Start Blog Seite 37

11 Tipps zur Beschäftigung für Legehennen bei Stallpflicht

0

Und schon wieder ist es soweit, die Geflügelpest ist zurück und die Legehennen befinden sich vielerorts erneut im Lockdown. Schuld daran ist das hochpathogene aviäre Influenzavirus vom Subtyp H5 (HPAIV H5), das anders als nach den vergangenen Geflügelpest-Seuchenzügen in diesem Jahr offenbar im Sommer gar nicht aus den Wildvogelbeständen verschwunden ist. Zum Schutz der Bestände vor der aggressiven Tierseuche haben bereits viele Landkreise ein Aufstallungsgebot für Freilandgeflügel erlassen. Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast nimmt in Niedersachsen leider eine noch größere Dynamik als 2020 wahr. Deshalb hat sie den Tierseuchenkrisenfall für Niedersachsen festgestellt. Doch was so einfach verordnet wird, ist nicht immer so leicht umzusetzen, denn Hennen, die eigentlich das Freiland gewohnt sind, leiden darunter, nun beengt mit viel weniger Reizen als Draußen den Winter verbringen zu müssen. Speziell die Mobilstallhaltung steht hier vor besonderen Herausforderungen, denn die Mobilställe sind nicht für eine 100%ige Stallhaltung ausgelegt. Folgende Tipps können helfen, den Hennen mehr Beschäftigung zu bieten:

• Scharrfähige Einstreu in den Stall bringen, damit die Hennen Scharren und Picken können
• Futtermöhren, Kartoffeln, Rüben oder Kürbis in Drahtkörben in Kopfhöhe der Hennen aufhängen
• Getrocknete Brotreste zum Picken geben, aber es darf kein schimmeliges Brot verfüttert werden
• Pickschalen oder Picksteine in den Stall legen
• Kleine Strohballen in den Kaltscharraum geben, die Hennen picken daran herum und nutzen diese als erhöhte Sitzposition
• Luzerneballen im Netz anbieten
• Bei beginnenden Verhaltensstörungen Pflanzenmargarine anbieten
• Auf ausreichend Vitamine und Mineralstoffe achten, speziell B-Vitamine wirken beruhigend und sollten nicht im Mangel sein
• Täglich ein wenig Weizen per Streuwagen in die Einstreu dosieren, damit die Hennen Körner picken können
• Vorgekeimtes Getreide als „Extra“ anbieten, stärkt das Immunsystem und beschäftigt die Hennen
• Für Mobilstallhalter: vielleicht kann ein zusätzlicher abgeschirmter Außenklimabereich angeboten werden, eventuell eine Garage, Scheune, Foliengewächshaus oder ein Pavillon. Solange dieser Bereich sicher vor Wildvögeln geschützt ist, kann solch eine Lösung genutzt werden. Mobilställe dürfen bei Aufstallpflicht nicht mehr verzogen werden, deshalb ist es sinnvoll, sich schon vorher Gedanken zu machen, wie eine etwaige Stallpflicht überstanden werden kann. Viele Mobilstallhalter ziehen deswegen ihre Ställe in ein Winterquartier, wo sie mehr Möglichkeiten haben, der Stallpflicht zu trotzen.

Quelle: Dr. Heike Engels, Der Hoftierarzt

Bewerbungsphase für den Preis der Tiergesundheit 2022 startet

+ Bereits zum dritten Mal prämiert MSD Tiergesundheit mit dem Preis der Tiergesundheit innovative Konzepte
+ Dieses Jahr können sich erstmals auch Geflügel-Betriebe mit ihren Haltungs- und Vorsorgekonzepten bewerben
+ Ebenfalls neu: Neben den Siegerbetrieben wird in jeder Kategorie ein Sonderpreis, der Top Tipp, für die beste Einzelidee vergeben

Der von MSD Tiergesundheit 2019 ins Leben gerufene Preis der Tiergesundheit geht in die dritte Runde. Die Chance auf ein attraktives Preisgeld haben landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland und Österreich, die mit ihren nachhaltigen und innovativen Konzepten nachweislich einen Beitrag zur Förderung der Gesundheit und des Wohles ihrer Tiere leisten. Neben den bisherigen Schwerpunkten Rind und Schwein ist 2022 erstmals Geflügel als eigene Kategorie vertreten.

Für den mit insgesamt 96.000 Euro dotierten Preis der Tiergesundheit 2022 können sich Landwirtinnen und Landwirte unter www.preisdertiergesundheit.com bewerben. Die Bewerbungsphase startet am 1. Februar 2022 und endet am 30. April 2022.

Milchkühe, Schweinemast und Legehennen im Fokus
Eine Jury aus unabhängigen Expertinnen und Experten bewertet die eingereichten Konzepte und wählt die drei erfolgreichsten Lösungen aus. Den Gewinner-Betrieben winkt ein zweckgebundenes Preisgeld von bis zu 12.000 Euro.

„Landwirtschaft ist die tragende Säule unserer Ernährung und liegt uns allen sehr am Herzen. Gleichzeitig muss moderne Tierhaltung heute viele Aspekte berücksichtigen. Oberste Priorität sollte dabei immer die Gesundheit und das Wohl der Tiere haben.“ so Jan Nemec, Geschäftsführer von MSD Tiergesundheit. „Mit dem Preis der Tiergesundheit unterstützen wir Betriebe, die hier mit einem zukunftsfähigen Management vorangehen“.

Im Bereich Rind steht dieses Jahr die „Fruchtbarkeit von Milchkühen“ im Fokus. Diese ist eine grundlegende Voraussetzung für die erfolgreiche Milchproduktion. Nur eine fruchtbare, gesunde Kuh kann nachhaltig zu einem positiven Betriebsergebnis beitragen. Gesucht werden daher innovative Maßnahmen, die sich in der Praxis bewährt und die Tiergesundheit der Kühe gesteigert haben.

Im Bereich Schwein geht es um „Innovationen in der Schweinemast“. Die Schweinemast hat aufgrund der direkten Verbindung zum Konsumenten einen hohen Stellenwert in der Wahrnehmung von Tiergesundheit und Tierhaltung. Gerade vor dem Hintergrund der anstehenden politischen Entwicklungen liegt hier ein besonderer Schwerpunkt, der es für sehr viele Mäster notwendig macht, nach neuen Ideen und verbesserten Lösungen zu suchen, um den Tieren und den zukünftigen gesellschaftlichen Erwartungen besser gerecht werden zu können.

