Das BMEL zur Fristverlängerung bei der betäubungslosen Ferkelkastration

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Die Koalitionsfraktionen von Union und SPD haben beschlossen, zeitnah eine Fraktionsinitiative auf den Weg zu bringen mit dem Ziel, noch in diesem Jahr die Übergangsfrist bis zum vollständigen Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration um zwei Jahre zu verlängern.

Dazu teilt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit:

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) begrüßt, dass die Koalitionsfraktionen sich darauf geeinigt haben, die Übergangsfrist zu verlängern. Ferkelproduktion soll auch künftig in Deutschland möglich bleiben. Dabei ist der Tierschutz dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ein sehr wichtiges Anliegen, für das sich das Bundesministerium auch künftig mit Nachdruck einsetzen wird.

Ohne eine Fristverlängerung würden die Sauenhalter in Deutschland aber Wettbewerbsnachteilen gegenüber ausländischen Wettbewerbern ausgesetzt sein. Diese Wettbewerbsnachteile treffen vor allem kleine Betriebe. Auch ist weder den Sauenhaltern noch den Verbrauchern damit gedient, wenn die Betroffenen den Tierschutz nicht umsetzen können. Dies führt zu einer unerwünschten Beschleunigung des Strukturwandels und einer Abwanderung der Produktion ins Ausland, obwohl dort nicht durchweg höhere Standards angewendet werden. Auf den Tierschutz im Ausland hat das BMEL keinen Einfluss.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft setzt alles daran, tierschutzgerechte Alternativen zur betäubungslosen Ferkelkastration zu forcieren. Deshalb wird das BMEL eine Verordnung auf den Weg bringen, mit der es den Landwirten ermöglicht wird, die Betäubung durchzuführen. Dafür müssen die Landwirte dann einen Nachweis erbringen, dass sie sachkundig mit dem Betäubungsgerät und dem Medikament umgehen können *.

Hintergrund:
Was gibt es derzeit für Alternativen?
Die Immunokastration (Impfung gegen Ebergeruch – keine Hormonbehandlung),
die chirurgische Kastration unter Narkose
die Ebermast.

Im Koalitionsvertrag wurde vereinbart, dass zusätzlich zu den bestehenden Wegen für weitere tierschutz- und praxisgerechte Alternativen zur Ferkelkastration die rechtlichen Voraussetzungen auf wissenschaftlicher Grundlage geschaffen werden sollen.

Quelle: BMEL

* Hier ist die Isufluran-Narkose gemeint.

Fokus Geflügel 2018: Geflügelprodukte liegen im Trend – heimische Erzeugung stärken

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Die Geflügelbranche hat guten Grund, positiv in die Zukunft zu schauen, denn das Wachstum des Geflügelfleischkonsums weltweit ist ungebrochen groß. Das sogenannte weiße Fleisch gilt als gesund und ist religionsunabhängig. Auf Einladung der BEST 3 Geflügelernährung GmbH aus Twistringen und Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH reisten deshalb am 21. September weit über 250 Zuhörer nach Twistringen im Landkreis Diepholz, um sich bei der 3. Ausgabe der Veranstaltung „Fokus Geflügel“ auf den neuesten Stand des Wissens zu bringen. In diesem Jahr gab es sogar noch einen Grund zum Feiern: Die Firma BEST 3 Geflügelernährung GmbH begeht ihr 15jähriges Jubiläum, wie Rainer Dullweber, Geschäftsführer des Familienunternehmens BEST 3, zum Auftakt mitteilte. Moderator Uwe Haring führte gekonnt durch den Tag.

Pottgüter: „Wir müssen das Management in der Legehennenhaltung so ändern, dass sich das Tierwohl verbessert bei gleichzeitiger Steigerung der Effizienz.“

Wie sich die Anforderungen an die Haltung von Legehennen ändern, darüber berichtete Robert Pottgüter, Lohmann Tierzucht GmbH in Cuxhaven. „Die Herausforderung der modernen Geflügelzucht ist es, Tierwohl und mehr ökologische Erzeugung gemeinsam mit einer Steigerung der Effizienz zur Sicherung der Nahrungsmittelversorgung zu verbinden. Aktuell beschäftigen wir uns damit, wie sich das Management bei intaktem Schnabel der Hennen ändern muss, damit es nicht zu Federpicken und Kannibalismus in unseren Ställen kommt. Die Ursachen für dieses Verhalten sind multifaktoriell. Um es zu lösen, ist viel Anstrengung nötig, doch mehr Beschäftigung und eine darmgerechte Fütterung mit mehr Struktur durch mehr schwer verdauliche Rohfaser sind wichtige Stichworte. Den Darm pflegen, das rechnet sich“, so der Zuchtexperte. Neue Zuchtziele seien es, den Oberschnabel kleiner zu züchten sowie stabilere Eischalen und Knochen.

Nobis: „Der Handel sollte mehr Tierwohl besser honorieren und deutsche Ware bevorzugen.“

Wo die Herausforderungen bei der Haltung und Vermarktung von Wassergeflügel liegen, erklärte Franz Nobis vom Geflügelhof Nobis GmbH in Bakum. Er hält Moschus- und Pekingenten sowie Gänse. „Die Haltung von Wassergeflügel ist eine Nische in Deutschland, sicherlich auch deswegen, weil die Haltung in Deutschland seit der Haltungsverordnung komplizierter geworden ist. Die Forderungen nach mehr Tierwohl haben wir gerne erfüllt, doch leider bezahlt uns der Handel unseren Aufwand nicht entsprechend, sondern kauft lieber die preiswertere Ware aus dem Ausland, die nicht nach unseren Tierschutzaspekten produziert wird. Besonders die Wassergeflügelhaltung in Polen und Ungarn wächst rasant.“ Er machte hinsichtlich des nahenden Winters auf die Vogelgrippe aufmerksam und auf das Problem, dass er hinsichtlich einer Aufstallpflicht mit seinen Gänsen hat. „Die Gänsehaltung ist eine Freilandhaltung, die Gänsehalter haben meistens gar keine Ställe, weil die Gans als Saisongeschäft in der Regel spätestens zu Weihnachten geschlachtet ist. Gänse aufzustallen ist tierschutzwidrig, weil die Gänse Ställe nicht kennen. Hier brauchen wir eine Ausnahmegenehmigung.“

Klaas Knol: „Wir brauchen ein Umdenken von „immer mehr“ zu „kontrolliert weniger“.“

Gegen preiswerte Importe aus dem Ausland sprach sich auch Klaas Knol aus. Er ist Inhaber der Optimum Vita / Der neue Weg GmbH in Emlichheim. „Wir müssen die 5-D-Kennzeichnung, also „Elterntiere, Schlupf, Aufzucht, Futtermühlen und Schlachtung in Deutschland“ unbedingt verteidigen und dem Verbraucher nahe bringen. Der Sektor muss zusammenstehen und sich unterstützen.“ Klaas Knol ist Pionier mit der Idee, die Küken direkt im Stall schlüpfen zu lassen, um ihnen den Transportstress als Eintagsküken zu ersparen und ihnen einen bestmöglichen Lebensstart zu verschaffen. Hierzu hält er eigene Elterntiere, die er mit einem umfassenden Impfprogramm schützt. Mit dem Schlupf in einem speziellen High Care-Stall mit Fußbodenheizung und sofortiger Futterversorgung verschafft er den Küken den optimalen Start. „Wir machen das jetzt so seit über 5 Jahren, und nach 110 Durchgängen haben wir den Küken noch keine Antibiotika geben müssen.“

Storck: „Putenfleisch braucht neue Produktideen, denn es ist vielseitig verwendbar.“

Thomas Storck, Putenhalter und Vorsitzender des Verbandes Deutscher Putenerzeuger e.V., bestätigte die Schwierigkeiten der Branche, beim Handel einen kostendeckenden Preis zu erzielen. „Der Wettbewerb aus dem Ausland, vor allem Polen, ist groß, dementsprechend viel billige Ware kommt bei uns auf den Markt. Wir arbeiten in der Putenhaltung mit einem Gesundheitskontrollprogramm, Polen nicht. Deshalb streben wir dessen EU-weite Einführung an, damit diese Wettbewerbsverzerrung aufhört. Putenfleisch ist sehr vielseitig zuzubereiten und wird gerne gegessen. Derzeit fehlt es uns ein wenig an Innovationen. Ähnlich wie beim Hähnchen müssten sich die Vermarkter dringend neue Produkte mit Putenfleisch einfallen lassen. Thanksgiving mit dem traditionellen Truthahnessen in Deutschland bekannter zu machen wäre ein guter erster Schritt.“

Weitere Informationen zum Fokus Geflügel gibt Ihnen gerne Rainer Dullweber, BEST 3 Geflügelernährung GmbH, r.dullweber@broering.com

Gruppenbild (Quelle Werkbild): Die Personen von links nach rechts: Robert Pottgüter, Christian Lienau (Boehringer Ingelheim), Rainer Dullweber, Klaas Knol, Franz Nobis, Uwe Haring, Thomas Storck, Volker Bahrs (BEST 3)

Neu: Angenehmeres Trockenstellen mit Bovikalc® Dry

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Die Trockenstehzeit ist ein wichtiger Abschnitt im Laktationszyklus und dient der Erholung der Kühe und der Regeneration des Eutergewebes. Trockenstellen bedeutet jedoch auch Stress und ein erhöhtes Risiko für Neuinfektionen mit Mastitiserregern. Der erhöhte Euterinnendruck kann entzündliche Gewebereaktionen und Schmerzen verursachen und zusätzlich den Zitzenverschluss behindern.

