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Klöckner: Auch bei verarbeitetem Ei Informationen zur Haltung geben

Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, hat sich für eine verpflichtende Kennzeichnung eihaltiger Lebensmittel mit der Haltungsform der Legehennen ausgesprochen.

Bundesministerin Julia Klöckner: „Anhand der entsprechenden Kennzeichnung auf rohen Eiern und den Eierpackungen können Verbraucher heute erkennen, wie die Legehennen gehalten wurden. Beim Kauf etwa von Ostereiern, Frischei-Nudeln, eihaltiger Backwaren oder Mayonnaise geht diese Information jedoch verloren, da das Ei als weiterverarbeitet gilt. Hier setze ich mich für mehr Transparenz ein. Viele Lebensmittelhersteller geben zwar bereits freiwillig eine Kennzeichnung auf verarbeiteten Eiprodukten an. Besser wäre aber, die bestehende Kennzeichnungspflicht für unverarbeitete Eier auf alle Produkte, in denen Eier verarbeitet wurden, zu erweitern. Denn nur so kann auch in diesem Bereich eine bewusste und gut informierte Kaufentscheidung getroffen werden.

Ich werde mich dazu an die Europäische Kommission wenden, denn eine Regelung auf Ebene der EU wäre am sinnvollsten. Wenn die Kommission das weiterhin aber anders beurteilt, müssen und werden wir die Möglichkeiten auf nationaler Ebene weiter verfolgen.“

Hintergrund:
Das allgemeine Kennzeichnungsrecht sieht eine solche Pflicht zur Kennzeichnung nicht vor. Zudem besteht seitens der EU-Kommission und der anderen Mitgliedsstaaten bislang keine Bereitschaft zur Änderung des EU-Rechts. Eine nationale Kennzeichnungsregelung ist unter bestimmten rechtlichen Voraussetzungen grundsätzlich möglich. Eine solche wäre gegenüber der Europäischen Kommission und der Welthandelsorganisation zu notifizieren.

Verbraucherinnen und Verbraucher, die Käfigeier vermeiden wollen, können sich bisher an privaten Initiativen, wie mit dem KAT-Siegel „Tierschutz geprüft“ gekennzeichneten Lebensmitteln orientieren oder für Produkte aus dem ökologischen Landbau entscheiden.

Quelle: BMEL

Tipp aus der Praxis: Brottrunk für Legehennen

Elfried Rieken aus Aurich, Ostfriesland, nutzt für seine rund 16.000 Legehennen den Brottrunk von der Firma Kanne. Der Brottrunk wird über eine spezielle Düse in kleinen Dosierungen dem Körnerfutter frisch zur Fütterung in der Futterkette beigemischt. „Ich mache das, seitdem die Hennen vor einiger Zeit eine Rotlauf-Infektion durchmachten. Durch den Befall mit Schweinerotlaufbakterien bekommen die Hennen Fieber, Durchfall und können auch durch die körperliche Schwächung sterben. Die Sterberate steigt überproportional an. Dr. Hiller von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gab mir den Tipp, Brottrunk einzusetzen. Anfangs bekamen die Hennen ihn zur freien Aufnahme. Damit waren die Auswirkungen der Rotlauferkrankung schnell auf ein Minimum gemindert. Doch die Tiere sehen damit so gut aus, dass ich den Brottrunk weitergebe. Er tut den Tieren einfach gut, das Gefieder ist topp und die Tiergesundheit erheblich besser“, sagt Elfried Rieken.

Doch was enthält der Brottrunk, weshalb er so gut wirkt? Brottrunk entsteht durch die Fermentation von Brot, bei Kanne von einem extra zu dem Zweck gebackenen Bio-Vollkornbrot. Nach dem Abschluss dieser Fermentation wird der Brottrunk gefiltert und abgefüllt. Das zurückbleibende Filtrat enthält Aminosäuren, Vitamin B12 und weitere Vitamine sowie vor allem Milchsäure. Zur normalen Bakterienbesiedlung des Geflügeldarms gehören Milchsäurebakterien, da diese für den mikrobiellen Aufschluss des Getreidekorns benötigt werden. Die bei der Getreidefermentation entstehenden Milchsäurebakterien können einen Beitrag zur Vielfalt des Darmmikrobioms leisten und unterstützen daher die Gesundheit des Geflügels. Die Firma Kanne gibt zudem an, dass die speziellen Stämme der Brotsäurebakterien, anzusiedeln im Bereich der Laktobakterien, in der Lage sind Proteine höher aufzuschlüsseln, bzw. verfügbarer zu machen. Das bedeute eine bessere Ausnutzung der errechneten Ration. Die durchschnittliche Futtereinsparung im Bereich Legehennen, Masthähnchen beträgt laut Firmenaussage ca. 3-4 %. Die Leistungsparameter würden durch geringere Fressmengen in keinem Fall negativ beeinflusst. Im Gegenteil, Legeleistungen, Tageszunahmen und allgemeiner Gesundheitsstatus der Herden würden stabilisiert.

Bei 16.000 Legehennen benötigt Elfried Rieken je Durchgang mehrere 1000 Liter Brottrunk, den er in großen Containern zu 600/1000 Litern bestellt. Die Anwendungsempfehlung liegt für Legehennen je Tier bei nur 2 ml pro Tag. Das Futter wird mit dem Brottrunk nur ganz leicht befeuchtet, so dass es nicht klumpen kann. Trotzdem empfiehlt Elfried Rieken, zu Beginn der Fütterung einen Blick in den Zulauftrichter zu werfen, um etwaige Futterbröckchen gleich zu zerkleinern. „Ebenfalls wichtig ist beim Einsatz von Brottrunk, dass aus dem Futter das Natriumbicarbonat heraus genommen wird. Bliebe es enthalten, würde es die säuernde Wirkung des Brottrunks aufheben bzw. abpuffern und die Wirkung wäre nicht da“, rät der Landwirt.

Abgesehen von der Fütterung gibt es noch weitere Einsatzmöglichkeiten für den Brottrunk. Einer ist die Vernebelung im Stall zu Desinfektionszwecken. Diese Maßnahme senkt den pathogenen Keimdruck in den Geflügelstallungen. Elfried Rieken praktiziert auch das schon seit einiger Zeit: einmal in der Woche vernebelt er ca. 1 Liter Brottrunk für 100 m². Bei der Neubelegung empfiehlt der Hersteller Kanne ein einmaliges Einnebeln/Eingießen der Flächen.

Quelle: Dr. Heike Engels

Langzeitstudien zur Insektenpopulation in Sachsen-Anhalt

Interview mit Dr. Mark Frenzel, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung

Herr Dr. Frenzel, seit zehn Jahren untersuchen Sie die Insektenpopulation in Sachsen-Anhalt. Kann man das so einfach sagen?

Ja, aber um das besser einordnen zu können, muss man noch ein paar Details nennen. Wir konzentrieren uns im Rahmen des TERENO-Projektes der Helmholtz-Gemeinschaft auf sechs Landschaften in Sachsen-Anhalt von je 4×4 Kilometer Größe, die überwiegend agrarisch geprägt sind, mit 70% bis 95% landwirtschaftlicher Nutzung.

Dort untersuchen wir mit sogenannten Passiv-Fallen, alles was in diese Fallen reingeht. Die Fallen sind jedes Jahr jeweils sechs Wochen im frühen Sommer und sechs Wochen im späten Sommer aktiv.

Die Auswertung der gefangenen Insekten ist eine große Herausforderung, da die Insekten sortiert und bestimmt werden müssen. Bei der Krefelder Studie von 2017 ist das z. B. auch ein ganz großes Manko. Dort wurden über viele Jahre tausende von Proben gesammelt, die man aufgrund des Zeitaufwandes manuell nicht mehr sortieren kann. Und nach dem Sortieren, kommt noch die Bestimmung durch Spezialisten hinzu. Diese Spezialisten werden in Deutschland eher weniger als mehr, weil das ein Zweig ist, der forschungsmäßig nicht belohnt wird.

