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Schwarzköpfige Fleischschafe – Agrarministerium fördert vom Aussterben bedrohte Rasse

Die Zuchterhaltungsprämie für die vom Aussterben bedrohte Rassen wird auf das Schwarzköpfige Fleischschaf ausgeweitet. Damit werden neben diversen Rinder-, Schweine-, Pferde- und Ziegen- jetzt zehn Schafrassen durch das Land Niedersachsen gefördert. Für Schafe erhalten Züchterinnen und Züchter beispielsweise bis zu 30 Euro im Jahr pro Tier, das im Herdbuch eingetragen ist. Für eine Förderung muss ein kulturhistorischer Bezug zu Niedersachsen vorliegen, die Tiere müssen mindestens fünf Jahre gehalten und züchterisch genutzt werden.

Der Bestand des Schwarzköpfigen Fleischschafes hat sich in den vergangenen Jahren weiter verringert, so dass der Nationale Fachbeirat für tiergenetische Ressourcen den Gefährdungsstatus als Beobachtungspopulation (BEO) festgestellt hat. Mit der Aufnahme der Schwarzköpfe in die Liste der förderfähigen Rassen möchte das Land ein stärkeres Engagement für diese Rasse fördern, neue Züchterinnen und Züchter gewinnen und einen Anstieg der Tierbestände erzielen.

Wohin können sich interessierte Züchterinnen oder Züchter wenden?
Die Abwicklung der Fördermaßnahme erfolgt über die Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Hintergrund
Der Erhalt alter und bestandsgefährdeter Nutztierrassen ist wichtig für die tiergenetische Vielfalt und die Biodiversität. Gefördert werden beispielsweise Pferde wie das ostfriesisch-altoldenburgische Schwere Warmblut, das Deutsche Schwarzbunte Niederungsrind, das Leineschaf oder das Bunte Bentheimer Schwein. Die Tiere sind die Grundlage für die züchterische Weiterentwicklung, um sich auf veränderte Rahmenbedingungen wie Umweltverhältnisse, Bewirtschaftungsmethoden oder Verbrauchererwartungen einstellen zu können. Die Landschaftspflege und der Naturschutz profitieren ebenso von der Rassenvielfalt.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Innovative Geflügelzucht: UV-Desinfektion statt Antibiotika

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Infektionskrankheiten stellen ein großes Problem in der Geflügelzucht dar. Sie zwingen Geflügelhalter zum Einsatz von Antibiotika. Doch die Keime können dadurch Resistenzen gegen die Medikamente entwickeln. Über tierische Produkte gelangen diese resistenten Erreger auch in Lebensmittel. Der häufige Einsatz von Antibiotika stellt daher für Tiere und den Menschen ein potenzielles Gesundheitsrisiko dar. Mit einem kompakten Gerät, das mehrere Verfahren wie die UV-Desinfektion, die Photokatalyse und die Partikelfiltration kombiniert, wollen Forschende am Fraunhofer AST gemeinsam mit Partnern den Einsatz von Antibiotika nachhaltig senken und die Luftqualität im Stall für das Tierwohl verbessern.

Gerade in großen Zuchtbetrieben sind die Betreiber häufig zur Verabreichung von Antibiotika gezwungen, um den Ausbruch schwerer Krankheiten zu verhindern. Doch die Keime können sich an die Medikamente gewöhnen und Resistenz entwickeln. Eine weitere Gesundheitsgefährdung für die Tiere – und damit letztlich auch für den Menschen – kann sich durch die Stallluft ergeben. Diese ist in den Betrieben häufig durch Ammoniak und die sogenannten VOCs (Volatile Organic Compounds) aus den Ausscheidungen der Tiere belastet. Der Bedarf an Maßnahmen zur Verbesserung von Stallhygiene und Tierwohl ist daher groß. Eine Alternative zum Antibiotikaeinsatz, die zugleich die Stallluft aufbereitet, entwickeln Forschende am Fraunhofer IOSB-AST in enger Zusammenarbeit mit der PURION GmbH und der Gesellschaft zur Förderung von Medizin-, Bio- und Umwelttechnologien e.V. (GMBU). Ein neuartiges portables Gerät, das sich etwa an der Decke anbringen lässt, kombiniert mit UV-Desinfektion, Photokatalyse und Partikelfiltration mehrere Verfahren zum Entkeimen und Eliminieren schädlicher chemischer Verbindungen. Es soll das Auftreten von Infektionserkrankungen, die mit Antibiotika behandelt werden müssen, senken.