Seit Kurzem gibt es mit Bovikalc® Dry von Boehringer Ingelheim den ersten Trockenstellbolus aus dem Bovikalc® Sortiment. Die spezielle Formulierung des Bolus führt zu einer Ansäuerung des Stoffwechsels und in der Folge zur einer Reduktion der Milchproduktion nach dem Trockenstellen. Der Euterinnendruck sinkt und die tägliche Liegezeit der Kühe steigt, ein Zeichen für das Wohlbefinden der Kühe. So ermöglicht Bovikalc® Dry einen angenehmeren Start in die Trockenstehzeit.

Für weitere Informationen wenden Sie sich gerne an:
Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH
Dr. Malte Lohölter
Tel.: 06132 777174
malte.lohoelter@boehringer-ingelheim.com

Initiative Tierwohl testet ab 1. Oktober Kennzeichnung von Schweinefleisch

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Ab Oktober 2018 können Verbraucher erstmalig Schweinefleisch und Schweinefleischprodukte, die von teilnehmenden Betrieben der Initiative Tierwohl (ITW) stammen, im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) an dem Produktsiegel der Initiative erkennen. Bislang konnte ausschließlich Geflügelfleisch durch das Produktsiegel gekennzeichnet werden. Bereits seit 2015 engagieren sich Schweinehalter im Rahmen der ITW, indem sie Maßnahmen umsetzen, die über die gesetzlichen Standards hinausgehen. Inzwischen sind das rund 4.400 Betriebe mit jährlich rund 26 Millionen erzeugten Tieren, die einen Markanteil von 25 Prozent an den in Deutschland erzeugten Mastschweinen ausmachen. Jetzt startet die ITW gemeinsam mit den Partnerunternehmen aus dem LEH und der Fleischwirtschaft ein Projekt, in dessen Rahmen das Fleisch, das nachweislich von Mastschweinen aus ITW-Betrieben stammt, als solches gekennzeichnet werden kann.

„Nach dem sehr erfolgreichen Start der Produktkennzeichnung bei Geflügel wollen wir jetzt den nächsten Schritt gehen und auch bei Schwein die Möglichkeiten der Produktkennzeichnung testen“, sagt Dr. Alexander Hinrichs, Geschäftsführer der Initiative Tierwohl. „Für eine Produktkennzeichnung stellen die komplexen Strukturen entlang der Wertschöpfungskette Fleisch insbesondere bei Schwein eine enorme Herausforderung dar. Durch die gemeinsame Plattform der Initiative Tierwohl ist es Landwirtschaft, Fleischwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel jedoch gelungen einen Ansatz zu entwickeln, den wir jetzt in der Praxis testen werden.“

Die Laufzeit des Projekts ist bislang bis Mitte 2019 geplant. Prinzipiell können alle Produkte gekennzeichnet werden, die aus Schweinefleisch von ITW-Betrieben hergestellt werden – also sowohl Frischware als auch bearbeitete Ware. Die Kennzeichnung wird ab Oktober in ausgewählten Regionen und Märkten starten. Im Rahmen des Testprojekts bezieht die Initiative Tierwohl vorerst ausschließlich Mastbetriebe ein. Das Siegel zur Kennzeichnung der Produkte ist das dem Verbraucher bereits aus der Kennzeichnung von Geflügelfleisch bekannte.

Quelle: Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH

Eine Haltung von Kühen mit Hörnern im Laufstall ist möglich – Termin Eberswalde am 18.10

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Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) lädt am 18. Oktober zur Tagung „Horntragende Kühe im Laufstall – so geht‘s“ ein. Mittelpunkt sind aktuelle Forschungsergebnisse, die entgegen gängiger Praxis in Milchviehbetrieben belegen, dass horntragende Kühe in der Landwirtschaft wesentlich sinnvoller sind, als bislang angenommen. Die Anmeldefrist zur Tagung läuft bereits.

Die stolze Kuh mit Hörnern soll auch künftig in Milchviehbetrieben zu finden sein. Was selbstverständlich klingt, ist es jedoch nicht, denn es gibt viele Betriebe, die bereits auf hornlose Tiere setzen. Das fand ein Forscherteam, zu dem die Universität Kassel und die Verbände Bioland und Demeter gehören, jedoch bedenklich und untersuchte 39 Betriebe, die von enthornten auf behornte Tiere umstellen. „Hörner sind in der Landwirtschaft entgegen ihrem Ruf nicht das Problem“, argumentiert Ulrich Mück, Demeter-Berater und Beteiligter im dreijährigen Forschungsprojekt „Hörner im Laufstall“. „Vielmehr geht es um die Diskussion zu anderen Haltungsbedingungen, wobei nicht das Tier den Produktions-bedingungen der Landwirtschaft entspricht, sondern der Stall entsprechend den Tieren gebaut wird.“

An der HNEE wird das Thema ebenfalls in den Ökolandbau-Studiengängen diskutiert. „Horntragende Kühe sind ein Merkmal der wesensgemäßen Tierhaltung in der anthroposophisch angelehnten Landwirtschaft mit dem Verband Demeter e.V. Damit gehört das Thema auch in den Themenbereich unserer Hochschule“, bekräftigt Prof. Dr. Inga Schleip, Prodekanin am Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz und Expertin für Grünlandnutzungssysteme. „Aber auch andere Bio-Verbände empfehlen die Enthornung nicht und ver-weisen auf angepasste Haltungsbedingungen“ ergänzt Bernhard Hörning, Professor für Ökologische Tierhaltung an der HNEE. Zugleich verweist er darauf, dass die Diskussion zu diesem Thema auch in landwirtschaftlichen Partnerbetrieben der HNEE eine Rolle spiele.

Das im „Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft“ (BÖLN) geförderte Projekt untersucht, welche Faktoren des Stallbaus und der Herdenführung im Laufstall Einfluss haben auf eine möglichst ruhige Herde. Die Mehrzahl der daran beteiligten Milchviehbetriebe befand sich während des Projekts in der Umstellung auf Hornkühe, der andere Teil hatte bereits vollständig horntragende Tiere. Intensive wissenschaftliche Untersuchungen in den Betrieben bildeten die Grundlage für Empfehlungen der vier beteiligten Öko-Berater zu Verbesserungen der Haltung. Zugleich begleiteten die Berater den Erfahrungsaustausch der Betriebe untereinander, die sich in vier Regionalgruppen regelmäßig trafen.

Zur Veranstaltung

Die Veranstaltungsreihe „Horntragende Kühe im Laufstall – so geht’s!“ richtet sich an Milchviehhalter*Innen, Berater*Innen, Student*Innen und alle, die sich für die Haltung horntragender Milchkühe interessieren. Auf insgesamt acht öffentlichen Tagungen werden die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt vorgestellt. Diese finden bundesweit statt und präsentieren ganz praxisbezogen Erkenntnisse aus den Untersuchungen, Bera-tungen und Erfahrungserhebungen von 39 beteiligten Öko-Milchviehbetrieben mit horntragenden Milchkühen.

Tagung: „Horntragende Kühe im Laufstall – so geht’s“
Wann: Donnerstag, 18. Oktober 2018, 9.30 – 16.00 Uhr
Ort: Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Stadtcampus, Aula, Haus 6

Quelle: Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

„Tiertransporte: Handlungsbedarf besteht jetzt!“ Offener Brief des BTK-Präsidenten

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Dr. Uwe Tiedemann, Präsident der Bundestierärztekammer, schreibt einen Offener Brief an die für Tierschutz zuständigen Ministerinnen und Minister, Senatorinnen und Senatoren des Bundes und der Länder:

Sehr geehrte Damen und sehr geehrte Herren,

die Bundestierärztekammer (BTK) hat – wie auch andere Verbände und Organisationen – wiederholt die immer wieder vorkommenden eklatanten Missstände bei Tiertransporten angeprangert und Maßnahmen eingefordert, die zu einer wirkungsvollen und nachhaltigen Abstellung der Mängel unabdingbar sind.