Deswegen müssen wir, wenn es um die Bestimmung geht, zukünftig mehr und mehr genetische Methoden nutzen und sind damit beim sogenannten Barcoding. Das bedeutet, dass man einen bestimmten Teil aus der genetischen Information analysiert und artspezifische Sequenzen identifiziert. Man legt für jede einzelne Art einen sog. Bibliothekseintrag an und kann dann durch den Abgleich mit entsprechenden Datenbankeinträgen auf automatisiertem Weg die Art-Identität feststellen.

Bei unseren Untersuchungen in Sachsen-Anhalt können wir nur einen Teil der Insekten bearbeiten, und zwar hauptsächlich Wildbienen. Da brauchen wir vom Sammeln im Gelände, bis wir wissen, wie viele Individuen von welcher Art in der Falle A zum Zeitpunkt B waren, mindestens eineinhalb Jahre.

Darf ich noch mal zurück zu Ihren Flächen? Sie haben ausschließlich landwirtschaftlich genutzte Flächen, nicht irgendeine Kontrollfläche an der U-Bahnstation etwa?

Das Problem der Kontrollen bei diesem Monitoring-Design ist schwierig: was sollte die Kontrolle sein? Unsere Landschaft setzt sich einfach aus ganz unterschiedlichen Lebensräumen zusammen.  Wenn ich sage, ich will nicht Landschaften untersuchen, sondern kleine Versuchsflächen, von z. B. 100 x 100 Meter, kann ich die mitten in ein Feld legen. Dann muss ich aber auch sicher sein, dass ich nur die Tiere und Pflanzen aufnehme, die auch an diesen Lebensraum gebunden sind. Sobald ich fliegende Insekten habe, geht das natürlich so nicht mehr. Wenn ich aber einen größeren Landschaftsausschnitt wähle, habe ich mal Hecken drin, mal Wege oder manchmal auch kleine Forste, die unterschiedlichsten Dinge eben. Bei fliegenden Insekten kann ich die alle nicht ausschließen und insofern ist eine Kontrolle auf Landschaftsebene mit diesem Design nicht machbar.

Und Sie konzentrieren sich nur auf Fluginsekten, hauptsächlich Bienen oder Bestäuber? Welchen methodischen Ansatz haben Sie gewählt?

Passiv-Falle

Die erste Auswahl ist immer der Fallentyp. Unsere Fallen sind kombinierte Flugfallen in etwa 1,2 Meter Höhe über dem Erdboden: große gelbe Trichter mit 25 cm Durchmesser, mit zwei gekreuzten Plexiglasscheiben über dem Trichter. So setzen wir einmal auf die Attraktion, denn die Falle wirkt von Weitem wie eine riesige Löwenzahnblüte, was natürlich besonders für Bestäuber interessant ist. Der zweite Punkt ist – deshalb kombinierte Flugfalle – das Plexiglas. Die Scheiben wirken wie unsichtbare Hindernisse für umherfliegende Insekten, die gegen die Scheiben stoßen und dann in den Trichter fallen. Im Trichter befindet sich eine wässrige Lösung mit einem leichten Konservierungsmittel.

Dadurch konzentrieren wir uns auf fliegende Insekten. Im zweiten Schritt haben wir ausgewählt, welche Insektengruppen wir überhaupt bearbeiten können und welche gleichzeitig mit einer Ökosystem-Funktion oder -Leistung verbunden sind, die wir als Menschen wichtig empfinden. Deshalb haben wir zu Beginn des Monitorings u.a. für Wildbienen entschieden, da sie als Bestäuber eine wichtige, sehr diverse und auch sehr spezialisierte Gruppe darstellen. Wir haben in Deutschland etwa 570 Arten von Wildbienen, die nur Spezialisten unterscheiden können. Neben den Wildbienen untersuchen wir noch Schwebfliegen und Laufkäfer. Wildbienen stellen quantitativ den größten Anteil.

In diesem Jahr haben wir in dem Deutschen Netzwerk für ökologische Langzeitforschung (www.LTER-D.de), eine gemeinsame Initiative zum Insektenmonitoring gestartet, bei der wir den Fallentyp einsetzen, der auch in der Krefelder Studie verwendet wird. Die sogenannte Malaise-Falle sieht aus wie ein Zelt und ist sehr ergiebig. Es gibt beispielsweise auch eine globale Initiative, bei der Malaise-Fallen verwendet werden. Wir haben in diesem Frühjahr angefangen, deutschlandweit solche Fallen an etwa 70 Standorten aufzustellen. (Wenn wir 100% statistisch saubere und repräsentative Ergebnisse wollten, müssten wir 1.000 bis 1.500 Fallen aufstellen, wie das Bundesamt für Naturschutz Anfang der 2000er Jahre mal für die „ökologische Flächenstichprobe“ in Deutschland berechnet hat.)

Mallaisefalle

Der Vorteil des zweiten Fallentyps ist, dass man mit 80-prozentigem Äthanol arbeiten kann, um die gefangenen Tiere sofort so zu konservieren, dass die DNA nicht von Pilzen oder Bakterien zerschnitten wird. Allerdings sind die analytischen Methoden derzeit noch in der Feinjustierung und man braucht für das (Meta-) Barcoding ein finanzkräftiges Projekt im Hintergrund.

Aber wenn Sie schon zehn Jahre bei der Arbeit und noch nicht ganz fertig sind, wann wäre denn ein solches Großprojekt abgeschlossen?

(Lacht) Monitoring hat in den seltensten Fällen den Anspruch irgendwann beendet zu sein. Es geht genau darum, Umweltveränderungen zu beobachten, da sich unsere Umwelt rapide und ständig verändert. Zehn Jahre mögen für eine bestimmte Fragestellung ausreichen, aber damit können wir nicht voraussagen, was in Zukunft passieren wird.

Bevor wir zu Ihren Zwischenergebnissen kommen: im Vorgespräch erwähnten Sie, dass Sie zunächst mal das „Grundrauschen“ ausfiltern mussten. Was müssen wir darunter verstehen?

Die Populationsschwankungen von Insektengemeinschaften sind sehr stark durch Witterungseinflüsse bedingt. Wenn es eine Kälte- oder Regenperiode gibt, sind die Tiere nicht nur weniger aktiv, sondern das ist auch Grundlage für den Vermehrungserfolg. Erwachsene Wildbienen leben nur relativ kurze Zeit, etwa in der Größenordnung von drei, vier Wochen. In dieser Zeit müssen sie ihre Vermehrung abschließen. Wenn das in eine Schlechtwetterperiode fällt und sie dann nicht entsprechend fliegen können oder nicht genug Pollen finden, um ihn in den Brutzellen einzulagern, dann wird man diese Schwankung allerspätestens im nächsten Jahr sehen.

Wenn es Regenzeiten gibt, haben wir weniger Tiere in den Fallen und wenn das Wetter gut ist, ist es wahrscheinlich, dass wir auch wesentlich mehr Tiere in den Fallen finden. Diese abiotischen Rahmenbedingungen sind ausschlaggebend dafür, was wir in den Fallen haben. Wenn wir sagen, uns interessiert nur die Landwirtschaft oder der Pestizideinsatz, dann müssen wir zunächst versuchen, diese ganzen witterungsbedingten Schwankungen mit ziemlich aufwändigen Statistik-Methoden herauszurechnen, um dann die Restvariation mit bestimmten anderen Umwelteinflüssen in Zusammenhang zu setzen, von denen wir glauben, dass sie einen Einfluss haben. Deswegen braucht man erst mal eine ganze Reihe von Jahren, um aus diesem Rauschen irgendwelche Trends rausfiltern zu können.

„Man kann visuell Kurven betrachten und sagen „ja, für mich sieht das nach einem Trend aus“. Wenn man dann versucht dies statistisch von Zufällen zu trennen, muss man sagen „nein, was für mich wie ein Trend aussieht, ist es nach den Gesetzen der Statistik einfach nicht“.

Trauen Sie sich denn nach zehn Jahren eine Bewertung zu?

