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Ferkelkastration unter Isofluran-Narkose – rechtzeitig vorausplanen!

Nach der Entscheidung von Bundestag und Bundesrat die Übergangsfrist für die betäubungslose Ferkelkastration um zwei Jahre zu verlängern, hat das BMEL, mit einem Referentenentwurf zur Vollnarkose mittels Isofluran die Umsetzung einer Alternativmethode zur betäubungslosen Ferkelkastration auf den Weg gebracht.

Insbesondere von den kleinen und mittleren Betrieben werde eine Alternative, mit der Ferkel weiterhin chirurgisch kastriert werden können, als unabdingbar gesehen, so das Ministerium.

Die Verordnung soll vor Ende des Jahres in Kraft treten und im Haushalt des BMEL sind Mittel für die Förderung der Anschaffung der Narkosegeräte durch die Landwirte vorgesehen.

Ab Januar 2020 können dann entsprechende Schulungen angeboten werden. Nach erfolgreichem Abschluss eines theoretischen Teils, folgt eine Praxis-Einweisung (die auch der Hoftierarzt im eigenen Betrieb vornehmen kann) und abschließend eine praktische Prüfung.

Insgesamt sind zwar zwölf Monate Zeit für alle Lehrgangstermine, wie viele Anbieter (in welchen Regionen) es geben wird, ist allerdings noch offen. Auch werden vermutlich Ferkelerzeuger, die auf Ebermast oder Kastration durch den Tierarzt setzen, aus Sicherheitserwägungen an einem Isofluran-Kurs teilnehmen.

Deshalb ist es bestimmt ratsam, dass sich jeder Ferkelerzeuger mit der Methode auseinandersetzt. Selbst wenn sich z. B. nur jeder 3. oder 4. Betrieb für Isofluran entscheidet, erscheint eine frühestmögliche Anmeldung sinnvoll, um am 1.Januar 2021 gewappnet zu sein.

Der gesamte Referentenentwurf inklusive Erläuterungen ist hier nachzulesen.

Sensorgestütztes Frühwarnsystem für tierischen Stress

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Ein sensorgestütztes Frühwarnsystem für tierischen Stress steht im Fokus einer Ausgründung von ATB-WissenschaftlerInnen. Zentrales Element ist ein neuartiger Sensor zur Messung der intranasalen Druckdifferenz beim Ein- und Ausatmen. Ein EXIST-Stipendium unterstützt ab dem 1. April 2019 die GründerInnen dabei, ihre innovative Geschäftsidee eines ganzheitlichen Gesundheitsmonitorings in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung zur Marktreife weiter zu entwickeln.

Unterstützt durch ein EXIST-Gründerstipendium und begleitendes Mentoring seitens des ATB wagen zwei junge Wissenschaftlerinnen des ATB gemeinsam mit einem Softwareentwickler den Schritt in die Selbständigkeit. Motiviert und inspiriert durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich der Milchviehhaltung wollen Saskia Strutzke und Sarah Jahn mit der geplanten Unternehmensgründung ein „System zur automatischen Detektion umfassender Gesundheitsparameter von Nutztieren“ zur Marktreife weiter entwickeln.

Die Idee für ein Messgerät, das die Atemfrequenz bei Milchkühen automatisch, kontinuierlich und zuverlässig misst, hatte Saskia Strutzke im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Arbeit zum Thema Tierwohl am ATB entwickelt. „Bislang mussten wir die Atemfrequenz als wichtigen Hitzestressindikator visuell mit der Stoppuhr erfassen“, erinnert sie sich. Daraufhin entwickelte sie eine Methode, die Atemfrequenzmessung zu automatisieren.

Zentrales Element des Systems ist ein neuartiger Sensor zur intranasalen Druckdifferenzmessung, der durch eine spezielle Haltevorrichtung an der Nase des Tieres befestigt wird. „Die Anbringung ist unkompliziert und nicht invasiv. Unsere Vorversuche haben gezeigt, dass der Sensor die Tiere in ihrem Verhalten nicht beeinträchtigt“, erklärt Saskia Strutzke.

Das Sensorsystem erfasst neben der Atemfrequenz auch weitere Stressindikatoren wie das Atemverhalten, nimmt Lautäußerungen und Wiederkauraten auf und detektiert darüber hinaus auch das Tierverhalten. Zudem will das Gründerteam das Spektrum der erfassten Vitalparameter als ergänzende Informationen für das ganzheitliche Gesundheitsmonitoring durch Integration weiterer Sensordaten erweitern. Die Daten werden in einer speziellen Software zusammengeführt und können, anschaulich und übersichtlich aufbereitet, vom Tierhalter über das Smartphone oder Tablet einfach per App abgerufen werden. Informationen zu Stressbelastungen der Herde, beispielsweise Hitzestress, oder zum aktuellen gesundheitlichen Zustand einzelner Tiere, z. B. im Fall einer bevorstehenden Geburt, erreichen den Tierhalter so auch fernab des Hofes. Treten deutliche Abweichungen über einen längeren Zeitraum auf, erhält der Landwirt per App eine Warnmeldung.