Auch unter Würdigung des Beschlusses der Agrarministerkonferenz vom April 2018 mit diversen, in die Zukunft gerichteten und wichtigen Forderungen zur Verbesserung der Tierschutzbedingungen bei Transporten und deren verbesserte Kontrollierbarkeit mussten wir mit Erschrecken feststellen, dass z. B. noch im Juni/Juli 2018 Zuchttiertransporte über die Balkanroute abgefertigt wurden.

Außentemperaturen von über 30°C sind auf dieser Route in dieser Jahreszeit keine Seltenheit. Bei mehrstündigen Wartezeiten vor der Abfertigung, wie sie am Grenzübergang in Kapikule, Bulgarien, üblich sind, können die Lüftungssysteme der Transportfahrzeuge hier noch nicht einmal den rechtlich vorgegebenen Temperaturrahmen (5° bis 30°C +\-5°C) bei Rindertransporten gewährleisten.

Die Entscheidung – insbesondere über die Abfertigung internationaler Transporte – darf nicht ausschließlich auf die Vor-Ort-Behörden abgewälzt werden. Hier sind Sie, die obersten Landesbehörden und das BMEL, gefordert! Sie könnten z. B. über den Erlassweg Abferti-gungen bei den o. a. bekannten, tierschutzrelevanten Rahmenbedingungen verhindern.

Auf eine Ausführung weiterer, konkreter Missstände, wie z. B. die kaum bestehende Versorgungsmöglichkeit bei innergemeinschaftlichen Langzeittransporten noch nicht milchentwöhnter Kälber, möchte ich an dieser Stelle verzichten.

Die BTK bekräftigt noch einmal ihre Forderung, bis zu einem generellen Verbot, Lang-zeittransporte in Drittländer, aber auch innergemeinschaftliche Langzeittransporte von Tieren mit besonders hohen Pflegeanforderungen nur auf vorab von einer unabhängigen Stelle tierschutzfachlich geprüften Transportrouten zuzulassen.

Unabhängig von dieser dringlichen Sofortmaßnahme bleibt die Forderung, Schlachttier-transporte EU-weit auf 8 Stunden Transportzeit ohne Verlängerungsmöglichkeit zu beschränken (Grundsatz: Transport von Fleisch statt lebender Tiere) und den Transport von Zucht- und Nutztieren perspektivisch durch geeignete andere Maßnahmen (z. B. Versand von Sperma oder Embryonen) zu ersetzen

Die Bundestierärztekammer erwartet sofort konkrete Maßnahmen zur Abstellung der Mängel und ist gerne bereit, ihr Fachwissen hierfür einzubringen. Ein weiterer Aufschub kann nicht hingenommen werden!

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Uwe Tiedemann

Geflügelpest-Verordnung mit neuen Regeln

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Puten- und Laufvogelhalter können sich auf Erleichterungen im Fall von Krankheitsausbrüchen einstellen, während auf kleine Geflügelhalter strengere Regularien zukommen. Das bestimmt die Dritte Verordnung zur Änderung der Geflügelpest-Verordnung, der der Bundesrat am 21. 9. unter Maßgabe einiger Änderungen zugestimmt hat.

Demnach ist es im Seuchenfall zukünftig nicht nur den Legehennen-, sondern auch den Putenhalter möglich, dass sie Tiere unter bestimmten Voraussetzungen aus Restriktionszonen und Beobachtungsgebieten im Inland verbringen dürfen. Dafür müssen unter anderem die zuständigen Behörden informiert und die Tiere 24 Stunden vor dem Versand negativ getestet worden sein. Zudem darf sich im aufnehmenden Bestand kein Geflügel befinden, und die Tiere müssen dort mindestens 21 Tage verbleiben.

Bei der Aufstallpflicht soll zukünftig die Risikoeinschätzung des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) sowie die Geflügeldichte in der Region stärker beachtet werden. Für bestimmte Haltungen und Örtlichkeiten kann es Ausnahmen von der Stallpflicht geben, insbesondere wenn keine artgerechte Unterbringung möglich ist. Neben Gänsen und Enten gilt dass nun auch für Laufvögel, wenn eine entsprechende Übernetzung Kontakt zu Wildvögeln verhindert. Die in der Geflügelpest-Verordnung festgelegten Biosicherheitsmaßnahmen gelten allgemein erst ab einer Bestandsgröße von mehr als 1.000 Tieren.

Mit der jetzt beschlossenen Änderung wird die zuständige Behörde aber ermächtigt, solche Maßnahmen auch ohne die bisherig dazu erforderliche Dringlichkeitsverordnung auch für Kleinhalter anzuordnen. Zudem kann die Behörde bei allen Haltern, auch bei „Vögeln in Gefangenschaft“, weitergehende serologische und virologische Tests auf die aviäre Influenza einfordern.

Als Teil des Frühwarnsystems haben die Geflügelhalter bei auffälligen Verlusten oder Abfall der Produktionsleistung bereits jetzt den Tierarzt zu informieren, um eine mögliche Infektion testen zu lasen. Neu ist, dass die Verluste nicht mehr auf den Gesamtbestand, sondern auf räumlich abgegrenzte Einheiten des Betriebes zu beziehen sind. Die kritische Grenze ist erreicht, wenn binnen 24 Stunden in Beständen oder Stalleinheiten bis 100 Tiere von diesen 3 % verenden; darüber gilt die Marke von 2 %. Der Veterinär ist auch zu informieren, wenn es zu einer Abnahme der üblichen Legeleistung oder der Gewichtszunahme um mehr als 5 % kommt.

Quelle: Proplanta

Erstmals West-Nil-Virus bei Vogel in Sachsen

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Bei einem Habicht in Sachsen wurde das West-Nil-Virus festgestellt. Das teilte das Verbraucherschutzministerium am Donnerstag mit. Es ist mindestens das vierte nachgewiesene West-Nil-Virus bei einem Vogel in Deutschland. Nach Angaben des Ministeriums bestätigte das Friedrich-Loeffler-Institut das Virus am Mittwoch bei einem Tier in Bad Düben (Landkreis Nordsachsen).

Das West-Nil-Virus wird vor allem durch Mücken übertragen. Hauptsächlich tritt es bei Vögeln auf. Beim Menschen verläuft die Infektion oft ohne Beschwerden. Sie kann aber auch zu Kopf- und Gliederschmerzen und sogar zum Tod führen. Das Virus grassiert derzeit unter anderem in südeuropäischen Ländern, wo schon zahlreiche Menschen daran starben.

Vor wenigen Wochen wurde das Virus bei einem verendeten Bartkauz aus dem Zoo Halle/Saale (Sachsen-Anhalt) nachgewiesen. Es war der erste bestätigte West-Nil-Fall bei einem Vogel in Deutschland überhaupt. Zudem wurden noch zwei West-Nil-Infektionen bei Vögeln bekannt – ein weiterer Fall in Sachsen-Anhalt und einer in Bayern.

Quelle: Proplanta

Gesundheitsmanagementsystem „VitalControl“ mit DLG-Silbermedaille prämiert

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Kälber sind in ihren ersten Lebenstagen sehr empfindlich für Krankheiten aller Art. Je früher Infektionen erkannt werden, desto schneller sind die Tiere wieder gesund. Die tägliche Gesundheitsüberwachung und -dokumentation der Kälber verbunden mit der Fiebermessung im Bedarfsfall ist oft noch keine Routine auf den Betrieben. Urban bietet dafür jetzt eine neue, DLG prämierte, Lösung an.

Die Firma Urban GmbH & Co. KG hat für die Überwachung der Kälbergesundheit ein praktisches Hilfsmittel entwickelt: VitalControl, ein Handgerät zur Messung der Körpertemperatur und für die Bewertung der Gesundheit von Kälbern. Es hat ein integriertes Tastenfeld und einen kontrastreichen Farbbildschirm. Beim Stallrundgang scannt der Tierbetreuer mit VitalControl die Tiernummer des Transponders, misst die Körpertemperatur des Kalbes und das Gerät bewertet das Messergebnis farblich im Ampelsystem. Daneben können auch weitere gesundheitsrelevante Parameter visuell bewertet und dokumentiert werden, wie z.B. Kotbeschaffenheit, Atemwegserkrankungen, Allgemeinzustand etc.

Aus den erfassten Daten generiert die Software Alarmlisten, verarbeitet alle eingegebenen Daten zu leicht lesbaren Grafiken und ist zudem mit dem Urban-Tränkeautomaten koppelbar, so dass das Trinkverhalten ebenfalls in die Tierbewertung mit einfließen kann. Auf diese Weise kann der Gesundheitszustand des Kalbes zuverlässig bewertet und dokumentiert werden und Krankheiten werden früher erkannt. Für die Arbeitsüberwachung kann jede der Messungen und Bewertungen nachverfolgt und dem jeweiligen Mitarbeiter zugeordnet werden.