Ja, es gibt schon ein paar Dinge, die wir aus den Daten mittlerweile rauslesen können. Wenn man ganz einfache Größen nimmt, wie: hat sich die Anzahl der gefangenen Tiere oder die Anzahl der Arten insgesamt über die Jahre geändert, könnte etwas dran sein, aber wir können es statistisch noch nicht unterlegen. Man kann visuell Kurven betrachten und sagen „ja, für mich sieht das nach einem Trend aus“. Wenn man dann versucht dies statistisch von Zufällen zu trennen, muss man sagen „nein, was für mich wie ein Trend aussieht, ist es nach den Gesetzen der Statistik einfach nicht“.

Aus diesen einfachen Größen können wir auf Anhieb nicht schließen, dass sich Wesentliches verändert hat. Deswegen müssen wir mit relativ komplizierten statistischen Methoden rangehen und viele statistische Modelle zu rechnen, um zu sehen, wo es welche Einflussfaktoren gibt.

Wir haben so beispielsweise herausgefunden, dass unsere Untersuchungsgebiete, in denen es durchschnittlich wärmer ist, mit einem leichten Artenverlust zu kämpfen haben. Bei Insekten denkt man oftmals, weil sie wechselwarm sind, kann es ihnen gar nicht warm genug sein. Aber insbesondere wegen ihrer artspezifischen enzymatischen Ausstattung bevorzugen sie einen bestimmten Temperaturbereich. Es gibt z. B. Wintermücken, die in der kalten Jahreszeit aktiv sind, wenn andere Insekten inaktiv sind. So entkommen diese Mücken vielen Räubern.

Bei allen Insekten ist es so, dass sie bestimmte Temperaturen nicht mehr gut vertragen und dabei gibt es eine andere schöne Korrelation, nämlich Köpergröße. Haben Sie eine Idee, wer sich zuerst bei höheren Temperaturen zurückzieht? Kleine oder große Insekten?

Die Großen.

Richtig, das ist wie bei korpulenten Menschen, die schneller schwitzen und weniger gut mit Hitze umgehen können, weil das Verhältnis von Volumen zu kühlender Oberfläche ungünstiger ist. So ist das beispielsweise auch bei Hummeln: Hummeln sind sehr groß, haben eine pelzige Körperbehaarung und können auch noch bei relativ frischen Temperaturen unterwegs sein. Hummeln sind auch diejenigen, die in den Alpen am höchsten klettern, weil sie eben mit niedrigen Temperaturen gut umgehen können.  Wenn es allerdings zu warm wird, machen sie nichts mehr, weil sie sonst einen Hitzekollaps bekämen.

Deswegen prognostizieren wir, dass die größeren Arten mit der Klimaerwärmung aus bestimmten Gebieten verschwinden werden. Wer mit der Erwärmung nicht mithalten kann, muss entweder in kühlere Regionen ausweichen oder die Arten sterben einfach aus. Beispielsweise wandern in den Bergen die klimatischen Höhenstufen mit der Klimaerwärmung nach oben, aber am Gipfel ist Schluss mit weiteren Ausweichmöglichkeiten.

Was wir im Weiteren festgestellt haben, hat mit der Struktur der Landschaften zu tun. Wir haben das mit Oberflächenmodellen gerechnet, mit hügeligen oder glatten Oberflächen. Je glatter Landschaften sind, umso stärker werden sie genutzt, weil sie bei uns in der Regel auch sehr gute Böden haben. Je „rauher“ eine Landschaft ist, umso kleinteiliger und strukturreicher ist sie und bietet daher auch mehr naturnahe Habitate. In diesem Zusammenhang konnten wir zeigen, dass strukturreiche Landschaften negative Auswirkungen von z.B. Klimaerwärmung puffern können.

„Selbst die total ausgeräumten Landschaften stehen sowohl im Hinblick auf Artenzahlen bei Wildbienen als auch bei der Anzahl Individuen teilweise ziemlich gut da. Trotz dieser Situation, selbst bei hochintensiver Landwirtschaft, können wir keine Entwarnung geben.“

Selbst die total ausgeräumten Landschaften bei uns im mitteldeutschen Trockengebiet, stehen sowohl im Hinblick auf Artenzahlen bei Wildbienen als auch bei der Anzahl Individuen teilweise ziemlich gut da. Trotz dieser Situation, selbst bei hochintensiver Landwirtschaft, können wir keine Entwarnung geben

Das Prekäre an dieser Situation zeigt sich, wenn man die Arten-Zusammensetzungen der Wildbienengemeinschaften betrachtet. Wenn es in der Ökologie um die Analyse von Gemeinschaften geht, fertigt man häufig sogenannte Dominanzdiagramme an. Das bedeutet: ich erfasse nur diejenigen Arten, die mindestens 2% der gesamten Individuen ausmachen. Dann bekomme ich nämlich die Arten, die ganz häufig auftreten.

Man stellt das in Balkendiagrammen dar, jeweils ein Balken pro Art, bis die 2%-Grenze erreicht ist. Wünschenswert aus Sicht der Ökologie ist, dass möglichst viele Arten im Diagramm auftauchen, bis diese 2%-Grenze erreicht ist. In den ausgeräumten Landschaften haben wir 8 Arten gefunden, die das Ganze dominieren, obwohl insgesamt in diesem Gebiet 150 Arten vorkommen. Acht Arten machen also die Masse aus, während alle anderen Arten den Rattenschwanz bilden, da sie jeweils nur mit wenigen Individuen vorkommen. Deshalb spielen sie bei quantitativen Interaktionen (z.B. Bestäubung) meist keine große Rolle. Wenn dann aber von den acht Arten, zwei schon 40% aller Individuen stellen und es einen steilen Abfall gibt, von Rang eins zu Rang zwei zu Rang drei, dann ist die Gemeinschaft unbalanciert.

Wir sehen auch, dass diese dominanten Arten überwiegend generalistische Arten sind, die mit allen möglichen Bedingungen zurechtkommen. Es fehlen dann jedoch die Spezialisten, von denen ich aber auch nie erwarten würde, dass sie die Hauptmasse der Insekten stellen werden. Es ist zwar toll, dass wir so viele Individuen, auch in den ausgeräumten Landschaften, haben, aber es ist eben keine stabile Gemeinschaft, die z. B. die Bestäubungsfunktionen gut abdeckt.

Darf ich mal etwas provokantes sagen? Ich hätte gerne die Bestäuber, aber auf Schnaken, Zecken und Anopheles könnte ich gut verzichten. Sind denn tatsächlich alle Insekten auch für uns, in irgendeiner Weise, wichtig?

Da muss man über zwei Aspekte diskutieren. Da wäre einmal der anthropozentrische Ansatz, der in Wissenschaft und Ethik sehr stark kritisiert wird. Aber ich finde den Ansatz trotzdem wichtig, da er unsere Wirklichkeit und unsere typische Weltsicht beschreibt. Menschen gestalten die Welt und definieren, was sie brauchen und was sie nicht brauchen.

Wenn wir die Welt sehr einfach betrachten, brauchen wir natürlich vieles nicht. Wenn ich aber die ökologische Brille aufsetze, können wir das nicht so einfach sagen, weil sich unsere Welt dadurch auszeichnet, dass sie hochvernetzt ist. Und wir wissen oftmals gar nicht, was passiert, wenn wir an irgendwelchen Stellschrauben drehen.

„Wir untersuchen in denselben Gebieten auch die Vogelgemeinschaften und für Vögel ist die Insektenfauna essentiell. Alle Vogelarten, ob Körner- oder Insektenfresser, brauchen für die Aufzucht ihrer Jungen hochwertiges Protein und das sind überwiegend Insekten.“

Ein Großteil der Tiere, die wir in unseren Fallen haben sind Fliegen. Fliegen sind wahnsinnig artenreich, wir haben in Deutschland um die 12.000 Fliegenarten. Auch Fliegen spielen als Bestäuber eine Rolle und kommen in wesentlich größerer Individuenzahl als Wildbienen vor. Noch spannender wird es, wenn eine weitere trophische Ebene hinzukommt: Wir untersuchen in denselben Gebieten auch die Vogelgemeinschaften und für Vögel ist die Insektenfauna essentiell. Alle Vogelarten, ob Körner- oder Insektenfresser, brauchen für die Aufzucht ihrer Jungen hochwertiges Protein und das sind überwiegend Insekten.