Mit der Kategorie „Tiergesundheit in der Legehennenhaltung“ ist 2022 erstmals der Bereich Geflügel beim Preis der Tiergesundheit vertreten. Auch in der Legehennenhaltung gewinnen Tiergesundheit und Tierwohl in der Politik sowie in der Gesellschaft immer stärker an Bedeutung. Wir suchen deshalb Landwirtinnen und Landwirte, die die Tiergesundheit und das Tierwohl Ihrer Legehennen durch innovative Lösungen verbessert haben und bereit sind, ihr Wissen zu teilen.

Erstmals wird neben den Siegerbetrieben pro Kategorie zusätzlich ein Sonderpreis für die beste Einzelidee vergeben. Der mit 2.000 Euro dotierte Top Tipp rückt herausragende Impulse ins Rampenlicht und trägt dadurch zum Erfahrungsaustausch innerhalb der Branche bei.

Erfolgreiches Konzept mit Mehrwert für die Branche
Mit dem Preis der Tiergesundheit würdigt MSD Tiergesundheit seit 2019 nachhaltige und innovative Konzepte zur Förderung der Tiergesundheit. Mehr als 135 Landwirtinnen und Landwirte haben sich in den vergangenen Jahren mit ihrem Betrieb um die Auszeichnung beworben. Felix Pahlsmeier (Delbrück), Malte Borchers (Etzel) und die Geestferkel GmbH (Passow) konnten sich 2021 den ersten Platz in ihrer Kategorie sichern und die Jury mit ihrem Konzept überzeugen. Neben der finanziellen Unterstützung geht es beim Preis der Tiergesundheit auch um den Austausch innerhalb der Branche. Durch die Auszeichnung der Siegerbetriebe werden ihre Erfolgsgeschichten mit der breiten Öffentlichkeit geteilt. Das so an die Öffentlichkeit getragene Engagement, die Innovationskraft und der Ideenreichtum der Branche trägt zur Verbesserung des Images der Landwirtinnen und Landwirte und der Wertschätzung ihrer Arbeit bei.

Gleichzeitig regt die Ausschreibung den Erfahrungsaustausch unter den Betrieben an und fördert neue Ideen, um auch in Zukunft moderne Lösungen für gesundheitliche Herausforderungen bereitstellen zu können. Eine Netzwerkplattform von MSD Tiergesundheit unterstützt die Möglichkeit für die Landwirtinnen und Landwirte, sich noch intensiver auszutauschen sowie voneinander, miteinander und übereinander zu lernen.

Quelle: MSD Tiergesundheit

Neuer Rechtsrahmen für Tierarzneimittel ab 28.01.2022

Die neue EU-Tierarzneimittelverordnung ist zusammen mit dem neuen Tierarzneimittelgesetz ab dem 28. Januar 2022 anzuwenden. Der neue Rechtsrahmen wird nicht nur für die pharmazeutische Industrie und die zuständigen Behörden, sondern auch für Tierärzte und Tierhaltende Veränderungen mit sich bringen – wie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in Berlin mitteilt.

Die neuen Vorschriften sollen die Sicherheit und die Verfügbarkeit von Tierarzneimitteln weiter erhöhen sowie dazu beitragen, das Risiko antimikrobieller Resistenzen zu verringern. Auch der Verwaltungsaufwand für Unternehmen und Regulierungsbehörden soll verringert werden. BVL-Präsident Friedel Cramer erklärte dazu: „Durch die neue EU-Tierarzneimittelverordnung wird die Anwendung von Antibiotika weiter beschränkt. Außerdem führt sie zu einer Neuordnung des gesamten Tierarzneimittelrechts in der EU und in Deutschland zur Trennung der Regelungen für Human- und Tierarzneimitteln in zwei spezifischen Fachgesetzen.“

Die Verfügbarkeit sicherer und wirksamer Tierarzneimittel ist unverzichtbar – zum Schutz der Tiere selbst, aber auch zum Schutz des Menschen vor der Übertragung von Krankheiten durch Tiere oder Lebensmittel tierischen Ursprungs. Dafür enthält die EU-Verordnung wichtige Änderungen:

+ Der Einsatz von Antibiotika bei Tieren wird weiter eingeschränkt, um die Entstehung und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen zu begrenzen. So wird z. B. die prophylaktische Anwendung von Antibiotika bei Tiergruppen verboten und bei Tieren die Anwendung von solchen Antibiotika untersagt, die der Humanmedizin vorbehalten sind. Zusätzlich wird eine nationale Erfassung der Antibiotikaverbrauchsmengen bei den unterschiedlichen Tierarten vorgeschrieben.

+ Die Überwachung der Arzneimittelsicherheit nach der Zulassung (sog. Pharmakovigilanz) wird künftig schwerpunktmäßig auf der statistischen Auswertung von Meldungen unerwünschter Arzneimittelwirkungen beruhen. Diese Meldungen durch Tierärzte und Tierhaltende gewinnt daher an Bedeutung. Wer unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach deren Anwendung an Tieren feststellt, sollte dies dem BVL melden (www.vet-uaw.de).

+ Die Einrichtung öffentlich zugänglicher Datenbanken z. B. der Produktdatenbank zur Erfassung aller zugelassenen Tierarzneimittel und der Pharmakovigilanzdatenbank zur Erfassung unerwünschter Arzneimittelwirkungen.

Hintergrund
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ist die zuständige deutsche nationale Behörde für die Zulassung und Registrierung von Tierarzneimitteln in Deutschland, für Angelegenheiten der Pharmakovigilanz und setzt Maßnahmenprogramme zur Begrenzung von Antibiotikaresistenzen um. Das BVL ist und war intensiv in den Umsetzungsprozess der neuen EU-Tierarzneimittelverordnung eingebunden. Die Mitarbeitenden der für die Tierarzneimittel zuständigen Abteilung 3 des BVL arbeiten in zahlreichen nationalen und europäischen Gremien u. a. an der Weiterentwicklung der neuen Tierarzneimittelgesetzgebung, einschließlich der dazugehörigen delegierten Rechtsakte und Durchführungsrechtsakte. Auf nationaler Ebene unterstützt das BVL das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und auf europäischer Ebene die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) sowie das Netzwerk der Heads of Medicines Agencies (HMA).

Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)

Kälberflechte – Ein unterschätztes Alarmsignal

0

Von Dr. Joachim Lübbo Kleen, Dip. ECBHM, Fachtierarzt für Rinder, CowConsult

Die Trichophytie kommt auch heute noch in vielen Beständen regelmäßig vor und wird nicht selten als ein unvermeidliches, aber nicht besonders dramatisches Übel betrachtet. Trotzdem sollte diese Hauterkrankung nicht nur wahrgenommen, sondern auch ernst genommen werden, denn sie deutet auf Probleme in Haltung und Management hin. Maßnahmen gegen die Trichophytie kommen hierbei regelmäßig der allgemeinen Tiergesundheit zugute.

Die Trichophytie ist allgemein als Flechte bekannt und wird, je nach Vorkommen, auch als Glatz-, Brillen-, Rinder- oder einfach Kälberflechte bezeichnet. Das Erscheinungsbild ist typisch und zeichnet sich durch krustenartige Hautveränderungen aus, die je nach Schwere der Erkrankung lokal, vor allem am Kopf oder auch generalisiert am gesamten Tierkörper auftreten können. Erreger der Erkrankung beim Rind ist hauptsächlich der Hautpilz Trichophytie verrucosum, daneben werden andere Arten beim Rind, aber auch bei anderen Tierarten berichtet. Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass Trichophytie nicht nur Rinder, sondern praktisch alle Haustiere und auch die Schadnager befällt. Eine Infektion von Rindern durch andere Säugetiere ist so ebenfalls möglich. Allgemein bekannt ist auch, dass Trichophytie eine Zoonose ist, also auch der Mensch daran erkranken kann. Zudem können Menschen und Tiere im Leben mehrfach an Flechte erkranken und die Immunität nach überstandener Erkrankung gilt als nicht stabil. Die Erkrankung beginnt mit dem Eintritt des Erregers in die Haut durch oberflächliche Hautläsionen. Insbesondere bei Tieren mit geschwächtem Immunsystem kann sich Trichophytie dann in der Haut etablieren und befällt deren obere Schichten. Die sich ringförmig ausbreitende Entzündung führt innerhalb von einigen Wochen dann zu den charakteristischen grauen Krankheitsherden, die sich je nach Abwehrlage des Tieres weiter ausbreiten. Unbehandelt dauert die Krankheit bis zu einem halben Jahr an, wobei die Hautveränderungen noch bis zu einem Jahr sichtbar sein können. In Deutschland gelten ungefähr die Hälfte der Bestände als von Trichophytie betroffen, in den Beständen können bis zu 60 % der Tiere, vor allem Jungtiere, erkranken. Regelmäßig werden aber auch adulte Tiere mit klinisch manifester Trichophytie angetroffen. Der Erreger wird von jedem erkrankten Tier in die Umgebung verteilt und kann sich an Oberflächen ablagern. Dort ist er bis zu sieben Jahre aktiv und kann zu Neuerkrankungen führen.

Immungeschwächte Tiere erkranken häufiger
Eine oft zu hörende Einschätzung ist, dass Flechte nicht behandlungswürdig sei, da sie insbesondere von Kälbern einmal „durchgemacht“ werden müsse. Trichophytie wird also häufig als unvermeidliche Beeinträchtigung betrachtet. Behandlungen werden häufig auch nur dann in Betracht gezogen, wenn ein Tier übermäßig befallen ist oder im Rahmen von Tierschauen oder Auktionen präsentiert werden soll. Tatsächlich ist über die direkten Folgen der Infektion relativ wenig bekannt. Es gilt als gesichert, dass Tiere mit Flechte geringere Gewichtszunahmen erreichen und häufiger von Erkrankungen der Atemwege oder Durchfallerkrankungen betroffen sind. Es wäre zu viel gesagt, der Trichophytie hier eine ursächliche Wirkung zuzuschreiben, aber im Gesamtbild wird die Bedeutung der Erkrankung deutlich: Tiere mit geschwächter Abwehrlage sind sowohl gegen die Erreger der Flechte als auch andere Krankheitserreger empfindlich. So können die Erkrankungen zusammen auftreten und sich jeweils begünstigen. Tiere mit Allgemeinerkrankungen zeigen ein schwereres klinisches Bild bei der Trichophytie, während Trichophytie durch den Entzündungsprozess und dessen Folgen andere Erkrankungen begünstigen kann. Die Erkrankungen verstärken sich so gegenseitig. Trichophytie sollte also nicht als leidiges Übel, sondern vielmehr als Alarmsignal verstanden werden, das auf tieferliegende Probleme in der Tiergesundheit hinweist. Eine umfassende Kontrolle der Flechte trägt somit auch maßgeblich zur Verbesserung der allgemeinen Tiergesundheit bei.

Auch der Mensch kann erkranken


Zum Weiterlesen, melden Sie sich hier einfach für den kostenfreien Empfang des zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Sie erhalten den Download Link zum E-Magazin mit diesem Artikel direkt nach Ihrer Anmeldung:

 

Dauerbrenner PRRS: Kein Ende der Pandemie in Sicht?

0

Von Dr. Hendrik Nienhoff, Dipl. ECPHM, Fachtierarzt für Schweine

Seit der Entdeckung von PRRS im Jahr 1990 und den ersten großen „Seuchenzügen“ hat sich viel getan: diagnostische Möglichkeiten wurden aufgebaut, die Stämme wurden charakterisiert, die „Zielzellen“ wurden ermittelt, Impfstoffe wurden entwickelt und Sanierungsmöglichkeiten erarbeitet. Trotz alledem hat man es bisher nicht geschafft, das Virus aus den viehdichten Regionen zu verdrängen. Wieso ist das so?

Weltweit sind eigentlich nur Argentinien, Kuba, Neu Kaledonien, Australien, Neuseeland, die Schweiz und Skandinavien (ohne Dänemark) frei von dem PRRS- Virus. In US-amerikanischen Studien wurden die gesamten Kosten der Produktivitätsverluste für Produzenten in den USA auf jährlich 664 Millionen USD geschätzt (Holtkamp et al., 2013), Schätzungen für Deutschland gehen von ca. 116 Millionen € Schaden jährlich aus.