Das kompakte Gerät kann schnell und flexibel in bestehende Geflügelzuchtanlagen integriert werden. Es eignet sich für geschlossene Ställe und kann daher auch in der Schweinemast eingesetzt werden. Zudem kann es gegen Viruserkrankungen zum Einsatz kommen, beispielsweise bei der Bekämpfung der Vogelgrippe, die vor allem in den Wintermonaten grassiert. Gefördert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMEL.

Desinfektion und Abbau von Gasen
Im Gerät sorgen UVC-LEDs für die kontinuierliche Desinfektion der Stallluft. »UV-Strahlung wirkt in bestimmten Wellenlängenbereichen stark mikrobiozid, die Krankheitserreger werden durch Schädigung der DNA deaktiviert«, erklärt Thomas Westerhoff vom Fraunhofer IOSB-AST in Ilmenau. Im Vergleich zu den klassischen Quecksilberdampflampen sind LEDs vibrationsfest, bieten mikrobiologisch effizientere Wellenlängen zum Deaktivieren von Viren, Bakterien und Schimmelpilzen und benötigen keine Aufwärmzeiten. Zudem sind sie völlig quecksilberfrei und damit auch für die Umwelt unbedenklich.

Für die kontinuierliche Reduktion von chemischen Luftbelastungen durch Ammoniak und VOCs werden aktuell üblicherweise UVA-LEDs verwendet. »UVA-Strahlen treffen auf im Gerät integrierte photokatalytisch aktive Oberflächen. Die Photokatalyse basiert darauf, dass bei diesem Vorgang aus der Feuchtigkeit der Luft hochreaktive Hydroxyl-Radikale gebildet werden, die organische Stoffe oxidieren bzw. verbrennen. Viele organische Verbindungen lassen sich mehr oder weniger gut abbauen«, sagt der Wissenschaftler. Im Projektverlauf soll nun untersucht werden, welchen Einfluss die Wellenlänge der Strahlungsquelle in Kombination mit unterschiedlichen Photokatalysatoren auf die Effizienz der Photokatalyse hat und ob sich hierdurch noch weitere Leistungssteigerungen erzielen lassen.

Innovation für die Geflügelzuchtbranche
Die Forschenden untersuchen und bewerten im Projekt auch verschiedene Verfahren, mit denen sich eine photokatalytisch aktive Oberflächenschicht größenmäßig anpassen lässt, und welcher der vielen verfügbaren Photokatalysatoren für den Abbau der in der Stallluft vorkommenden chemischen Verbindungen am effizientesten und geeignetsten ist. Eine wichtige Rolle spielt ein noch zu entwickelndes Filtersystem, welches die Ansammlung von Staubpartikeln auf der photokatalytischen Schicht verringern soll. »Das Ziel unseres Projektes ist eine vollendete, mobile Apparatur als echte Innovation für die Geflügelzucht. Ein reduzierter Einsatz von Antibiotika senkt die Wahrscheinlichkeit des Auftretens weiterer Resistenzen. Zudem verringert sich die Belastung der Geflügelprodukte mit Antibiotika. Dies gilt auch für die Belastung der Abwässer aus der Geflügelzucht«, so der Forscher.

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft

Mehr Tierwohl durch mobiles Schlachten: Forschende der Universität Leipzig arbeiten an Projekt zu hofnaher Schlachtung

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Tiere werden nicht selten mehrere Stunden transportiert – aus Kostengründen oder weil es logistisch durch die Zentralisierung der Schlachthöfe nicht anders möglich ist. In dieser Zeit empfinden sie Stress – eine Tatsache, die viele Landwirte für ihre Tiere nicht mehr hinnehmen möchten. Ein Trend, der sich gerade herausbildet, ist daher das mobile, hofnahe Schlachten. Es trägt nicht nur zu mehr Tierwohl bei, sondern auch zu größerer Regionalität, denn immer mehr Verbraucher:innen möchten wissen, woher das von ihnen konsumierte Fleisch stammt.