Zu Vogelgemeinschaften in Agrarlandschaften gibt es zum Glück Langzeitdaten und diese zeigen, dass die Zahl der Vögel dort kontinuierlich zurückgeht. Das hat meistens mit der Intensivierung von Landwirtschaft zu tun: je mehr Flächen zusammengelegt werden, je mehr Randstrukturen verschwinden, je intensiver die Kulturen behandelt werden, umso mehr schränke ich natürlich den Lebensraum ein – und der Lebensraum besteht immer aus Nahrungs- und Bruthabitat.

Von Seiten der Wissenschaft sagen wir immer: wir wissen einfach zu wenig, um die Natur ganz gezielt und ohne unvorhergesehene negative Auswirkungen manipulieren zu können. Deswegen werden die wenigsten Ökologen sagen, dass wir Stechmücken eigentlich nicht brauchen. Wir wollen uns auch nicht anmaßen, mehr als unbedingt notwendig in die natürlichen Abläufe einzugreifen.

Herr Dr. Frenzel, noch mal zurück zum Rückgang der Vogelpopulationen auf großen Agrarflächen. Hängt der nur mit dem Rückgang der Futterinsekten zusammen oder gibt es noch einen anderen Grund?

Ich würde es nicht zuspitzen auf „Rückgang in großen Flächen“. Ursprünglich kommen die typischen Agrarvögel aus Steppenlandschaften und haben sich bei uns angepasst. Es geht um zwei Dinge: Nahrungshabitat und Bruthabitat. Den Rückgang der reinen Insektenbiomasse, die für die Qualität des Nahrungshabitates für Vögel wichtig ist, hat die Krefelder Studie deutlich gezeigt. Wie weit man das auf die gesamte Fläche von Deutschland extrapolieren können, ist nicht klar, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass dieser Trend die Ausnahme und nicht die Regel in Deutschland ist.

Die hauptsächliche Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft hatten wir in den 70er-, 80er-Jahren. Danach wurde immer weiter an den feinen Stellschrauben gedreht, beispielsweise an der Halmdichte. Wenn die aber sehr hoch ist, findet beispielsweise eine Feldlerche keinen Brutplatz mehr im Feld. Natürlich spielt ebenso die Zahl und Art der Chemikalienapplikationen für brütende Vogel eine Rolle. Und genauso die Art und Anzahl von Randstrukturen in der Agrarlandschaft, die als Bruthabitat geeignet sind.

Haben Sie denn auch einen Lösungsvorschlag?

Die Lösungsansätze sind seit vielen Jahren klar. Auf jeden Fall ist eine heterogene Landschaft wichtig. Blühstreifen und ähnliche Agrarumweltmaßnahmen sind klasse, wenn sie permanent sind, wenn man an manchen Stellen die Natur nicht ganz so stark reguliert. Ich sehen bei meinen Geländearbeiten sehr oft, dass auch die Feldränder regelmäßig gemäht werden, damit der Wildsamendruck auf das Feld möglichst minimiert wird, dass die Hecken regelmäßig zurück geschnitten werden und dass von Jahr zu Jahr versucht wird, noch ein wenig dichter an Feldwege heran zu pflügen.

Beim Zurückdrängen der Natur, was wir erfolgreich in den letzten Jahrhunderten praktiziert haben, müssten wir den Rückwärtsgang einlegen. Weil es oftmals auch um vernetzende Elemente geht, reicht es nicht in einer Agrarsteppe einen Fleck von 100 x 100 Metern zu haben, wo man das „ökologische Paradies“ wiederherstellen möchte. Das muss von den gewünschten Tier- und Pflanzenarten erst mal entdeckt werden! Bei öffentlichen Wegen In der Agrarlandschaft sollte man die Abmessungen kontrollieren, also die ursprünglichen Breiten, und an den Rändern wieder mehr Natur, sogenannte Unkräuter und Wildblumen, zulassen.

Insgesamt können wir die Entwicklung natürlich nicht zudrehen. Wir sind eine bestimmte Ebene der Versorgung und auch ein bestimmtes Preisgefüge gewohnt und wenn sich da nichts radikal ändern darf, können wir auch nur bis zu einem gewissen Grad Maßnahmen ergreifen, die den negativen Einfluss menschlicher Aktivität in der Landschaft abschwächen.

Kürzlich habe ich gelesen, man müsste eigentlich mitten im Feld, statt am Rand, Blühstreifen anlegen, weil viele Insekten gar nicht so weit fliegen könnten, um den gegenüberliegenden Feldrand zu erreichen.

Das ist völlig richtig. Untersuchungen hierzu haben ergeben, dass Agrarumweltmaßnahmen in sehr intensiv genutzten, ausgeräumten Agrarlandschaften nicht sehr sinnvoll sind, sondern eher dort, wo der Anteil naturnaher Flächen höher, die Feldgröße kleiner und eher eine mittlere Nutzungsintensität gegeben ist.

Man muss immer den räumlichen Bezug im Auge haben. Versuche ich irgendwo die Insel der Glückseligen oder eher ein mosaikförmiges Netzwerk zu kreieren? Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass attraktive Strukturen in für Insekten wahrnehmbarer und machbarer Entfernung liegen müssen, um diese Netzwerkfunktion zu erfüllen.

„Etwa 7.800 Insektenarten stehen als bestandsgefährdet auf der Roten Liste. Das heißt aber nicht, dass es in der Vergangenheit einen Zeitpunkt gegeben hätte, an dem keine der 30.000 Arten auf einer Roten Liste gestanden hätte.“

Zum Schluss noch eins: ich lese öfter, laut Roter Liste seien viele Wildbienen schon ausgestorben oder bedroht. Andererseits lese ich, zuletzt sei eine Wildbienenart 1948 ausgestorben und bei den bedrohten Arten wären in den letzten X Jahren nur wenige hinzugekommen. Das verwirrt mich.

Die Roten Listen muss man aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, weil es durchaus sein kann, dass bei uns eine Art am Rande ihres Verbreitungsraumes und deshalb nicht so stabil ist. In einem Nachbarland muss dieselbe Art aber überhaupt nicht gefährdet sein. Das hat auch damit zu tun, dass Tiere keine stationären Lebewesen sind. Sie bewegen sich als Individuen und auch als Populationen. Die Wildbienen haben komplexe Anforderungen an Brutraum und Nahrungsraum, beide müssen jeweils im Aktionsradius der Tiere zusammenfallen.  Und wenn wir durch unser Einwirken immer mehr für Entkopplung sorgen, dann haut das nicht mehr so hin.

Es gibt etwa 30.000 Insektenarten in Deutschland. Davon stehen etwa 7.800 als bestandsgefährdet auf der Roten Liste. Das heißt aber nicht, da lehne ich mich jetzt ein bisschen aus dem Fenster, dass es in der Vergangenheit einen Zeitpunkt gegeben hätte, an dem keine der 30.000 Arten auf einer Roten Liste gestanden hätte. Weil wir durch Klimaveränderungen in der Vergangenheit natürlich auch immer Ausbreitungsbewegungen und Schrumpfungen hatten. Wir können aber trotzdem mit absoluter Sicherheit festhalten, dass menschliches Handeln die wichtigste Ursache für die Bedrohung anderer Arten ist, weil wir deren Lebensraum in Anspruch nehmen und modifizieren.