Virus kommt immer wieder neu daher
Die Probleme mit PRRS sind in den letzten Jahren nicht weniger geworden. Insbesondere in viehdichten Regionen und bei hohem Druck durch andere Erreger wie z.B. Influenza scheinen die Probleme nur schwer zu beherschen zu sein. Woran liegt das?

Zum einen ist es die Übertragung über die Luft. Amerikanische Wissenschaftler konnten nachweisen, daß das Virus Herden in einer Entfernung von 9 km infizieren kann, allerdings gibt es auch Beschreibungen z.B. aus Spanien, bei denen positive und negative Herden direkt nebeneinander liegen, ohne daß es zum Virusübertritt kommt. Hier scheint es bei der Übertragung also auch eine Stammabhängigkeit zu geben. Zudem hat das PRRS-Virus die Eigenschaften einer Quasispezies, d.h. kein PRRS-Virus gleicht dem anderen. Man muss sich das infizierte Schwein als einen Organismus vorstellen, der von einer Vielzahl geringfügig verschiedener PRRS-Viren besiedelt ist. Die Variabilität der Viren gegenüber dem Ausgangszustand zu einem bestimmten Zeitpunkt nimmt mit jeder Tierpassage und wachsender zeitlicher sowie räumliche Entfernung weiter zu. Somit verbietet sich streng genommen eine statische genetische Betrachtung einzelner Isolate, wie sie in den Datenbanken zahlreich hinterlegt sind, da diese lediglich eine Momentaufnahme zum Zeitpunkt der Sequenzierung eines Erregers darstellen, der über eine erhebliche genetische Variabilität verfügt. Das Verständnis der Fähigkeit des Erregers einer Immunabwehr zu entkommen, steckt noch in den Anfängen. Aber auch hier erweist sich das PRRS-Virus als „clever“, wie Untersuchungen gezeigt haben: nach Infektion seiner Zielzelle, dem porzinen Alveolarmakrophagen, kommt es nicht zu einer Präsentation von Proteinen des PRRS-Virus auf der Oberfläche, so dass es nicht zu einer Stimulation der Immunabwehr kommen kann; das Virus „versteckt“ sich quasi in der Zelle. Dies ist eine mögliche Erklärung für die bei manchen Tieren beobachtete Erregerpersistenz. Neben des Phänomens der „Quasispezies“ gibt es aber auch noch unterschiedliche Stämme mit unterschiedlichen Eigenschaften.

So war schon in den 90ern ziemlich schnell klar, daß sich die Stämme des US-Typs stark voneinander unterschieden. In einigen Betrieben verlief die Infektion deutlich milder als in anderen. Dagegen glaubte man, dass die europäischen PRRSV-Stämme (PRRSV Typ 1) alle eng miteinander verwandt seien, aber neuere Studien zeigen, dass es in den osteuropäischen Ländern (Litauen, Lettland, Weißrussland, Ukraine) und der Russischen Föderation überaus verschiedene PRRSV-Stämme vom EU-Typ gibt (Stadejek et al., 2013). In diesen Ländern gibt es mindestens vier verschiedene genetische Subtypen, während in West- und Zentraleuropa nur ein einziger genetischer Subtyp nachgewiesen wurde. Dieser westeuropäische genetische Subtyp 1 existiert auch in Nordamerika und Südostasien. Entlang der östlichen Grenze Polens scheint es eine klare geografische Abgrenzung der PRRSV-Diversität in Europa zu geben. Die Viren des Subtyps 1 wurden nur westlich dieser Grenze nachgewiesen, während östlich der Grenze die Subtypen 1, 2, 3 und 4 (bzw. wahrscheinlich mehr) zu finden sind.

Zudem wurde im Jahr 2006 in China ein Krankheitsbild von PRRS beobachtet, daß mit dramatischen Verlusten und Aborten einhergeht. Diese PRRS-Stämme werden als sog. Hp-PRRS-Stämme bezeichnet.


Zum Weiterlesen, melden Sie sich hier einfach für den kostenfreien Empfang des zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Sie erhalten den Download Link zum E-Magazin mit diesem Artikel direkt nach Ihrer Anmeldung:

 

Die Mareksche Krankheit: Mutationsfreudiges Virus erfordert neue Impfkonzepte

0

Von Dr. Heike Engels

Virusmutationen sind derzeit durch die Corona-Krise in aller Munde. Auch beim Geflügel gibt es Viren, die sich oft verändern und damit immer gefährlicher werden. Dazu gehört das Virus, das die Mareksche Krankheit hervorruft. Dessen Mutationen bereiten Geflügelproduzenten weltweit Sorgen, denn die bestehenden Impfstoffe könnten ihre Wirksamkeit verlieren.

Die Mareksche Krankheit (auch als Mareksche Lähme bekannt, Kurzform MD (Marek Disease)) ist eine nach Josef Marek benannte Viruserkrankung der Hühner sowie Puten und wurde 1907 erstmals beschrieben. Die Mareksche Krankheit ist in Deutschland eine nach Tiergesundheitsgesetz meldepflichtige Tierkrankheit, sie kommt aber weltweit vor. Die MD ist hochansteckend, kann nicht saniert werden und führt zu hohen Verlusten.

Der Erreger der Marekschen Krankheit ist das Hühner-Herpesvirus 2 (Gallid alphaherpesvirus 2, GaHV-2). Das Virus kommt in verschiedenen Stämmen vor, die sich in ihrer Virulenz unterscheiden. Bei den Marekviren gibt es 3 Serotypen, davon ist Serotyp 1 der Hühnertyp, Serotyp 3 ist das sogenannte Putenherpesvirus (kommt auch beim Huhn vor). Gegen den Serotyp 2 ist derzeit in Europa kein Schutz nötig.

Hohe Verluste belasten Geflügelwirtschaft
Betroffen sind vor allem Küken und Jungtiere, ab der 13. Lebenswoche sinkt die Erkrankungshäufigkeit deutlich ab. Die Infektion erfolgt über die Luftwege sowohl durch Einatmung virusbelasteten Materials sowie durch Vektoren wie Vogelmilben, Flöhe und Zecken. Auch unbelebte Vektoren wie Hautabschilferungen, Federn, Futtermittel, Staub und Gebrauchsgegenstände spielen bei der Verbreitung eine Rolle. Infizierte Tiere scheiden das Virus ab einer Woche nach der Infektion über ausfallende Federn, den Kot und Speichel lebenslang aus. Innerhalb eines Bestandes verbreitet sich das Virus binnen weniger Wochen auf alle Tiere. Die wirtschaftlichen Schäden entstehen vor allem dadurch, dass die Tiere schon 13 Wochen im Stall stehen, fressen, und am Ende keine Eier legen, bzw. gar nicht in die Legeställe kommen, weil sie an MD erkranken. Alttiere nach der ersten Legeperiode können ohne klinische Symptome bleiben, wobei nur manche Herden in eine 2. Legeperiode gehen.