„Für Landwirte wird diese Form der Gesundheitsüberwachung das Management deutlich erleichtern“, so Saskia Strutzke. „Sie bekommen damit ein Frühwarnsystem, das meldet, sobald sich physiologische Werte ihrer Tiere in einer kritischen Weise verändern und nicht erst dann, wenn Leistungseinbrüche in Folge von gesundheitlichen Problemen den Produktionsablauf und gar die Wirtschaftlichkeit des Betriebes gefährden.“

Ein erster Prototyp, der in der Lage ist, Wiederkaurate, Atemfrequenz und Lautäußerung zuverlässig zu messen, wurde erfolgreich getestet. Das Patent (DE 10 2017 130 454.1) zu „System und Verfahren zur Messung einer Druckdifferenz“ wurde Ende 2017 angemeldet und ist derzeit in Überprüfung. Das ATB ist an der Gemeinschaftserfindung zu 50 % beteiligt.

Für ihre innovative Idee eines ganzheitlichen Gesundheitsmonitorings mit Hilfe des neuen Sensorsystems erhielt Saskia Strutzke 2018 den Förderpreis der Agrarwirtschaft. „Diese Auszeichnung und die Resonanz auf den vorgestellten Sensor hat mich darin bestärkt, die Ausgründung anzugehen“, erläutert Saskia Strutzke. „Wir denken da auch an weitere Anwendungsbereiche. Wenn wir das System mit einer tierartspezifischen Haltevorrichtung ausstatten, kann es künftig nicht nur bei Rindern, sondern auch bei Pferden oder selbst bei Hunden zum Einsatz kommen. Gerade der Einsatz bei Pferden zur ganzheitlichen Überwachung, zur Geburtsterminierung oder zu Trainingszwecken ist vorstellbar.“

Das EXIST-Stipendium fördert die GründerInnen für die Dauer eines Jahres, um die Gründung des Unternehmens bestmöglich vorzubereiten, d. h. das Produkt weiter zu entwickeln, Marktakzeptanz zu erlangen und einen Businessplan zu erstellen. Das ATB unterstützt die Ausgründung mit Infrastruktur und fachlicher Expertise. Potsdam Transfer, die zentrale Anlaufstelle der Universität Potsdam für Gründungen aus der Wissenschaft, bietet zudem begleitende Unterstützung und Beratung im Rahmen des Gründungsnetzwerks. Die Unternehmensgründung ist für das erste Quartal 2020 geplant.

EXIST ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und wird durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert. Das EXIST-Gründerstipendium unterstützt Studierende, AbsolventInnen und WissenschaftlerInnen aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die ihre Gründungsidee realisieren und in einen Businessplan umsetzen möchten. Bei den Gründungsvorhaben handelt es sich um innovative technologieorientierte oder wissensbasierte Projekte mit signifikanten Alleinstellungsmerkmalen und guten wirtschaftlichen Erfolgsaussichten.

Quelle: Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB)

Einheitliche Haltungskennzeichnung für Fleisch jetzt im Handel

Lebensmittelhandel startet mit einheitlicher Kennzeichnung ab 1. April 2019
Verbraucher erkennen jetzt sehr schnell das Tierwohl-Niveau der Produkte
Einführung des einheitlichen vierstufigen Systems

Ab heute finden Verbraucher die einheitliche Fleisch-Kennzeichnung „Haltungsform“ in den Märkten der in der Initiative Tierwohl (ITW) engagierten Lebensmitteleinzelhändler (LEH). Beginnend im April führen die Unternehmen schrittweise die Kennzeichnung ein. Sie ordnet bestehende Qualitätssicherungs-, Tierwohl- und Bioprogramme für Schweine, Rinder und Geflügel nach einem für alle Teilnehmer gültigen Anforderungskatalog in einem vierstufigen System ein. Die Verbraucher können dadurch sehr schnell erkennen, wie das Tierwohl-Niveau der Tierhaltung ist, aus der das konkrete Produkt stammt. Die Organisation der Kennzeichnung erfolgt über die Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH. Diese ist auch Trägerin der Initiative Tierwohl.

Mit der „Haltungsform“ etabliert der Handel jetzt eine einheitliche, unternehmensübergreifende Haltungskennzeichnung und kommt dem Verbraucherwunsch nach mehr Erkennbarkeit und Transparenz nach. Die Kennzeichnung „Haltungsform“ ist so konzipiert, dass sie grundsätzlich vereinbar ist mit der geplanten staatlichen Tierwohlkennzeichnung.

Das neu geschaffene Kennzeichen der „Haltungsform“ markiert in einem vierstufigen System jeweils, nach welcher Haltungsform die Tiere gehalten wurden. Die 1. Stufe „Stallhaltung“ entspricht dabei den gesetzlichen Anforderungen bzw. dem QS- oder einem vergleichbaren Standard. Fleisch, das mit Stufe 2 „Stallhaltung plus“ gekennzeichnet ist, muss darüber hinaus aus einer Haltung mit höheren Tierwohlstandards wie etwa mindestens 10 Prozent mehr Platz im Stall und zusätzlichem Beschäftigungsmaterial stammen. Stufe 3 „Außenklima“ fordert für die Tiere unter anderem noch mehr Platz und Frischluft-Kontakt. Bei Stufe 4 „Premium“ haben die Tiere noch mehr Platz und müssen Auslaufmöglichkeiten haben. So wird z. B. Biofleisch in diese Stufe eingeordnet.