Das kam ja auch bei dem kürzlich veröffentlichte IPBES-Bericht (IPBES: Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services = Welt-Biodiversitätsrat)) heraus. Es wird vermutet, dass es inklusive aller unbeschriebenen, unentdeckten Arten um die acht Millionen Arten auf der Welt gibt und laut IPBES können wir davon ausgehen, dass etwa eine Million Arten in ihrem Bestand bedroht sind. Entweder durch den Klimawandel, den wir ja auch sehr stark antreiben, oder durch das Bevölkerungswachstum. Viele Kurven zum Zustand unseres Planeten können Sie nebeneinander legen – ob das jetzt CO2-Ausstoß oder „Rückgang von“ ist – und Sie stellen fest, sie korrelieren allesamt wunderbar mit der Kurve des globalen menschlichen Bevölkerungswachstums.

Herr Dr. Frenzel: herzlichen Dank für das Gespräch!

Tiergesundheitsbranche in Bewegung

Neue regulatorische Rahmenbedingungen und Veränderungen in Tierhaltung und Veterinärlandschaft wirken auf das Geschäftsumfeld – Sorge über zurückhaltende Impfbereitschaft der Tierhalter

Neue regulatorische Rahmenbedingungen und Veränderungen in Tierhaltung und Veterinärlandschaft wirken auf das Geschäftsumfeld. Wie der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) anlässlich seiner Frühjahrsveranstaltung in Köln mitteilte, ergibt sich für den Tierarzneimittelmarkt in Deutschland eine stagnierende Marktentwicklung von 0,24% bei einem Gesamtmarkt von 813 Mio. Euro. Ein innovationsfreundliches Geschäftsumfeld mit klaren Rahmenbedingungen ist unabdingbar, um auch künftig moderne Lösungen für die Gesundheit sowie die Lebensqualität von Tieren und auch Menschen bereitstellen zu können.

Wichtig ist die gesellschaftliche Anerkennung für den Nutzen der Tiergesundheit zu erreichen und aktuelle Impulse des Sektors aufzunehmen, betonte Dr. Sabine Schüller, Geschäftsführerin des BfT.

Die Teilmärkte entwickelten sich wie folgt: Pharmazeutische Spezialitäten +7,0%, Biologika -2,3%, Antiparasitika -3,2% und Antiinfektiva -5,1%. Der Anteil des Kleintiersegmentes macht 54% und der des Nutztiersegmentes 46% aus. Wesentliche Treiber für das Wachstum im Gesamtjahr sind Produkte im Kleintierbereich, allen voran solche zur Behandlung von Haut- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die leicht positive Entwicklung des Impfstoffsegmentes aus dem Vorjahr hat sich nicht fortgesetzt. Vorbeugende Maßnahmen, wie Impfungen, wurden durch die verhaltene Stimmung in der Landwirtschaft nachteilig berührt.

„Mit Sorge sehen wir die zurückhaltende Impfbereitschaft der Kleintierhalter. Viele ernste Infektionen werden durch regelmäßige Impfungen, die die Mehrheit der jeweiligen Tierpopulation wie Hunde oder Katzen erfassen, erfolgreich kontrolliert. Dies sollte nicht durch Impflücken gefährdet werden“, appellierte Schüller.

Durch neue Markteinführungen entwickelte sich der Diagnostikabereich positiv. Der Antiparasitikamarkt war geprägt durch gering ausgeprägte Saisonalität, generische Effekte und Veränderungen zum Verschreibungspflichtstatus einiger Produkte. Das Antiinfektivasegment wurde beeinflusst durch die Verunsicherung der Tierärzte mit Blick auf die Anwendungsauflagen durch die zweite Änderungsverordnung der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung. Insbesondere parenteral verabreichte Antibiotika waren nach Inkrafttreten der Verordnung im deutlichen zweistelligen Prozentbereich rückläufig. Die orale Medikation stagniert auf niedrigem Niveau. Pharmazeutische Spezialitäten tragen erneut mit einem Wachstum von 7% auf 299 Mio. Euro wesentlich zu der Entwicklung des Gesamtmarktes bei.

Zwei wesentliche Rechtsvorhaben, das europäische Tierarzneimittelpaket und die zweite Änderungsverordnung zur Tierärztlichen Hausapothekenverordnung bestimmten im vergangenen Jahr die Rahmenbedingungen. Sie müssen in ihren praktischen Auswirkungen weiter intensiv gestaltet werden. Mit rund 800 Mio. Euro zählt Deutschland zu den führenden Märkten in Europa. Wie Schüller ausführte, zeigt die abflachende Marktentwicklung in den vergangenen Jahren aber, dass ein Fokus auf eine faktenbasierte Regulierung und eine offene Innovationskultur für den Tiergesundheitssektors notwendig sind, um auch künftig Tierarzneimittel und das Know-How der Tiergesundheitsunternehmen in vollem Umfang einsetzen zu können. Im Kontext der Kontrolle der Resistenzentwicklung beim Menschen trägt der Sektor strikte Maßnahmen zur Anwendung und Kontrolle von Antibiotika mit. Die Antibiotikaabgabemengen in der Tiermedizin in Deutschland gingen seit

2011 um fast 60% zurück. Verstärkt wird in die Krankheitsvorbeuge, z.B. durch die Impfung, aber auch in digitale Lösungen zur Nutzung der Vielzahl vorliegender Gesundheitsparameter, investiert. Insbesondere die politischen Vorgaben aus Europa sind ein wichtiger Baustein, um den Weg zu ebnen, um wirksamere Impfstoffe, schnellere und genauere Diagnosetests und eine breite Palette von innovativen Lösungen für Tiergesundheit und Tierschutz zu entwickeln.

Quelle: Bundesverband für Tiergesundheit

Temperatur im Bienenstock als Krankheitsanzeiger

Wenn es im Winter draußen kalt wird, kuschelt man sich gerne zusammen. Bei Bienen ist dieser Mechanismus überlebenswichtig: Sie lagern sich im Zentrum des Bienenstocks zusammen. Eine funktionierende Temperaturregulierung innerhalb des Stocks ist auch über das ganze Jahr von entscheidender Bedeutung, sowohl für die Brut als auch zur Bekämpfung der sogenannten Varroamilbe. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung um Prof. Katharina Landfester und Dr. Stanislav Balouchev arbeiten in einem durch die Volkswagen-Stiftung finanzierten Projekt daran, die Temperaturverteilung in einem Bienenstock zu messen und schließlich auch aktiv zu beeinflussen.

Ein Bienenstock ist ein komplexes Ökosystem – nicht jede Biene kann für sich betrachtet werden, sondern die Ansammlung aller Bienen kann als ein einzigartiger und riesiger Superorganismus gesehen werden, der lebt und arbeitet – jedoch auch krank werden kann. Als der bedeutsamste Bienenschädling weltweit gilt die sogenannte „Varroamilbe“, die die Bienenkrankheit „Varrose“ auslöst. Larven werden geschädigt, wodurch die schlüpfenden Bienen ca. ein Zehntel kleiner werden als gesunde Bienen. „Nach ca. 18 Monaten nach dem ersten Befall ist ein Bienenstock tot, wenn nichts dagegen unternommen wird“, so Dr. Stanislav Balouchev vom MPI-P.

Zu einer der wichtigsten Waffen der Bienen im Kampf gegen die Krankheit zählt die erhöhte Temperatur, die Bienen in ihrem Bienenstock erzeugen können. Bienen können sich mit ihrer Brust auf eine Wabe pressen und durch Bewegung der Brustmuskeln die Temperatur innerhalb der Wabe soweit erhöhen, dass die Milbe sich deutlich weniger vermehrt und der Bestand in kurzer Zeit abstirbt. Zudem können befallene Bienen chemische Warnsignale aussenden, die dafür sorgen, dass andere Bienen ihr Hygiene-Verfahren ändern und sich an der befallenen Biene kratzen, um die Milbe so abschütteln.