Tumore und Lähmungen als Leitsymptome
Nach der Erstbesiedlung in der Lunge kommt es zu einer Ausschwemmung der Viren ins Blut und zur Besiedlung der lymphatischen Organe wie Thymus, Milz und Bursa Fabricii. Die Bursa Fabricii oder Bursa cloacalis ist ein sackförmiges lymphatisches Organ der Vögel, welches oberhalb der Kloake zu finden ist und eine große Bedeutung für das Immunsystem hat. In der Bursa Fabricii kommt es zu einem Schwund der Lymphfollikel, im Thymus zu einem Schwund der Rinde. Im weiteren Verlauf werden etwa 10 Tage nach der Infektion die Federfollikel, Nerven, Regenbogenhaut und Eingeweide besiedelt und es kommt zur Bildung von knotigen T-Lymphozyten-Ansammlungen, einer sogenannten Lymphomatose. Das Ausmaß der Erkrankung wird auch vom Immunstatus und vorangegangenen Infektionen bestimmt. Hatte das Tier vorher Kontakt zu schwach-virulenten Stämmen unterbleibt zumeist die Bildung der Lymphome, also der Lymphknotenvergrößerungen beziehungsweise Lymphknotenschwellungen und Tumoren des Lymphgewebes. Die Inkubationszeit variiert zwischen 20 Tagen und einem halben Jahr. Die häufigsten Todesfälle dieser Erkrankungen fallen zwischen dem 60. und 180. Lebenstag an, denn die jungen Hühner haben sich dann bereits als Küken infiziert.

Verlaufsformen abhängig von Serotyp und Pathogenität
Die Mareksche Krankheit kann sich in ganz unterschiedlichen Formen ausdrücken abhängig von Serotyp und Pathogenität des Virus. Ebenfalls entscheidend für den Krankheitsverlauf ist das Immunsystem der Hühner, welches von Genetik, Alter und Haltungsbedingungen abhängig ist:


Zum Weiterlesen, melden Sie sich hier einfach für den kostenfreien Empfang des zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Sie erhalten den Download Link zum E-Magazin mit diesem Artikel direkt nach Ihrer Anmeldung:

 

EuroTier 2022: Treffpunkt „Zukunft Tierhaltung“

15. bis 18. November 2022 in Hannover – Weltleitmesse für professionelle Tierhaltung und Livestock-Management – Leitthema „Transforming Animal Farming“

„Transforming Animal Farming“ – unter diesem Leitthema steht die EuroTier, die vom 15. bis 18. November 2022 auf dem Messegelände in Hannover und mit einem digitalen Zusatzangebot stattfindet. Der Veranstalter DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) stellt das fachliche Rahmenprogramm der Weltleitmesse für professionelle Tierhaltung und Livestock-Management unter das Leitthema „Transforming Animal Farming“. Im Fokus stehen die Themen Tierwohl, Tiergesundheit, Nachhaltigkeit, Emissionen, Zucht, Haltung, Fütterung, Digitalisierung, Management, Verarbeitung und Vermarktung.

Die nationale und internationale Tierhaltungsbranche befindet sich im Wandel. Die Themen Tierwohl, Nachhaltigkeit, Biodiversität, Klimawandel und Welternährung sowie Produktionseffizienz und Vermarktungsstrategien prägen die aktuelle Diskussion. Produktions- und Wertschöpfungsketten sowie gesellschaftliche und umweltpolitische Ansprüche an die Nutztierhaltung verändern sich in der Folge. „Tierhalter benötigen in diesem herausfordernden Umfeld mehr denn je neue Perspektiven, strategische Ansätze sowie die passenden Technologien, um den Wandel in der Branche erfolgreich mitgestalten zu können. Hier setzt die EuroTier an und bietet als Weltleitmesse und führende fachliche Plattform die relevanten Innovationen und Lösungen für Landwirte, Betriebsleiter und Unternehmen“, beschreibt Ines Rathke, Projektleiterin der EuroTier die zentrale Bedeutung der EuroTier für die internationale Nutztierhaltung.

Innovationsplattform der globalen Tierhaltungsbranche
Als Innovationsplattform der globalen Tierhaltungsbranche bietet die EuroTier einen vollständigen Überblick an Innovationen und etablierten Standards. Sie präsentiert Lösungen für die Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung. Die Themen Schafe und Ziegen, Pensionspferde, Aquakultur, Alternative Proteine und Direktvermarktung vervollständigen das Ausstellungs- und Fachprogramm. Das Messe-Portfolio umfasst Produkte und Dienstleistungen für die gesamte Wertschöpfungskette zur Herstellung tierischer Lebensmittel. Dazu zählen die Bereiche Genetik, Futtermittel, Haltungssysteme, Klima- und Umwelttechnik, Melk- und Kühltechnik, Entmistung, Transport, Betriebsmittel, Zubehör, Verarbeitung, Vermarktung sowie Services und Dienstleistungen für die landwirtschaftliche Erzeugung.

Hochkarätiges internationales Fachprogramm
Unter dem Leitthema „Transforming Animal Farming“ wird die DLG zusammen mit nationalen und internationalen Partnern ein hochkarätiges Fachprogramm mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und Konferenzen zu den aktuellen Fokusthemen der Tierhaltungsbranche präsentieren. Die Spotlights Rind, Schwein, Geflügel und Aquakultur widmen sich branchenspezifisch den Themen Tierwohl, Tiergesundheit, Nachhaltigkeit, Emissionen, Zucht, Haltung, Fütterung, Digitalisierung und Management. Im Fokus des Spotlights Direktvermarktung stehen die Themen Verarbeitung und Vermarktung. Einen neuen inhaltlichen Schwerpunkt bilden beim Thema Fütterung die Perspektiven für alternative Proteinquellen.