Die Kennzeichnung werden Verbraucher auf Verpackungen bei ALDI Nord, ALDI SÜD, EDEKA, Kaufland, LIDL, Netto Marken-Discount, PENNY und REWE finden. Die „Haltungsform“ steht weiteren Unternehmen offen. Vollständige Informationen zu den Kriterien der einzelnen Stufen erhalten Verbraucher auf der Webseite zur Haltungsform unter www.haltungsform.de.

Quelle: Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH

Liegen, sitzen oder stehen: Die Größe der Tiere bestimmt die Ruheposition

Kühe liegen immer in Brustlage, um ihre Verdauungsvorgänge nicht zu unterbrechen. Nagetiere ruhen sich auch sitzend aus, Riesenkängurus auch manchmal auf dem Rücken. Ein Team der UZH hat die Ruhepositionen von Säugetieren untersucht. Je größer ein Tier, desto seltener legt es sich hin – und wenn doch, dann eher auf die Seite. Aber es gibt Ausnahmen.

Warum sieht man Kühe auf der Weide nie auf der Seite liegen? Bei Wiederkäuern wie Kühen, Schafen, Antilopen, Hirschen oder Giraffen werden im Magen die Futteranteile, die noch einmal gekaut werden sollen, anhand der Schwerkraft aussortiert. Damit dies jederzeit reibungslos funktioniert, muss der Magen im Stehen wie im Liegen die gleiche Position zur Schwerkraft haben. Das ist der Grund, warum Kühe immer in Brustlage ruhen und sich so gut wie nie auf die Seite legen. Daher wird vermutet, dass sich Tiere, die nicht auf die gleiche Art verdauen, eher auf die Seite legen können. Um den Zusammenhang von Verdauungssystem und Ruheposition genauer zu untersuchen, beobachteten Forschende der Universität Zürich 250 Säugetiere in Zoos in mehr als 30’000 Ruhephasen.

Große Tiere ruhen im Stehen oder auf der Seite
Sie fanden heraus, dass ihre Vermutung nicht ganz stimmte: Neben anderen Faktoren beeinflusst die Körpergröße die Ruheposition der Tiere mehr als der Verdauungstyp. Kleine Tiere mit kurzen Beinen verweilen viel in Brustlage – ihre Körperform ist dafür ideal. So zum Beispiel die Klippschliefer aus Afrika, die an Meerschweinchen erinnern. „Je kürzer der Abstand der Körpermitte zum Boden ist, desto eher legen sich die Tiere hin“, sagt Prof. Marcus Clauss von der Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere der UZH. Je größer die Tiere sind, desto häufiger legen sie sich ganz auf die Seite, was bei massigen Tieren bequemer für die Beine ist.

Aber es gibt Ausnahmen: Große Tiere ruhen auch im Stehen. Pferde tun dies viel häufiger als ihre nächsten Verwandten, die Tapire oder Nashörner. Dabei „fixieren“ sie jeweils im Stand mit ihrer Kniescheibe eines ihrer Hinterbeine, ohne dafür die Muskeln anspannen zu müssen. Kamele wie Lamas oder Dromedare würgen wie die Wiederkäuer einen Teil des Mageninhalts wieder hoch; anders als die Kühe können sie sich jedoch manchmal auf die Seite legen und ihren Verdauungsmechanismus kurzzeitig unterbrechen.

Elefanten liegen auf der Seite
Von allen Pflanzenfressern liegen die Elefanten am häufigsten in Seitenlage. Werden sie jedoch älter und können nicht mehr so gut aufstehen, meiden sie das Ablegen. „Darum ist es wichtig, Elefanten im Zoo Hügel aus Sand zur Verfügung zu stellen. Wenn sie leicht schräg liegen, kommen auch alte Tiere viel leichter wieder hoch“, erklärt Christian Schiffmann, der Elefanten-Spezialist im Team der Forschenden. Haben die Tiere diese Möglichkeit nicht, lehnen sie sich vermehrt an Wänden, Pfosten oder Baumstämme an.

Flusspferde dagegen scheinen bis ins hohe Alter beweglich zu sein und legen sich auf die Seite. Nagetiere machen auch gerne einmal sitzend eine Pause. Als einzige untersuchte Tierart ruhen sich Riesenkängurus auch manchmal auf dem Rücken aus.

Quelle: Universität Zürich

ATB-Ausgründung Melk-FEE will für mehr Kuhwohl sorgen

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Im Fokus der Unternehmensgründung Melk-FEE GmbH von ATB-WissenschaftlerInnen steht das Wohlbefinden von Milchkühen durch Forschung, Entwicklung, Erprobung und Beratung im Bereich der Milchgewinnung. Mit der ATB-Ausgründung wird die in langjähriger Forschung erworbene wissenschaftliche Melkkompetenz des Instituts in neuer Form in der Praxis verankert.