Die lange Messspitze des VitalControl ist schlank und aus flexiblem Material gefertigt, so dass die Messung in ausreichender Tiefe erfolgt und für das Tier nicht unangenehm ist. Der Kopf des Gerätes ist drehbar, dies erleichtert das Handling und Einführen der Messspitze enorm.

Zusätzlich verfügt das Thermometer über eine integrierte Leuchte, welche in Richtung der Thermometerspitze strahlt, um die Handhabung auch in schlecht ausgeleuchteten Stallbereichen zu erleichtern.

Das wasserdichte Gerät verfügt über einen leistungsstarken Akku und Datenschnittstellen (USB; WLAN; WiFi) zur Übertragung der Daten auf einen Rechner oder einen Tränkeautomaten.

Für dieses auch bei anderen Tierarten und Produktionszweigen einsetzbare Hilfsmittel zur Gesundheitskontrolle und zum digitalen Datenmanagement wurde Urban GmbH & Co. KG von der DLG mit dem Innovation Award der EuroTier 2018 in Silber ausgezeichnet.

Weitere Informationen erhalten Sie hier

Robert-von-Ostertag-Plakette für Professor Thomas Blaha

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Dem Vorsitzenden der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT), Prof. Thomas Blaha, wurde auf dem 28. Deutschen Tierärztetag in Dresden die Robert-von-Ostertag-Medaille verliehen, die höchste Auszeichnung der Deutschen Tierärzteschaft. Die Bundes-tierärztekammer zeichnet ihn damit für seine außerordentlichen Verdienste um den Berufsstand aus. Insbesondere sein langjähriges Engagement für tierärztlichen Tierschutz wurde damit gewürdigt.

Seit 2007 ist Prof Thomas Blaha Vorsitzender der TVT, in dieser Zeit hat sich die Mitglieder-zahl der Organisation auf fast 1.300 Mitglieder verdoppelt und die TVT wurde zu einer anerkannten Vereinigung für evidenzbasierten, parteiunabhängigen Tierschutz ausgebaut. Vor Gericht, bei Journalisten, in Veterinärämtern, an Universitäten und Forschungs-einrichtungen und immer mehr auch in der Politik ist die TVT zu einem wichtigen Gesprächspartner für Fragen rund um den Tierschutz geworden.

Darüber hinaus ist Thomas Blaha Ideengeber und Organisator der Tierärztlichen Plattform für Tierschutz, mit der die großen tierärztlichen Organisationen ihren Einfluss bündeln und damit den Tierschutz in Deutschland voranbringen wollen.

An der Entwicklung ethischer Richtlinien für den Berufsstand war er maßgeblich beteiligt: „Als Vorsitzender der Ethik-Arbeitsgruppe der BTK leistete er einen unschätzbaren Beitrag zum Gelingen des Ethik-Kodex der deutschen Tierärztinnen und Tierärzte Deutschlands“, so Dr. Uwe Tiedemann, Präsident der Bundestierärztekammer, in seiner Laudatio.

Auf internationaler Ebene ist Thomas Blaha als Mitglied der Animal Welfare Working Group der FVE (Federation of Veterinarians of Europe) aktiv und als geschätzter Redner auf verschiedenen Veranstaltungen zum Tierschutz von Brüssel bis Shanghai oder Korea gefragt. Er war schon mehrmals Mitglied in Ad-hoc-Arbeitsgruppen der European Food Safety Authority (EFSA) in Parma und war und ist an europäischen Forschungsprojekten beteiligt, aktuell etwa zum Thema Antibiotika-Resistenz in der Nahrungskette.

Thomas Blaha lehrte bis 2015 als Professor an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, mit fünfjähriger Tätigkeit als Universitätsprofessor in Minnesota. Der international anerkannte Epidemiologe und Spezialist für Schweinemedizin hat über 250 wissenschaftlichen Beiträge und Bücher zu den Themen Tiergesundheit, Tierschutz, Antibiotikaresistenz und gesundheitlicher Verbraucherschutz verfasst.

Studiert hat er in Leipzig, promoviert und habilitiert in Berlin. Thomas Blaha ist Diplomate des European College of Veterinary Public Health (ECVPH) sowie Gründungsmitglied und Diplomate des European College of Porcine Health Management (ECPHM).

Die TVT ist ein Zusammenschluss aus deutschlandweit mehr als 1.300 Tierärzten, die sich ehrenamtlich für den Schutz und die Sicherung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Tieren einsetzen. Sie erarbeiten Merkblätter, Stellungnahmen, Gutachten und Leitlinien zu aktuellen Tierschutzthemen und arbeiten in verschiedenen Kommissionen und Beiräten mit. Die TVT kümmert sich um die aktuell drängenden Probleme z. B. in der Zucht (Defekt- und Extremzüchtungen), Haltung und Betreuung von Heim- und Nutztieren, bei Tiertransporten und Schlachtung sowie bei Tierversuchen, bei Tieren im Sport, in Zoos und Zirkussen oder im sozialen Einsatz.

Quelle: TVT

Röring: Es fehlen noch ein paar Stimmen zur Fristverlängerung

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Newsflash vom DBV Veredelungstag

Auf dem heutigen Veredelungstag des DBV in Röthenbach, verriet Johannes Röring, MdB und WLV-Präsident, dass dem Antrag des Landes Niedersachsen zur Fristverlängerung für die betäubungslose Ferkelkastration um längstens zwei Jahre, in der morgigen Bundes-ratssitzung nur noch wenige Stimmen fehlten.

Dr. Hermann Onko Aeikens, Staatssekretär im BMEL, wollte auf der gleichen Veranstaltung zum Ausgang der Abstimmung keine Prognose abgeben. Er berichtete aber, in den letzten Wochen hätten Mitarbeiter des Ministeriums – in Hintergrundgesprächen – für eine Verlängerung geworben.

Auf Nachfrage der Redaktion, ob es Bestrebungen irgendeiner Seite gäbe, die im Tier-schutzgesetz geforderte „Schmerzfreiheit“ durch „Schmerzminderung“ zu ersetzen, um die Wahrscheinlichkeit der Zulassung eines „4. Weges“ zu erhöhen, sagte Aeikens, ihm sei nichts dergleichen bekannt.

Deutscher Tierärztetag 2018 – Hintergründe und Anmerkungen

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Im Vorfeld der Veranstaltung wurden die Zukunfts-Erwartungen praktizierender Tierärzte per Fragebogen-Aktion gesammelt. Die Auswertungen präsentierten verschiedene Referenten dann in den jeweiligen Arbeitskreisen und stellten sie dort zur Diskussion. Im Arbeitskreis wurde dann eine Beschlussvorlage für das Plenum erarbeitet und anschließend allen Teilnehmern des Tierärztetages wiederum zur Diskussion und zur endgültigen Abstimmung vorgelegt.

Die Forderungen der Tierärzteschaft für die nähere Zukunft sind hier nachzulesen. Die Ergebnisse der Fragebogenaktion für den Bereich Nutztierpraxis und die Diskussion im Arbeitskreis, verdienen jedoch eine detaillierte Betrachtung.

Die Auswertung der Fragebögen präsentierten:

Dr. Michael Schmaußer, Rinderpraktiker aus Freising,
Dr. Hermann Block, Teilhaber einer Geflügelpraxis in Uelsen,
Dr. Torsten Pabst, Schweinepraktiker aus Buldern.

Über alle Tierarten hinweg stimmten die Befragten in etlichen Punkten überein: bis 2030 wird die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe sinken, es wird mehr Großbetriebe geben und z. B. kleinere Milchviehhaltungen dürften nur als „Sonnenschein-, Lifestyle- oder (Bio-)Nischen-Höfe“ überleben.

Als Folge der Konzentration erwartet Michael Schmaußer für die Rinderpraxis Anfahrtswege bis 300 km. Thorsten Pabst prognostiziert, dass im Deutschland des Jahres 2030 nur noch 30 Schweinepraxen existieren. Nicht nur die Tierhalter aller Bereiche werden sich stärker spezialisieren, gleiches gilt auch für die Tierarztpraxen. Die kurative Arbeit verliert an Bedeutung, integrierte Bestandsbetreuung und Qualitätssicherung für die abnehmende Hand werden neue Schwerpunkte.

Laut Umfrage (topagrar, Juli 2018) wünschten sich schon heute 65% der Landwirte mehr integrierte Bestandsbetreuung, 50% wissen jedoch nicht, dass Tierärzte genau diese als „integrierte tierärztliche Bestandsbetreuung (ITB)“ anbieten.

In den großen Tierarztpraxen wird es in Zukunft keine Allrounder für alle Tierarten mehr geben, sondern Spezialisten z. B. für Sauen, Mast, Futter/Klima. Mehr Bestandsbetreuung,  Qualitätssicherung und weniger „Feuerwehrmedizin“ bedeutet aber auch, mehr Teilzeitstellen und bessere Arbeits- und Freizeitplanung für die nachfolgende Generation.