Digitales Zusatzangebot
Ergänzend zum Messeauftritt in Hannover bietet die Weltleitmesse Ausstellern und Besuchern ein digitales Zusatzangebot auf der Plattform „DLG-Connect“ (www.dlg-connect.com). Zur optimalen Vorbereitung ihres Messeauftritts können Aussteller hier über ihre Produkte und Neuheiten informieren. Besucher haben damit die Möglichkeit, sich im Vorfeld der EuroTier gezielt mit den Ausstellern zu vernetzen und profitieren zusätzlich von aktuellen Fachinformationen.

Optimale Ergänzung: EnergyDecentral
Parallel zur EuroTier findet die EnergyDecentral in Hannover statt. Die internationale Fachmesse hat sich als führende Plattform der dezentralen Energieversorgung etabliert. Sie bildet die gesamte Wertschöpfungskette einer nachhaltigen Energieproduktion ab: Ressourcen, Energieerzeugung und Smart Energy. Sie stellt damit eine optimale Erweiterung des fachlichen Angebots der EuroTier dar.

Bund fördert Messebeteiligung an EuroTier und EnergyDecentral
Das Messeprogramm des Bundes für den Mittelstand fördert in 2022 Einzelbeteiligungen auf mehr als 60 ausgewählten Messen, darunter auch die DLG-Messen EuroTier und EnergyDecentral. Die Förderung umfasst bis zu 60% Förderung für junge Innovative Unternehmen, welche sich im Rahmen eines Gemeinschaftsstandes präsentieren. Kleine und mittlere Unternehmen erhalten bis zu 12.500 EUR Zuschüsse für Standfläche und Standbau eines eigenen Unternehmensauftritt. Detaillierte Informationen zur Förderung erteilt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unter www.bafa.de/mkmu.

Anmeldung bis 15. März 2022
Aussteller, die sich bis zum 15. März 2022 anmelden, erhalten günstigere Konditionen und haben bessere Chancen auf Umsetzung ihres Platzierungswunsches in den Hallen.

Aktuelle Informationen zur EuroTier 2022: www.eurotier.com

Quelle: DLG

Rekombinante Impfstoffe und in Ovo-Impfungen

0

Von Björn Oberländer, Fachtierarzt für Wirtschafts-, Wild- und Ziergeflügel
Intervet Deutschland GmbH – ein Unternehmen der MSD Tiergesundheit

Die Impfung der Küken bereits im Ei oder gleich am ersten Lebenstag sind beim Geflügel besondere Impfmethode, die schon in der Brüterei durchgeführt werden. Wann machen diese Methode Sinn und welche Vorteile haben sie?

Seit einigen Jahren gibt es neben den klassischen Lebend- und Totimpfstoffen auch sogenannte rekombinante Impfstoffe. Bei diesen Impfstoffen werden in einem Trägerorganismus, wie beispielsweise dem Putenherpesvirus (HVT; Herpes Virus of Turkeys), zusätzliche Gene eingebaut. Durch diese zusätzlichen Gene kann ein rekombinanter Impfstoff gleichzeitig gegen viele verschiedene Erkrankungen schützen. Typische Kombinationen sind hierbei beispielsweise der gleichzeitige Schutz gegen die Marek’sche Erkrankung (MD), die Newcastle Krankheit (ND) und Gumboro (IBD) oder Infektiöse Laryngotracheitis (ILT). Der Einsatz dieser reinen Brütereiimpfstoffe hat den großen Vorteil, dass jedes Tier zielgenau einzeln geimpft wird. Dies geschieht entweder am ersten Lebenstag oder bereits in Ovo, also im Ei, bei der Umlage am 18½. Bebrütungstag.

Impfung über Tränkwasser
Bei den herkömmlichen Methoden zur Massenimpfung kommt es hingegen häufig nur zur erfolgreichen Immunisierung eines Teils der Herde. Zudem sind die klassischen Impfmethoden häufig sehr zeit- und/oder personalaufwendig sowie fehleranfällig. Beispielsweise kann es bei der Trinkwasserimpfung, die bei der Gumboro- oder der ND-Impfung genutzt wird, schnell zu unzureichenden Impfresultaten in der Herde kommen, wenn beispielsweise nicht alle Nippel in der Tränkelinie gängig sind. Ein weiteres Problem ist der unzureichende Wasserentzug vor der Impfung. Hier kann es dazu kommen, dass sich in den Tränkelinien noch Restwasser befindet und ein Teil der Tiere während der Impfung das reine Tränkewasser und nicht die Impfstofflösung aufnimmt. Zudem müssen die Lebendimpfstoffe in der Regel binnen zwei Stunden von den Tieren aufgenommen werden, da sie nach dieser Zeit absterben. Befindet sich also noch Restwasser im Tränkesystem, so kann es vorkommen, dass der Impfstoff abstirbt, bevor er von den Tieren aufgenommen werden kann. Zusätzlich sollte vor jeder Impfung eine gründliche Reinigung der Tränkeeinrichtungen stattfinden, da Schmutz und Biofilme die Impfung negativ beeinflussen können. Es ist allerdings sehr wichtig, das Tränkesystem nach einer Reinigung ordentlich zu spülen, denn beispielsweise auch Chlor, welches in vielen Mitteln zur Tränkereinigung beigesetzt ist, lässt den Impfstoff absterben. Auch Spuren von Schwermetallen im Wasser können den Impfstoff schädigen. Es empfiehlt sich deshalb, bei Trinkwasserimpfungen Impfstoffstabilisatoren einzusetzen, die beispielsweise Schwermetalle und Chlor binden können.