Die Melk-FEE GmbH adressiert mit ihrem Leistungsangebot einen wachsenden Markt, denn die gesellschaftlichen Forderungen nach einer Verbesserung des Tierschutzes und des Tierwohls in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung nehmen stetig zu. Dies gilt auch im Hinblick auf die Verfahren der Milchgewinnung. Beim maschinellen Melken kommt eine Milchkuh mindestens zweimal täglich intensiv mit der Technik in Kontakt. Ist das Melksystem nicht bestmöglich an die Physiologie des Tieres angepasst, kann die Zitze Schaden nehmen und das Wohlbefinden der Kuh leiden. Die Schnittstelle zwischen tierischem Gewebe und Technik ist der Zitzengummi des Melkzeugs.

Motiviert durch das in ihrer Promotion am ATB erworbene Wissen wird Dr. Susanne Demba mit ihrem Gründerteam unter anderem eine neue Methode der Zitzengummiprüfung zur Marktreife weiterentwickeln. Mit Hilfe einer Druckmessfolie und eines in vitro Eutermodells können Zitzengummis hinsichtlich ihrer Druckwirkung auf die Zitze getestet werden, ohne dass Tierversuche notwendig sind. Diese bisher einzigartige Methode wird es Herstellern künftig ermöglichen, die Zitzengummis bestmöglich an die Zitzen der Milchkühe anzupassen, bevor sie in den Markt eingeführt werden.

Darüber hinaus wird das Unternehmen softwareunterstützte Beratungsangebote für Landwirte entwickeln, um Schwachstellen in Haltung und Management in Milchviehbetrieben zu analysieren und Maßnahmen zu erarbeiten, die helfen, das Tierwohl in der Milchviehhaltung ganzheitlich zu verbessern. Ergänzt wird das Produktportfolio um die Zertifizierung von Milchmengenmessgeräten nach Richtlinien des International Committee for Animal Recording (ICAR). Melktechnikhersteller können mit Hilfe der Zertifizierung den Marktwert ihrer Milchmengenmessgeräte erhöhen.

Das Gründerteam besteht aus den AgrarwissenschaftlerInnen Dr. Susanne Demba, Prof. Dr. Reiner Brunsch, ATB, Prof. Dr. Sandra Rose von der Hochschule Neubrandenburg, und der Juristin Johanna Siegmund. Zusammen verfügen sie über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Bereich Milchgewinnung und Melktechnik.

Seit Ende 2018 wird dieses langjährige Forschungsgebiet am ATB nicht mehr weitergeführt. „Das ATB begrüßt, dass die institutionell aufgebauten Kompetenzen mit der Gründung in privatwirtschaftliches Engagement überführt werden können“, so Prof. Brunsch, der das junge Unternehmen als Mentor begleiten wird. „Wir freuen uns auch, dass Melk-FEE GmbH die ICAR-Zertifizierungen vom ATB übernimmt. Damit bleibt eines von weltweit nur drei Testcentern in der Region verankert und kann auch künftig als Anlaufstelle für Hersteller und Kontrollverbände auf Länderebene wie auch international fungieren“.

Dr. Susanne Demba geht die neuen Herausforderungen mit Begeisterung und Elan an: „Ich freue mich besonders auf die enge Zusammenarbeit mit Landwirten und Herstellern, die sich über das Konzept der Melk-FEE GmbH entwickeln wird, und natürlich auch darauf, den Bürostuhl häufiger gegen Gummistiefel eintauschen zu können.“

Melk-FEE GmbH wird ab 1. April 2019 für die Dauer von einem Jahr mit einem EXIST-Gründerstipendium gefördert. Die Gründer erhalten damit die Möglichkeit, das Geschäftsmodell weiter zu entwickeln, Laborkapazitäten und Infrastruktur des ATB zu nutzen, um Methoden vor deren Markteinführung weiter zu optimieren, sowie um einen Kundenstamm aufzubauen. Bereits bei der Antragstellung unterstützte das EXIST-Gründungsnetzwerk Leibniz-Transfer das Team und wird das Vorhaben auch über den gesamten Gründungsprozess in betriebswirtschaftlicher Hinsicht begleiten.

EXIST ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) und wird durch den Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert. Das EXIST-Gründerstipendium unterstützt Studierende, AbsolventInnen und WissenschaftlerInnen aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die ihre Gründungsidee realisieren und in einen Businessplan umsetzen möchten. Bei den Gründungsvorhaben handelt es sich um innovative technologieorientierte oder wissensbasierte Projekte mit signifikanten Alleinstellungsmerkmalen und guten wirtschaftlichen Erfolgsaussichten.

Quelle: Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB)

100 Jahre Tierärzteverband

Gestern feierte der Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) mit rund 300 nationalen und internationalen Gästen aus Tierärzteschaft, Politik und Wirtschaft im historischen Kaisersaal des Frankfurter Römers sein 100-jähriges Bestehen. Bürgermeister Uwe Becker hieß die Gäste willkommen und überbrachte die Grüße der Stadt Frankfurt. Er zeigte sich erfreut, dass der bpt in Frankfurt ansässig ist und auch künftig bleiben wird. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Hessens Landwirtschaftsministerin Priska Hinz nahmen das Jubiläum zum Anlass, das Engagement des Verbands zu würdigen und aktuelle Herausforderungen anzusprechen. Schauspieler und Kabarettist Michael Quast unterhielt die Gäste mit einem launigen Rückblick auf 100 Jahre tierärztliche Tätigkeit.