Prof. Dr. Ahmad Hamedy und Dr. Philipp Rolzhäuser vom Institut für Lebensmittelhygiene der Universität Leipzig leiten die Studie „Hofnahe Schlachtung im Dialog“, in dem sie Tierschutz, Hygiene und Vorgehensweisen bei der mobilen Schlachtung untersuchen. Auch beim Leipziger Tierärztekongress vom 18. bis 20. Januar 2024 wird dieses Thema eine Rolle spielen.

Die Forschenden der Veterinärmedizinischen Fakultät untersuchen in ihrem im Juli 2022 gestarteten Projekt unter anderem die Cortisolkonzentration in Blut, Speichel und Muskulatur der toten Tiere, um deren Stresslevel kurz vor der Schlachtung festzustellen und um die Qualität des Fleisches besser beurteilen zu können. „Unser Ziel ist ein Wissenstransfer in die Praxis. Wir planen beispielsweise einen E-Learning-Kurs für Tierärzte, Fleischer und Landwirte, in dem wir ihnen die rechtlichen Grundlagen und den Ablauf der mobilen Schlachtung erklären“, berichtet Rolzhäuser. Bei dieser Art der Schlachtung wird das Tier auf dem Hof betäubt, entblutet und anschließend zum Schlachthof gebracht. Diesen Prozess muss immer ein amtlicher Tierarzt/in überwachen, was angesichts des zunehmenden Personalnotstandes in den Veterinärämtern und der vergleichsweise geringen Vergütung für diese Tätigkeit immer stärker zum Problem wird. Auch die Kosten für eine mobile Schlachtung seiner Tiere können für den Landwirt höher als bei längeren Transporten zum Schlachthof sein. Hinzu kommt der bürokratische Aufwand für die Zulassung einer mobilen Schlachtung, der je nach Bundesland variiert.

Dennoch, so sagen Hamedy und Rolzhäuser, ist die mobile Schlachtung vor allem bei Rindern auf dem Vormarsch – in erster Linie aus Gründen des Tierschutzes. Ein Großteil der Schweine und Rinder werde aber immer noch zum Schlachthof transportiert und dort geschachtet. In Schweden beispielsweise ist eine vollmobile Schlachtung, bei der alle Schlachtschritte bei den toten Tieren noch auf dem Hof durchgeführt werden, viel stärker verbreitet als in Deutschland. Rolzhäuser und Hamedy arbeiten daran, dass diese Art der Schlachtung auch in Deutschland vorankommt. In Zusammenarbeit mit einem Ingenieurbüro in Thüringen entwickeln sie gerade einen mobilen Schlachthof für verschiedene Tierarten, den es so in Deutschland noch nicht gibt. Diese wäre vor allem für Regionen interessant, in denen es wenig Schlachthöfe gibt und die Tiere deswegen lange Transportwege zurücklegen müssen.

Prof. Hamedy macht sich für eine Kennzeichnung des Fleisches im Handel auch nach der Art der Schlachtung stark. „Viele Verbraucher denken, dass Tiere aus Bio-Höfen tierschutzgerechter geschlachtet werden als andere, aber das stimmt nicht“, erklärt er. Auch die Art der Betäubung sei mit Blick auf das Tierwohl von Belang. .

Rolzhäuser und Hamedy werden im Rahmen eines Forschungsprojekt im nächsten Jahr eine App entwickeln, die die mobile Schlachtung erleichtern soll, etwa durch vereinfachte Absprachen zwischen Tierärzten, Landwirten und Fleischern. „Dann muss künftig die Tierärztin oder der Tierarzt bei der Schlachttieruntersuchung gegebenenfalls nicht mehr unbedingt vor Ort sein. “, berichtet Dr. Rolzhäuser. Beide Forscher setzen sich auch für eine tierschutzgerechte Betäubung der Schlachttiere ein, etwa durch Optimierungen am Fangstand oder der Betäubungsbox.

Auf der Fachmesse vetexpo, die den Leipziger Tierärztekongress begleitet, stellt unter anderem eine Firma eine mobile Komplettlösung für eine tierfreundlichere Hofschlachtung vor.