Impfung per Spray
Eine andere Möglichkeit, um eine Massenimpfung im Feld durchzuführen ist die Impfung per Spray. Auch diese Impfung kann bei unzureichender Planung und Vorbereitung zu einem mangelhaften Ergebnis führen. Bevor geimpft wird, muss die benötigte Menge Impflösung hergestellt werden, hierbei ist nicht nur die Anzahl der Tiere, sondern auch die Menge, die das Impfgerät pro Minute versprüht zu beachten. Zudem sollte die Lüftung im Stall für die Impfung abgestellt werden, damit der Impfstoff die Tiere erreichen kann und nicht von der Lüftung aus dem Stall gesogen wird. Es ist ebenfalls empfehlenswert, die Temperatur im Stall vor der Impfung leicht zu reduzieren, hierdurch gruppieren sich die Tiere und können gezielter gesprayt werden. Verteilen sich die Tiere zu stark im Stall, kann häufig nur ein Teil der Herde zufriedenstellend geimpft werden. Ein wichtiger Faktor bei der Sprayimpfung ist die verwendete Tröpfchengröße, diese ist immer abhängig vom jeweilig eingesetzten Impfstoff. Ist die Tröpfchengröße zu klein für den Impfstoff eingestellt, kann der Impfstoff zu tief in die Atemwege eindringen und es kann zu verstärkten Impfreaktionen kommen, sind die Tröpfchen hingegen zu groß, erreicht der Impfstoff nicht den Wirkort und eine Immunreaktion unterbleibt und es wird kein Schutz ausgebildet.
In der Praxis hat es sich als sinnvoll erwiesen die Impftechniken von Zeit zu Zeit zu überprüfen. Die Trinkwasserimpfung kann beispielsweise mit Hilfe eines Farbindikators überprüft werden. Dieser kann auch bei einer „Probeimpfung“ ohne Impfstoff verwendet werden. Zur Kontrolle der Sprayimpfung hat sich Löschpapier bewährt, um das Sprühbild beurteilen zu können.

Impfung per Augentropfmethode
Eine weitere im Feld angewandte Technik zur Impfung ist die Augentropfmethode, wie sie beispielsweise bei der ILT-Impfung zum Einsatz kommt. Hierbei wird allen Tieren einzeln ein Tropfen Impflösung in ein Auge getropft. Durch diese Impfmethode kann eine gezielte Impfung aller Tiere sichergestellt werden, sie ist jedoch auch sehr zeit- und personalaufwändig. Die Impfung sollte zudem im Fall von ILT zweimalig während der Aufzucht durchgeführt werden. Werden aufgrund eines hohen Felddrucks sehr junge Tiere (unter 4 Wochen) geimpft, so können Bindehautentzündungen auftreten.


Zum Weiterlesen, melden Sie sich hier einfach für den kostenfreien Empfang des zweimonatlichen Hoftierarzt E-Magazin an. Sie erhalten den Download Link zum E-Magazin mit diesem Artikel direkt nach Ihrer Anmeldung:

 

Umgang mit erkrankten und verletzen Tieren: Hilfestellung für Schweinehalter

0

Schulungsmaterial ist ab sofort online abrufbar – Projekt mit rund 150.000 Euro gefördert

Schweinehalter bekommen ab sofort eine Hilfestellung bei der Entscheidung, wann ein Erlösen eines Tieres unausweichlich ist. Das Schulungsmaterial ist das Ergebnis eines Projektes für den korrekten Umgang mit schwer erkrankten und verletzten Schweinen an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo). Das Projekt wurde vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) mit rund 150.000 Euro gefördert. Prof. Dr. Elisabeth große Beilage, Leiterin des Projektes, übergab jetzt den Abschlussbericht an Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast und stellte die Inhalte des Schulungsmaterials vor. An dem Termin im Agrarministerium nahmen auch Dr. Karl-Heinz Tölle (Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands, ISN-Projekt GmbH) und Hubertus Berges (Landvolk Niedersachsen) und Prof. Dr. Isabel Hennnig-Pauka (TiHo) teil.

Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast bedankte sich bei den Projektpartnern und sprach auch den teilnehmenden Landwirten ihren Dank aus. Die Ministerin: „Es ist gut, dass diese wichtigen Schulungsmaterialien nun vorliegen. Die Einhaltung der Kriterien schützt die Tiere vor unnötigen Schmerzen und Leiden.“ Die Ministerin appellierte an die Betriebe, das kostenfrei vom ML bereitgestellte Material in der täglichen Arbeit im Stall zu verwenden: „Damit helfen Tierhalter nicht nur den Schweinen, sondern schützen sich selbst vor Verstößen gegen das Tierschutzgesetz.“

Prof. Dr. Elisabeth große Beilage: „Wir konnten mit dem Projekt einen weiteren, wichtigen Schritt zur Verbesserung der Versorgung kranker Schweine tun. Dass wir dieses Projekt erfolgreich abschließen konnten, verdanken wir der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Tierhaltern, die uns in dem Projekt unterstützt haben und der Facharbeitsgruppe, die sich mit großem Einsatz in die Auswertung eingebracht hat“.

Auslöser für das Projekt waren Untersuchungen in Verarbeitungsbetrieben für tierische Nebenprodukte, die gezeigt haben, dass ein Teil der angelieferten Schweine tierschutzrelevante Befunde aufweist. Zu den Mängeln, die im Umgang mit kranken und verletzten Schweinen regelmäßig festgestellt werden, gehört die zu späte oder unterlassene Tötung von schwer und unheilbar erkrankten Tieren. Genau dort setzt das Schulungsmaterial an. Denn: Für den Tierhalter ist es oft schwierig, zu beurteilen, ob bei einem erkrankten oder verletzten Tier ein weiterer Behandlungsversuch sinnvoll ist oder ob es geboten ist, das Tier von seinen Schmerzen zu erlösen.

An dem Projekt nahmen insgesamt 42 Betriebe teil, die 316 Tiere für die Untersuchung zur Verfügung stellten. Bei den Schweinen erfolgten klinische Untersuchungen zur Erhebung der Krankheitssymptome und Untersuchungen der strukturellen Veränderungen der Organe und Gewebe, die Befunde wurden dokumentiert und Foto- und Videomaterial erstellt. Nach einer Bewertung durch 26 Experten mit ausgewiesenen Fachkenntnissen aus verschiedenen Bereichen der Tiermedizin oder Landwirtschaft, erfolgte die Auswertung. Für insgesamt sieben relevante Krankheits-/Verletzungskomplexe definierte das Team der TiHo spezifische Kriterien, die Tierhalter und Tierärzte zukünftig bei der Entscheidung über eine Tötung berücksichtigen können und die es erlauben, eine rechtzeitige von einer zu späten Tötung abzugrenzen. In der Schulung werden krankheits- und verletzungsspezifische Befunde und Befundausprägungen mit umfangreichem Foto- und Videomaterial dargestellt. Dabei handelt es sich unter anderem um Krankheits-/Verletzungskomplexe am Bewegungsapparat wie Lahmheit oder auch des Atmungstraktes sowie um Beeinträchtigungen des Ernährungszustandes.