„Schwierige Zeiten waren das damals 1919 für unsere Praktikerkollegen, aber ich glaube, Felix Train, der Gründungsvater des Reichsverbands Praktischer Tierärzte (RPT), wäre auf seinen Nachfolgerverband, unseren heutigen Bundesverband, stolz“, hob bpt-Präsident Dr. Siegfried Moder in seiner Ansprache hervor. Die Gründung des RPT habe schließlich entscheidend dazu beigetragen, dass Nutztier- und Kleintiermedizin heute Wachstumsmärkte mit guten Zukunftsperspektiven seien und der Tierarzt der mit Abstand am besten ausgebildete Akteur in der Lebensmittelkette.

„Lebensmittel in Deutschland sind heute so sicher und Tiere so gesund wie niemals zuvor. Auch der Tierschutz hatte noch nie einen so hohen Stellenwert wie heute. Das ist zu großen Teilen der Arbeit der praktizierenden Tierärztinnen und Tierärzte und damit auch den Bemühungen unseres Verbands zu verdanken“, so Moder. Mit Blick auf den Tierschutz mache er sich allerdings Sorgen. Ganz akut stünde nämlich die flächendeckende tierärztliche Notdienstversorgung von Nutz- und Kleintieren auf der Kippe. Das starre Arbeitszeitgesetzes trage Schuld daran, dass massenhaft tierärztliche Kliniken den 24/7-Notdienst aufgäben, ganz zu schweigen vom langsamen und oft lautlosen Sterben der Landtierarztpraxen. Mit rasender Geschwindigkeit werde gerade eine über einhundert Jahre gewachsene und bewährte Struktur zerstört. Dagegen müsse dringend etwas unternommen werden.

Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner griff das Thema in ihrer Festrede auf und sicherte ihre Unterstützung bei der Problemlösung zu. Am Beispiel der Haltung von Pferden als Nutztiere im landwirtschaftlichen Betrieb in den 1950er Jahren und deren Verdrängung durch die Mechanisierung zeigte die Ministerin auf, wie sich das Berufsbild der Tierärzte verändert hat. „Hunde und Katzen wurden mehr und mehr zu Familienmitgliedern, denen dann auch eine intensive tiermedizinische Betreuung zuteilwurde. Dieser Trend hat bis heute angehalten. Die Kleintiermedizin ist zur wichtigsten Säule Ihres Berufsstandes geworden“, erläuterte Klöckner. Gleichzeitig richtete sie ihren Blick auf die Zukunft tierärztlicher Tätigkeit: „Die zunehmende Digitalisierung im Stall wird auch für den Tierarzt direkte Auswirkungen haben. Neue Diagnostikmethoden zur Erfassung von Gesundheitsparametern als frühzeitiger Indikator von Krankheiten werden zur Verfügung stehen und damit wird ein frühes tiermedizinisches Eingreifen wahrscheinlicher. Prophylaxe statt Therapie könnte Wirklichkeit werden.“ Die Bundesministerin dankte dem Verband ausdrücklich für die vertrauensvolle, sehr fachliche und belastbare Zusammenarbeit mit ihrem Ministerium.

Hessens Landwirtschaftsministerin Priska Hinz dankte den Verbandsmitgliedern für ihren Einsatz und ihr Engagement: „Tierärztinnen und Tierärzte leisten mit ihrer täglichen Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung und zum Wohlergehen der Tiere. Der bpt ist seit Ende 2018 außerdem Mitglied am Runden Tisch Tierwohl in Hessen, um gemeinsam mit landwirtschaftlichen Verbänden, Tierschutzorganisationen sowie Vertreterinnen und Vertretern aus der Wissenschaft und der Verwaltung, die Bedingungen für landwirtschaftliche Nutztiere in Hessen zu verbessern. Beim Runden Tisch konnten wir beispielsweise eine bundesweit einmalige Selbstverpflichtung für weniger Antibiotika bei Milchkühen vereinbaren. Darüber hinaus engagiert sich der Verband im Stiftungsrat der Tierschutzstiftung zur Förderung von Tierheimen. Hierfür spreche ich Ihnen heute meinen besonderen Dank aus!“

Ein besonderes Highlight bot der Rückblick von Schauspieler und Kabarettist Michael Quast auf 100 Jahre tierärztliche Tätigkeit. Im Gewand des Prof. Dr. J. Ruffus referierte Quast zum Thema „Von der Oeconomia ruralis zum Kompetenzkreis Tierwohl – Tierärztliche Praxis im Wandel der Zeiten“ und erntete damit tosenden Applaus: „Dinosaurier sind nie zum Tierarzt gegangen. Und was war die Folge? Tatsächlich musste das Tierreich mehrere hundert Millionen Jahre ohne Ihre Fürsorge zurechtkommen – mit teilweise verheerenden Konsequenzen.“

Konsequenzen, die Verbandspräsident Moder mit Blick auf die aktuellen Probleme nicht wiederholt wissen möchte.