Allerdings stellen sich in allen Sparten der Nutztierpraxis dieselben Fragen in Bezug auf den Nachwuchs:

Wie ist es um die „Ersttagskompetenz“ bestellt? Wie kann die Arbeit mit Nutztieren attraktiver gestaltet und den Studierenden besser präsentiert werden? Ist eine frühe Spezialisierung im Studium der richtige Weg? Wie können die Arbeitsbedingungen den Vorstellungen der „Generation Y“ von erstrebenswerter Work-Life-Balance gerecht werden? Sind andererseits Verdienst- und Karriere-Perspektiven für diejenigen attraktiv, die sich eine Praxisnachfolge zutrauen?

Trainingsprogramme müssen her und Praktika, am besten noch vor Studienbeginn (wie es übrigens auch der Arbeitskreis „Kleintiere“ fordert). Nicht nur grundsätzliches Interesse an der Nutztierpraxis sei gefragt, meinte Torsten Pabst, sondern auch Kommunikations-fähigkeit und ein Grundwissen zu den Produktionskosten im landwirtschaftlichen Betrieb. Für den Schweinesektor außerdem praktische Fähigkeiten, wie Besamung, zootechnische Maßnahmen, Reinigung und Desinfektion.

Die Forschung solle in Zukunft stärkeres Gewicht legen auf Bestandsbetreuung, Fütterung, Tierhaltung und Tierschutz, sagte Rinderpraktiker Schmaußer, aber auch auf ökologische Fragen und den Umgang mit stetig wachsendem Druck von Politik und Öffentlichkeit.

Digitalisierung und Datenintegration wird in allen Bereichen stark zunehmen. Eine Vielzahl an Daten wird via Smartphone immer und überall abrufbar sein (auch wenn die von Hermann Block betreuten Geflügelhalter heute noch zu 90% mit Fax arbeiten).

Alle Informationen müssten zukünftig beim Tierarzt zusammenlaufen und Torsten Pabst zählte sie auf: Diagnostische Daten – klinische Daten – Resistenzdaten – Leistungsdaten – Tiergesundheitsindex – Schlachtdaten – Salmonellendaten – Antibiotikadaten – Screeningdaten.

Die Einführung flächendeckender Datenbanksystem für Tiergesundheit und Tierschutz werden für Praxis und Wissenschaft essentiell. Wem und wie umfänglich all diese Daten zugänglich gemacht werden, müsse der Gesetzgeber festlegen. Zu ermitteln, welche Ziele – Lebensmittelsicherheit, Tiergesundheits-Monitoring, Benchmarking, Tierwohl, Tierschutz – gesellschaftlich erwünscht sind, sei Aufgabe der Politik, forderte Moderator Dr. Matthias Link.

Auch Dr. Christoph Brundiers, Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes des Kreises Steinfurt, prognostiziert größere landwirtschaftliche Betriebe, größere Tierarzt-praxen und entsprechend weniger Ämter mit größeren Einzugsgebieten. Er erwartet eine wachsende Distanz zwischen Praktiker und Amts-Veterinär, weil die Bedeutung der Tierseuchenbekämpfung abnimmt und, bei stetig sinkender Zahl von Schlachtbetrieben, auch die Zusammenarbeit bei der Fleischhygiene. Die Kooperation beim Tierschutz aber würde an Bedeutung gewinnen (Stichwort Tiergesundheitsdatenbank).

Und weil über allem die Frage schwebt: „wollen wir überhaupt noch Nutztierhaltung in Deutschland?“, drängte sich dem Zuhörer stellenweise die düstere Zukunftsvision auf, in der Investoren die wenigen verbliebenen Großpraxen übernehmen, immer mehr tierische Produkte aus Ländern wie Polen und Rumänien importiert werden und am Ende der Tierarzt-Nachwuchs gleich mit.

Dies insgesamt zu verhindern ist die dringendste Zukunfts-Aufgabe für Berufsverbände, Wissenschaftler und Praktiker. Zuallererst müssen sie sich deshalb in der gesellschaftlichen Diskussion zur Nutztierhaltung zu Wort melden. Klar und vernehmlich, als die Tierschützer per se.

Die „Tierärztliche Plattform Tierschutz“ wäre hierfür bestens geeignet.

28. Deutscher Tierärztetag: Zukunft der Tierärzteschaft wurde in Dresden diskutiert

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Auf dem wichtigsten standespolitischen Treffen der deutschen Tierärzteschaft diskutierten über 300 Tierärzte in drei Arbeitskreisen über die Zukunft der Tierärzteschaft. Im Ergebnis der sehr konstruktiven Diskussionen in den Arbeitskreisen „Kleintierpraxis 2030“, „Nutztierpraxis 2030“ sowie „Amtstierarzt 2030“, konnte die Hauptversammlung des Deutschen Tierärztetags Forderungen an die Politik und den tierärztlichen Berufsstand beschließen.

Die Forderungen des Arbeitskreis 2: Nutztierpraxis 2030 lauten:

Die tierärztliche Nutztierpraxis unterliegt vielfältigen Veränderungsimpulsen. Medizinischer Fortschritt und der Einzug von Automatisierung und digitalen Techniken in der Tierhaltung und Tiermedizin verändern die tierärztliche Bestandsbetreuung und Praxis rasant. Ebenso stellt der fortschreitende Strukturwandel in der Tierhaltung hin zu größer werdenden Einheiten eine große Herausforderung an die Betreuung der Betriebe dar. Nicht zuletzt beeinflusst die gesellschaftliche Diskussion um die Tierhaltung, den Tierschutz und die Arzneimittelsicherheit die Entwicklung des Berufs.

Die Bedeutung von Dokumentation und Transparenz gegenüber Verarbeitung, Vermarktung und Verbrauchern wird weiterhin ansteigen und die Eigenkontrollverpflichtungen der Tier-haltung werden zunehmend die bisher vorherrschende amtliche Überwachung ergänzen.

Die tierärztliche Bestandsbetreuung wird ihre Bedeutung als unmittelbare und regelmäßige Begleitung der Tierhaltung ausbauen. Sie erkennt die Abläufe im Bestand und bewertet und verbessert diese. Neben Tiergesundheit und Arzneimittelsicherheit stehen Produktivität, Tierschutzbelange und Umweltauswirkungen therapeutischer und prophylaktischer Maßnahmen im Fokus der Bestandsbetreuung. Tierärztinnen und Tierärzte gewährleisten seit Jahrzehnten die Lebensmittelsicherheit. In Zukunft sind sie sowohl auf Seiten der abnehmenden Wirtschaft als auch von Seiten der staatlichen Überwachung in der tierärztlich begleiteten Eigenkontrolle der Bestände Garant für die Sicherheit zugesagter Produktionsabläufe. Mit der Dokumentation dieser Eigenkontrollergebnisse wird die Transparenz geschaffen, die für die Rückgewinnung des verloren gegangenen Verbrauchervertrauens notwendig ist. Einschlägige Fort- und Weiterbildungsangebote gewährleisten die hohe Qualität der tierärztlichen Bestandsbetreuung. Erhebung, Verarbeitung, Auswertung und Interpretation von tiergesundheitlich relevanten Daten und daraus abzuleitende Maßnahmen sind originäre tierärztliche Tätigkeiten.

Die klinische Ausbildung im universitären Veterinärstudium ist auch in Zukunft die Grundlage der tierärztlichen Nutztierpraxis. Darüber hinaus vermittelt die tierärztliche Ausbildung die Inhalte der Bestandsbetreuung und hält engen Kontakt zu den Geschehnissen in der Praxis, in die sie den Studierenden Einblick gewährt. Im Rahmen der Diagnostik und der konsiliarischen Beratung steht sie als unabhängige Instanz an der Seite der Praxis. Sie entwickelt und sammelt Lösungsstrategien und Therapiemöglichkeiten und benennt frühzeitig Fehlentwicklungen. Damit hilft sie der Bestandsbetreuung, langfristige Schäden in der Tierhaltung zu vermeiden. Den Studierenden wird die Bedeutung transparenter Verfahren in der Lebensmittelproduktion aufgezeigt und die wichtige Rolle vermittelt, die Tierärztinnen und Tierärzte als Beratende und als Garanten in der Tierhaltung spielen. Neben hohen Spezialisierungsmöglichkeiten wird die große Bedeutung der allgemeinmedizinischen Tierarztpraxis im Querschnittsstudium nicht vernachlässigt.

Das Aufnahmeverfahren für ein Studium der Veterinärmedizin ist zu überarbeiten. In der Ausbildung der Studierenden sind vermehrt praktizierende Tierärztinnen und Tierärzte einzubinden, die für diese Tätigkeit entsprechend weitergebildet und entlohnt werden. Die berufsständischen Organisationen setzen sich auch in Zukunft für eine allgemeine Approbation ein. Eine Überarbeitung der Ausgestaltung des Studiengangs ist anzustreben. Eine mögliche Überarbeitung wäre die Festlegung von auf dem Zeugnis vermerkten Schwerpunkten.

