Start Blog Seite 26

Welternährung: Quo vadis – #DAF-Tagung 2022 – Teil I

0

Am 13. Oktober tagte der „Dachverband wissenschaftlicher Gesellschaften der Agrar-, Forst-, Ernährungs-, Veterinär- und Umweltforschung“ – kurz DAF – zum Thema Zukunft der Welternährung. Der Einführungsvortrag von Frau Prof. Dr. Regina Birner (Universität Hohenheim) ist im Folgenden zusammengefasst.

Bereits seit 2015 steigt der Anteil unterernährter Menschen auf der Welt prozentual und in absoluten Zahlen. 2021 hungerten etwa 828 Mio. oder 10,5% der Menschen, vor allem im globalen Süden. Asien steht an der Spitze der traurigen Statistik mit 425 Mio., gefolgt von Afrika mit 278 Mio. Nur 35% der Weltbevölkerung sind ausgewogen ernährt, 26% leiden unter Mikronähstoffmangel, 25% haben Übergewicht durch Fehlernährung und 11% der Kinder sind unterernährt.

In den letzten 60 Jahren stieg der Getreideertrag um ca. 200 %, dank Pflanzenzüchtung und Pflanzenschutz, Düngung und Mechanisierung. Doch die FAO schätzt, dass die Nahrungsmittelproduktion bis zum Jahr 2050 nochmals um 60-70% gesteigert werden muss, um Ernährungssicherung für dann 9,7 Mrd. Menschen zu erreichen. Vor allem in Afrika und Asien wären hier gewaltige Zuwächse von Nöten.

Zwar stehen vor allem in Latein Amerika und in Afrika südlich der Sahara noch hunderte von Millionen Hektar potentiellen Ackerlandes zur Verfügung, doch wäre dessen Nutzung ökologisch problematisch. In Süd-Asien dagegen gibt es kaum entsprechendes Potential, in Ost-Asien wäre eine Ausweitung um etwa 50% möglich.

Welche Wege aus dem Dilemma führen, ist allerdings umstritten. Sind es Innovationen in der Züchtung à la Borlaug oder ist es allgemeiner Verzicht, vor allem in den entwickelten Ländern und vor allem beim Fleischkonsum? Sind die Positionen der „industriellen“ oder modernen und der ökologischen Landwirtschaft vereinbar oder nicht? Der Weltagrarbericht von 2008 macht hier keine Hoffnung, die „Zukunftskommission Landwirtschaft“ dagegen hat einen Konsens bei Innovation und Konsumverzicht erreicht.

Prinzipiell sind Produktionszuwächse in der Landwirtschaft möglich durch: Ausweitung der Fläche oder der Bewässerung, der Steigerung des Betriebsmitteleinsatzes oder der Effizienz. Hoffnungsvoll stimmt hier, dass der Anteil der Produktivitätssteigerung am Produktionswachstum seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts drastisch zugenommen hat. Zwischen 2,0 % und 2,7 % stieg die Produktivität pro Dekade insgesamt, der Anteil der gestiegenen Produktivität lag dabei zwischen 0,5 % und 2,0 %.

Vergleicht man die Produktivität der Ackerflächen weltweit, so ist sie in Westeuropa und Teilen der USA, Japans und Chinas praktisch „ausgereizt“. In Afrika südlich der Sahara wird das Bodenpotential dagegen nur zu 30-40% genutzt.

Statt „nachhaltige Intensivierung“ und „Agrarökologie“ als Gegensätze zu begreifen, sollten zur Sicherung der Welternährung beide Ansätze verbunden werden: nachhaltige Steigerung der Produktivität und ein Umsteuern im Konsum.

Wird die Afrikanische Schweinepest auch durch Futtermittel übertragen?

0

In einer „Gemeinsamen Mitteilung“ des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) und des Friedrich Loeffler-Instituts (FLI) vom 24. Oktober 2022 schreiben die beiden Institutionen:

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) hat sich in den vergangenen Jahren in Europa und anderen Teilen der Welt ausgebreitet und sich zu einer Panzootie (weltweit auftretende Tierseuche) entwickelt. Da der Erreger in der Umwelt teilweise sehr stabil ist, besteht der Verdacht, dass das Virus auch über Futtermittel, Wasser und andere unbelebte Materialien wie Einstreu in Hausschweinebestände übertragen werden könnte. Empirische Belege dafür gibt es bisher nicht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kam aufgrund theoretischer Annahmen zu dem Ergebnis, dass für bestimmte Futtermittel und Feldfrüchte ein geringes Risiko besteht, ASP-Viren zu enthalten. Es bestehen jedoch große Unsicherheiten wegen fehlender wissenschaftlicher Daten. Einige Wissenslücken sollen nun in einem internationalen Forschungsprojekt geschlossen werden.

