaben hatte der Sektor gemeinsam mit der Wissenschaft in den vergangenen drei Jahren mögliche Ansätze (insbesondere zur Stabilisierung der Geflügeldarmflora) untersucht.

Zu berücksichtigen ist, dass ein bestimmtes Maß der Antibiotikaanwendung auch aus tierschutzrechtlichen Gründen zur Sicherung der Tiergesundheit nicht unterschritten werden kann.

Verschiedene Antibiotikaklassen sind erforderlich, um das ganze Spektrum bakterieller Krankheitserreger bei den einzelnen Tierarten auch künftig effektiv bekämpfen zu können. Dies ist auch wichtig, um Resistenzen zu vermeiden.

Für die Zukunft wird es darauf ankommen, durch verbessertes Haltungsmanagement und mit Konzepten zur Krankheitsvorbeuge die Tiergesundheit in den Betrieben langfristig abzusichern. Zu erwarten ist, dass zunehmend investitionsintensive Lösungen auf den Betrieben oder strukturelle Maßnahmen erforderlich werden.

Quelle: Bundesverband für Tiergesundheit

Hühnerstall mit Durchblick (Video)

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Fast “bühnenreif” ist der neue Hühnerstall auf der Lehr- und Forschungsstation Frankenforst in Königswinter-Vinxel. In der eigens eingerichteten Besucherzone rücken große Glasscheiben das Federvieh ins Rampenlicht. Durch die Fenster können Interessierte das Geflügel beobachten und sich einen Eindruck davon verschaffen, wie die Forschung der Universität Bonn für mehr Tierwohl vonstattengeht.

In nur acht Monaten wurde der veraltete Vorgängerbau mit Hilfe der Landwirtschaftlichen Fakultät sowie des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW umfangreich instandgesetzt und auf der vorhandenen Bodenplatte ein hochmoderner Stall für wissenschaftliche Zwecke geschaffen. „Das ist eine großartige Leistung aller Beteiligten“, sagt Dr. Inga Tiemann vom Institut für Tierwissenschaften der Universität Bonn.

Für das Forschungsprojekt „Open Livestock in der Landwirtschaft – Moderne Geflügelhaltung aus der biologischen Perspektive des Huhns“ wurde der neue Stall hergerichtet. Das Vorhaben wird vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW binnen drei Jahren mit 160.000 Euro gefördert.

Der Stall mit rund 100 Quadratmetern Grundfläche ist mit modernen Klima-, Beleuchtungs- und Lüftungssystemen ausgestattet. In sechs voneinander getrennten Abteilen lässt sich die LED-Beleuchtung sowie die Inneneinrichtung verschieden gestalten. „Wir können damit unterschiedliche Bedingungen in der Volierenhaltung und deren Einfluss auf das Verhalten der Tiere untersuchen“, erläutert die Doktorandin Sonja Hillemacher, die in dem Projekt mitarbeitet. Bei der Volierenhaltung befindet sich das Geflügel nicht in Käfigen, sondern kann sich in größeren mehretagigen Ställen frei bewegen – wie die rund 45 Millionen Legehennen in Deutschland. Gerade ist der Außenklimabereich fertig geworden, der den Tieren auch einen geschützten Aufenthalt im Freien ermöglicht.

Forschung aus Sicht des Tieres
„Wir untersuchen, wie sich das Wohl der Hühner weiter steigern lässt“, sagt Tiemann, Spezialistin für Verhaltensbiologie. „Wir wollen nicht die Tiere an die Haltung, sondern die Haltung an die Tiere anpassen.“ Hierfür erforschen die Wissenschaftler zum Beispiel, wie die Lichtverhältnisse im Stall optimiert werden können. Weil die Tiere gerne an höher gelegenen Plätzen schlafen und sich bevorzugt in gut ausgeleuchteten Bereichen aufhalten, geht die Beleuchtung über den Sitzstangen oben auf der Voliere automatisch zuletzt aus, um den Tieren am Abend das Aufbaumen auf den hochgelegenen Sitzstangen zu erleichtern. Dagegen haben es die Hühner beim Eierlegen lieber dunkler – die LED-Lampen sind entsprechend ausgerichtet. „Optimierte Funktionsbereiche“ nennt das die Wissenschaft.

Videosysteme übertragen das Treiben der Tiere in den Kontrollraum. Dort wird mit Hilfe von automatisierter Computersoftware ausgewertet, ob die Hühner entspannt ihrem Tagesgeschäft aus Fressen, Scharren, Staubbaden und Picken nachgehen oder gar Stressverhalten zeigen. „Ob es den Tieren gut geht, lässt sich an ihrer Gesundheit und ihrem Gefiederzustand ablesen, uns interessiert aber vorranging das Verhalten“, sagt Tiemann. Verhaltensbiologische, standardisierte Tests geben entsprechenden Aufschluss. So messen die Wissenschaftler zum Beispiel die Distanz, die die Hühner zu einem Menschen einhalten. Kommen die Tiere in direkte Nähe, werten die Forscher dies als Hinweis auf eine intakte Mensch-Tier-Beziehung.

Manchmal packen die Wissenschaftler auch Kinderspielzeug in die Abteile – ein weiterer Verhaltenstest. Gehen die Hühner auf die unbekannten Objekte zu, spricht dies ebenfalls für ein „gesundes“ Verhalten. „Dies wird als Neugier interpretiert“, erklärt Hillemacher. „Sie ist Voraussetzung für eine aktive Anpassung an die Umwelt.“ Auch das optimale Material und die beste Form für die Sitzstangen erforschen die Wissenschaftler: Kühles Metall und ein runder Querschnitt werden gemieden, eine eckige Stange aus wärmerem Kunststoff dagegen bevorzugt.

Eier am laufenden Band
Vollautomatisch werden auch die Eier eingesammelt. Die Nester sind auf einer leicht schiefen Ebene gebaut: Dadurch rollen die Eier nach dem Legen auf ein Fließband, das sie dann in einen Raum fördert, wo sie Mitarbeiter des Außenlabors in Kartons packen. Diese „Ware“ wird jeden Freitag von 14 bis 16 Uhr im „EiScienceShop“ verkauft, der sich gleich am Parkplatz von Gut Frankenforst befindet. Dort gibt es für alle Interessierten neben Eiern unterschiedlicher Rassen auch wissenschaftliche Informationen und Tipps rund um die Geflügelhaltung – und neuerdings auch nach Absprache die Besuchsmöglichkeit im neuen Hühnerstall. „Das neue Gebäude soll die Forschung zu mehr Tierwohl ermöglichen, aber auch unsere Tierhaltung transparent machen“, sagt Tiemann.

Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Video aus dem Stall