Quelle: Universität Leipzig

Erster Kryptosporidien-Impstoff zum Schutz von Kälbern erhält EU-Zulassung

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• Durchbruch in der Prävention von Kryptosporidien bei Kälbern
• Impfstoff schützt Kälber von Geburt an vor Kryptosporidien
• Kryptosporidien-Impfstoff reduziert Durchfallerkrankungen bei Kälbern

Durchbruch in der Prävention von Krytosporidien bei Kälbern: In der EU – und damit auch in Deutschland und Österreich – wurde erstmals ein Impfstoff zum Schutz von Kälbern vor Cryptosporidium parvum (C. parvum; Kryptosporidien) zugelassen.

Kryptosporiden sind hochinfektiöse zoonotische Parasiten, die Kryptosporidiose verursachen, eine der weitverbreitetsten und schwerwiegendsten Magen-Darm-Erkrankungen bei Rindern. Die Impfung trächtiger Färsen und Kühe kann Kälber von Geburt an schützen. Und damit genau zu dem Zeitpunkt, wenn sie am anfälligsten sind. Der Parasit spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Neugeborenendurchfall, einer der häufigsten Todesursachen bei jungen Kälbern. Eine überstandene Kryptosporidien-Infektion kann langfriste Auswirkungen auf die Gewichtszunahmen und die Leistungsfähigkeit der Tiere haben. Der Impfstoff ist für die aktive Immunisierung trächtiger Kühe und Färsen zugelassen, um im Kolostrum Antikörper gegen Gp40 von C. parvum zu erhöhen.

„MSD Tiergesundheit ist sehr stolz auf diese Forschungs- und Entwicklungsleistung. Damit können wir den ersten Impfstoff zur Bekämpfung des verheerenden Parasiten C. parvum anbieten, der nicht nur Rinder in Europa sondern weltweit befällt“, so Philippe Houffschmitt, Associate Vice President Global Ruminant Business, MSD Tiergesundheit.

Damit der Muttertier-Impfstoff seine volle Wirkung im Darm der Kälber entfalten kann, ist ein gutes Kolostrummanagement nötig. Neugeborene Kälber müssen ab der Geburt fünf Tage lang mit dem Kolostrum und der Transitmilch geimpfter Muttertiere gefüttert werden. Eine verlängerte Kolostrumgabe wirkt sich positiv auf die Leistungsfähigkeit der Kälber aus.

Dieser neuartige Impfstoff bietet einen präventiven Schutz für neugeborene Kälber, der dazu beitragen kann, das Tierwohl von Rindern von den ersten Lebenstagen an zu sichern und einen Beitrag zur weltweiten Lebensmittelproduktion und -sicherheit zu leisten.

Quelle: MSD Tiergesundheit

Gumboroviren lauern in nahezu jedem Stall

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Wenn Junghennen oder Mastgeflügel plötzlich apathisch wirken, das Gefieder struppig wird und vielleicht auch noch Durchfall auftritt, kann es die Erkrankung Gumboro sein. Warum dies trotz regelmäßiger Impfungen immer mal wieder eintreten kann, das weiß Carmen Sanmartin. Die Fachtierärztin für Geflügel arbeitet beim Geflügelgesundheitsdienst des TGD Bayern. Ihr Schwerpunkt ist die Gesundheit des Mastgeflügels. Im Interview erklärt sie, weshalb Gumboro immer wieder und vor allem bei Biobetrieben ein Thema ist.

Frau Sanmartin, wie häufig ist Gumboro in Deutschland, Europa und weltweit?
Gumboro, auch infektiöse Bursitis oder abgekürzt IBD von Infectious Bursal Disease genannt, ist weltweit verbreitet und gehört zu den Top 5 der Geflügelkrankheiten. Der Erreger ist sehr widerstandsfähig und wird häufig nicht richtig entdeckt. Er hat in geflügeldichten Regionen eine große Bedeutung. Die Infektion ist nicht nur bedeutend, weil sie die Tiere schwächt, sondern auch, weil sie sehr stark die Wirtschaftlichkeit der Geflügelproduktion beeinflusst. Sekundärinfektionen erfordern einen hohen Antibiotikaeinsatz, was wir nicht mehr wollen, und die Behandlung der Tiere kostet natürlich auch eine Menge Geld. Selbst wenn die Tiere wieder gesunden, sind sie in ihrer Leistung eingeschränkt. Schlechte Mastleistungen und Verwürfe bei der Schlachtung im Bereich der Mast und eine niedrige Uniformität sowie eine schlechte Antwort auf die Impfungen im Junghennenbereich sind die Konsequenzen von Infektionen mit dem Gumboro-Virus.