An dem von der EFSA geförderten Forschungsprojekt beteiligt sind das Friedrich LoefflerInstitut (FLI), das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die schwedische Statens Veterinärmedicinska Anstalt (SVA). Virologen des FLI und Futtermittelexperten des BfR werden dabei gemeinsam mit den schwedischen Partnern die Stabilität von ASP-Viren auf verschiedenen Futtermitteln und Einstreumaterialien unter praxisnahen Lagerbedingungen untersuchen.

Vor Beginn der Untersuchung haben BfR und FLI gemeinsam in einer Literaturstudie bislang bekannte wissenschaftliche Erkenntnisse zu Futtermitteln als Infektionsquelle ausgewertet. Berücksichtigt wurden dabei auch der Einfluss von Verarbeitung, Transport und Lagerung auf eine mögliche Verunreinigung von Futtermitteln mit dem ASPVirus.

Die Fachleute kamen zu dem Schluss, dass bei verarbeiteten Nebenprodukten, Getreide, Extraktionsschroten und Mischfuttermitteln durch die Verarbeitungsschritte eventuell eingebrachte ASP-Viren weitestgehend inaktiviert werden. Allerdings könnte durch eine unsachgemäße Handhabung der Produkte nach der Herstellung eine erneute Kontamination mit ASPViren erfolgen. Werden die allgemein geltenden Hygienevorschriften und vorbeugende Maßnahmen zum Umgang und zur Produktion von Futtermitteln (HACCP-Konzepte) eingehalten, ist dieser Übertragungsweg jedoch eher unwahrscheinlich. Bei Futtermitteln, die keiner weiteren Behandlung unterzogen und direkt verfüttert werden, ist eine Übertragung der ASP nicht ganz auszuschließen.

Die Untersuchungen, wie sie jetzt im Forschungsprojekt der drei Institutionen FLI, SVA und BfR geplant sind, werden dringend erforderliche Daten zu ASP-Viren während der Verarbeitung und Lagerung in Futtermittelausgangsprodukten für Hausschweine liefern.

Quelle: BfR

Imkertipp: Varroabekämpfung trotz hoher Temperaturen

0

Im vergangenen Somer haben sich viele Imkerinnen und Imker die Frage gestellt, ob es überhaupt möglich ist, eine Sommerbehandlung gegen die Varroamilbe durchzuführen. Auf Grund der hohen Tagestemperaturen, die teilweise weit über 30°C hinausgingen, war es Wochen lang schwierig, mit Ameisensäure oder Thymolprodukten zu arbeiten. Diese Produkte dürfen für einen guten Behandlungserfolg sowie zum Schutz der Bienen nur bei moderaten Temperaturen angewendet werden.

Anwender der biotechnischen Varroabehandlung wie „Komplette Brutentnahme“, „Bannwabenverfahren“ und „Käfigen und Behandeln“ hatten da keine Probleme, schreibt das Fachzentrum für Bienen und Imkerei in Mayen in seinem Infobrief. Sie konnten ungeachtet der hohen Temperaturen schon seit Juni für eine Entlastung der Bienenvölker sorgen.

Wer keine Biotechnik einsetzen möchte, muss eine andere Art der Varroabehandlung wählen. Als die klassische Sommerbehandlungsmethode gilt noch immer das Verdampfen von Ameisensäure. Oberstes Ziel muss es sein, die Bienenvölker mit gesunden, gut gepflegten Winterbienen in den Winter zu bringen. Deshalb sollte man mit der Sommerbehandlung nicht zu lange warten.

Wer im September erst anfängt zu behandeln, ist zu spät dran. Die Bienenvölker können dann zwar von Milben entlastet werden, bei hohem Befall wachsen aber schon viele Winterbienen parasitiert heran und sind dadurch in ihrer Vitalität und Langlebigkeit eingeschränkt. In der Folge können Bienenvölker bis zur Auswinterung sehr schwach werden oder gar schon vorher eingehen.