Beide Methoden – entweder durch Temperaturerhöhung oder durch mechanisches Abkratzen der Milbe – erfordern jedoch genügend Energie, welche Bienen aus dem wertvollen Vorrat an Honig ziehen müssen. „Dort, wo es genug Blüten und damit Nektar gibt, zum Beispiel in Süd-Ost Asien, woher die Varroamilbe ursprünglich stammt, müssen diese Ost-Bienen (Apis cerana) keine Energie sparen“, erklärt Stanislav Balouchev. „In unserer Region dagegen ist für die heimischen West-Bienen (Apis mellifera) der Nektar jedoch ein kostbares Gut, und Bienen haben nicht unendlich viel Energie übrig, um gegen die Varroose zu kämpfen.“

In einem unlängst gestarteten und durch die Volkswagen-Stiftung finanzierten Projekt wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Arbeitskreises von Prof. Katharina Landfester die Temperatur in einem Bienenstock messen. „Wir wollen die optimale Temperaturverteilung in drei Dimensionen messen“, so Prof. Landfester. „Die mittlere Temperatur, wie man sie z. B. mit Thermometern erhält, nützt uns in diesem Falle nichts – wir wollen anhand der dreidimensionalen Temperaturverteilung erkennen, ob ein Bienenstock noch gesund ist oder in einzelnen Waben bereits befallen ist.“

Hierzu planen die Forscher, Miniatur-Temperatursensoren zu entwickeln, die bestimmte Anforderungen für den Einsatz erfüllen müssen. Zum einen müssen diese eine Genauigkeit besitzen, die eine Temperaturmessung besser als 0,1 °C erlaubt. Zudem muss die Messvorrichtung von den Bienen akzeptiert werden: Die Sensoren dürfen buchstäblich nicht „riechen“.

„Wir planen, die Sensoren so zu entwickeln, dass wir sie je nach Bedarf mit einem 3D-Drucker selbst drucken können und so die Temperatur in jeder einzelnen Bienenwabe messen können“, sagt Katharina Landfester. „Sollten wir Abweichungen von der optimalen Temperaturverteilung feststellen, wird ein nächster Schritt sein, eine aktive Temperaturregulierung zu entwickeln, die es erlaubt, punktuell im Bienenstock die Temperatur anzuheben.“

Für das Projekt wurden am MPI-P inzwischen mehrere Bienenstöcke aufgestellt. Die Bienen können sich über die nächsten Monate zunächst in ihre neue Umgebung eingewöhnen, bevor die Wissenschaftler damit starten, Sensoren zu entwickeln und die Bienenstöcke damit auszustatten.

Quelle: Max-Planck-Institut für Polymerforschung

Lahmheitserkennung: Wie früh ist früh genug?

Von Isabella Lorenzini, Dr. Bernhard Haidn, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft

Trotz der technologischen und züchterischen Fortschritte in der Milchviehhaltung hat sich in den letzten Jahrzehnten die Lahmheitsprävalenz auf europäischen Milchviehbetrieben nicht reduziert. Laut Studien sind in österreichischen und deutschen Milchviehbetrieben im Durchschnitt jeweils 31 % und 45 % Tiere lahm. Die Schmerzen und Leiden, die mit Lahmheit verbunden sind, dürfen nicht zur Gewohnheit werden; warum sind also Klauenerkrankungen ein noch so allgegenwärtiges Problem?

Die häufigste Ursache für Lahmheit sind Erkrankungen an der Klaue, die ihre Struktur verändern und sie in ihrer Funktion beeinträchtigen. Die Risikofaktoren für Klauenerkrankungen sind zahlreich, dabei wird zwischen internen und externen Faktoren unterschieden: zu den internen, also auf das Tier bezogene Risikofaktoren zählen die Genetik, die Rassenprädisposition, das Alter des Tieres sowie das Laktationsstadium. Zu den externen Faktoren gehören zum einen die baulichen Gegebenheiten des Stalles, zum anderen auch Managementfaktoren. Die Eingliederung in die Herde kann für junge Tiere zum Beispiel Stress bedeuten und die niedrige Rangordnung hat einen Einfluss auf Steh- und Liegezeiten sowie auf das Futteraufnahmeverhalten und auf die Klauengesundheit.
Auch die Abkalbung stellt einen Stressfaktor für den Organismus dar; die hormonellen Einflüsse, Stoffwechselbelastungen und Futterumstellung der Transitperiode können Klauenkrankheiten begünstigen. Zudem werden in der Frühlaktation Fettreserven im Körper des Tieres mobilisiert, hierzu zählen auch die Ballenfettpolster in den Klauen, die eine Stoßdämpferfunktion einnehmen und nach der Geburt dünner werden. Lange Stehzeiten und falsche mechanische Belastung können dann in Kombination mit einem dünnen Ballenfettpolster Quetschungen und Entzündungen der Lederhaut verursachen.

Die baulichen Gegebenheiten des Stalles, die einen maßgeblichen Einfluss auf die Klauengesundheit haben, sind zum Beispiel die Art und Anzahl der Liegeboxen, sowie die Bodenbeschaffenheit und eventuell vorhandene Entmistungstechnik. Managementfaktoren, die für gesunde Klauen ausschlaggebend sind, sind zum Beispiel die Fütterung, die aus einer wiederkäuergerechten, raufutterreichen Ration, mit einer ausreichenden Mineralien- und Spurenelementversorgung, bestehen sollte.

Gleichermaßen ausschlaggebend ist natürlich auch eine fachgerechte und regelmäßige Klauenpflege; diese sollte mindestens zweimal jährlich erfolgen, je nach Haltung und bei Hochleistung auch dreimal jährlich. Da der Zeitraum um die Geburt für Klauenerkrankungen besonders anfällig ist, erfolgt eine Klauenpflege am besten vor dem Trockenstellen der Tiere.

Lahme Tiere leiden
Lahmheit ist eine der teuersten Produktionskrankheiten der modernen Milchviehhaltung. Die Verluste infolge einer Lahmheit bestehen sowohl aus Kosten, die auf die Behandlung und auf den erhöhten Arbeitsaufwand zurückzuführen sind, als auch aus Kosten, die infolge von nicht ausgeschöpftem Leistungspotential der Tiere entstehen.

Klauenerkrankungen stellten in den letzten Jahren laut LKV Bayern etwa 9 % aller Abgangsursachen dar, demnach resultiert für lahme Tiere eine verkürzte Nutzungsdauer und dadurch eine höhere Remontierungsrate. Die Fruchtbarkeit lahmer Tiere ist reduziert, weshalb verlängerte Güst- und Zwischenkalbezeiten zustande kommen.
Eine Studie an der LfL in Grub hat gezeigt, dass Kühe, die schmerzhafte Klauen haben, tagsüber vermehrt liegen. Auch ihr Futteraufnahmeverhalten verändert sich, lahme Tiere stehen nämlich so wenig wie möglich und vermeiden Rangkämpfe und somit die Stoßzeiten am Futtertisch.

Eine weitere relevante Folge von Lahmheit ist der Milchverlust, und zwar sowohl die verworfene Milch infolge medikamentöser Behandlungen, als auch der Rückgang in der Milchproduktion, der laut Studien bei bis 360 kg pro 305-Tage Leistung liegt.

Lahmheit ist teuer
Es ist kompliziert, die genauen Kosten einer Lahmheit zu ermitteln, da so viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen und viele Verluste von der aktuellen Marktsituation abhängen.


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1. Thüringer Schweinegipfel

Wenn man bedenkt, dass für jeweils zwei Einwohner Thüringens ein Schwein gehalten werden muss (Pro-Kopf-Verzehr 35,7 kg p. a.), wurde es wohl Zeit für einen eigenen Schweinegipfel. Am 15. Mai fanden sich dann auch 200 Teilnehmer zur ersten Veranstaltung dieser Art ein. Von den insgesamt 222 Schweinhaltern Thüringens hatte sich also offensichtlich der größte Teil auf den Weg nach Waltershausen gemacht.

93% der Thüringer Sauen werden in Betrieben mit weniger als 500 Tieren gehalten und 85% der Mäster haben weniger als 2.000 Stallplätze, aber es gibt auch einige Großbetriebe in der Ferkelerzeugung. Knapp ¾ der Höfe bieten ihren Schweinen den gesetzlich vorgeschriebenen Platz an, ¼ nimmt an der Initiative Tierwohl teil und stellt 10% mehr Platz zur Verfügung und etwa 1% entfällt auf Bio-Betriebe.