Was löst Gumboro aus?
Auslöser der Erkrankung ist eine Infektion mit dem Virus der infektiösen Bursitis, Avibirnaviridae. Das ist ein unbehülltes Virus, ein RNA-Virus, das als Zielorgan im Geflügel die Bursa fabricii infiziert. Dieses Organ ist für Geflügel sehr wichtig, da es ein sehr wichtiges Teil des Immunsystems ist, denn dort werden die B-Lymphozyten ausgereift. Die Bursa fabricii ist ein Organ in der Kloake, welches sich nur bei Vögeln findet. Sie ist nur bei Jungvögeln aktiv und bildet sich beim erwachsenen Tier zurück. Nach Infektion erfolgt eine starke Vermehrung des Virus in der Bursa fabricii, was eine Schädigung der lymphoiden Zellen verursacht. Wenn dieses Zielorgan vom Virus befallen wird, ist als Konsequenz das Immunsystem geschwächt, was wiederum weiteren Erregern Tür und Tor öffnet. Dieser Umstand führt zu Sekundärinfektionen und leider auch bei unzureichend geschützten Herden zu hohen Mortalitäten. Das Virus wird über den Kot ausgeschieden. Es wird über Gerätschaften, kontaminierte Einstreu, aber auch über Schuhe und weitere Vektoren wie den Getreideschimmelkäfer verbreitet.
Das Virus ist unbehüllt, deswegen ist sehr schwer mit einfachen Mitteln in der Praxis zu desinfizieren. Behüllte Viren wie Influenza- oder Coronaviren lassen sich leichter bekämpfen, weil wir die Hülle mit einfacher Seife oder Alkohol kaputt machen können und damit ist auch das Virus kaputt.

Gibt es Risikofaktoren?
Ja, die gibt es.


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Wadenstecher – ein noch selten wahrgenommenes Schadinsekt in der Schweinezucht

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Fliegen, so glaubt man, gehören zum Stall wie der Mistkäfer zum Misthaufen. Aber: Der Wadenstecher (Stomoxys calcitrans) – auch bekannt als Stallfliege – ist ein blutsaugender Schädling. In Österreich richtete eine massive Überpopulation des blutsaugenden Insekts schwere Schäden bei den Tieren eines Schweinezuchtbetriebs an. Der Fall wurde nun von der Veterinärmedizinischen Universität Wien als Studie präsentiert. Die Veterinärmediziner:innen appellieren, das schädliche Insekt stärker in den Fokus zu nehmen, um die Gesundheit und das Tierwohl von Schweinen zu verbessern.

Im Oktober 2021 kontaktierte der verantwortliche Tierarzt des österreichischen Schweinzuchtbetriebs die Schweineklinik der Vetmeduni. Er berichtete, dass zahlreiche trächtige Sauen blutige Krusten auf der gesamten Körperoberfläche und blutende Hautverletzungen aufwiesen. Dem vorangegangen war ein enormer Populationsschub von Fliegen, allerdings waren weder der Landwirt noch der Tierarzt in der Lage deren Art zu bestimmen.

33 von 55 Sauen waren von mittelschweren bis schweren Hautläsionen betroffen. Die Reproduktionsleistung nahm während der Zeit der massiven Überpopulation von Wadenstechern ab. Die trächtigen Sauen zeigten ein defensives Verhalten, resignierten zu einem bestimmten Zeitpunkt sogar und duldeten folglich von den Stallfliegen gestochen zu werden. Nach der Kontrolle der Fliegenpopulation verbesserte sich die Reproduktionsleistung und übertraf sogar die Leistung vor dem Befall durch die Wadenstecher.