Wie stark der Befall mit der Varroamilbe ist, kann mit der Bodenschiebermethode ermittelt werden. Sie wird als Diagnosemöglichkeit schon lange eingesetzt. Sie ist in den letzten Jahren am Bieneninstitut Kirchhain weiterentwickelt worden, um die Aussagekraft über den Milbenbefall zu verbessern. Der Bodenschieber wird für drei Tage, beschichtet mit Bio-Sägekettenhaftöl, unter den offenen Gitterboden geschoben und die Varroamilben dann ausgezählt. Durch die Beschichtung erreicht man, dass der Bodenschieber vollflächig mit einem Ölfilm behaftet ist, der Ameisen und Co. davon abhält, Milben wegzutragen bzw. zu fressen. Auch der Wind kann die Milben nicht von der Bodeneinlage blasen. Hier gibt es die Anleitung dazu.

Der Behandlungszeitpunkt richtet sich nach dem Zeitpunkt des Abschleuderns, dem Befallsgrad der Bienenvölker und den Umweltbedingungen. Die Temperaturen sollten 30°C nicht überschreiten, aber durchschnittlich auch nicht unter 10°C liegen. Hohe Luftfeuchtigkeit und Regenwetter beeinträchtigen die Verdampfung der Säure ebenfalls. Sehr hilfreich ist die Beachtung des „Varroawetters“ (www.varroawetter.de). Dort gibt man seine Postleitzahl ein und erhält neben der örtlichen Wetterprognose auch Behandlungsempfehlungen zu verschiedenen Behandlungsmethoden.

Quelle: Dr. Heike Engels, mit Informationen aus Bienen@Imkerei 22/2022 des Fachzentrums für Bienen und Imkerei in Mayen

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt“ 4/2022. Zum kostenfreien Abo bitte einfach hier anmelden.

Gene beeinflussen Erkrankungsrisiko bei Mortellaro

0

Zwei Punktmutationen im Erbgut von Rindern führen wahrscheinlich dazu, dass manche Tiere deutlich anfälliger für die Krankheit Dermatitis Digitalis (auch Mortellaro genannt) sind. Sie ist bei Rindern in Stallhaltung weitverbreitet und äußerst schmerzhaft. Die beiden „Kandidatengene“ hat nun ein internationales Forschungsteam der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Universität Göttingen und der University of Wisconsin-Madison in den USA gefunden. Dafür analysierten die Forscherinnen und Forscher die Daten von mehr als 5.000 Milchkühen. Die Erkenntnis könnte dabei helfen, die Züchtung von resistenten Tieren zu verbessern.

Dermatitis Digitalis ist eine von Bakterien der Gattung Treponema ausgelöste Erkrankung bei Rindern. Betroffen ist der Übergang zwischen Klauenhorn und behaartem Teil des Beins an der Rückseite der Füße. „Obwohl die Krankheit erst 1974 in Italien erstmalig beschrieben wurde, hat sie sich derart verbreitet, dass sie heute weltweit in nahezu jedem Rinderstall in unterschiedlichem Ausmaß anzutreffen ist“, sagt Prof. Dr. Hermann Swalve vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der MLU. Er leitete die Arbeit gemeinsam mit Prof. Dr. Bertram Brenig von der Universität Göttingen. Unterstützung erhielten sie von Prof. Dr. Dörte Döpfer aus den USA.

Da nie alle Tiere einer Herde an der Krankheit leiden, geht man davon aus, dass es genetisch resistente Tiere geben muss. Die genetischen Grundlagen dafür untersuchte das Team aus Deutschland und den USA nun anhand von DNA-Daten und Untersuchungsbefunden von rund 5.000 Milchkühen aus 13 ostdeutschen Großbetrieben. Mit Hilfe umfangreicher statistischer Analysen war es so möglich, für die Erkrankung wichtige Bereiche im Erbgut der Kühe zu identifizieren. Als potenzielle Kandidatengene blieben demnach CMPK2 und ASB16. Beide spielen eine wichtige Rolle in Signalwegen immunologischer zellulärer Prozesse, also zum Beispiel bei bakteriellen Infektionen wie Dermatitis Digitalis. Durch weitere Sequenzanalysen der Kandidatengenregionen fand das Team an zwei Stellen Punktmutationen, sogenannte SNP, die beide einen signifikanten Einfluss auf die Erkrankungsanfälligkeit und die Ausbildung eines chronischen Krankheitsverlaufs zeigten.