Wie ihre Berufskollegen in anderen Bundesländern auch, sorgen sich Thüringer Bauern um ihre Zukunft. Der Endtermin für die betäubungslose Ferkelkastration steht fest, doch welche Lösung sie wählen sollen, wissen viele Ferkelerzeuger noch nicht. Auch beim Um- oder gar Neubau von Ställen herrscht Unsicherheit: wie soll der weitgehende Verzicht auf die Fixierung von Sauen baulich am besten umgesetzt werden. Für diese Problemfelder forderte Andre Telle, Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Thüringen, für seine Berufskollegen Planungssicherheit und fachliche Unterstützung.

Er verwies auch auf die erheblichen Zusatzbelastungen durch den Thüringer Filtererlass für bestehende große Anlagen und die dort geforderte Nachrüstung mit Abluftwäschern zur Verringerung der Ammoniak- und Geruchsemissionen. Gegenüber einem Stallneubau könnte die Investitionen um das 2- bis 3-fache höher ausfallen, je nach Produktionsrichtung. Die Stückkosten je Tier wüchsen, über die gesamte Produktionskette, um etwa € 15,- pro Jahr. Weil die Thüringer Schweinehalter diese Zusatz-Belastung durch den Markt nicht refinanziert bekämen, müsse es einheitliche Lösungen für Deutschland und Europa geben, forderte Telle.

„Fleisch – (k)ein Lebensmittel mit Zukunft“
In einem spannenden Vortrag beleuchtete Prof. Ulrike Weiler (Uni Hohenheim) das Lebensmittel Fleisch aus verschiedenen Blickwinkeln. Auch wenn der Markt für Fleischersatzprodukte jährlich um 18% steigt, pendelt der Fleischkonsum in Deutschland seit Jahren um die 60 kg pro Kopf und Jahr. Schwein verliert zwar tendenziell gegen Geflügel, liefert aber immer noch den Löwenanteil der tierischen Proteine.

Gerade der Verzehr von „rotem Fleisch“ sei in der Vergangenheit oft mit Gesundheitsgefahren in Verbindung gebracht worden, führte die Wissenschaftlerin aus. Heute aber rede z. B. keiner mehr über das „böse“ Cholesterin. Zwar gäbe es eine Korrelation zwischen hohem Fleischkonsum und gesteigerter Krebsanfälligkeit, die aber gelte genauso für den Unfalltod. Nicht „viel-Fleisch-essen“ sei der Grund für höhere Krankheitsanfälligkeit, sondern viel mehr der gesamte Lebensstil.

Über die Gesundheitsgefahren durch Fleisch-Verzicht, wie etwa Mangelerscheinungen, werde leider eher wenig geredet. Und allen die Angst vor Rückständen im Fleisch haben, empfiehlt Ulrike Weiler den Blick in den nationalen Rückstandkontrollplan. Der zeige nämlich, dass verschiedenste Rückstände in Wild, Honig und Gemüse weit höher ausfallen als in Fleisch.

Auch auf die Zielkonflikte zwischen Tierwohl. Umweltschutz und Genusswert ging die Professorin ein. Werde heute über tiergerechte Haltung gesprochen, denke kaum jemand dabei ans CO2. Bei Mutterkuhhaltung fallen je Kilo Schlachtgewicht 27,3 kg CO2EQ an, bei der Bullenmast aber nur 16,0 kg. Bei Rinderhaltung auf der Weide und 500 g Tageszunahme (ohne Kraftfutter) fallen 28,9 kg CO2EQ an. In der Stallhaltung mit Maissilage, Kraftfutter und 1.500 g Tageszunahme aber nur 7,0 kg CO2EQ.

Klimarelevant im Schweinestall sind vor allem Methan und Lachgas. Je Tierplatz und Jahr werden so aber ganz unterschiedliche Mengen von CO2 Äquivalenten (EQ) produziert. Auf Vollspalten 92,0 kg Methan und 29,6 kg Lachgas, bei Tiefstreu aber 80,5 kg Methan stolze 740,0 kg Lachgas!

Auch wenn man Genusswert und Klimabelastung gegenüberstellt, schneidet das edle Kobe-Rind eher schlecht ab. Je Kilo Schlachtgewicht produziert es 36 kg CO2EQ, verglichen mit nur 16 kg CO2EQ beim Mastbullen aus der Milchlinie. Moderne Mastschweine schlagen mit 3,3 kg CO2EQ zu Buche, das Wildschwein dagegen mit 10,2 kg CO2EQ.

Wer all dem entgehen möchte und lieber zum Kunstfleisch greift muss schließlich wissen, dass, neben Rinderstammzellen, zu dessen Herstellung u. a. ein Medium aus Hydrolysat von Cyanobakterien als Substrat, ein paar Wachstumsfaktoren/Hormone und natürlich Antibiotika von Nöten sind. Und auch der Burger aus pflanzlichem Fleischersatz hat seinen Blutgeschmack nur, wenn ihm Leghamoglobin als Hämoglobin-Ersatz beigemischt wurde.

Hähnchenhalter wählen Stefan Teepker an die Spitze: „Wir brauchen eine echte Perspektive für uns Tierhalter“

Der Bundesverband bäuerlicher Hähnchenerzeuger e. V. (BVH) hat einen neuen Vorsitzenden. Einstimmig ist Stefan Teepker, 38-jähriger Landwirt aus Handrup im südlichen Emsland, von der Mitgliederversammlung in dieser Woche an die Spitze des Berufsverbandes der deutschen Hähnchenhalter gewählt worden. „Ich freue mich sehr darauf, mit meinem starken Vorstandsteam die Zukunft der Hähnchenhaltung in Deutschland aktiv mitzugestalten“, bedankte sich Teepker vor den rund hundert Teilnehmern der Versammlung für das Vertrauen. „Unsere Aufgabe als Verband ist es, die tierwohlorientierte, nachhaltige und innovative Arbeit der deutschen Hähnchenhalter zu begleiten und zu unterstützen. Wir sind als Branche richtig gut aufgestellt – aber wir stehen auch vor gewaltigen Herausforderungen, die wir gemeinsam angehen wollen.“ Insbesondere in der Stärkung der Entwicklungsmöglichkeiten für die deutsche Erzeugung mit ihren hohen Standards sehe er eine wichtige Aufgabe seiner Arbeit als Vorsitzender, sagte Teepker und forderte hier auch die aktive Unterstützung der Politik ein: „Wir brauchen auch in Zukunft eine echte Perspektive für uns Tierhalter in Deutschland!“

Große Sorgen um die Zukunft der Hähnchenhaltung in Deutschland
Die Hähnchenhalter haben bei immer höheren Auflagen und immer strengeren Anforderungen große Sorgen um ihre Zukunft, das klang in der Versammlung immer wieder an. „Ein Wort zieht sich dabei wie ein roter Faden durch unsere Arbeit – und zwar das Wort Zielkonflikte. Die gegenläufigen Anforderungen zwischen Tierwohl und Umweltschutz ohne eine zufriedenstellende Lösung machen eine Planbarkeit für uns Tierhalter enorm schwierig“, kritisierte Teepker ein fehlendes Gesamtkonzept im Rahmen der Nationalen Nutztierstrategie des BMEL. In seinem Jahresbericht hatte Teepker, bislang stellvertretender Vorsitzender des BVH, einige zentrale Herausforderungen aufgezeigt: Die Novelle der TA Luft, die Überlegungen zum staatlichen Tierwohlkennzeichen, das Hin und Her bei der Düngeverordnung, die Diskussionen um den Antibiotikaeinsatz und die starke Marktposition osteuropäischer Erzeuger bei einer fehlenden Kennzeichnung der Herkunft von Geflügelfleisch in der Gastronomie. Gerade die Herkunftskennzeichnung sei ein wichtiges Thema, so Teepker: „Denn Hähnchenfleisch ist bei den Deutschen beliebter denn je. Aber der Druck aus dem Ausland ist da! Und damit unsere hohen Standards überhaupt wahrgenommen werden, brauchen wir eine verlässliche Kennzeichnung auch in der Gastronomie.“

Thomas Korte einstimmig zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
Stefan Teepker folgt in der Funktion des BVH-Vorsitzenden auf Rainer Wendt, der sein Amt im Februar dieses Jahres niedergelegt hatte. Zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden wurde Thomas Korte aus Surwold/Emsland gewählt. Neu im 15-köpfigen Vorstandsteam des BVH ist Peter Vollmers aus Stade. Nach 13 Jahren aktiven Engagements wurde Diedrich Dammann aus dem Vorstand verabschiedet.