Risiko für Tierwohl und -gesundheit von Schweinen
„Wadenstecher sind eine ernsthafte Gefahr für Schweine und sollten im Hinblick auf eine bessere Tiergesundheit und ein besseres Tierwohl im Auge behalten werden“, betont Studien-Erstautor Lukas Schwarz von der Schweineklinik der Vetmeduni. „Unruhe, Schmerzen durch den Biss, Stress, Blutverlust, verminderte Futteraufnahme und lokale Hautentzündungen nach dem Biss sind direkte Auswirkungen des Wadenstechers auf betroffene Tiere“, fasst Schwarz die direkten Gesundheitsfolgen zusammen.
Kenntnisse über die Bestimmung von Stomoxys calcitrans und die frühzeitige Erkennung einer zunehmenden Wadenstecherpopulation in Schweinehaltungssystemen, gefolgt von geeigneten Maßnahmen zur Insektenbekämpfung, sind laut den Wissenschafter:innen erforderlich, um die durch dieses schädliche Insekt verursachten Verluste zu verringern.

Auch andere Säugetiere, Vögel und der Mensch sind direkt betroffen
Der Wadenstecher kommt in schweinehaltenden Ländern weltweit vor, seine Rolle in der Schweineproduktion ist allerdings bislang nur unzureichend untersucht. Demgegenüber sind die Auswirkungen bei Rindern gut dokumentiert. Die Biologie des Wadenstechers unterscheidet sich trotz der großen äußeren Ähnlichkeit deutlich von der Stubenfliege und die Eiablage ist an verrottendes organisches Material gebunden.

Zudem ist der Wadenstecher ein möglicher Vektor für eine Reihe von Krankheitserregern, die durch den Stich übertragen werden können. Unmittelbar davon betroffen ist auch der Mensch, denn der Wadenstecher nimmt seine Blutmahlzeit von ihm genau wie von anderen Säugetieren oder Vögeln.

Quelle: Veterinärmedizinische Universität Wien

VILOFOSS® Fachgespräch Rind

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Am 30.11.23 fand das jährliche Fachgespräch Rind der Deutschen Vilomix Tierernährung GmbH mit vielen spannenden Themen rund um die Rinderhaltung statt. Dr. Charlotte Kröger, Praxisgemeinschaft für Klauengesundheit Dres. med. vet. Fiedler, Grimm & Kröger, München, informierte über die Bedeutung von Lahmheiten und deren Missachtung. Der Dermatitis Digitalis (DD) widmet sie sich seit ihrer Dissertation und stellte hier neue Ergebnisse mit dem Produkt HooFoss vor. HooFoss ist ein flüssiges Pflegemittel, speziell für den Einsatz im Bereich der Klauen. Es neutralisiert die aggressive Wirkung von Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus der Gülle auf die Klauenhaut. Dadurch bleibt der natürliche Säureschutzmantel der Haut erhalten. Hoofoss bildet einen haltbaren und elastischen Film, der sich auf die Klauenhautoberfläche legt und diese vor aggressiven Einwirkungen schützt.

Am Nachmittag wurde das aktuelle Thema zur neugestalteten Energie- und Proteinbewertung von Dr. Lohsand, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Gülzow-Prüzen, anschaulich im Vergleich zur bisherigen Bewertung dargelegt. Das entsprechende DLG-Merkblatt ist hier zu finden.

Auch Milchfieber und dessen Prophylaxe standen im Fokus der Veranstaltung. Frau Prof. Wilkens von der Uni Leipzig hielt einen sehr detaillierten Vortrag zu der Bedeutung des Mineralstoffwechsels in der Trockenstehzeit. Als Fazit stellte sie fest, dass die Trockensteher calcium- und phosphorarm, sowie magnesiumreich gefüttert werden sollten. Ihre Publikationen zu diesem und weiteren Forschungsthemen sind hier abrufbar.

Abgerundet wurde das Programm durch den unterhaltsamen Erfahrungsbericht eines dänischen Gespanns aus Susanne Sommerlund, Tierärztin bei Landbrugets Veterinære Konsulenttjeneste, und Claus Drøhse, Milchviehhalter und Berater, die beide seit 6 Jahren X-Zelit in der Vorbereitungsphase einsetzten und das aus ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken ist. X-Zelit ist ein Spezialfuttermittel zur einfachen, aber effektiven Milchfiebervorbeuge auf Basis eines Phosphorbinders und zum Teil eines Calciumbinders.