Die tierärztliche Praxis wird sich den Ansprüchen an moderne Arbeitsbedingungen anpassen. Geregelte Arbeitszeiten, fachlicher Austausch und angemessene Bezahlung sind die Grundlage professioneller Praxisführung. Es werden sich zunehmend größere Praxiseinheiten etablieren, in denen die Arbeitsbelastung gleichmäßiger verteilt wird und der Austausch untereinander intensiviert wird. Es werden voraussichtlich weniger inhabergeführte Praxen und mehr Personengesellschaften oder andere Gesellschaftsformen die Praxislandschaft gestalten. Dokumentation und Vernetzung mit Untersuchungs-einrichtungen und einschlägigen Spezialisten haben einen festen Platz im Arbeitsalltag und stellen selbstverständliche Anteile der Tätigkeit dar. Die Einhaltung berufsrechtlicher Vorgaben bezüglich ethischer Verpflichtungen, Therapiefreiheit und Qualität tierärztlicher Leistungen dürfen dadurch nicht gefährdet werden.

Größere Praxiseinheiten bedingen, dass eine flächendeckende Versorgung mit Tierärztinnen und Tierärzten nicht jederzeit und überall gewährleistet sein könnte. Insbesondere für die Bekämpfung von Tierseuchen in Krisenfällen ist eine flächendeckende Struktur in der Nutztierpraxis erfahrener Tierärztinnen und Tierärzte für den schnellen Erfolg der Bekämpfung entscheidend.

Die Telemedizin kommt als hilfreiches Instrument der Tierärztlichen Praxis zugute. Andererseits müssen Online-Portale mit Diagnostikhilfen für Tierhalterinnen und Tierhalter intensiv überwacht werden, um tierschutzrelevante Laienbehandlung oder gar Seuchenverschleppungen zu verhindern.

Tierärztinnen und Tierärzte sind Experten und die ersten Ansprechpartner für Tiergesundheit, Tierschutz und Lebensmittelsicherheit. Sie sind zuständig für das Tiergesundheitsmanagement in der Nutztierpraxis als entscheidender Faktor für den Erhalt einer zukunftsfähigen Nutztierhaltung. In diesem Sinne ist das Berufsbild der Nutztierpraxis in der öffentlichen Wahrnehmung aufzuwerten. Damit Tierärztinnen und Tierärzte in der Nutztierpraxis dieser Rolle heute und in Zukunft gemäß ihrem beruflichen und ethischen Selbstverständnis gerecht werden können, fordert der Deutsche Tierärztetag:

1. den schon erfolgreich eingeschlagenen Weg der Bestandsbetreuung durch Tierärzte weiter durch gesetzliche und berufspolitische Maßnahmen zu verstärken und zu befördern.

2. durch staatliche Monitoringprogramme Tiergesundheit, Tierschutz und die Sicherheit im Arzneimittelverkehr unter Beteiligung der Tierärzteschaft nachhaltig zu verbessern, in die die Tierärztliche Bestandsbetreuung als Garant eingebunden ist.

3. die Dokumentationspflichten in der Nutztierarztpraxis kritisch zu evaluieren und sie zugunsten einer gesetzlich verankerten Tiergesundheitsdatenbank zu reduzieren. Die Bewertung der Tiergesundheitsdaten ist durch Tierärztinnen und Tierärzte vorzunehmen.

4. dass die tierärztlichen Bildungsstätten und andere staatliche Einrichtungen im Nutztierbereich als unabhängige Institutionen in Diagnostik und Wissenschaft weiterhin intensiv beteiligt und finanziell ausreichend ausgestattet sind.

5. dass in der TAppV* eine Mindeststundenzahl für die Ausbildung in der Nutztiermedizin (Chirurgie, Innere und Reproduktion) festgeschrieben wird. Praktizierende Tierärztinnen und Tierärzte müssen verstärkt in die Ausbildung eingebunden werden.

6. das Auswahlverfahren für die Zulassung zum Studium der Veterinärmedizin mit dem Ziel zu überarbeiten, dass die Bewerberinnen und Bewerber den zukünftigen Aufgaben gewachsen sind.

7. für den Erhalt einer flächendeckenden Tierärztlichen Versorgung im ländlichen Raum Förderungsmaßnahmen und Finanzierungskonzepte.

8. die Chancen der Digitalisierung (z.B. Telemedizin) zum Vorteil der Tiergesundheit zu nutzen und zu fördern und das Missbrauchspotential durch Online-Portale für Tierhalterinnen und Tierhalter, die zu Verstößen gegen Tierschutz, Arzneimittelrecht oder Tierseuchenvorbeugung führen können, intensiv zu überwachen.

9. dass Nutztierärztinnen und -tierärzte im Bereich der Schlachttier- und Fleischuntersuchung eingebunden bleiben und die Entlohnung leistungsgerecht angepasst wird.

* Verordnung zur Approbation von Tierärztinnen und Tierärzten

Neu: Leberegelbehandlung jetzt auch bei laktierenden Milchkühen

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Infektionen mit dem Großen Leberegel (Fasciola hepatica) sind in Deutschland regional stark verbreitet. In neueren Tankmilchuntersuchungen wurden bis zu 49,9 % der untersuchten Herden positiv getestet. Bei Milchkühen wurden jährliche Milchleistungs-verluste von bis über 400 kg Milch pro Kuh festgestellt1, zusätzlich kommt es zu reduzierten Wachstums- und Reproduktionsleistungen der betroffenen Tiere. Im Fall von Milchkühen überwiegt die chronische Verlaufsform, die trotz der teils massiven finanziellen Schäden häufig wenig beachtet wird.

Seit Kurzem gibt es von Boehringer Ingelheim ein neues Präparat zur Leberegel-bekämpfung, das auch für den Einsatz bei laktierenden und tragenden Kühen zugelassen ist. Das verschreibungspflichtige Arzneimittel wird oral angewendet und bietet eine praktische einheitliche Dosierung für alle Tiere mit einem Körpergewicht von über 350 kg.

1: Die Quelle kann gerne bei den unten stehenden Kontaktdaten angefragt werden.

Für weitere Informationen wenden Sie sich gerne an:

Boehringer Ingelheim Vetmedica GmbH
Dr. Annette Brune
Tel.: 06132 77184216
annette.brune@boehringer-ingelheim.com

Perspektiven der Schweinehaltung – Thüringer Tierärztetag (2)

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Bericht vom Thüringer Tierärztetag 2018 (2)

Dr. Friedrich Delbeck, Leiter des Schweinegesundheitsdienstes Niedersachsen, hob zu Beginn seines Vortrags hervor, in der Vergangenheit seien die diversen Verordnungen zur Nutztierhaltung als durch Veterinärämter auslegungswürdig betrachtet worden. Anlässlich des Falles Straathof hätte dann allerdings ein Gericht diese Vorgaben ausgelegt und teilweise würde den Ämtern heute die Unabhängigkeit abgesprochen.

Um Nutztierhaltern für Gegenwart und Zukunft Hilfen an die Hand zu geben, hat der SGD deshalb verschiedene Leitfäden erarbeitet. Im „Leitfaden zur Bewertung der Transport- und Schlachtfähigkeit von Schweinen“ geht es dementsprechend um Risikobetrachtung, Tierwohl-Kriterien und die Einzeltier-Beurteilung. Haben Schweine etwa Abszesse oder Gelenkschäden, bei denen absehbar ist, dass sie zum Zeitpunkt der Schlachtung noch vorhanden sein werden, muss der Tierhalter eine Nottötung in Betracht ziehen.

Und auch zu diesem Thema gibt es einen „Leitfaden zur Durchführung der Nottötung von Schweinen in landwirtschaftlichen Betrieben“. Folgende Aspekte stehen dort im Vordergrund:

Wer darf eine Nottötung durchführen?
Wann muss bzw. darf sie durchgeführt werden?
Wie ist eine Nottötung durchzuführen?
Wie sind Kadaver bis zur Abholung ordnungsgemäß aufzubewahren?
Und schließlich: Verfahren zur transparenten Dokumentation der ordnungsgemäßen Durchführung der Nottötung im Betrieb.

Wie wichtig das Thema auch Schweinehaltern ist, zeigt ihre Beteiligung an entsprechenden Schulungen. Mehr als 20 wurden in Niedersachsen innerhalb von drei Monaten angeboten und über 1.000 Landwirte nahmen teil. Hier können Schweinehalter an speziellen Dummies sogar die korrekte Betäubung mittels Kopfschlag und den Entblutungsschnitt üben. Ebenso den fachgerechten Einsatz der Elektrobetäubung. Hier wäre, so Delbeck, ein praxis-gerechtes neues Gerät auf dem Markt und sei mit einem Preis von € 2.300,- auch durchaus erschwinglich.