Quelle: Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V.

Imkertipp: Der Kleine Beutenkäfer

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Momentan ist noch Winter, die Temperaturen endlich kalt genug, so dass die Bienen in ihrer Wintertraube sitzen und das Brüten eingestellt haben. Jetzt ist nichts weiter zu tun, als per Wiegekontrolle dafür zu sorgen, dass die Bienen genug Futter haben, und die Imkerutensilien können für die kommende Saison vorbereitet werden. Zeit also, sich fortzubilden: ein aktuelles Thema ist der Kleine Beutenkäfer. Dieser kleine Käfer gilt als die gefährlichste parasitäre Bedrohung der Honigbiene seit Entdeckung der Varroamilbe. Und zwar deshalb, weil er seine Eier direkt in die Bienenbrut legt, die nach 3 Tagen schlüpfenden Larven fressen dann die Brut, den Honig und die Pollen. Nach 10 bis 28 Tagen ist die Larve ausgewachsen und wird eine sogenannte Wanderlarve. In diesem Stadium verlässt sie den Bienenstock, gräbt sich tief in die Erde ein und verpuppt sich dort zum Käfer. Eine Woche später sind diese Käfer wieder geschlechtsreif und die Invasion des Bienenstocks geht erneut los. Das Larvenstadium kann große Schäden im Bienenstock hervorrufen, besonders wenn es zu einer Massenvermehrung kommt.

Ein Befall mit dem Kleinen Beutenkäfer wird meist zuerst daran sichtbar, dass entweder ein adulter Käfer im Bienenstock gesichtet wird, oder aber dass bei starkem Befall der Wabeninhalt faulig wird und, wenn es Honigwaben betrifft, sich verflüssigt und außen an der Beute hinabläuft. Ein Verdacht auf den Kleinen Beutenkäfer ist gegenüber den örtlichen Veterinärbehörden anzeigepflichtig. Diese suchen dann die betroffenen und umliegenden Bienenstöcke auf und überprüfen den Verdacht mittels Proben, die an ein Labor geschickt werden. Bis zu endgültigen Bewertung unterliegen die Bienenvölker sowie die Imkerutensilien einer Sperre, sie dürfen nicht vom Standort entfernt werden bzw. es dürfen keine neuen Bienen an den Standort gelangen.

Eine Ausrottung des Kleinen Beutenkäfers erscheint nur dann möglich, wenn der Befall frühzeitig entdeckt wurde. Es wird ein Sperrbezirk von etwa 10 km Radius um den betroffenen Bienenstand eingerichtet. Sämtliche Bienenvölker im Sperrbezirk müssen aufgesucht und untersucht werden. Am betroffenen Bienenstand müssen die Bienenvölker abgetötet und unschädlich beseitig werden. Vor dieser Maßnahme werden sogenannte Sentinel-Völker mit effektiven Beutenkäfer-Fallen an den Standort gebracht, die alle zurückbleibenden Beutenkäfer anlocken sollen. Diese Völker werden dann über einen längeren Zeitraum auf Beutenkäferbefall beobachtet. Der Boden rund um die Beuten muss ebenfalls behandelt werden, weil sich dort Puppenstadien befinden können. Insektizide sind umweltschädlich, daher könnte die Abtragung des Bodens um ca. 50 cm mit anschließender Kälte- oder Hitzebehandlung eine Lösung sein.

Der Kleine Beutenkäfer stammt ursprünglich aus Afrika. Da er sehr invasiv ist, wurde er seit seiner ersten Entdeckung außerhalb Afrikas 1996 in den USA stetig weiterverbreitet. Heute hat er alle Kontinente bis auf die Antarktis erreicht und ist in vielen Ländern präsent. In Europa wurde er zuerst 2014 in Italien entdeckt, wo er bis heute nicht ausgerottet werden konnte. Durch Wanderimkerei und den Handel mit Bienenvölkern und Königinnen innerhalb Europas besteht jederzeit die Gefahr, den Kleinen Beutenkäfer auch nach Deutschland zu verschleppen. Es ist daher eigentlich keine gute imkerliche Praxis, Bienenvölker aus anderen Ländern zu kaufen, den der vermeintlich günstige Preis kann am Ende schlimme Folgen haben.

Quelle: Der Kleine Beutenkäfer: Vorgehensweise bei einer Einschleppung: Marc Oliver Schäfer. Amtstierärztlicher Dienst und Lebensmittelkontrolle 3, 2018, S. 166-169.