Quelle: Dr. Katrin Metzger-Petersen, Deutsche Vilomix Tierernährung GmbH

Intensivseminare Stockmanship mit Philipp Wenz – sicheres, stressarmes und effektives Herdenmanagement in Blankenförde / Mecklenburg-Strelitz

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Philipp Wenz ist der Trainer für stressarme und effiziente Arbeit mit Herdentieren in Europa – er hat die Methode bei dem Begründer Bud Williams in den U.S.A. gelernt und lehrt sei seit 16 Jahren.

Termine 2024
18.-19. April
30.-31. Mai
27.-28. Juni
Termine für September bis November folgen in Kürze

Die Basis für ein erfolgreiches Management in der Milchvieh- und Rinderhaltung ist der Umgang mit Tieren. Die Rinderbestände werden immer größer, die Zeit pro Tier sinkt und der Stressfaktor bei Mensch und Tier steigt. Dadurch erhöhen sich die Anforderungen an Mensch und Tier. Durch LowStressStockmanship gelingt es, aus dem Gegeneinander von Mensch und Tier in ein Miteinander zu kommen, so dass auch unbeliebte Arbeiten wie Sortieren, Verladen, Klauenpflege etc. stressarm möglich sind.

Zielgruppe: Betriebsleiter, Landwirte, Tierärzte, Praktiker, Tiertransporteure, Klauenpfleger – Alle, die mit Milchkühen, Mutterkühen und Bullen arbeiten und umgehen müssen.

Das Seminar beinhaltet jeweils vormittags eine theoretische Einführung in den stressarmen Umgang mit Weidetieren und vermittelt Techniken im Umgang mit den Tieren. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, ein Verständis des Tierverhaltens zu entwickeln und daraus Handlungsanleitungen für den Umgang mit den Tieren abzuleiten.

Grundsätze für eine effiziente und sichere Arbeit mit Milchkühen und Rindern
Zonenkonzept – Wie Rinder wahrnehmen / Wie Tiere lernen
Im praktischen Teil jeweils nachmittags wird der Umgang mit den Tieren demonstriert und die Teilnehmer haben Gelegenheit praktische Erfahrungen mit den Techniken zu sammeln.

Techniken für die Arbeit mit Rindern
Anwendungen der Methode in der Praxis
Arbeit mit der Herde auf großen Flächen (Weide)
Arbeit im Korral und mit Einzeltieren

Seminargebühr 380 € plus Mw.St. – incl. selbstgekochtem Mittagessen/Getränke

Direkt zur Anmeldung

Den richtigen Umgang mit der Kuh lernen

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Der kostenfreie Online-Kurs „Auf Du mit der Kuh“ hilft Rinder besser zu verstehen und im Notfall richtig zu handeln.

Rinder sind in weiten Bereichen Bayerns Teil des anschaulichen Landschaftsbildes. Sie sind Markenzeichen des ländlichen Tourismus mit Bergseen und Wandermöglichkeiten. Doch wenige Menschen haben Erfahrung im Zusammenspiel mit landwirtschaftlichen Nutztieren in der Natur. Zwischen traditioneller Almbewirtschaftung und Wandertourismus passieren regelmäßig Unfälle, die bei richtigem Umgang mit den Kuhsignalen meist abgewendet werden. Auch die Tierrettung im Brandfall ist ein wichtiger Punkt. Der Experte dafür, Tierarzt Dr. Florian Diel, war bei dem Entstehungsprozess des Kurses maßgeblich beteiligt.

Grundlegende Fakten der Rinderhaltung gebündelt
„Auf Du mit der Kuh“, entwickelt von HSWT-Professorin Eva Zeiler und Team, richtet sich an alle Interessierten, grundlegende Fakten der Rinderhaltung kennenzulernen. Der Onlinekurs bereitet auf Diskussionen und Notfälle vor. Texte, Grafiken, Videos, Screencasts und Quizze als Teile des Kursangebotes, machen ein Selbststudium ohne fachliche Anleitung möglich. Ob touristische Almwanderer, Hobby-Rinderhalter, Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren oder Berufslandwirt: sie alle lernen, wie Rinder ihre Umgebung wahrnehmen, welche (Warn-) Signale die Tiere senden und wie das Verhalten am besten beeinflusst wird.