Auch dieser Leitfaden steht zum Download bereit.

Tierwohl: Beeinflusst die moralische Haltung die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten?

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Welche Menschen sind es, die für höhere Tierwohl-Standards bereit sind, an der Supermarktkasse mehr für Eier und Fleisch zu zahlen? Erstmals haben Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in einer Studie untersucht, ob und welche moralischen Haltungen beim Konsum zu Grunde liegen. Die überraschenden Ergebnisse: Es gibt einen großen Wertepluralismus in der Bevölkerung. Und es gibt zahlreiche Menschen, die zwar nichts zahlen wollen, sich aber dennoch um das Wohl von Tieren sorgen. Diese sehen aber vor allem die Politik in der Pflicht, in dieser Sache tätig zu werden und nicht den Konsumenten. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „PLOS ONE“ erschienen.

Die Ökonomik geht grundsätzlich davon aus, dass Menschen utilitaristisch handeln, das heißt in klarer Kosten-Nutzen-Abwägung das für sie Vernünftigste kaufen. Die Auswertung von rund 1.300 Datensätzen aus einer Umfrage zum Tierwohl an der Professur Agrar-, Umwelt- und Ernährungspolitik des Instituts für Agrar- und Ernährungswissenschaften der MLU zeigt jedoch, dass diese Annahme für die sogenannten „ethischen Konsumenten“ zu kurz greift. „Es sind nicht alle Menschen gleich gestrickt, nicht alle denken immer an ihren Nutzen“, sagt Ökonomin Dr. Frauke Pirscher, die mit dem Philosophen und Biologen PD Dr. Dr. Ulrich J. Frey die Studie durchführte. Besonders in Fragen des Tierwohls fänden sich in zunehmendem Maße altruistische Haltungen und Tierrechtspositionen in der Bevölkerung. Es stellte sich für die Forscher daher die Frage, ob sich in dieser moralischen Haltung auch eine Zahlungsbereitschaft widerspiegelt oder nicht.

In einer Online-Befragung verknüpften sie zum Beispiel Fragen zur Zahlungsbereitschaft für Eier mit denen nach mehr Platz in den Ställen für Legehennen oder der Bereitschaft, mehr Geld für Schweinefleisch zu zahlen, wenn sicher sei, dass Kastrationen an Schweinen nur mit Betäubung durchgeführt würden. „Wir konnten zeigen, dass vor allem solche Menschen mit einem allgemeinen Umweltbewusstsein auch bereit sind, am meisten für Tierwohl auszugeben“, sagt Pirscher.

Es gibt aber auch eine Anzahl an Menschen – neun Prozent der insgesamt Befragten -, die nicht bereit ist, für Tierwohl zu zahlen. Eine nähere Untersuchung ihrer Motive zeigte jedoch, dass mehr als die Hälfte der Zahlungsverweigerer (60 Prozent) Tierschutz dennoch als moralische Frage ansieht. Sie lehnen es aber ab, moralische Fragen über den Markt – hier in Form von Zahlungsbereitschaft für höhere Tierschutz-Standards – zu lösen. „Das heißt, die Gruppe derjenigen, denen artgerechte Haltung aus moralischen Gründen wichtig ist, ist größer als die, die tatsächlich bereit ist, dafür zu zahlen. Moralische Haltungen spiegeln sich also nicht allein im Marktverhalten der Konsumenten wider“, sagt Pirscher.

Was das bedeutet? „Für wissenschaftliche Untersuchungen zur Zahlungsbereitschaft von Konsumenten heißt das, dass fehlender Zahlungswille nicht automatisch mit Desinteresse gleichzusetzen ist. Für die Politik bedeutet es, dass die moralische Haltung die Akzeptanz oder Ablehnung marktbasierter Regulierungsinstrumente mit beeinflusst“, sagt Pirscher. Bisher habe Ethik in der Betrachtung kaum eine Rolle gespielt.

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Systematisches Tiergesundheitsmonitoring im QS-System

Gesundheitszustand der Schlachttiere wird vollumfassend erfasst und ausgewertet

In Deutschland wird kein Schwein, Geflügel und Rind geschlachtet, ohne dass seine Organe nach der Schlachtung von einem amtlichen Tierarzt untersucht werden. Im QS-System sind die Erhebung, Dokumentation und Rückmeldung der Organbefunde schon seit langem ein wichtiges Instrument, um die Tiergesundheit zu bewerten und damit einen entscheidenden Beitrag zur Lebensmittelsicherheit zu leisten.

Die bei der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung erhobenen Befunddaten werden seit 2016 in einer zentralen Befunddatenbank bei QS erfasst. Alle Schlachtbetriebe mit Schweineschlachtungen geben umfassende Daten an die QS-Befunddatenbank weiter. Allein im Jahr 2018 sind das bisher Ergebnisse von 30 Millionen Schlachtschweinen. Damit werden 95 Prozent der wöchentlich in Deutschland geschlachteten Tiere erfasst – ein flächendecken-des und systematisches Tiergesundheitsmonitoring.

Die bisherigen Ergebnisse zeigen ein deutlich besseres Bild, als kürzlich in Presseveröffentlichungen unterstellt wurde: 90,2 % der Mastschweine haben eine gesunde Lunge. 93,7% zeigen keine Auffälligkeiten am Herzbeutel, 89% haben keine Veränderungen an der Leber. Gelenkveränderungen wurden nur bei 1% der angelieferten Mastschweine festgestellt. Zahlen, die sich eindeutig von den in der Veröffentlichung von Greenpeace, Vier Pfoten und foodwatch unterscheiden.

Der Tiergesundheitsindex
Für Tierhalter und Tierärzte sind Schlachtbefunddaten wichtige Indikatoren für Tierschutz und Tiergesundheit im Betrieb. Sie liefern wertvolle Hinweise sowohl auf Erkrankungen der Tiere als auch auf Defizite in der Fütterung und im Management. Zum 1. August 2018 wurde erstmals der Tiergesundheitsindex (TGI) für alle Schweinemastbetriebe im QS-System berechnet. Dieser zeigt die Ergebnisse aus den Schlachtungen des 1. Halbjahres 2018. Damit haben die
Landwirte die Möglichkeit, die Schlachtbefunde ihrer abgelieferten Tiere zu bewerten und sich mit den anderen Landwirten zu vergleichen. Grundlage für den Index sind die Ergebnisse der amtlichen Schlachttier- und Fleischuntersuchung.

Die Werte liegen zwischen 0 und 100. Gute Schlachtkörperbewertungen ergeben einen höheren Wert, Auffälligkeiten führen zu Abwertungen. Werden niedrige Werte aufgrund von Befund-raten festgestellt, sollte der Landwirt mögliche Defizite in seinem Betrieb identifizieren und prüfen, ob betriebliche Maßnahmen, wie beispielsweise eine Änderung der Klimaführung im Stall, notwendig sind.

Befunddatenerfassung bei Geflügel
Bei Geflügel werden im QS-System für jede Schlachtpartie Daten zur Fußballengesundheit, zur Mortalität beim Tiertransport und zur Mortalität im Mastbetrieb erhoben. Der Zustand der Fuß-ballen ermöglicht eine Einschätzung zu Einstreu, Klima, Futter, Darmgesundheit, Herdenmanagement zu geben. Die Mortalität im Bestand lässt Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand der Herde zu. Anhand der Transportverluste konnten teilweise Aussagen zur Vitalität der Herde und zur Häufung des Anteils geschwächter Tiere getroffen werden. Seit Anfang 2018 werden die Befunddaten bei der Schlachtung von Puten und Masthähnchen in einer Befunddatenbank erfasst. Erste Einschätzungen von Experten zeigen, dass der Anteil der Geflügelherden mit einem hohen Anteil an Fußballenveränderungen, der als Indikator für Defizite in der Tierhaltung herangezogen werden kann, gering ist.

Quelle: QS Qualität und Sicherheit GmbH

Afrikanische Schweinepest im Herzen Europas angekommen

Zum Fund von toten Wildschweinen im Dreiländereck Frankreich, Luxemburg, Belgien etwa 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, bei denen Afrikanische Schweinepest festgestellt wurde nimmt das BMEL Stellung:

„Bisher gibt es noch keinen Fall in Deutschland. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft steht in ständigem Austausch mit den belgischen Behörden und der EU-Kommission.