Der BVH-Vorstand
Vorsitzender: Stefan Teepker
stellv. Vorsitzender: Thomas Korte
Weitere Vorstandsmitglieder: Philipp Beckhove, Richard Danninger, Dietmar Deitermann, Sven Diekhaus, Marion Dorn, Christian Högl, Jürgen Hörstmann, Thomas Korte, Matthias Meckmann, Dr. Andreas Schröder, Kristin Schultz, Peter Vollmers, Josef Wohlfrom.

Quelle: ZDG

Preis der Tiergesundheit 2019: 55 Bewerbungen aus Deutschland und Österreich bei MSD Tiergesundheit eingegangen

Bewerbungsphase mit großem Erfolg abgeschlossen – Jury besucht und bewertet die besten Betriebe – Preisverleihung findet im September 2019 in Berlin statt

55 Milchviehbetriebe aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands sowie aus Österreich haben sich für den Preis der Tiergesundheit in den letzten Monaten bei MSD Tiergesundheit beworben. Schriftlich, bebildert oder per Video – die teilnehmenden Landwirte und Betriebe haben ihre Maßnahmen zur Kälbergesundheit umfassend dargestellt. Und eines lässt sich jetzt schon sagen: Die Qualität der eingereichten Konzepte ist hoch.

„Die Bereitschaft zur Teilnahme an diesem neuen Preis ist erfreulich groß. Dies zeigt, wie sehr sich die Landwirte mit dem Thema Tiergesundheit auseinandersetzen. Eine Kombination aus innovativen Managementmaßnahmen, tiergerechten Haltungsbedingungen und vorausschauenden Impfkonzepten bilden dabei zumeist den Grundstein.“ erklärt Dr. Stefan von Rüden, Leiter Geschäftsbereich Nutztier bei MSD Tiergesundheit.

Eine unabhängige Jury prüft die Bewerbungen

Seit dem Ende der Bewerbungsphase am 01. Mai werden alle Betriebe, die eine Kälbergesundheitsstrategie eingereicht haben besucht, um die Maßnahmen zu dokumentieren und dadurch für die unabhängige Expertenjury vergleichbar zu machen.
Wird ein Betrieb in die engere Auswahl genommen, findet ein weiterer Besuch mit Vertretern der Jury statt.

Durch den Preis der Tiergesundheit sollen Erfolge von Landwirten durch innovative, nachhaltige Haltungs- und Gesundheitskonzepte im Bereich der Kälberaufzucht ins Rampenlicht gestellt werden und so nicht nur untereinander zum Erfahrungsaustausch anregen, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Preisverleihung findet im September 2019 in Berlin statt

Der „Preis der Tiergesundheit“ wird im September 2019 in einem feierlichen Rahmen verliehen. Die drei Erstplatzierten erhalten ein zweckgebundenes Preisgeld für die Umsetzung weiterer Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergesundheit und – haltung.

Mehr Informationen zum „Preis der Tiergesundheit“ erhalten Sie unter www.preisdertiergesundheit.com

„Preis der Tiergesundheit“ 2019 – die Jury:

Prof. Dr. Katrin Mahlkow-Nerge
Professorin für Tierernährung an der Fachhochschule Kiel

Dr. Caroline van Ackeren
Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg

Dr. Johann Gasteiner
Stellvertretender Direktor und Leiter für Forschung und Innovation, Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein, Österreich

Dr. Christian Koch
Lehr- und Versuchsanstalt Hofgut Neumühle

Herr PD Dr. Karsten Donat
Geschäftsführer der Thüringer Tierseuchenkasse

Herr Dr. Carl-Christian Gelfert
Fachberatung Rind, MSD Tiergesundheit

Quelle: MSD Tiergesundheit

Newcastle Disease: Biosicherheit und Impfpflicht

Von Dr. Heike Engels

Zeigt Geflügel Atemnot, grünlichen Durchfall sowie zentralnervöse Symptome mit rascher Todesfolge, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Infektion mit dem virulenten Stamm aviärer Paramyxoviren vom Serotyp I (APMV-1). Was sich so kompliziert anhört, beschreibt die bekannte anzeigepflichtige Tierseuche Newcastle Disease (ND).

An Newcastle Disease erkrankte Tiere sitzen meist mit offenem Schnabel in dunklen Ecken. Sie atmen schnarchend und niesen häufig. Außerdem ist ein drastischer Rückgang der Legeleistung zu bemerken sowie dünnschalige bis schalenlose Eier und wässriges Eiklar. Die Schwere des Krankheitsverlaufs ist abhängig von der betroffenen Tierart, dem Alter und Immunstatus sowie der Pathogenität des ND-Virus. Bei rascher Ausbreitung innerhalb der Herde treten Todesfälle ohne vorher sichtbare Symptome auf. Die Todesrate erkrankter Tiere beträgt bis zu 100 %. Ist der Verlauf etwas verzögert, dann überwiegen Symptome wie hochgradige Apathie mit Verweigerung von Futter- und Wasseraufnahme, geschwollene Augenlider, bläulich verfärbte Kämme und Atemnot. Diese Tiere können die ND überleben, sind aber zeitlebens geschädigt und fallen später durch Lähmungen der Bein- und Flügelmuskulatur sowie Halsverdrehen auf. Das Krankheitsbild erinnert in ihrem schweren Verlauf an die Geflügelpest, daher wird die Newcastle-Krankheit in Fachkreisen auch als atypische Geflügelpest bezeichnet.

Schneller Verlauf mit Todesfolge
Doch die Erkrankung richtet nicht nur bei den erkrankten Tieren selbst großen Schaden an, sondern führt auch zu schweren wirtschaftlichen Folgen für Tierhalter und ganze Regionen. Betroffene Tierbestände müssen sofort getötet werden, großräumige Sperren um den Seuchenherd werden errichtet. Aufgrund von Handelsbeschränkungen kommt es zu schwerwiegenden Problemen im Absatz von Tieren und ihren Produkten auf dem Markt. Hühner und Puten gelten als besonders empfänglich für ND, aber auch Enten, Gänse, Strauße oder Tauben und sogar Pinguine, Raben, Papageien und Kanarienvögel können sich infizieren oder zumindest das Virus in sich tragen und verbreiten ohne selbst erkranken. Die Newcastle-Krankheit ist hochansteckend. Die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten der ersten Krankheitsanzeichen beträgt nur drei bis sechs Tage. Die Übertragung des Virus kann auf zwei Wegen geschehen: direkt von Tier zu Tier und indirekt über Fahrzeuge, Mist, Futter oder Transportkisten sowie über den Menschen. Infizierte Vögel scheiden das Virus über die Luftwege sowie über Sekrete und Exkrete aus. Durch den direkten Kontakt von Tier zu Tier im Stall oder auf dem Transport (auch von geschlachteten Tieren, Bruteiern oder Eintagsküken) breitet sich das Virus sehr schnell aus. Für den Menschen ist die Newcastle-Krankheit nicht gefährlich, es kann bei Infektion eine Bindehautentzündung auftreten.

Anzeigepflichtige Tierseuche
Newcastle Disease kommt in vielen Ländern in Zentral- und Südamerika, Asien, Mittlerer Osten und Afrika endemisch vor.


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