„Die Ergebnisse waren durchaus überraschend“, so Brenig, „da CMPK2 und ASB16 zwar in vielen Geweben mehr oder weniger stark hergestellt werden, aber gerade in der Haut eher in sehr geringen Konzentrationen anzutreffen sind“. Das Team plant, seine Arbeit mit Untersuchungen mit Zellkulturen fortzusetzen, um die bisherigen Ergebnisse zu untermauern und womöglich auch den Mechanismus zu klären, den die gefundenen Punktmutationen beeinflussen. Bereits heute könnten die Ergebnisse dabei helfen, die Züchtung zu verbessern und durch umfangreiche Tests eine mögliche Anfälligkeit für Dermatitis Digitalis bereits im Vorfeld zu reduzieren.

Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Frontiers in Genetics veröffentlicht.

Die Arbeit wurde teilweise durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie den Förderverein Bioökonomieforschung e.V. gefördert.

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt 4/2022. Hier geht’s zum kostemfreien Abo.

Sollte uns PCV3 Sorge bereiten?

0

Von Dr. Heike Engels

Neben PCV2 gibt es mittlerweile auch schon PCV3 und PCV4, wie Dr. Elisabeth Streckel, Tierärztin bei Boehringer Ingelheim, kürzlich auf einer online-Fortbildungsveranstaltung informierte. „PCV1 war das erste entdeckte porzine Circovirus, es ist aber nicht krankmachend. Gut 20 Jahre später wurde PCV2 entdeckt, mittlerweile sind neun verschiedene Genotypen bekannt (PCV2a-i). In der Praxis häufig zu finden und damit im Feld relevant sind aber nur PCV2a, b und d, vor denen z.B. der bewährte marktführende Impfstoff verlässlich schützt. PCV3 wurde 2015 erstmals beschrieben und konnte mittlerweile schon in vielen Ländern nachgewiesen werden, man kann von einer weltweiten Verbreitung sprechen. Der „Neuling“ PCV4 wurde 2019 in China nachgewiesen, bis jetzt ist über dieses Virus aber wenig bekannt. Ein Nachweis in Europa ist bislang noch nicht gelungen.“

PCV3 stimmt nur gering mit PCV2 überein
Zu PCV3 liegen bereits diverse Veröffentlichungen vor. Es ist in mehrere Genotypen eingeteilt, hat eine geringe Mutationsrate und stimmt mit PCV2 im Kapsidprotein genetisch nur zu 26 % überein. Die beschriebenen Symptome von PCV3 gehen über Fruchtbarkeitsstörungen, eine gestiegene Mortalität bei Sauen und Hautflecken wie bei PDNS bis zu multisystemischen Entzündungen bei Ferkeln. PCV3 ist offenbar weit verbreitet, in vielen Probenmaterialien zu finden und auch bei gesunden Tieren nachzuweisen.

„Es ist noch unklar, ob PCV3 ein relevantes Pathogen ist bzw. ob das Virus ursächlich ist oder assoziiert mit einem anderen Pathogen oder Kofaktor für die Erkrankungen verantwortlich ist. Bisher gibt es noch keine Untersuchung, ob die Impfstoffe wirken. Da PCV3 aber so unähnlich ist zu PCV2, ist eine Kreuzprotektion der bestehenden PCV2-Impfstoffe sehr unwahrscheinlich. Für die Zukunft ist deshalb zu klären, in welcher Art PCV3 tatsächlich Krankheiten auslösen kann“, so Dr. Streckel.

Zuerst erschienen im E-Magazin „Der Hoftierarzt 4/2022. Hier geht’s zum kostemfreien Abo.