Dazu erklärt die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner: „Die neue Situation nehme ich sehr ernst. Die Afrikanische Schweinepest stellt seit längerem auch für Deutschland eine Bedrohung dar und unsere Vorbereitung für den Krisenfall laufen. Die rechtlichen Instrumente liegen vor, um die Afrikanische Schweinepest zu bekämpfen. Bereits im Juni habe ich ein Gesetz auf den Weg gebracht, mit dem die bestehenden Maßnahmen ergänzt werden und ein Ausbruch der ASP bei Wildschweinen noch effektiver bekämpft werden kann. Das Gesetzesvorhaben steht kurz vor dem Abschluss. Jedoch Prävention steht an erster Stelle. Hier ist insbesondere Aufklärung gefragt, denn es sind vor allem Menschen, die einer Seuchenverbreitung

Vorschub leisten, indem sie zum Beispiel Speisereste mit ASPkontaminierten Schweinefleischerzeugnissen unachtsam entsorgen – eine Infektionsquelle für Wildschweine. Deshalb haben wir eine mehrsprachige Aufklärungskampagne gestartet. Hier informieren wir online und mit Flyern und Plakaten auch an Tank- und Rastplätzen.“

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft weist erneut auf die strikte Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen in den Schweine haltenden Betrieben hin und insoweit auf die Vorgaben der Schweinehaltungshygieneverordnung. Zudem werden die Jagdausübungsberechtigten aufgefordert, verendet aufgefundene Wildschweine den jeweils zuständigen Behörde anzuzeigen, um eine entsprechende Untersuchung sicherzustellen.

Hintergrund:

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine schwere Virusinfektion, die ausschließlich Schweine, also Wild- und Hausschweine, betrifft und für sie tödlich sein kann. Für den Menschen ist sie ungefährlich. ASP stellt eine große Herausforderung für die Staaten der Europäischen Union dar. Deutschland setzt bereits seit Längerem auf Prävention. Vergangene Woche wurde im Kabinett ein neues Tierseuchengesetz verabschiedet, um im Fall eines Ausbruches schnell und gezielt handeln zu können.

Bisher hat es keine Fälle von ASP in Deutschland gegeben. Polen ist seit mehreren Jahren stark von ASP-Ausbrüchen in der Wild- und Hausschweinepopulation betroffen. Die Verbreitung des ASP-Virus in den Großraum Warschau fand aller Wahrscheinlichkeit durch das unachtsame Entsorgen von kontaminierten Lebensmittelabfällen statt. Das ist auch eine Gefahr für das Einschleppen der Tierseuche nach Deutschland.

Gesetz zur Änderung des Tiergesundheitsgesetzes und des Bundesjagdgesetzes Mit Artikel 1 werden die Ermächtigungsgrundlagen des Tiergesundheitsgesetzes erweitert. Dies ist notwendig, um weitergehende zur Tierseuchenbekämpfung erforderliche Maßnahmen vorsehen zu können.

Es handelt sich dabei insbesondere um folgende Maßnahmen:

+ Maßnahmen zur Absperrung eines von der zuständigen Behörde zu bestimmenden Gebietes, z. B. durch Umzäunung,

+ Beschränkung des Personen- oder Fahrzeugverkehrs für bestimmte Gebiete,

+ Beschränkungen und Verbote der Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen, beispielsweise ein Ernteverbot mit dem Ziel, eine Auswanderung von Wildschweinen zu vermeiden,

+ Anordnung einer vermehrten Fallwildsuche, um die Infektionsmöglichkeiten gesunder Wildschweine zu minimieren,

+ Durchführung einer verstärkten Bejagung durch andere Personen als den Jagdausübungsberechtigten.

Mit der Änderung des Bundesjagdgesetzes (Artikel 2) sollen die Länder die Möglichkeit erhalten, Ausnahmen für die Jagd in Setz- und Brutzeiten auch aus Gründen der Tierseuchenbekämpfung bestimmen zu können.“

Weitere Informationen des BMEL

Das Bundesinstitut für Risikobewertung versichert, es bestünde keine Gefahr für Verbraucherinnen und Verbraucher und veröffentlichte eine ausführliche Stellungnahme sowie Fragen und Antworten zur Afrikanischen Schweinepest (ASP)

Folgen des Verzichts auf Schnabelkürzen bei Legehennen – Tierschutztagung (5)

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Bericht von der TiHo-Tierschutztagung 2018 (5)

Prof. Dr. Robby Andersson (Hochschule Osnabrück) beleuchtete die bisherigen Erfahrungen in der Haltung von Legehennen mit intakten Schnäbeln.

In der Regel sei die Mortalität doppelt so hoch, wie früher – aber nicht in jedem Stall und nicht bei allen Haltern. Für die verschiedenen Haltungsformen, Systeme und Herdengrößen seien derzeit keine eindeutigen Einflüsse nachweisbar. Ebenso wenig für die Genetik in Bezug auf Federpicken und Kannibalismus.

Der Aufwand steige erheblich, sagte der Wissenschaftler, vor allem sei mehr Zeit im Stall und damit mehr qualifiziertes Personal erforderlich (und das ist ein Problem). Es brauche ein Frühwarnsystem, das Wissen um die Risikofaktoren und die geeigneten Gegen-maßnahmen (Futter, Wasser, Stallklima, Licht). In dunklen Ecken lägen z. B. mehr Bodeneier und dies habe vermehren Kloaken-Kannibalismus zur Folge. Erfahrene Betriebe erreichten aber mittlerweile die gleichen Ergebnisse, wie mit schnabelbehandelten Hennen, sagte Andersson.

Die Anforderungen an die Futterqualität wären gestiegen, ebenso der Futterbrauch. Das Futterangebot müsse um ca. 5% höher liegen, weil die Futterselektion mit ungekürzten Schnäbeln höher ist (Schnabelsensibilität). Ein anderes Futtermanagement sei nötig, ebenso wie eine gute Nährstoffversorgung (im Hinblick auf die diesjährige Ernte müsse man sich hierüber allerdings Sorgen machen).

Die Haltungsbedingungen müssten optimiert werden, insbesondere die Temperaturführung (Kühlung), die Einstreuqualität sei wichtig und der Lichteinsatz ändere sich – es wird dunkler im Stall.

Mit dem Verzicht auf Schnabelkürzen steigen die Kosten, bisher aber nicht die Erlöse. Beim Futter lägen die Kosten um € 5-6/dt über denen des Vorjahres, die Personalkosten stiegen und – bei geringeren Erträgen –  fiele schließlich auch weniger Mist an, der verrechnet werden könnte.

Erfolg könnten Landwirte nur haben, wenn die Mehrkosten durch den Verzicht auf Schna-belkürzung am Markt ausgeglichen würden. Der Professor beziffert sie auf 1-3 Ct. je Ei.

Haltung von Bruderhähnen – Tierschutztagung (4)

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Bericht von der TiHo-Tierschutztagung 2018 (4)

Dr. Mona F. Giersberg (TiHo) berichtete über Erfahrungen mit der Haltung von Bruder-hähnen, von denen im Jahr 2015 etwa 100.000 in Deutschland aufgezogen worden seien. Für 2018 gibt es Schätzungen von 270.000 (Giersberg) bis 700.000 (Andersson, Osnabrück).

Im Prinzip sei die Haltung der männlichen Tiere unproblematisch und erfolge meist nach Bio-Richtlinien: mit und ohne Auslauf, Wintergärten und in Ställen mit Strohballen und Sitzstangen. Agonistisches Verhalten trete mit zunehmendem Alter zwar vermehrt auf, sei aber mit Pickblöcken, Heukörben und Sandbadeboxen beherrschbar.

Die Mortalitätsraten seien mit 1-2% zu vernachlässigen und die Tiergesundheit gut zu erhalten, auch wenn teilweise Nachimpfungen nötig würden. (Prof. Andersson merkte in der Diskussion hierzu an, dass Fälle von Marekscher Krankheit aufträten, weil die Hähne älter werden – Marek-Symptome zeigen sich gewöhnlich ab der 13. Lebenswoche.).

Bruderhähne werden zwischen 8,5 und 20 Wochen lang gemästet, in der Bio-Haltung durchschnittlich 17 Wochen und mit einem Lebendgewicht zwischen 1,3 und 1,5 kg geschlachtet. Die Tageszunahmen liegen bei 9-13 Gramm (Bio) bzw. 18-20 Gramm (konventionell), die Futterverwertung zwischen 4:1 und 10:1.

Wenn die Hähne nicht zur Eigenschlachtung für den Hofladen kommen, sollten sie – aufgrund ihrer Körpereigenschaften – an Legehennen-Schlachthöfe geliefert werden. Verkaufspreise über € 10,-/kg seien am Markt nicht zu erzielen, aber nie kostendeckend. Hier sei eine Subventionierung über die Eier notwendig.

Die größte „Herausforderung“ in der Haltung von Bruderhähnen, liege in der ökologischen Nachhaltigkeit: beim Futterverbrauch und der Haltungsdauer. Insgesamt sei der Bruder-hahn aber eine Brückenlösung, da konventionelle Betriebe für die Zukunft auf die in-ovo-Bestimmung setzen und Bio-Betriebe auf Eigenzüchtung von 2-Nutzungs-Hühnern.