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„Memorandum of Understanding“: Wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Marktöffnung Chinas für Geflügelfleisch

Die intensiven Bemühungen des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft e. V. (ZDG) um eine Öffnung des chinesischen Marktes für Geflügel-fleisch und Geflügelgenetik aus Deutschland tragen Früchte. Aktuell ist eine zehnköpfige chinesische Wirtschaftsdelegation mit Vertretern der „Chinese Broiler Alliance“ (CBA) zu Gast in Deutschland, um sich vor Ort über die hohen Standards der deutschen Geflü-gelfleischerzeuger bei den Themen Antibiotikareduzierung, Tierwohl und Lebensmittelsicherheit zu informieren. Höhepunkt des Delegationsbesuchs: Im Beisein des Parlamentarischen Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel haben ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke und Yin Chengwen als Vertreter der chinesischen Seite am Montagabend im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ein „Memorandum of Under-standing“ unterzeichnet. „Diese bilaterale Vereinbarung wird getragen von Partner-schaft und Vertrauen und ist damit eine hervorragende Grundlage für eine in Zukunft noch engere Zusammenarbeit“, betont Ripke die Bedeutung des Memorandums. Das angestrebte Veterinärabkommen zwischen Deutschland und China als Voraussetzung für eine Marktöffnung für Geflügelfleisch und Geflügelgenetik rückt mit diesem Bekenntnis zu einer künftigen Kooperation noch einmal deutlich näher. In diesem Zusammenhang dankt Ripke ausdrücklich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und ihrem Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel für ihre tatkräftige Unterstützung auf dem langen Weg zu einem Veterinärabkommen. So werden Spitzenvertreter der deutschen Geflügelwirtschaft Staatssekretär Fuchtel bei seiner anstehenden Reise Ende April nach China begleiten.

„Intensiver fachlicher Austausch ist für beide Seiten ein Gewinn“
In den vergangenen Jahren hat der ZDG kontinuierlich einen intensiven fachlichen Aus-tausch mit den zuständigen chinesischen Wirtschaftsverbänden gepflegt, konkret mit der „Chinese Broiler Alliance“ (CBA) mit Präsident Li Jinghui an der Spitze. „Dieser regelmäßige Austausch ist für beide Seiten ein Gewinn“, betont ZDG-Präsident Friedrich-Otto Ripke. „CBA und ZDG können mit vereinten Kräften und ihrem einmaligen Unternehmer- und Expertenpool gemeinsam entscheidenden Einfluss nehmen auf innovative und nachhaltige Entwicklungen zwischen ihren Regierungen und in der Welt. Antibio-tikareduzierung, Tierschutz, Lebensmittelsicherheit und der weltweite Kampf gegen die Geflügelpest sind hier wichtige Beispiele.“ Bei ihrem jetzigen Besuch haben die chinesischen Wirtschaftsvertreter unter anderem einen modernen Hähnchenmastbetrieb besucht und im Gespräch mit Spitzenvertretern der Unternehmen der deutschen Schlachtgeflügelwirtschaft den Austausch zu aktuellen Themen gesucht. Begleitet wurde der Besuch von Shen Liping, einer hochrangigen Vertreterin der Wirtschafts- und Handelsabteilung der chinesischen Botschaft in Deutschland.

Export von Hähnchenfüßen würde Lebensmittelverschwendung entgegenwirken
Das angestrebte Veterinärabkommen zwischen Deutschland und China würde den Weg Richtung Export öffnen und wäre so ein wichtiger Beitrag zur Zukunftssicherung und Nachhaltigkeit der innovativen deutschen Geflügelwirtschaft. Anders als die Mitteleuropäer essen die chinesischen Verbraucher nämlich vom Hähnchen auch die Flügel und Füße, die hier in Deutschland keine Nachfrage finden und zu Tiermehl verarbeitet werden müssen. „Das ist nichts anderes als Lebensmittelverschwendung, die wir nicht weiter verantworten wollen – auch vor dem Hintergrund der Notwendigkeit, die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung nachhaltig und langfristig zu sichern“, erklärt Ripke. In diesem Zusammenhang kommt auch der kontinuierlichen Pflege der deutsch-chinesischen Partnerschaft durch die Bundesregierung in Fragen der Ernährungswirtschaft zukunftsweisende und friedenssichernde Bedeutung zu. „Dabei sagen wir als ZDG der Bundesministerin unsere volle Unterstützung zu“, so Ripke.

Quelle: ZDG

Kalkstickstoff zur Weidehygiene und Düngung

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Gesunde Wiesen und Weiden sind die Grundvoraussetzung für leistungsstarke Viehbestände. Häufig beeinträchtigen aber Weideparasiten wie Leberegel, Magen-, Darm- oder Lungenwürmer die Gesundheit der Tiere. Bereits leichte Infektionen mit solchen Weideparasiten führen zu spürbaren Leistungsminderungen. Daher sollten Rinder, Pferde und Schafe, die auf die Weide dürfen, regelmäßig medikamentös entwurmt werden.

Um einer raschen Wiederinfektion der Tiere vorzubeugen, empfehlen Experten das Düngen der Weiden mit Kalkstickstoff als weidehygienische Maßnahme. Nach dem Ausstreuen setzt sich Kalkstickstoff unter dem Einfluss von Bodenfeuchtigkeit über mehrere Zwischenstufen in düngenden Kalk und pflanzenverfügbaren Ammonium-Stickstoff um. In der ersten Teilreaktion wird Kalkstickstoff zu Kalk und Cyanamid umgewandelt. Das Zwischenprodukt Cyanamid wird weiter über Harnstoff vollständig in pflanzenverfügbares Ammonium umgewandelt. Die nach dem Ausstreuen des Düngers einsetzende Reaktionsphase ist für die Eier und Larven vieler Weideparasiten sowie die Zwergschlammschnecke, den Zwischenwirt des Leberegels, nicht verträglich. Auf diese Weise hilft die Düngung der Weiden mit Kalkstickstoff, die Verseuchung des Grünlands mit Parasitenlarven zu reduzieren. Falls nichts gegen die Parasiten unternommen wird, kommt es zu einer Anreicherung der Brut im Boden und einer steigenden Ansteckungsgefahr für die Weidetiere.