Dringender Appell der Initiative Tierwohl

Am morgigen 12. Oktober 2022 soll der Referentenentwurf des Gesetzes zur Einführung einer verbindlichen Tierhaltungskennzeichnung (TierHaltKennzG) im Kabinett beraten werden. Die Initiative Tierwohl appelliert an alle Kabinettsmitglieder, den Entwurf abzulehnen. Das beabsichtigte Gesetz sei „in weiten Teilen lückenhaft, so nicht erforderlich“ und berge „große Risiken für das Tierwohl in Deutschland.“

Rückschritt beim Tierwohl
Der Entwurf erfasst nur frisches, deutsches Schweinefleisch, aber lediglich, wenn es im LEH, Metzgereien oder online verkauft wird. Der Verkauf von Wurst und Schinken sowie die Gastronomie werden nicht berücksichtigt, womit mehr als zwei Drittel des Schweinefleischabsatzes aus Deutschland ohne Kennzeichnung bleiben würden. Zudem wurden nur die Mast, nicht Sauen und Ferkelhaltung gekennzeichnete und auch Rind und Geflügel nicht einbezogen.

Eine Differenzierung zwischen frischem Schweinefleisch (mit staatlicher Kennzeichnung) und Fleisch anderer Tierarten (ohne staatliche Kennzeichnung) führe „zu einer fortschreitenden Verschiebung des Marktes weg vom Schweinefleisch und fügt damit der Schweinehaltung in Deutschland schweren strukturellen Schaden zu.“

Unzureichende Kontrolle
Eine planmäßige, strukturierte und wiederkehrende Überwachung der teilnehmenden Betriebe sieht der Gesetzentwurf nicht vor und bleibt damit deutlich hinter den privatwirtschaftlichen Standards und Systemen, die für regelmäßige neutrale Kontrollen schon vor der Nutzung von Kennzeichen, stehen. Eine derart laxe Überwachungspraxis gefährde die vielfältigen Standards und Systeme der Wirtschaft in ihrem Fortbestand, meint die ITW

Bürokratie-Monster
Das Verfahren zur Anzeige und Registrierung von Betrieben nutze bestehende Kennnummern und Datenbanken nicht. Stattdessen müssten die zuständigen Behörden personell aufgestockt werden, um den Prozess zu bewältigen. „Der sehr begrenzte Nutzen steht in keinem vernünftigen Verhältnis zu dem enormen Aufwand und den hohen Kosten, den diese Systematik auslöst.“

Benachteiligung deutscher Landwirte
Wenn nur ein kleiner Teil der Lebensmittel tierischen Ursprungs nach dem derzeitigen Entwurf gekennzeichnet werden soll, könnte ausländische Ware ggf. unter niedrigeren Standards produziert und ohne Kennzeichnung vermarktet werden. Die Verbraucher erwarte ein „Kennzeichnungs- Flickenteppich“, während gleichzeitig eine steigende Anzahl von Tierhaltern in Deutschland den Betrieb einstellen

Appell: Auf Bewährtes setzen
Über 10.000 landwirtschaftliche Betriebe nehmen bereits an der Initiative Tierwohl teil. Ihre Labels sind bei den Verbrauchern bekannt, umfassen alle gängigen Tierarten sowie die verarbeitete Ware und sind außerdem im In- und Ausland anwendbar.

„Tritt das Gesetz wie geplant in Kraft, sind die Erfolge der vielen privatwirtschaftlichen Standards und Systeme gefährdet. Tierhalter, die bereits seit Jahren durch diese Systeme mehr Tierwohl umsetzen konnten, wären dann die Leidtragenden. Wir appellieren daher an alle Politiker, dieses Gesetz abzulehnen und regen eine stärkere Zusammenarbeit mit bestehenden Systemen der Wirtschaft an, um im Sinne des Tierwohls und der Landwirte an einem Strang zu ziehen. Die Initiative Tierwohl ist dazu bereit!“

Eutergesundheit im Fokus

0

Von Alexandra Koch, LWK Niedersachsen

Für Milchviehhalter sind die wirtschaftlichen Verluste durch eine Erkrankung des Euters enorm: Jede einzelne Euterentzündung belastet das Betriebsergebnis durchschnittlich mit über 400 €. Auch das Tierwohl wird auf Grund der auftretenden Schmerzen beeinträchtigt. Für den Betriebsleiter entsteht außerdem ein zusätzlicher Arbeitsaufwand. Zudem werden die Möglichkeiten der antibiotischen Mastitisbehandlung künftig noch stärker eingeschränkt, denn als Reaktion auf das zunehmende Auftreten resistenter Krankheitserreger strebt die EU eine deutliche Reduktion des Einsatzes von Antibiotika in der Tierhaltung an. Eutererkrankungen müssen daher zukünftig noch stärker durch eine optimale Vorbeugung vermieden werden. Um Landwirte dahingehend fit zu machen, bot die Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Rahmen des Projektes Netzwerk Fokus Tierwohl zwei Online Seminare zum Thema „Eutergesundheit im Fokus“ an. Bei beiden referierte Dr. Andreas Steinbeck, Fachreferent für Rindergesundheit bei Boehringer Ingelheim.