Dr. Karl-Heinz Tölle: „Kranke oder verletzte Tiere können in jedem Haltungssystem auftreten – ausschlaggebend ist der richtige Umgang mit diesen Tieren. Die Entscheidung, wann die Nottötung eines kranken Schweines geboten ist, muss bei jedem Einzelfall genau abgewogen und dann fachgerecht umgesetzt werden – im Sinne des Tierschutzes. Die im Projekt erarbeiteten Ergebnisse bieten eine wertvolle Hilfestellung und bringen ein Stück weit Entscheidungssicherheit, indem zahlreiche Grenzfälle mit Bildern beschrieben und eingeordnet wurden.“

Hubertus Berges: „Die Umsetzung dieses Erkenntniszuwachses in die Praxis kann nur gemeinsam mit den praktizierenden Tierärzten und den Tierhaltern gelingen. Als Landvolk stehen wir hier selbstverständlich flankierend zur Verfügung.“

Das Schulungsmaterial zum Projekt steht ab sofort zum Download bereit unter: https://www.ml.niedersachsen.de/download/179097 . Der Abschlussbericht des Projektes „Sofortmaßnahmen zur Vermeidung länger anhaltender erheblicher Schmerzen und Leiden bei schwer erkrankten/verletzten Schweinen durch rechtzeitige Tötung“ ist über die ISBN-Nummer 978-3-86345-609-2 verfügbar.

Quelle: Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Ökologische Wasserreinigung in Aquakulturen – mit weniger Aufwand!

0

Forscher und Forscherinnen des Instituts für Wasser- und Energiemanagement (iwe) der Hochschule Hof wollen den Arbeits- und Materialeinsatz unter anderem bei der Bewirtschaftung von Teichanlagen senken. Gelingen soll dies mit Hilfe biologisch abbaubarer, sogenannter „Aufwuchskörper“ zur Wasserreinigung. Diese könnten konventionelle Reinigungselemente aus Plastik schon bald ersetzen und somit auch Mikroplastik in Wasser und Fischen reduzieren. Das Forschungsprojekt dazu läuft seit April 2021.

Die Aquakultur gehört zu dem am schnellst wachsendem Lebensmittelsektor mit einer jährlichen Produktion im Wert von 250 Milliarden US-Dollar. Aufwuchskörper sind dabei nicht wegzudenken: Durch ihre große Oberfläche auf welcher Bakterien siedeln, helfen sie giftiges Ammonium und Nitrit in weniger schädliches Nitrat umzuwandeln. Gleichzeitig wird so Wasser gespart und die Umwelt geschützt. Doch bestehen Aufwuchskörper in der Regel aus Plastik oder anderen erdölbasierten Kunststoffen. „Ihr Recycling ist aufwändig und Plastik in den Weltmeeren und Gewässern stellt die Menschheit vor eine große Herausforderung – aus Plastik kann schließlich Mikroplastik entstehen, das wir über unser Essen selbst wieder zu uns nehmen und das in jedem Fall schädlich auf die Umwelt und ihre Organismen einwirkt“, erklärt Dr. Harvey Harbach, Verantwortlicher für den Forschungsbereich Aquaponik an der Hochschule Hof.

Biokunststoff statt Plastik
Generell gilt es deshalb Stoffe zu finden, welche konventionelles Plastik ersetzen können. Im Fall der Aufwuchskörper bietet sich als Werkstoff der Einsatz von Biokunststoff an. Ein Forscherteam des Instituts für Wasser- und Energiemanagement (iwe) der Hochschule Hof um Projektleiter und Ideengeber Dr. Harvey Harbach beschäftigt sich genau damit: In Zusammenarbeit mit dem ebenfalls an der Hochschule Hof ansässigen Institut für Biopolymerforschung (ibp) und einem Wirtschaftsunternehmen aus Franken werden seit Anfang April 2021 unter dem Projektnamen „BioBioCarrier“ vollständig biologisch abbaubare Aufwuchskörper für die biologische Wasseraufbereitung entwickelt. Gefördert wird das bis 2023 laufende Projekt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des zentralen Innovationsprogrammes Mittelstand (ZIM).

Test verschiedener Materialien
„Die Schwierigkeiten im Projekt liegen bei der richtigen Auswahl der Biopolymere und der damit verbundenen Abbaubarkeit im Wasser. Der neue Aufwuchskörper darf sich nicht zu schnell im Süßwasser abbauen“, erklärt Projektmitarbeiterin Frau Christin Baumgart. Durch die Kombination von verschiedenen Polymeren miteinander sollen neue Eigenschaften generiert werden: „Das bedeutet, dass die biologische Abbaubarkeit in Wasser angepasst werden kann.“ Die bisherigen Ergebnisse sehen jedoch vielversprechend aus. Entsprechend konnten bereits Fortschritte erzielt und Lösungswege identifiziert werden. Bis zur Marktreife müssen jedoch noch einige Hürden genommen werden: “Bei der Auswahl der Stoffe wird darauf geachtet, dass diese nicht gesundheitsschädlich sind. Da die Anwendung in der Aquaponik stattfindet, müssen die Stoffe auch für die Fische und Pflanzen geeignet sein. Das bedeutet, dass hier ein großes Augenmerk auf die Unbedenklichkeit der Stoffe gelegt wird, alle biologisch abbaubar und sogar biobasiert sein sollten“. Ferner müsste „aber auch die biologische Abbaubarkeit noch ausführlich betrachtet werden, damit diese sich in dem vorgegebenen Zeitrahmen zersetzen.“

Neuentwicklung winkt
Eine entscheidende Herausforderung im Projekt, die aber einen Durchbruch innerhalb der betroffenen Industrie bedeuten könnte, könnte letztlich eine Neuentwicklung liefern, an der man derzeit in Hof arbeitet: „In aquaponischen Systemen müssen in regelmäßigen Abständen Nährstoffe zugegeben werden, ohne die Pflanzen nicht oder nur schlecht wachsen können. Unsere Idee ist es, den biologischen Abbau des Produktes mit dem Freisetzen der für die Pflanzen benötigten Stoffe zu kombinieren. Dies würde folglich die Arbeitszeit reduzieren und die Wirtschaftlichkeit verbessern“, so Dr. Harbach. Und weiter: „Zurzeit sind keine vergleichbaren Produkte auf dem Markt. Hier würde es sich um eine echte Innovation handeln. Wir arbeiten auf Hochtouren und rechnen schon bald weiteren Ergebnissen“.

Quelle: Hochschule Hof – University of Applied Sciences