Daneben sorgt Kalkstickstoff für eine optimale Zusammensetzung des Grasbestandes aus Ober- und Untergräsern, Klee und Futterkräutern und erhöht damit den Futterwert des Pflanzenbestandes.

Die Anwendung erfolgt bei Vegetationsbeginn im Frühjahr zur Zeit der Forsythienblüte in einer Menge von 300 – 400 kg/ha. Die Grasnarbe sollte trocken, der Boden hingegen feucht sein, denn eine Umsetzung des Kalkstickstoffs zu Harnstoff bzw. Ammonium findet nur unter feuchten Bedingungen statt. Vor der Beweidung ist die Wartezeit einzuhalten. Faustregel für die Wartezeit: 2 – 3 Tage pro 100 kg/ha, oder aber auch zu erkennen am Wiederergrünen des Grases, wenn die Düngewirkung des Kalkstickstoffs einsetzt. Wenn auch nach der Wartezeit noch Reste des Düngers auf der Bodenoberfläche zu finden sind, ist das kein Grund zur Beunruhigung: Hierbei handelt es sich um das stabile aber unbedenkliche Kalk-Kohlenstoffgerüst der Düngerkörnchen.

Quelle: Dr. Hans-Jürgen Klasse


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Circovirus: PCV2-Untertypen fachen Diskussion an

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Trotz gut wirksamer Impfstoffe und deren breitem Einsatz ist die Infektion mit dem Circovirus (PCV) immer wieder ein Thema. In Deutschland trat das Virus 1999 erstmals auf. Schon bald waren fast alle Schweinebestände von der Erkrankung betroffen: Zuerst in der Aufzucht, später dann hauptsächlich in der Mast. Mit der Impfung der Ferkel gegen das Circovirus, welche sich gut etabliert hat und mittlerweile auch als Kombivakzine angeboten wird, sowie ggf. der Impfung von Jungsauen und tragenden und säugenden Sauen kann der Erkrankung vorgebeugt werden.

In letzter Zeit herrscht allerdings eine kontroverse Diskussion darüber, ob die handelsüblichen Impfstoffe noch gut wirken, da mittlerweile verschiedene PCV-Untertypen bekannt sind und auch schon in Deutschland nachgewiesen wurden. Praktiker berichten davon, dass sie trotz Impfung wieder Probleme mit kümmernden Schweinen im Flatdeck bekommen. Immer noch ist der Typ 2 das Schweine krankmachende Circovirus, Typ 1 ist unproblematisch für Schweine. Das PCV2-Virus unterteilt sich in die Untertypen PCV2a, PCV2b und PCV2d. Die älteste bekannte Variante ist PCV2a. Auf diesen Stamm sind die meisten Impfstoffe aufgebaut. Etwa 2003 war PCV2b erstmals nachweisbar, er ist bis heute vorherrschend in Deutschland. Doch Experten erklären: Obwohl die Impfstoffe auf dem PCV2a-Typ aufgebaut sind, wirkten sie auch gegen PCV2b. PCV2d wurde erstmalig 2012 in Nordamerika nachgewiesen, ist in den USA die vorherrschende Variante, kommt aber mittlerweile auch in Europa vor. Es stellt momentan etwa ein Viertel aller nachgewiesenen Circoviren in Deutschland.

Experten raten aufgrund der Erfahrung mit der Wirkung gegen PCV2b dazu, weiterhin die gängigen Impfstoffe gegen das Circovirus zu nutzen. Denn die Wirkung einer Impfung besteht darin, die Virusmenge im Tier auf ein Niveau zu reduzieren, bei dem es nicht zu Krankheitserscheinungen und Leistungseinbußen kommt. Eine Impfung schützt ein Tier nicht komplett gegen eine Infektion. Warum es trotzdem diese geschilderten Probleme im Flatdeck gibt, erklären Experten zum einen mit Impfdurchbrüchen, also mit nicht korrekt durchgeführten Impfungen oder nicht impffähigen Tieren, und damit, dass durch Zukauftiere im Jungsauenbereich immer wieder PCV2 in die Bestände kommt. Die Ferkel der infizierten Sauen werden möglicherweise schon im Uterus oder kurz nach der Geburt mit PCV2 infiziert. Die übliche Impfung in der dritten Lebenswoche kann dann nicht umfassend wirken. Hier sollte das Gespräch mit dem Tierarzt gesucht werden, um gegebenenfalls eine andere Impfstrategie einzuführen.

Außerdem müssen trotz moderner Impfstoffe weiterhin unbedingt Management, Haltung und Fütterung optimiert werden, damit der Gesundheitsstatus der Tiere langfristig auf hohem Niveau liegt.

Quelle: Der Hoftierarzt, Dr. Heike Engels


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