Das richtige Trockensteher-Management
Im ersten Teil wurde die Trockenstehphase genauer beleuchtet. Hierzu wurden einleitend die bedeutendsten Erregerstämme vorgestellt sowie auf Risikofaktoren zur Ausbildung einer Mastitis eingegangen. Zum einen spielt dabei die Haltungsumwelt eine entscheidende Rolle, aber auch Parameter wie die Jahreszeit, die Fütterung der Kühe oder die Methode zum Trockenstellen sind einflussgebend. Darüber hinaus gibt es auch Kuh-individuelle Prävalenzen für das Ausbilden einer Euterentzündung. Ausschlaggebend sind dabei unter anderem das Alter, die Erkrankungshistorie, die Höhe der Milchproduktion zum Trockenstellen oder auch die teilweise rassebedingten Unterschiede beim Ausbilden des Keratinpropfes im Strichkanal.

Im weiteren Verlauf ging der Experte auf die verschiedenen Strategien zum Trockenstellen sowie deren Vor- und Nachteile ein. Das generelle antibiotische Trockenstellen stellt dabei die historische Methode dar. Zwar können damit bestehende Infektionen ausheilen und auch das Risiko einer Neuinfektion wird reduziert, allerdings wird der routinemäßige Einsatz von Antibiotika heutzutage gesellschaftlich weitestgehend abgelehnt. Eine Ausbildung von Resistenzen kann begünstigt werden. Darüber hinaus besteht bei gesunden Tieren keine Notwendigkeit für den Einsatz eines Antibiotikums zum Trockenstellen, für einen vorbeugenden Einsatz fehlt die Legitimation. Einzelne Betriebe sowie Lehr- und Forschungseinrichtungen wenden bereits das sogenannte viertelselektive Trockenstellen an, bei dem nur infizierte Viertel antibiotisch behandelt werden. Ein genaues Wissen um die Gesundheit der einzelnen Euterviertel wird hier in der Regel durch Viertelgemelksuntersuchungen im Labor abgesichert. Muss eine antibiotische Trockenstellbehandlung durchgeführt werden, erfolgt die Auswahl des Wirkstoffs nach Antibiogramm (Resistogramm).

Aufpassen bei der Eutertubenspitze


Zuerst erschienen im zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Zum kostenfreien Abo bitte einfach hier anmelden und dann den Link in der Bestäigungs-Mail anklicken:

 

DLG-Innovation Award in Silber: Clean & Fill Station von Förster Technik

0

Förster Technik GmbH (Stand 13 D35)
Sachgebiet 4: Haltungs- und Fütterungstechnik Rind

Die Erhaltung der Kälbergesundheit hat in der Milchviehhaltung einen hohen Stellenwert. Infektionen durch mangelnde Hygiene müssen konsequent verhindert werden. Seit einigen Jahren setzen sich vor allem aus arbeitswirtschaftlichen Aspekten immer mehr mobile Kälbertränkesysteme mit größerem Milchbehälter durch, die nach der Nutzung von Hand oder mit halbautomatischer Reinigung aufwendig zu reinigen und zu desinfizieren sind.

Bei der Clean & Fill Station der Förster Technik GmbH kann der mobile Milchbehälter nun zur Reinigung mit wenigen Handgriffen angeschlossen werden. Das Reinigungsprogramm läuft vollautomatisch ab und reinigt alle Flächen und auch die sensiblen Bereiche.

Eine weitere Neuheit liegt darin, dass der Behälter über das eingestellte Programm zum benötigten Zeitpunkt automatisch wieder mit Wasser befüllt und auf die vorgegebene Tränketemperatur aufgeheizt wird. Vom Landwirt muss damit nur noch die benötigte Menge Milchaustauscher zugegeben werden und die Kälbertränke ist einsatzbereit.