Open VHB: online – offen – kostenfrei – flexibel – für alle
Belegt werden kann das Angebot als OPEN vhb-Kurs mit selbstbestimmtem Lerntempo. Mit OPEN vhb öffnen sich die bayerischen Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften der Öffentlichkeit. Professorinnen und Professoren der Trägerhochschulen entwickeln Online-Kurse speziell für OPEN vhb. Nutzer müssen dafür nicht bei den Hochschulen eingeschrieben sein oder eine Hochschulzugangsberechtigung besitzen. ECTS-Punkte können nicht erworben werden. Laufende Kurse zu belegen, ist jederzeit möglich.

Quelle: Hochschule Weihenstephan-Triesdorf

Tödliches Hühnervirus: Alte DNA enthüllt Evolution der Virulenz

Ein internationales Team um LMU-Paläogenetiker Laurent Frantz hat mittels genetischer Analysen die Evolutionsgeschichte des Erregers einer tödlichen Hühnerkrankheit enthüllt.

Die Mareksche Krankheit ist eine in Deutschland meldepflichtige Tierkrankheit, die vom weltweit verbreiteten Marek-Virus (MDV) verursacht wird. Im letzten Jahrhundert wurde das Virus, das bei Hühnern Tumoren hervorruft und mit einer hohen Sterblichkeit verbunden ist, immer aggressiver. Seine Bekämpfung kostet die Geflügelindustrie jährlich über eine Milliarde Dollar. Ein internationales Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Leitung von LMU-Paläogenomiker Professor Laurent Frantz sowie Professor Greger Larson und Professor Adrian Smith von der Universität Oxford hat nun mithilfe alter DNA die Evolution des Marek-Virus entschlüsselt und aufgeklärt, was hinter der steigenden Virulenz steckt.

Das internationale Team aus den Fachbereichen Paläogenetik, Archäologie und Biologie isolierte Virengenome von bis zu 1000 Jahre alten Hühnerknochen aus 140 archäologischen Stätten in Europa und dem Nahen Osten. „Unsere Daten zeigen, dass das Virus mindestens 1.000 Jahre vor der ersten Beschreibung der Krankheit im Jahr 1907 bereits weit verbreitet war“, sagt Frantz. Als die Krankheit zum ersten Mal beschrieben wurde, führte sie nur bei älteren Hühnern zu leichten Symptomen. Mit dem drastischen Anstieg der Hühnerhaltung in den 1950er- und 1960er-Jahren hat sich das Virus weiterentwickelt und wurde trotz der Entwicklung mehrerer Impfstoffe immer virulenter.

Alte Virenstämme verursachten wahrscheinlich keine Tumoren
Durch den Vergleich mit Virusgenomen moderner Vögel ermittelten die Forschenden Mutationen in mehreren Genen, die wahrscheinlich den Schweregrad der Infektion bestimmen und mit der Zunahme der Virulenz in Verbindung stehen. Eines dieser viralen Gene – Meq – ist für die Tumorbildung verantwortlich. Indem sie alte und moderne Formen des Meq-Gens mithilfe von Zellkulturen testeten, wiesen die Forschenden nach, dass die alte Form weniger aggressiv war als die moderne – die alten Virenstämme waren daher wahrscheinlich nicht in der Lage, Tumoren zu verursachen.

Die Autoren vermuten, dass die steigende Virulenz einerseits auf die Zunahme der weltweiten Hühnerpopulation seit den 1950er-Jahren zurückzuführen sei, wodurch sich auch die Zahl neuer Mutationen erhöht habe. Außerdem habe die Verwendung bestimmter Impfstoffe, die zwar symptomatische Erkrankungen verhindern, aber die Übertragung des Virus nicht unterbinden, wahrscheinlich zu einer beschleunigten Evolution der Virulenz geführt.

„Unsere Ergebnisse entschlüsseln nicht nur die Evolutionsgeschichte des Marek-Virus, sondern bilden auch die Grundlage für ein besseres Verständnis der Virulenz des Erregers“, sagt Erstautor Steven Fiddaman von der Universität Oxford. „Durch die Kombination alter DNA-Techniken mit moderner Genomik haben wir ein Fenster in die Vergangenheit geöffnet, das uns bei künftigen Strategien zur Bewältigung von Viruserkrankungen helfen kann.“

Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München