Die Clean & Fill Station schließt damit Hygienemängel nahezu aus und führt zu einer deutlichen Arbeitszeitersparnis.

Quelle: EuroTier

DLG-Innovation Award in Silber: The Dreamstall von Cowhouse International

0

Cowhouse International B.V. (Stand 12 C57)
Sachgebiet 4: Haltungs- und Fütterungstechnik Rind

Liegen ist wichtig für die Klauen-, Gelenk- und Eutergesundheit der Kuh und fürs Wiederkäuen essenziell – im Normalfall liegt das Tier mehr als zwölf Stunden am Tag. Liegeboxen sollen ein komfortables und störungsfreies Liegen ermöglichen. Dabei haben die verschiedenen Elemente die Aufgabe, die Tiere so zu steuern, dass sich kleine Tiere nicht umdrehen und die Boxen verschmutzen können, gleichzeitig große Tiere aber nicht so sehr eingeschränkt werden, sodass sie die Boxen gar nicht mehr nutzen.

Der Liegeboxenbügel Dreamstall ermöglicht es den Kühen, in den Liegeboxen nahezu frei zu stehen und sich in ihren Bewegungen natürlicher zu verhalten. Die Besonderheit liegt darin, dass bei diesem Liegeboxendesign auf das klassische Nackenrohr und die herkömmlichen, klassischen Trennbügel verzichtet wird. Das Nackenrohr wird durch zwei flexible, kugelförmige Körper ersetzt, die die stehende Kuh im Schulterbereich steuern. Dies ermöglicht es der Kuh, in einer „Lücke“ frei und mit erhobenem Kopf auch in der Liegebox zu stehen. Die herkömmlichen Trennbügel wurden durch zwei horizontale und flexible Führungsrahmen ersetzt, die die stehende Kuh in eine zentrale Standposition führen.

Somit können die Kühe beim Abliegen die Liegefläche vollständig und ungestört nutzen. Beim Aufstehen werden die Kühe nicht durch ein waagerechtes Nackenrohr, sondern durch die nach oben flexiblen Kunststoffkörper in die richtige Standposition geführt. Der Dreamstall fördert so die arttypische Verhaltensweise der Kühe und fördert somit Tierwohl und Tiergesundheit.

Quelle: EuroTier

DLG-Innovation Award in Silber: AKO WolfStop von Kerbl

Albert Kerbl GmbH (Stand 11 C43)
Sachgebiet 13: Transport-, Hof- und Weidetechnik

Für Weidetiere ist ein optimaler Herdenschutz durch ordnungsgemäße Schutzzäune essenziell. Diese müssen einen ausreichenden Schutz sowohl gegenüber einem Untergraben als auch gegenüber einem Überspringen durch Wildtiere, wie z. B. Füchse und Wölfe, bieten. Die zurzeit in der Regel genutzten Netze haben hierbei oft das Problem, dass zum einen die unterste Litze bzw. die Netzkante nicht unter Strom gesetzt werden kann, weil dadurch die Gefahr von Kurzschlüssen besteht und somit die gesamte Netzzaunanlage nicht funktionsfähig ist sowie der Zaun auch untergraben werden kann. Zum anderen verfügen die Netze oft nicht über eine ausreichende Höhe, sodass sie übersprungen werden können.

Genau hier setzt der AKO WolfStop an. Seine Haltestange kann nachträglich und flexibel an bestehende Netzzäune in einem definierten Abstand bzw. einer geeigneten Höhe angebracht werden und kann so als Schutz vor dem Untergraben der Netze beziehungsweise zum Erhöhen der Netze und damit als Überspringschutz dienen. Am Ende der Haltestange befindet sich jeweils ein Litzenhalter, d. h. eine Aufnahme für einen elektrischen Leiterdraht bzw. eine Litze. Einmal angebracht, können die Haltestangen inklusive der Litze auch einfach hochgestellt werden, um das Netz zum Versetzen oder zum Transport so arbeitseffizient wie bisher zusammenrollen zu können.

Mit dem Einsatz des AKO WolfStop ist eine wesentliche Verbesserung der Funktion und des Verfahrens von Schutzzäunen für Weidetiere zu erwarten.

Quelle: EuroTier